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Interpretation

Szenen­ana­lyse Emilia Galotti - 2. Aufzug 3. Auftritt - Lessing

1.197 Wörter / ~3 Seiten sternsternsternsternstern Autorin Deniz W. im Mrz. 2020
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Dokumenttyp

Interpretation
Deutsch

Universität, Schule

Bingen am Rhein

Note, Lehrer, Jahr

2020

Autor / Copyright
Deniz W. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.03 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern
ID# 92847







Inhalt: Diese Inter­pre­ta­tion liefert detail­lierte Einblicke in die Charak­tere und Dyna­miken des zweiten Aufzugs, dritten Auftritts von Lessings "Emilia Galot­ti". Sie beleuchtet die Bezie­hungen zwischen den Figuren und deren Moti­va­tio­nen, wodurch Leser ein tieferes Verständnis für das Werk entwi­ckeln können. Die Analyse der Sprache und Regie­an­wei­sungen ermög­licht es zudem, die subtilen Nuancen des Dramas zu erfassen und dessen Bedeu­tung im Kontext der Epoche der Aufklä­rung zu verste­hen.
#Charakteranalyse#Dialoginterpretation#Sprachstilanalyse

Szenenanalyse Emilia Galotti II, 3

Das bürgerliche Trauerspiel „Emilia Galotti“ von Gotthold Ephraim Lessing wurde 1772 erstmals veröffentlicht und thematisiert die willkürliche Herrschaft des Adels im Kontrast zur Tugendhaftigkeit der Bürger. Es ist ein Drama aus der Epoche der Aufklärung und handelt von dem Prinzen von Guastalla, der besessen von der bürgerlichen Emilia Galotti ist und alles dafür tut, um sie für sich zu gewinnen.
Emilias Familie besitzt ein Landgut, auf dem Pirro, ein Bediensteter, für die Familie arbeitet. In der dritten Szene des zweiten Aktes findet zwischen ihm und dem Verbrecher Angelo ein Dialog statt. Die beiden waren bei einem Überfall Komplizen und Pirro soll nun dafür von Angelo mit Geld belohnt werden. Hier erfährt man Einiges über deren Verhältnis. Doch Angelo, auf den ein Kopfgeld ausgesetzt wurde, hat eigentlich nur die Absicht, Informationen über die Hochzeit von Emilia Galotti und dem Grafen Appiani zu erfahren, da er scheinbar seinen nächsten Plan geschmiedet hat.

Der Bedienstete Pirro erhält heimlich Geld vom gesuchten Verbrecher Angelo vor dem Landgut.
Der Bedienstete Pirro erhält heimlich Geld vom gesuchten Verbrecher Angelo vor dem Landgut.

