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Seminararbeit / Hausarbeit

Strittige Ellipsen in geschrie­bener und gespro­chener Sprache

7.969 / ~38 sternsternsternsternstern Sarah B. . 2017
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Seminararbeit
Deutsch

Karl-Franzens-Universität Graz - KFU

2, Tino, 2007

Sarah B. ©
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sternsternsternsternstern
ID# 63105







Strittige Ellipsen in geschriebener und gesprochener Sprache

Inhaltsverzeichnis



1.Einleitung 2

2.Forschungsstand zur Ellipse 3

3.Untersuchungsgegenstand 6

4.Empirische Untersuchung 8

4a. Hypothesen 8

4b. Methode und Durchführung 8

4c. Verwendete Ellipsen 11

4d. Auswertung der Fragebögen 13

5.Ergebnisse 18

6.Fazit 22

7.Quellen 23

8.Anhang 24


  1. Einleitung


Um den grundlegenden Phänomenen einer Sprache auf die Spur zu kommen, ist es neben der Untersuchung der geschriebenen Sprache wichtig, auch die gesprochene Sprache zu untersuchen. Außerdem kann dies sehr aufschlussreich sein und viele Eigenschaften einer geschriebenen Sprache erklären, da die gesprochene Sprache lange vor der Verschriftlichung existierte. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit gesprochener Sprache erfolgt erst seit gut 50 Jahren.

Zuvor beschränkte sich die Linguistik auf die Untersuchung geschriebener Sprache. Erst im 20. Jahrhundert wurden relativ gute und günstige Tonaufnahmeverfahren möglich, durch die die gesprochene Sprache erfasst und gespeichert werden konnte.1Damit konnte ein Gespräch beliebig oft angehört und untersucht werden. Erstmals konnten typische Unterschiede zwischen der gesprochenen und der geschriebenen Sprache systematisch erhoben und analysiert werden. Schwitalla betont in seinem Einführungswerk: „Mit dem Terminus „gesprochenes Deutsch“ soll nicht präjudiert werden, dass dem Gesprochenen und dem Geschriebenen eine jeweils andere Sprache als […] „Sprachsystem“ zugrundeliege.

Mit dem Terminus wird nur eine abgekürzte Redeweise aufgegriffen, die eigentlich „Sprachverwendung“ heißen müsste.“2 In diesem gleichen Sprachsystem gibt es jedoch Phänomene, die im geschriebenen und gesprochenen Neuhochdeutschen unterschiedlich realisiert werden. Genau mit solch einer Differenz beschäftigt sich diese Seminararbeit. Konkret geht es dabei um die Verwendung von Ellipsen in einer Reihung, bei der dasselbe Verb mit unterschiedlichen grammatischen Merkmalen oder verschiedener Bedeutung mehrfach vorkommt und einmal weggelassen wird.

Die Arbeit beginnt mit einem Überblick über den derzeitigen Forschungsstand der Ellipse und beschreibt das zu untersuchende Phänomen. Danach werden die Methodik, die Datenerhebung und Datenauswertung präsentiert. Schließlich werden die Ergebnisse interpretiert und die Hypothesen bestätigt bzw. widerlegt.


  1. Forschungsstand zur Ellipse


Der Ellipsenbegriff kommt aus dem Griechischen (élleipsis) und bedeutet übersetzt so viel wie Aussparung oder Auslassung. In der Linguistik bezeichnet man als Ellipse das Auslassen von Satzteilen, aber auch die Sätze mit diesen Auslassungen.3 Obwohl die Ellipse durch ihr mehr oder weniger sichtbares Auftreten lange Zeit nur selten betrachtet wurde, etablierte sich in den letzten Jahrzehnten eine immer intensiver werdende Auseinandersetzung mit verschiedensten Formen von nicht-satzwertigen Äußerungen.4 Dies hängt auch damit zusammen, dass sich immer mehr Sprachwissenschaftlerinnen und Sprachwissenschaftler mit der gesprochenen Sprache beschäftigen, in der die Ellipse häufig anzufinden ist. So fand Engel bei einer Untersuchung heraus, dass das Verhältnis zwischen Kurzsätzen und voll ausgeführten Verbalsätzen variiert.

