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Fachbereichsarbeit
Geowissenschaften

Goethe-Gymnasium, Hildesheim

11 Punkte, Dr. Gurski

Stella L. ©
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ID# 59539







1 Einleitung


Eine idyllische Kleinstadt im Weserbergland namens Uslar, mit der beschaulichen Einwohnerzahl von gesamt 14.318, schmückt sich seit jeher als eine attraktive, kulturhistorische Mittelgebirgslandschaft. Freudenthal, so wie die Stadt im 16. Jahrhundert kurzzeitig hieß, ist ein beliebtes Ziel für Touristen, doch gehen diese durch die Straßen, werden sie Leerstand und Verfall wahrnehmen1.
Die Kernstadt mit 19 Ortsteilen durchlebt einen Strukturwandel, welcher sich in allen Bereichen des Lebens wiederfinden lässt.
Doch was sind die Gründe, dass die einst so wirtschaftsstarke und belebte Stadt inzwischen einer trostlosen Wüste gleicht?

Wie auch Ich, haben sich bereits vor mir etliche Bewohner des Sollings mit dem Thema auseinandergesetzt und ihre Ergebnisse zum Teil in Form von Literatur, Zeitungs- oder Internetartikeln veröffentlicht, welche ich als Grundlage für diese Hausarbeit verwendet habe.

Neben den vorhandenen Informationen wirken auch meine persönlichen Erfahrungen, wie auch Erlebnisse und Eindrücke verschiedener Uslarer, die ich in Form eines Interviews befragt habe, und Internetquellen mit in meine Arbeit ein.

Um Ihnen den Strukturwandel meiner Heimatstadt möglichst nahe zu bringen, möchte Ich Anfangs etwas über die Entwicklung Uslars im 20. Jahrhundert berichten. Anschließend soll durch den Vergleich der heutigen Zeit der Wandel verdeutlicht werden.


2 Uslar
Die Stadt Uslar, welche dem Kreis Northeim angehört, ist ein staatlich anerkannter Erholungsort im Solling und liegt in Südniedersachsen.
Zu der Stadt gehören 19 Ortsteile mit insgesamt 14.318 Einwohnern (stand 31.12.2014), in der Kernstadt leben 5486 Einwohner (stand 31.12.2012).
Derzeitiger Bürgermeister ist seit September 2012 Torsten Bauer aus der Partei CDU.

2. 1 Uslar im Wandel des 20. Jahrhundert


Im 20. Jahrhundert erlebte die Stadt Uslar Krisen, Umbrüche, Wirtschaftswunder und findet um 1975 ihren wirtschaftlichen Untergang.
Ab dem Ende des 19. Jahrhundert war die Kleinstadt Europaweit bekannt für seine Möbelindustrie, welche damals Uslars wichtigster Wirtschaftsfaktor war.
Von circa 1920 bis 1960 erlebte das Tor zum Solling ein wahres Wirtschaftswunder, um 1930 waren von circa 3.780 Einwohnern 2000 in der Möbelindustrie tätig und 1950 waren es sogar 2.800. Die Möbelindustrie bestand insgesamt aus vier Unternehmen, welche das 1890 gegründete Familienunternehmen Ilse mit der Zeit alle übernahm und somit zum „[ .] größten Kleinmöbelhersteller Europas“2 wurde. 1938 Gründete das Unternehmen die sogenannte „Ilse Siedlung“, als Wohnsiedlung für die Angestellten der Möbelindustrie.

Ilse übernahm 1/3 der gesamten Stadt: „Die dominante Stellung des Betriebes wurde dem Besucher übrigens schon an den Stadtgrenzen klar. Dort waren hölzerne Schilder mit dem Firmenlogo und der Aufschrift "Uslar - Stadt der ILSE-Möbel" aufgestellt.“3.
Da die Stadt während des zweiten Weltkriegs von Zerstörungen größtenteils verschont blieb, konnten die Ilse-Werke die Produktion ohne finanzielle Einbüße schnell wieder aufnehmen.
Doch als Folge des Krieges stieg 1945 die Einwohnerzahl durch die vielen Kriegsflüchtlinge von 3706 auf 6207 in 1946 an.

Eine der Kriegsflüchtlinge ist Ruth , welche Uslar damals als hilfsbereite und offene Stadt empfunden hat: „Uslar war eine reiche Stadt die uns alle herzlich empfangen und [ ] unterstüzt hat, wo es nur ging.“4.
In den 50ern Jahren wurden in Uslar so viele Großbauprojekte wie nie geplant.