Wenn man sich die Sprache in diesem Dialog genauer anschaut, wird deutlich, dass viele Ausrufe und knappe Sätze verwendet werden (S.25, Z.12: "So gib nur!). Dadurch kommt einem das Geschehen eher unruhig und hektisch vor, da Angelo unerwartet erschienen ist und eigentlich auch gar nicht anwesend sein sollte (S.24, Z.23: "Was willst du?). Die beiden reden ziemlich vertraut miteinander, sie kennen sich scheinbar schon länger. Sie kennen auch beide Odoardo, da Angelo in der Vergangenheit für ihn gearbeitet hat. Doch dieser redet ziemlich abfällig über Odoardo (S.25, Z.19ff: "Da kam ja der alte Galotti so ganz allein in die Stadt gesprengt. Was will der?"). Pirro hingegen bleibt im ganzen Dialog relativ neutral und fasst sich weitgehend kurz.
Außerdem gibt es auch einige rhetorische Fragen (S.24, Z.28: "Hast du vergessen?). Da bei diesen Fragen keine konkrete Antwort erwartet wird, dient sie eher dazu, das Gegenüber zu beeinflussen. In diesem Fall ist es Angelos Absicht, Pirro zum Reden über die gemeinsame Straftat zu bringen, was er auch schafft.
In diesem Gespräch ist es auch unübersehbar, dass Angelo einen sehr großen Redeanteil hat. Er redet viel über den Überfall (S.25,Z.2f: "Hatte ja die Güte, uns auch einen kostbaren Ring zu hinterlassen.") und schweift dann vom Thema ab (S.25,Z.19: "Eins muss ich noch fragen."). Als Angelo und Pirro dann über Odoardo sprechen, hat Pirro ausnahmsweise einen größeren Redeanteil, denn er warnt unter anderem Angelo vor einer Begegnung mit Odoardo (S.25,Z.30f: "So bald, dass er dich hier trifft, so du noch lange verziehest."). Als Angelo erneut vom Thema abkommt und beginnt, über die Hochzeit zu sprechen, übernimmt er wieder die größere Gesprächsrolle und Pirro gibt ihm nur knappe Antworten (S.25,Z.33: "Gegen Mittag.").
Durch diese Aufteilung der Gesprächsanteile wird deutlich, dass Pirros Charakter eher zurückhaltend, Angelos eher offen und selbstbewusst zu sein scheint. Angelo traut sich sogar, zu Pirro zu kommen, obwohl auf ihn ein Kopfgeld ausgesetzt wurde (S.24,Z.20: "Du bist seit deiner letzten Mordtat vogelfrei erkläret;"). Dadurch wird aber auch gezeigt, dass er Pirro vertraut und keine Furcht davor hat, dass Pirro das Kopfgeld haben will. Angelos Charakter lässt sich besonders als furchtlos beschreiben. Obwohl er bereits verfolgt wird, plant er den nächsten Überfall und tritt dazu erneut mit Pirro in Kontakt, um ihn um seine Hilfe zu bitten (S.26,Z.14f: "Und auch bei diesem Verbrechen soll ich dein Mitschuldiger sein?").
Pirro hingegen wirkt auf den ersten Blick wie das komplette Gegenteil. Er äußert vor Angelo nicht einmal seine Meinung zu Odoardo, sondern bleibt in dieser Situation sachlich, während Angelo ausschweift und über ihn herzieht (S.25,Z.31: "Wenn darum bei ihm nur viel zu holen wäre!"). Außerdem kommt es so rüber, als würde er es bereuen, der Komplize von Angelo gewesen zu sein, denn er will zuerst das Geld nicht annehmen, bis Angelo ihn dazu überredet (S.25,Z.8: "Ich mag nicht - behalt alles."). Seine Angst davor, dass irgendjemand von der Straftat erfahren könnte, ist auch unübersehbar und lässt sich leicht deuten (S.25,Z.1: "Wenn uns jemand hörte!").
Obwohl Angelo und Pirro charakterlich sehr unterschiedlich auftreten, haben sie dennoch ein scheinbar starkes Verhältnis zueinander. Vermutlich haben sie auch gar keine andere Wahl dazu, da beide das Geheimnis des jeweils anderen mit sich tragen und sie sich gegenseitig verraten könnten. Also muss eine gewisse Vertrauensbasis vorhanden sein, denn sonst wäre Angelo vielleicht schon tot oder beide im Gefängnis. Beispielsweise verrät Pirro Angelo alle Fakten über die Hochzeit ohne zu zögern (vgl. S.25, Z.32-35 und S.26,Z.1-7). Außerdem werden sie irgendwie auch durch Odoardo verbunden, da Angelo für ihn in der Vergangenheit gearbeitet hat und Pirro es aktuell tut. Ob beide aber die gleiche Meinung zu ihm haben, lässt sich nur vermuten, denn nur Angelos Meinung zu Odoardo ist in diesem Dialog erkennbar (S.25,Z.20: "der alte Galotti"). Zu Odoardo selbst lässt sich nur vermuten, dass er Angelo eventuell schlecht behandelt hat, als dieser für ihn gearbeitet hat. Diese Vermutung lässt sich allerdings nicht bestätigen, da Pirro, der jetzt für Odoardo arbeitet, seine persönliche Meinung nicht äußert. Dennoch ist eine Spannung zwischen den Männern spürbar. Es ist wahrscheinlich trotzdem ein bisschen Misstrauen vorhanden. Das merkt man zum Beispiel am Anfang des Dialogs, als Angelo nachfragt, ob Pirro nicht das Kopfgeld haben wolle (vgl. S.24,Z.22). Außerdem ist Pirro unter anderem für Angelo ein Mittel zum Zweck, da Angelo von ihm viele Informationen über die Hochzeit wissen will (S.25,Z.32: "Wenn fahren die junge Leute nach?") oder erneut versucht, ihn zu einer Straftat zu überreden (S.26,Z.16: "Du reitest vorauf.").
Pirro müsste Angelo in dieser ganzen Sitiation aber überlegen sein. Denn er könnte den Verbrecher jederzeit verraten und das Kopfgeld bekommen. Auch, dass Pirro einen festen Beruf hat und Angelo sich vor jedem Menschen verstecken muss zeigt, dass Angelo in gewisser Weise abhängig von Pirro ist. Denn für Pirros Mithilfe an dem Überfall sind uns keine Beweise bekannt, also könnte Angelo sich bei einem Verrat nicht einmal rächen.
Angelos überzeugende Art macht sich auch durch die Regieanweisungen deutlich. Als er versucht, Pirro das Geld anzudrehen, gibt er vor, wieder gehen zu wollen (S.25,Z.18f: "Tut, als ob er gehen wollte, und kehrt wieder um."). Da Pirros Textanteile wiederum sogut wie keine Regieanweisungen aufzeigen, könnte man meinen, er würde die ganze Zeit nur dastehen und nichts tun, was auch seinen zurückhaltenden und ruhigen Charakter unterstreichen würde.
Die Regieanweisungen im Allgemeinen unterstreichen also den Charakter der Personen und machen nur noch deutlicher, was bereits über sie herausgefunden wurde.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Angelo und Pirro sehr unterschiedliche Menschen sind, aber dennoch durch eine gemeinsame Vergangenheit zusammengeschweißt sind. Pirro hat aus seinem Fehler gelernt, Angelo macht trotz Verfolgung genauso weiter wie vorher. Unter anderem verbindet Odoardo die beiden auch miteinander, da sie ihn beide kennen und für ihn arbeiten beziehungsweise gearbeitet haben.
Was diese Szene allerdings für das restliche Drama bedeutet, lässt sich jetzt noch nicht sagen. Wenn Angelo den Überfall auf Emilia Galotti und Graf Appiani ausübt, könnte er zum Beispiel gefasst werden. Angelo könnte aber auch erfolgreich sein und Schmuck stehlen oder jemand weiteren umbringen.
Jedenfalls war diese Szene sehr interessant zu lesen, da man erkennt, dass auch Charaktere, die zuerst unwichtig erschienen, eine größere Rolle im Drama spielen können. Man ist auch gespannt darauf, zu erfahren, welche Auswirkungen sich später bemerkbar machen. Allgemein lernte man über Angelo und Pirro in diesem Dialog schon ziemlich viel und ich würde gerne wissen, ob sie in der weiteren Geschichte noch eine größere Rolle spielen werden.


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