Im gesprochenen Korpus kam er auf 1:27 und im geschriebenen auf 1:76,5. In der geschriebenen Sprache zeigen sich somit deutlich mehr Vollformen und in der gesprochenen Sprache mehr Kurzformen.5 Dennoch erfüllt die Ellipse in beiden Sprachformen eine überaus wichtige Kommunikationsfunktion.


Obwohl Ellipsen allgegenwärtig sind, könnten ihre Einordnungen, Beschreibungen und Kategorisierungen kaum weitläufiger sein. „[Die Forschungsfragen] reichen von theoretischen Fragen um Status von Ellipsen in Grammatiktheorien […] über einzelsprachliche Fragen zu Realisierungsmustern von Ellipsen […] bis hin zu Fragen von Produktion, Verarbeitung und Erwerb von Ellipsen […].“6 Es herrscht also keine Einigkeit über die Definition einer Ellipse bzw. wie weit der Ellipsenbegriff gefasst werden darf.7 Eine grundsätzliche Frage der Ellipsenforschung ist, ob Ellipsen durch eine Reduktion entstehen oder eine autonome Form aufweisen.

Diese beiden Forschungsansätze verfolgen unterschiedliche Auffassungen vom Ellipsenbegriff und werden von verschiedenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bzw. Sprachforscherinnen und Sprachforschern vertreten.


Der reduktionistische Ansatz leitet Ellipsen aus vollständigen Satzformen ab. Diese werden auch Vollformen genannt. Somit wird zuerst eine vollständige Satzvariante erzeugt. Danach werden Tilgungsregeln angewandt und es folgt die Verkürzung zur elliptischen Struktur. Aus diesem Grund haben sowohl die vollständige, als auch die elliptische Konstruktion dieselbe Struktur.8


Der autonomistische Ansatz hingegen geht nicht von einer Reduktion aus. Er gesteht der Ellipse eine eigenständige Strukturbildung und eine autonome Sprachproduktion zu. Nach diesem Ansatz werden Ellipsen direkt gebildet und leiten sich nicht von einer vollständigen Form ab.9 Diese Auffassung eines autonomen Bildungsweges ergibt sich unter anderem aus Beobachtungen der Alltagssprache.

So haben sich feststehende Ellipsen wie „Einen Kaffee bitte!“ zu etablierten Mustern in sprachlichen Situationen geformt, ohne als unvollständig aufgefasst zu werden.10


Eine Ellipsenbeschreibung, die sich sehr an einen reduktionistischen Ansatz anlehnt, findet man im Grammatik-Duden. Dieser befasst sich bis auf ein kurzes Extrakapitel lediglich mit der Ellipse in der geschriebenen Sprache. Die Ellipse wird als eine Auslassung verstanden, die durch eine Erweiterungsprobe vervollständigbar ist. Eingeteilt wird die Ellipse in verschiedene Konstruktions- und Reihungsmöglichkeiten.11


Eine eher autonomistische Auffassung dagegen verfolgen Schwitalla mit seiner Definition von Analepse und „Ellipsen im engeren Sinn“12 und auch Stein mit seinem Ellipsenbegriff13. Im Gegensatz zum Duden beschäftigen sich beide nicht nur mit Ellipsen in der geschriebenen Sprache, sondern auch in der gesprochenen Sprache.


Schwitalla versteht unter Analepse eine Weglassung von Satzteilen, die wegen eines vorhergehenden Kontextes vervollständigt werden können und daher nicht mehr genannt werden müssen. Er bezieht sich dabei auf das Ökonomieprinzip, welches besagt, dass man nicht mehr sagen soll, als der Hörer zum Verständnis benötigt. Auch Dentler schreibt: „Für eine Ellipse soll gelten, dass ein Element eines Satzes weggelassen werden kann, ohne dass sich das Verständnis des Satzes und seine Bedeutung ändern.“14


Bsp.: Der Laster hat den Mann erfasst und [der Laster hat] ein Kind zu Boden geschleudert.