Allein von 1950 bis 1956 entstanden in Uslar „[ .] mit viel ehrenamtlicher tatkräftiger Hilfe und kommunaler Unterstützung“5 zehn große Gebäude, unter anderem eine Turnhalle, das Schützenhaus, ein Krankenhaus, mehrere Mehrfamilienhäuser und auch von den damals dominierenden „Ilse-Werken“ wurde das „Ilse Theater“6 erbaut.

Uslar erreichte in den 60ern bei 7.121 Einwohnern eine Vollbeschäftigung.
Um 1975 geht mit dem Niedergang der Möbelindustrie eine hohe Arbeitslosenquote mit sich, von der sich die Stadt bis heute nicht erholt hat. Gründe für das Ende der Möbelindustrie waren Streitigkeiten untereinander und die Massenindustrie, die es erlaubt Möbel günstiger herzustellen und somit auch günstig verkaufen zu können, was das Kaufverhalten im Möbelsektor stark veränderte.

Arbeitslosenquote im Ort hoch, was möglicherweise auch die Probleme in den 1980er und 1990er Jahren mit dem Rechtsradikalismus erklärt.“8.
Die damalige Uslarer Jugend hatte derzeit zwar noch Freizeitangebote verschiedenster Art, wie auch Diskotheken vor Ort, welche sich aber aus finanziellen Gründen nicht halten konnten und nach und nach alle schließen mussten.

Um 1990 schloss das „Meeting“, die letzte Diskothek in der kleinen Stadt, womit die Uslarer Jugend gezwungen war auf die umliegenden Städte wie Northeim oder Göttingen auszuweichen um ihre Freizeit zu gestalten.

2.2 Uslar heute

Wenn man heute durch Uslars Straßen geht sieht man einen bestimmten Textzug besonders oft: zu vermieten; auch ganze Unternehmen und Flächen stehen zum Verkauf9 – und das zu Preisen, wie sie günstiger nicht sein können. Die Stadt wirbt mit Fördergeldern und Unterstützung.

Die Einwohnerzahl sank in den letzten 20 Jahren von 7162 (stand 31.12.1995) auf 5486 (stand 31.12.2012)11.
Zu den wichtigsten Uslarer Industriebetrieben gehören immer noch die Ilse Möbelwerke, die sich zurzeit in einem Insolvenzverfahren befinden, die Firma Demag Cranes, die Sollinger Hütte und die Eisengießerei Schneider.

Im Uslarar Land findet man auch noch kleinere Unternehmen, die in privaten Händen liegen.
Die Firma
Demag Cranes (Hersteller von Industrie, Krankomponenten und Technologien zur Hafenautomatisierung) ist der größte Arbeitgeber vor Ort.
Ein kleiner Prozentsatz (2%) beschäftigt sich mit der Forst-, Vieh- und Landwirtschaft, aber auch Produktion, Handwerk, Einzel- und Großhandel, Tankstellen und verschiedene Kraftfahrzeug-Gewerbe gibt es in Uslar.

Weiterhin profitiert die Stadt von Tourismus und um den Fremdenverkehr zu stärken, bietet Uslar verschiedene Freizeitaktivitäten wie Kanufahren, Mountainbiken, Segelfliegen und Sollingwandern an.
Zudem wurde in direkter nähe zum Uslarer Badeland und dem Schmetterlingspark ein Wohnmobilcamp errichtet, dessen Existenz aber von den Bürgern stark umstritten ist.
Auf finanziellen Gründen musste das Schwimmbad „Uslarer Badeland“ kurzzeitig geschlossen werden, konnte aber am 24. November 2012
durch eine Bürgerinitiative neu eröffnet werden und ist seit dem in bürgerlicher Hand.
Freizeitangebote für die Uslarer Jugend sind ein Skatepark bestehend aus einer „[ .]unpraktischen Schotterfläche[ .]“14 und 5 Rampen, Kegelbahnen, Reiterhöfe, Rad-, Mountainbike- und Wanderwege, im Winter bei entsprechendem Dauerfrost Möglichkeiten zum Schlittschuhlaufen auf dem Eisteich, sowie Mehrzweckhallen, Tennis-, und Fußballplätze.
In den Sommerferien wird im Rahmen der „Aktion Ferienspaß“ von der Stadtjugendpflege ein vielfältiges Programm an Freizeitgestaltung für Schüler und Jugendliche angeboten.
Weiterhin existieren keine Diskotheken im Uslarer Land.
Bei einer Befragung der Jugendlichen im Alter von 15 – 21 Jahren wird Uslar als „[ .] Langweilig und Öde [ .]“15 beschrieben.

