„Kabale und Liebe“ - Friedrich
Schiller
Szenenanalyse: Szene 4, Akt 1
Die vierte Szene des ersten Aktes aus
Friedrich Schillers „Kabale und Liebe“ aus der Epoche des Sturm und Drangs,
befasst sich mit einem Dialog zweier sich liebenden Personen, welche jedoch die
standesmäßigen Schranken trennen. In der Szene tritt der adelige Ferdinand das
erste Mal auf indem er das Haus der Millers aufsucht. Sie beinhaltet das
Gespräch zwischen Ferdinand und Luise, welcher ihr seine Liebe erklärt und
fragt weswegen sie so trübselig ist. Luise führt die Standesunterschiede auf
doch Ferdinand will davon nichts hören. Er ist der Meinung, dass ihre
gemeinsame Liebe alle Grenzen überschreiten kann und ist gleichermaßen
enttäuscht von ihr dass sie überhaupt über so etwas nachdenken kann. Er erklärt
ihr dass ihn der Standesunterschied nicht kümmert und dass sie sich vor nichts
fürchten solle, da er über sie wachen wird damit sie bis ans Ende ihrer Leben
bei ihm bleibe. Luise ist innerlich sehr gerührt über diese Liebeserklärungen
jedoch glaubt sie an die Hoffnungslosigkeit ihrer Gefühle und stürmt aufgewühlt
aus dem Zimmer. Ferdinand folgt ihr schweigend.
In einem deutschen Zimmer des 18. Jahrhunderts gesteht der adlige Ferdinand der nachdenklichen Bürgerstochter Luise seine Liebe.
Zunächst ist Luise sehr
aufgeschlossen Ferdinand gegenüber und erfreut ihn zu sehen, sie fällt ihm
regelrecht um den Hals (S. 18, Z. 6). Das zeigt wie sehr sie sich freut ihn zu
sehen, ihre Sehnsucht nach ihm wurde beglichen. Auch Ferdinand entgegnet diese
Begrüßung mit einer respektvollen Geste (S. 19, Z. 1). Er beginnt direkt mit
dem Thema ihrer Liebe zueinander, indem er ihr seine gesteht und nach einer
Bestätigung der Erwiderung ihrer Gefühle sucht. Er verwendet ein Paradoxon,
dass er zu ihr fliegen würde (S. 19, Z. 3) um deutlich zu machen welche Mittel
er anwendet, lediglich um sie sehen zu können.
Ferdinand bemerkt Luises Zwiespalt
und spricht dass er in ihre Seele schauen kann welches er deutlich macht indem
er diesen Blick mit dem Blick durch den Brillanten vergleicht. Der Ring ist
nochmal ein Symbol für den Wohlstand seiner selbst (S. 19, Z. 7/8).
Luise bedient sich selber vieler
Modalverben wie ‚wüsstest‘ da sie die Liebe nicht für erfüllbar hält und sie
somit von sich distanziert.
Von dem ergebenen Ferdinand welcher
anfangs so zärtlich auftritt, wechselt sein Bild zu einem Besitzergreifenden
Ferdinand, da er Luise nun als sein Eigentum ansieht (S. 19, Z. 18). Er versucht
ihr Schuldgefühle zu machen indem er ihre vollkommene Liebe zu ihm anzweifelt (S.
19, Z. 20-22). Er personifiziert seine Vernunft mit dem Wort schmelzen was den
Ausdruck noch einmal verstärken soll und wie hilflos er doch in ihrer Nähe ist
und sich nicht mehr halten kann.
Luise hingegen versucht Ferdinand
wieder auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen indem sie ihm erklärt, dass
sie sich keineswegs in eine Glückliche Zukunft begeben, egal wie sehr er sie
auch versucht mit seiner liebe weg zu locken von den Tatsachen, sondern, dass
sie sich so oder so damit in den Abgrund stürzen werden und selbst Ferdinand
dagegen nichts tun kann. Sie sagt ihm deutlich, dass sie realistisch in die
Zukunft blickt. Sie redet Ferdinand hoch und sich selbst macht sie damit umso
kleiner (S. 19, Z. 26 ff.). Luise verwendet den Dolch als klares Zeichen wie
gefährlich und wie tödlich ihre Beziehung sei (S. 20, Z. 2).
Ferdinand reagiert auf diese, in
seinen Augen völlig schwachsinnige Behauptung, aufgebracht und entgegnet direkt
einer rhetorischen Frage. Er vergleicht seine Bindung zu Luise mit der Bindung
zweier Herzen oder dem Auseinanderreißen der Töne eines Akkords. Er bezeichnet
die Liebe zu Luise als einzigen Ausweg von dem schlechten Gerede durch seinen
Vater glücklich davon zu kommen (S. 20, Z. 10-12).
Von dem besitzergreifenden Ferdinand
wird er in seiner poetischen Redeweise wieder zu dem selbstlosen Ferdinand der
alles für seine Luise geben würde (S.20, Z. 15 ff.) und welche lasten er auf
sich nehmen will für sie. Ferdinand unterstreicht mit der übermäßigen
Selbsteinschätzung, dass er sich zwischen sie und das Schicksal stellen
könne(S. 20, Z. 22-24), seine Naivität und seine überholte Denkweise ohne an
die realen Konsequenzen zu denken die sich ihnen auftun könnten.
All diese Versprechungen und
lieblichen Beweise Ferdinands lassen Luises innerlichen Konflikt nur noch
komplizierter werden, was zeigt, dass trotz Ferdinands anfänglicher Überzeugung
in ihre Seele blicken zu können, er sich keineswegs in ihre Lage hinein
versetzen kann und nicht weiß mit welchen Gedanken Luise zu kämpfen hat. Das
macht Luise ihm jedoch klar indem sie ihn nun von sich stößt um ihm erneut
einen versuchten schubs in die Realität zu geben. Sie versucht von all dem
Abstand zu gewinnen und möchte gehen doch Ferdinand hält sie auf, da er nicht
nachvollziehen kann was grade geschieht.
Luise sagt ihm klar und deutlich,
dass er ihr den Seelenfrieden raubt und sie vollkommen aus der Bahn geworfen
hat und diese Taten nicht mehr rückgängig zu machen seien (S. 21, Z. 1 ff.). Völlig
überfordert mit der Situation und ihren Gefühlen stürmt Luise nun doch
aufgebracht aus dem Raum um der ganzen Situation zu entfliehen.
Die Redeanteile sind in dem Dialog
zum größten Teil bei Ferdinand da er sie versucht mit seinen Worten um zu
stimmen und sie von dem negativen Gedanken ab zu bringen. Luise ist dem
entsprechend sehr ruhig und hört zu doch bei jedem Satz den sie spricht ist es
ein Versuch ihn in die Realität zurück zu bringen. Zum Ende hin nimmt Luises
Redeanteil stark zu da sie den Worten Ferdinands nicht mehr stand halten kann
und ihm versucht klar zu machen wie es ihr wirklich mit der Situation geht. Sie
lässt ihn am Ende nicht mehr zu Wort kommen.
Zusammenfassend wird in der Szene der
adelige Ferdinand und somit seine gespaltene Persönlichkeit von dem selbstlosen
Liebhaber zum besitzergreifenden Liebhaber vorgestellt und alles in allem die
Naivität seiner Denkweise. Ebenso wird nochmal deutlich gemacht wie sehr doch
Luises innerer Konflikt sie zermürbt, dass sie sogar von ihrem geliebten
Ferdinand flieht.
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