Unter „Ellipsen im engeren Sinn“ versteht Schwitalla syntaktische Eigenkonstruktionen, die nur in Kombination mit einem gemeinsamen Handlungsplan ein Verständnis garantieren. Hier werden keine Satzteile aus vorigen Sätzen weggelassen, sondern autonome Konstruktionen gebildet.


Bsp.: Einen Kaffee. [Ich möchte bitte eine Tasse Kaffee haben.]


Solche konventionalisierten Ausdrucksformen lassen sich besonders häufig bei Aufforderungen und emotionalen Ausdrücken finden.15


Stein untersucht die Ellipse primär in der gesprochenen Sprache und sieht sie als eine Äußerung, die nicht ohne den Kontext verstanden werden kann. Er schlägt somit einen nahezu identischen Weg wie Schwitalla mit seiner „Ellipse im engeren Sinn“ ein. Stein empfindet Ellipsen keinesfalls als defizitär oder unvollständig. Er versteht sie als übliche Form der Kommunikation, solange die zuhörende Person versteht, was gemeint ist.


Es gibt also verschiedene Herangehensweisen, um Ellipsen zu definieren. Die Meinungen bezüglich der Autonomie von Ellipsen gehen dabei stark auseinander. Die Uneinigkeiten betreffen aber nicht nur die Bildung von Ellipsen, sondern auch ihre legitime Verwendung. In vielen Fällen sind sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht einig, ob und welche Ellipsen in der geschriebenen Standardsprache erlaubt sind.

Die Benutzung von Ellipsen ist daher eine Gratwanderung zwischen erlaubten Verkürzungen und unerlaubten Weglassungen. Genau auf solch ein Problem zielt diese Seminararbeit ab.

  1. Untersuchungsgegenstand


Wie bereits im theoretischen Teil festgestellt, gibt es verschiedene Kategorisierungen und Definitionen von Ellipsen, die mehr oder weniger in das Feld von geschriebener und gesprochener Sprache vordringen. Bei diesen Ãœberlegungen kommt die Frage auf, welche Ellipsenformen als zu starke Reduktion gelten, sodass sie in der Standardsprache keine Verwendung finden.

Konkret geht es um besondere Fälle von Ellipsen in Reihungen. „Unter Reihung oder Koordination versteht man das mehrfache Auftreten gleichartiger Elemente. Das können Einzelwörter, Phrasen oder ganze Sätze sein.“17 In dieser Untersuchung geht es um das Reduzieren von gleichen Verben, die mit unterschiedlichen grammatischen Merkmalen mehrfach im Satz vorkommen. In der derzeitigen Forschung schwankt die Beurteilung dieses Phänomens.

Es ist nicht klar, wann eine Einsparung stattfinden darf oder ob eine Ausformulierung gemacht werden muss. Auch schwankt die Beurteilung beim Auslassen von mehrfach auftretenden gleichen Verben, die sich in ihrer Bedeutung unterscheiden. Zwar sollen Verben, die sich in ihrer Bedeutung erheblich voneinander unterscheiden, ausformuliert werden, eine genaue Regelung fehlt jedoch auch hier.18 In dieser Arbeit werden somit Ellipsen in Reihungen mit denselben Verben untersucht, wobei sich die Verben entweder auf Grund ihrer grammatischen Merkmale oder ihrer Bedeutung unterscheiden.

Die 3 Unterscheidungsmerkmale lauten:


  • Die Verbformen unterscheiden sich in der Person:

z.B. Ich gehe (1. P. Sg.) heute in den Zoo, mein Sohn [geht] (3. P. Sg.) aber in die Schule.

  • Die Verbformen unterscheiden sich im Numerus:

z.B. Der Beamte lachte (3. P. Sg.), die Kinder [lachten] (3. P. Pl.) ebenfalls.