Schefft wird Anfang 2016 schließen, sofern kein Nachfolger für das Modegeschäft gefunden wird.
Der Verein „KulturBahnhof“ organisiert in unregelmäßigen Abständen kleine Veranstaltungen wie Poetry Slams, Konzerte, Kinoabende, Disco oder Kinderabende im gleichnamigen Kultur-Bahnhof.
Regelmäßige Veranstaltungen sind u.a. der Weihnachtsmarkt während der Adventszeit, wo am Rathaus ein riesiger Adventskalender im Rahmen einer großen Tombola täglich ein Türchen öffnet, ein auf das mittelalter zurückzuführender Spenneweih in der Osterzeit, Brauereifeste in der Privatbrauerei Haffner und das alljährliche Stadtfest „Pekermarkt“ in der Innenstadt im Herbst.
Seit 2008 findet jährlich im Herbst auch die von Uslarer Bürgern, Künstlern und Vereinen gemeinsam initiierte und veranstaltete „Nacht der Kultur“ statt, zudem wurden 2008 und 2009 neue Veranstaltungen wie z.B. der Altstadtlauf oder die Solling Jam ins Leben gerufen.
Das Kino „Ilse Theater“ wurde 2008 aus finanziellen Gründen geschlossen16, wie auch 2012 das Albert-Schweitzer Krankenhaus, womit auch eine Verminderung der Arbeitsplätze einhergeht.
Dem Gemeinderat und Bürgermeister Torsten Bauer ist die Problematik der Stadt bekannt.

Auch hier bezieht sich der Bürgermeister auf die hohen Schulden. Eine Sanierung wäre in seinen Augen nötig, sei aber auch zu teuer19.

3 Fazit
Nachdem beide Seiten nun vorgestellt sind, wird deutlich, dass der Strukturwandel der Stadt zum Großteil mit dem Niedergang der Möbelindustrie zusammenhängt, aber auch, dass die hohe Verschuldung der Stadt es nicht ermöglicht, den Wandel in nächster Zeit zu überwinden.

Zudem lässt sich sagen, die hohe Stellung der Ilse-Werke war durchaus problematisch für Uslar, da ein einziges Unternehmen auf Dauer keine wirtschaftliche Sicherheit bieten kann.
Ich persönlich denke, man sollte trotz der hohen Verschuldung in Sanierungen, Diskotheken et cetera investieren, um Uslar für Touristen, wie auch für Einheimische, schöner und lebhaft zu gestalten, damit man sich gerne in der Stadt wiederfindet.

2staedte/uslar/moebelstadt-uslar.html, gesichtet am 27.11.2015

3staedte/uslar/moebelstadt-uslar.html, gesichtet am 27.11.2015

4 Interview der Autorin mit Ruth , ehemaliger Kriegsflüchtling, durchgeführt am 27.11.2015

5 Gail, Gert: Die fünfziger Jahre in Uslar und dem Solling, Seite 21

6 Vgl. Anhang, Abb. 12, 14, Seite 14, 15

7 Interview der Autorin mit Hans-Ullrich Scheetz, Uslarer Bürger, durchgeführt am 27.11.2015

8https://de.wikipedia.org/wiki/Uslar, gesichtet am 27.11.2015

9 Vgl. Anhang, Abb. 3-8, Seite 11, 12

10 Vgl. Anhang, Abb. 11, Seite 13

11 Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Uslar, gesichtet am 27.11.2015

12 Vgl.

13Vgl. , gesichtet am 27.11.2015

15 Interview der Autorin mit verschiedenen Jugendlichen in Uslar: Zitat Auszug aus dem Gespräch mit Vivienne-Christin Eckstein, durchgeführt am 28.11.2015

16 Vgl. Anhang, Abb. 13, 14, 16, Seite 14, 15

17 Interview der Autorin mit dem Uslarer Bürgermeister Torsten Bauer, durchgeführt am 28.11.2015

18 Interviews der Autorin mit verschiedenen Bürgern in Uslar: Zitat Auszug aus dem Gespräch mit Stefanie Weber, durchgeführt 28.11.2015 / Vgl. Abb. 9 – 11, Seite13

19 Interview der Autorin mit dem Uslarer Bürgermeister Torsten Bauer, durchgeführt am 28.11.2015

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