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Interpretation

Szenen­ana­lyse Kabale und Liebe 3.Akt 4.Szene. Friedrich Schiller

1.170 Wörter / ~3½ Seiten sternsternsternsternstern_0.75 Autorin Bianca B. im Okt. 2012
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Interpretationen von Pflichtlektüren zum Abitur: Schülerwerke zu Effi Briest, Der Vorleser, Tschick, Nathan der Weise, Die Räuber, Kabale und Liebe, Wilhelm Tell, Das Parfum, Andorra
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Interpretation
Deutsch

Universität, Schule

Gymnasium Ritterhude

Note, Lehrer, Jahr

2012, Hausaufgabe keine note

Autor / Copyright
Bianca B. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.33 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.75
ID# 23708







Inhalt: "Kabale und Liebe" von Fried­rich Schiller ist ein Schlüs­sel­werk des Sturm und Drang, das die tragi­sche Liebe zwischen Ferdi­nand und Luise thema­ti­siert. Die vierte Szene des dritten Aktes offen­bart einen inten­siven Dialog der beiden Lieben­den, geprägt von Konflikten und gesell­schaft­li­chen Zwän­gen. Hierbei stehen Ferdi­nands Pläne zur Flucht im Kontrast zu Luises resi­gnie­render Haltung, die durch fami­liäre Loya­lität und Stan­des­be­wusst­sein moti­viert ist. Diese Szene ist entschei­dend für den weiteren Verlauf des Dramas und bietet tiefe Einblicke in die Charak­tere sowie die dama­lige Gesell­schafts­struk­tur.
#Gesellschaftliche_Ordnung#Dialog_Analyse#Liebe_Konflikt

Kabale und Liebe – Friedrich Schiller

Szenenanalyse 3.Akt 4.Szene

 

Bei dem Dialog, der im Folgenden analysiert wird, handelt es sich um die 4.Szene im 3. Akt des bürgerlichen Trauerspiels „Kabale und Liebe“. Das Drama, dessen Uraufführung im Jahre 1784 stattfand, wurde von Friedrich Schiller verfasst und wird heute als typisches Theaterstück für die Epoche des „Sturm und Drang“ angesehen. Die Handlung des Dramas befasst sich mit der Liebe zwischen dem adligen Ferdinand, der Sohn des Präsidenten, und der bürgerlichen Luise Miller. Durch diesen Ständeunterschied sind beide Väter gegen die Beziehung, weshalb schließlich der Präsident und sein Sekretär Wurm eine Intrige Planen, die zum Tod der beiden führt.  Im Kern kritisiert das Drama die Machenschaften und die vor allem oftmals egoistische treibende Kraft des Adels und die damalige Ständeordnung.

 

Die 4. Szene im 3.Akt ist ein Dialog zwischen Ferdinand und Luise, welche sich in der Wohnung der Familie Miller befinden. Zuvor kam es schon zu Streitigkeiten mit dem Präsidenten, der durch die Verkündung einer Hochzeit zwischen Ferdinand und Lady Milford, bereits versuchte die Liebe der beiden zu beenden. Aber auch der Vater von Luise ist gegen die Beziehung, da er sich zum einen um seinen Ruf, aber zum anderen auch um seine Tochter Sorgen macht. Kurz vor dem Dialog kommt es dann zu einem Konflikt aller Beteiligten, wobei der Präsident unter anderem droht die Familie  Miller einzusperren und Ferdinand schließlich die geheimen Machenschaften seines Vaters, wodurch er Präsident wurde,  aufdecken möchte. Daraufhin schmieden der Präsident und sein Sekretär Wurm eine Intrige um die beiden auseinander zu bringen, welche aber zum Zeitpunkt des analysierenden Dialoges noch nichts davon ahnen.  

 

Schon zu Beginn der Szene wird verdeutlicht, dass Luises Sprechziel ist, die Beziehung zu beenden, da „all ihre Hoffnungen gesunken sind“(S.65, Z.303) und sie an „keine glücklichen Tage“ (S.65, Z.302) mehr glaubt. Sie hat also keine Kraft mehr sich gegen die Gesellschaftliche Ordnung zu stellen. Ferdinands Hoffnungen dagegen sind gestiegen (S.65, Z.304), was verdeutlicht, wie unterschiedlich die beiden Charaktere sind und wie verscheiden sie mit der derzeitigen Situation umgehen.

 

Ferdinand berichtet Luise, dass sein Vater „alle Geschütze gegen uns[ Luise und Ferdinand] richten“ wird (S.65, Z.305) und dieser ihn somit durch sein Verhalten zwingen wird seinen Vater zu verraten. Durch die Aussage „Ich stehe nicht mehr für meine kindliche Pflicht“ (S.65, Z.307) bekommt man den Eindruck, dass er stolz darauf ist sich nicht seinem Vater zu unterwerfen und des Weiteren macht er Andeutungen den „Riesensprung“ (S.65, Z. 311) zu wagen, welches ein Hinweis auf sein Sprechziel ist, mit Luise zu fliehen und wo anders ein neues Leben zu beginnen. Luise reagiert mit ablehnender Haltung, welches ihren schlechten Gemütszustand beschreibt. Dies ignoriert Ferdinand aber zunächst, indem er weiter auf seine Pläne eingeht und durch rhetorische Fragen wie zum Beispiel „warum wagen, wo nichts gewonnen wird und alles verloren werden kann?“ versucht, auch Luise zu diesen neuen Hoffnungen hinzureißen. Ferdinand geht sogar so weit, dass er die Verbindung zu seinem Vaterland aufkündigt. „Mein Vaterland ist, wo mich Luise liebt“ (S.65, Z.320) wodurch auch wieder seine Abneigung zu seinem Vater, und zu der Gesellschaftlichen Ordnung seines Landes deutlich wird. Er stellt Luise über vielerlei Dinge und alleine „ein Lächeln seiner Luise ist Stoff für Jahrhunderte“ (S.66, Z.329). Doch auch weiterhin ist Luise abgeneigt und nun wird deutlich wie ignorant Ferdinand ist, da er sie einfach umarmt und sie nicht wirklich ernst nimmt.