  • Die Verbformen unterscheiden sich in der Bedeutung:


Das Auslassen eines Verbs in einem Satz, in dem es mehrfach vorkommt, ist keine Seltenheit. Dies gilt sowohl für die geschriebene als auch für die gesprochene Sprache. Umso verwunderlicher ist es, dass es noch immer keine Einigung gibt, welche dieser Auslassungen nun in der geschriebenen Sprache erlaubt sind und welche nicht. Aus diesem Grund ist es spannend dieser Fragestellung auf den Grund zu gehen und eine Untersuchung bezüglich dieser besonderen Ellipsen durchzuführen.

Um ein möglichst genaues Bild von der Verwendung solcher Ellipsen zu erhalten, ist es nötig, neben der geschriebenen auch die gesprochene Sprache zu untersuchen. Es ist nämlich durchaus möglich, dass nicht übliche Phänomene der geschriebenen Sprache in der gesprochenen häufig verwendet werden und in der alltäglichen Kommunikation gängig sind. Auch ist die Untersuchung der gesprochenen Sprache interessant, da es nicht selten der Fall ist, dass Gewohnheiten der gesprochenen Sprache im Laufe der Zeit in die geschriebene Sprache mit einfließen.


  1. Empirische Untersuchung


4a. Hypothesen


Wie bereits durch die Literaturrecherche herausgefunden, gibt es bei der Betrachtung und Verwendung der Ellipse einen erheblichen Unterschied, ob man von geschriebener oder gesprochener Sprache ausgeht. Laut Literatur wird in der geschriebenen Sprache mit der Verwendung von Ellipsen sparsamer umgegangen als in der gesprochenen Sprache. Kritisiert wird zudem das Weglassen von gleichen Verben in einem Satz, besonders wenn sie sich durch Person, Numerus oder Bedeutung unterscheiden.

Ein Regelwerk oder eine Präferenz, wann diese Verben weggelassen werden dürfen und wann sie ausformuliert werden müssen, ist durch die Literaturrecherche nicht klargeworden. Auch konnte nicht herausgefunden werden, ob es bei den Verben, je nachdem, wie sie sich unterscheiden, Unterschiede bei der Verwendung von Ellipsen gibt. Daher werden folgende Hypothesen aufgestellt:


  • Bei Reihungen mit denselben Verben werden in der geschriebenen Sprache häufiger beide Verben ausformuliert.

  • Es gibt keine Präferenz bei der Auslassung von gleichen Verben in einem Satz. Egal ob sie sich durch Person, Numerus oder die Bedeutung unterscheiden.


    4b. Methode und Durchführung


    Um über die Verwendung von Ellipsen bei Reihungen mit denselben Verben, die sich durch grammatische Merkmale oder ihre Bedeutung unterscheiden, einen Eindruck zu bekommen, wurde im Rahmen dieser Arbeit eine Fragebogenerhebung durchgeführt. Eine Korpusanalyse wurde bei der Planung für die Seminararbeit auch in Erwägung gezogen. Da es sich aber als durchaus schwer erwies, nach Auslassungen von Verben zu suchen, die im gleichen Satz mehrfach vorkommen, musste auf diese Art der Datenrecherche verzichtet werden.

    Somit wurde ein Fragebogen A für die geschriebene Sprache und ein Fragebogen B für die gesprochene Sprache erstellt.


    Bei den Fragebögen werden die Sätze mit den Ellipsen nicht isoliert präsentiert, sondern sind in einem Text versteckt. Das ist notwendig, damit es zu keiner Beeinflussung der Ergebnisse kommt. Beide Texte, sowohl von der geschriebenen als von der gesprochenen Sprache, enthalten nahezu identisch aufgebaute Sätze und die gleichen Ellipsen. Nur so können die Ergebnisse miteinander verglichen werden.

  • Umgangssprachliche Formen, Füllwörter und dialektale Ausdrücke sollen Mündlichkeit zeigen. Beide Fragebögen weisen einen sehr ähnlichen Aufbau auf und bestehen aus nahezu gleich vielen Sätzen. Somit soll ein Vergleich besser möglich sein. Die Verben bei den Ellipsen sind ebenso gleich. Um einen realistischen Schriftverkehr für die geschriebene Sprache und einen vorstellbaren mündlichen Dialog zu zeigen, sind die Inhalte angepasst.

    So geht es bei der geschriebenen Sprache um den Besuch von Theater- und Opernhäusern, bei der gesprochenen Sprache um öffentliche Feierlichkeiten. Neben der inhaltlichen Ebene sind auch die Zeitformen angepasst. So ist der Fragebogen für die geschriebene Sprache vorwiegend im Präsens und Präteritum verfasst. Der Fragebogen für die gesprochene Sprache ist dagegen im Präsens und Perfekt formuliert.


    Bei den Fragebögen haben die Probandinnen und Probanden einen Text in der linken Spalte zur Verfügung. In der rechten Spalte befinden sich leere Zeilen, die beschriftet werden können. An die Versuchspersonen wird die Aufgabe gestellt, dass sie sich den Text durchlesen sollen. Wenn ihnen Formulierungen, Sätze oder Wörter falsch vorkommen, können sie den Satz in der für sie richtigen Schreibweise/Sprechweise hinschreiben.

    Am Ende des Fragebogens wird die Versuchsperson noch nach ihrem derzeitigen Wohnort und ihrer Muttersprache befragt. Dies soll mögliche Ausreißer in der späteren Analyse erklären. Zum Schluss werden die Probandinnen und Probanden gefragt, ob sie herausgefunden haben, welchen Untersuchungsgegenstand der Fragebogen beinhaltet. Dies soll als Überprüfung dienen, ob die eingebauten Sätze mit Ellipsen als auffällig oder eher unauffällig empfunden wurden und somit auch eventuelle Änderungen in der Meinungsäußerung stattfinden konnten.


    Um die Probandinnen und Probanden nicht zu verwirren oder zu beeinflussen, wurde bei der Fragebogenerhebung jeder Person nur einer der beiden Fragebögen gegeben. Dies wurde zufällig ausgewählt. Um eine geographische Einseitigkeit zu verhindern, wurde versucht, dass 50% der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Stadt Salzburg kommen, die übrigen 50% aus einem ländlicheren Gebiet in Salzburg.

    Natürlich ist eine Unterscheidung nicht einfach zu treffen, da viele der teilnehmenden Personen zwar vom Land kommen, aber bereits längere Zeit in der Stadt leben. Durch diese Mischung soll die Studie noch repräsentativer werden und ein Ergebnis, das nur auf einer geographisch bedingten sprachlichen Besonderheit beruht, vermieden werden.


    Die Beteiligung war besonders bei den online verschickten Bögen schlecht. Dennoch konnte die Sammlung der Daten nach zwei Wochen abgeschlossen werden. Auf das Geschlecht und das Ausbildungsniveau wurde nicht geachtet. Es wurde lediglich versucht, nur wenige Teilnehmerinnern und Teilnehmer auszuwählen, die Germanistik studieren. Durch ihr Fachwissen ist eine unbewusste Manipulation sehr wahrscheinlich.

    Die Auswertung der Fragebögen erfolgte manuell. Für die Erstellung von Tabellen und Diagrammen wurde Microsoft Excel verwendet.


    4c. Verwendete Ellipsen


    In den zu untersuchenden Sätzen ist das gleiche Verb zweimal enthalten. Die beiden Formen des Verbs unterscheiden sich jedoch entweder durch Person, Numerus oder Bedeutung. In allen Fällen wird das zweite Verb weggelassen und bildet somit die Ellipse.


    Bei Verben, die sich in der Person unterscheiden, ist der Numerus gleich. Bei Verben, die sich im Numerus unterscheiden, ist die Person identisch. Bei Verben, die eine verschiedene Bedeutung tragen, sind sowohl Numerus als auch Person gleich. So sollen die Ellipsen eindeutig unterscheidbar sein und eine Tendenz bei der Auswertung der Fragebögen erkennbar werden.


    Satznummer

    Verb 1 im Satz

    Verb 2 im Satz (Ellipse)

    A6

    Sie fahren

    (2. P. Sg. Höflichkeitsform)

    ich fahre

    (1. P. Sg.)