 

Luise verdeutlich nun ihren Abstand in dem sie Ferdinand ernsthaft entgegnet, dass Sie das einzige Vermögen ihres Vaters sei und sie Angst um ihn hat, weshalb Ferdinand sie verlassen soll. Hierdurch wird auch die enge Verbindung zwischen Luise und ihrem Vater deutlich. Ab diesem Punkt ändert sich der Redeanteil des Dialogs. Zuvor hatte Ferdinand den hauptsächlichen Part und ist nicht wirklich auf Luise eingegangen, woraus man auch schließen kann, dass er versucht den Dominanteren Part zu übernehmen. Auf diesen bestimmenden Charakter weißt auch die Tatsache hin, dass Ferdinand oftmals die Imperativ Form verwendet „wir fliehen“ “(S.66, Z.341).Der Redeanteil verändert sich jedoch ab jetzt, da Luise ihre Meinung deutlicher vertritt.

 

Nach diesem Wendepunkt entgegnet Ferdinand zwar, dass es kein Problem sei dass ihr Vater sie „begleiten“ (S.66, Z. 336) wird, Jedoch denkt Luise an die Probleme dieser Flucht und Sie ist nicht bereit diesen „Frevel“ (S.66, Z.346) einzugehen. Sie verzichtet also lieber, und stellt dieses als Stärke da, woraus man schließen kann, dass sie stolz darauf ist. Ferdinands einfache Entgegnung „Wirklich?“ (S.66, Z.348) macht deutlich wie wenig Ferdinand mit Luises Ablehnung gerechnet hat und wie wenig er ihre Position versteht.

 

Der nächste Sprechakt von Luise ist ein sehr wichtiger, da sie zunächst auf den Ständeunterschied aufmerksam macht, da Ferdinands Herz seinem Stande gehöre, aber auch ihre Liebe zu ihm mit einem „Kirchenraub“(S.67, Z.353) vergleicht. Diese Verbindung mit der Kirche ist ein wichtiger Grund für den Wunsch der Trennung. Dass Ferdinand nun an seiner Unterlippe nagt zeigt, dass er nun Luises Worte ernst nimmt. Im nächsten Abschnitt möchte Luise ihn versöhnlich stimmen, in dem sie sich als „Verbrecherin“ (S.67, Z.363) darstellt und sie noch einmal darauf eingeht, wie ihre Liebe die „Fugen der Bürgerwelt auseinandertreiben“ (S.67, Z.365) würde. Zudem geht sie auch wieder darauf ein wie stolz sie ist, dass es ihr „Opfer“ war. Sie stellt es also als löblich dar, sich an die Standeskonventionen zu halten. Ferdinand reagiert sehr wütend und zerstört eine Violine, was zeigt wie sehr ihm diese Trennung nahe geht. Luise beginnt sich selbst zu bemitleiden „Leer und erstorben ist meine Zukunft“ (S.67, Z.378) und bezeichnet ihre Liebe schon als „verwelkten Strauß der Vergangenheit“. Da sie ihn nur mit „Herr von Walter“ anspricht, zeigt bereits ihre Distanz zu ihm.

 

Als Luise auch auf eine erneute Aufforderung Ferdinands ihm zu „folgen“ nur mit ihrer Pflicht zu bleiben entgegnet, kommt es zu einem erneuten Wendepunkt des Dialoges. Ferdinand beginnt den Grund für Ihr Verhalten zu finden, da er die Abhängigkeit zur Gesellschaftlichen Ordnung nicht versteht. Er kommt zu dem Entschluss, dass sie wegen einem anderen „Liebhaber“ nicht mitgehen möchte. Und Luise entgegnet nur, dass diese Vermutung sein Elend vielleicht lindern würde. Dies bestärkt Ferdinand nur in seiner Vermutung woraufhin er die Wohnung verlässt. Am Ende dieser Szene hat sich also das Verhältnis der beiden zueinander drastisch verändert.

Zu der Sprache der beiden Figuren ist zu sagen, dass beide die für ihren Stand typische Alltagssprache verwenden. Ferdinand benutzt vor allem zu Beginn, wenn er seine Liebe zu Luise schildert, viele Metaphern. Am Ende hingegen kochen seine Emotionen vor Wut über, und er benutzt eine sehr einfache Sprache, welches zum Beispiel am Wort „Schlange“ deutlich wird.

 

Im Allgemeinen Zusammenhang ist die Szene sehr wichtig, da Ferdinand nun denkt, dass Luise einen Anderen hat. Dies führt dazu, dass er die Intrige des Präsidenten und Wurms viel leichter glaubt. Aber auch die Verletzung seiner Gefühle durch die Ablehnung der gemeinsamen Zukunft spielt eine wichtige Rolle in Hinblick auf den Mord am Ende des Dramas. Die Szene zeigt aber auch wichtige Charaktereigenschaften der beiden Figuren, da Ferdinands egoistischen aber auch wütenden Seiten deutlich werden. Bei Luise erkennt man den enormen Einfluss durch die Väterliche Autorität und die vorherrschende Ständeordnung wodurch ihre Entscheidungen geprägt werden.


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