    A7

    Sie tragen

    (2. P. Sg. Höflichkeitsform)

    ich trage

    (1. P. Sg.)

    A30

    ich komme

    (1. P. Sg.)

    Frau Ebner kommt

    (3. P. Sg.)

    B9

    „du foahst“

    (2. P. Sg.)

    „i foah“

    (1. P. Sg.)

    B10

    „bitte trog ein normals Dirndl“

    (2. P. Sg.)

    „i trog de Ledahosn“

    (1. P. Sg.)

    B36

    „i kim naxte Woch zu dir“

    (1. P. Sg.)

    „de Lisi kimb a“

    (3. P. Sg.)

    1. Verben mit unterschiedlichem Numerus

    Satznummer

    Verb 1 im Satz

    Verb 2 im Satz (Ellipse)

    A20

    zwei Zuseher lachten

    (3. P. Pl.)

    der Dirigent lachte

    (3. P. Sg.)

    A22

    die Frau verletzte sich

    (3. P. Sg)

    drei weitere Frauen verletzten sich

    (3. P. Pl)

    A23

    die BesucherInnen schrien laut

    (3. P. Pl.)

    die schwerverletzte Frau schrie nur leise

    (3. P. Sg.)

    B23

    „de Frau hod glocht“

    (3. P. Sg.)

    „de Freindinna hom glocht“

    (3. P. Pl.)

    B25

    „de Rauschige hod sich valetzt“

    (3. P. Sg)

    „drei ondare Frauen hom sich valetzt“

    (3. P. Pl.)

    B26

    „a Haufn Leit hom gschrian“

    (3. P. Pl.)

    „de Frau hod nur leise gschrian“

    (3. P. Sg.)

    1. Verben mit unterschiedlicher Bedeutung

    Satznummer

    Verb 1 im Satz

    Verb 2 im Satz (Ellipse)

    A18

    die Kirchturmuhr schlägt

    (3. P. Sg.)

    die Frau schlägt

    (3. P. Sg.)

    A 26

    der Junge hielt seinen Mund

    (3. P. Sg.)

    der Direktor hielt eine Ansprache

    (3. P. Sg.)

    A28

    der Direktor nahm Abschied

    (3. P. Sg.)

    der Garderobier nahm meine Jacke

    (3. P. Sg.)

    B21

    „de Kirchturmuhr schlog“

    (3. P. Sg.)

    „a Rauschige schlog“

    (3. P. Sg.)

    B29

    „sie hod an Mund koitn“

    (3. P. Sg.)

    „da Dokta hod a Standpauke koitn“

    (3. P. Sg.)

    B31

    „da Dokta hod Obschied gnumma“

    (3. P. Sg.)

    „a Ongstöda hod mei Jackn aus da Gardarob gnumma“

    (3. P. Sg.)

    4d. Auswertung der Fragebögen


    Bei den Tabellen und Diagrammen zeigen blaue Bereiche immer die Ergebnisse der geschrieben Sprache und grüne Bereiche die Ergebnisse der gesprochenen Sprache.


    Abbildung 1 (Anzahl Korrekturen)

    Wie aus Diagramm 1 hervorgeht, fanden beim Fragebogen A gesamt 118 Korrekturen und beim Fragebogen B nur 74 Korrekturen statt. In der geschriebenen Sprache wurde somit um rund 37% mehr ausgebessert, als in der gesprochenen Sprache. Eine Tendenz zur Standardisierung und Verbesserung lässt sich somit in der geschrieben Sprache deutlich erkennen. Natürlich haben dabei nicht alle Korrekturen Ellipsen betroffen.

    Im folgenden Diagramm wird das Verhältnis von Korrekturen, die Ellipsen betreffen, und von Korrekturen, die keine Ellipsen betreffen, verdeutlicht.

    Abbildung 2 (Korrekturen bei Ellipsen)


    Im Diagramm 2 wird deutlich, dass rund 95% der Korrekturen in der geschriebenen Sprache Ellipsen betreffen (112 von 118), dagegen in der gesprochenen Sprache nur 70% (52 von 74). Es lässt sich somit eine deutliche Tendenz erkennen, dass die verwendeten Ellipsen in der geschriebenen Sprache eher als falsch bzw. störend von den Probandinnen und Probanden empfunden wurden.


    Im nachfolgenden Diagramm 3 zeigt sich, welche Art von Ellipse in der geschriebenen Sprache in welcher Häufigkeit (%) als fehlerhaft empfunden wurde.

    Abbildung 3 (Ausgebesserte Ellipsen - geschriebene Sprache)

    Das Tortendiagramm 3 der geschriebenen Sprache zeigt, dass der Großteil (fast 50%) der ausgebesserten Ellipsen Reihungen betrifft, bei denen sich die Verben durch die Person unterscheiden. Dagegen machen die Reihungen, bei denen sich die beiden Verben im Numerus oder der Bedeutung unterscheiden, je nur rund 1/3 aus.

    Abbildung 4 (Ausgebesserte Ellipsen - gesprochene Sprache)

    Beim Tortendiagramm 4 für die gesprochene Sprache zeigt sich ein ähnliches Bild. Auch hier machen die Reihungen, bei denen sich die Verben in der Person unterscheiden, den Großteil aus. Bei Verben, die sich durch den Numerus unterscheiden, liegt die Anzahl der Korrekturen bei unter 20%. Dagegen sind die Korrekturen bei Verben, die sich durch ihre Bedeutung unterscheiden, mit über einem Drittel stärker vertreten.


    Eine weitere Auffälligkeit ist, dass in der gesprochenen Sprache bei ausnahmslos jeder Ellipse von mindestens einer Versuchsperson genau das Verb eingesetzt wurde, das absichtlich weggelassen wurde. Das identische Verb wurde somit zweimal im Satz verwendet und dabei lediglich in die richtige grammatikalische Form gebracht. In der gesprochenen Sprache wurde nur bei 5 von 9 Ellipsen mindestens einmal das fehlende gleiche Verb eingefügt (siehe Abbildung 5).


    Abbildung 5 (Verb doppelt)

    Abbildung 6 (Identische Nennungen bei den Korrekturen)

    Abbildung 6 gibt an, wie viel Prozent der Korrekturen mehrfach genannt wurden, also mindestens zweimal. Anhand des Diagramms wird deutlich, dass die Korrekturen überwiegend mehrfach genannt wurden. Besonders in der geschriebenen Sprache herrscht bei den Ausbesserungen mit über 90% eine große Einigkeit, bei der gesprochenen Sprache sind es nur rund 60%. In der geschrieben Sprache wurden manche Sätze mehr als fünfzehnmal identisch ausgebessert.

    Bei der gesprochenen Sprache liegen die Höchstwerte dagegen bei maximal 10 identischen Korrekturen. So kann darauf geschlossen werden, dass die Bandbreite von unterschiedlichen Korrekturen bei der gesprochenen Sprache höher ist als bei der geschriebenen.


    Am Ende des Fragebogens wurden die Probandinnen und Probanden gefragt, ob sie eine Absicht hinter dem Fragebogen erkannt haben bzw. ob sie ein sprachliches Phänomen erkennen konnten, auf das der Fragebogen abzielt. Die Ergebnisse sind sehr unterschiedlich ausgefallen. Bei den Versuchspersonen, die Fragebogen A ausgefüllt haben (geschriebene Sprache), antworteten 12 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit „Ellipse“, „Auslassung von Verben“ oder „Verkürzungen“.

    Antworten wie „Wörter im Dialekt“, „Dialektverwendung“ und „Satzbau und Grammatik im Dialekt“ waren häufig. Somit erkannten viele, dass der Fragebogen auf Phänomene der gesprochenen Sprache abzielt. Konkret zur Reduktion von Wörtern wurde aber keine Antwort gegeben.


    Abbildung 7 (Phänomenbeschreibung)


    1. Ergebnisse


    In Abbildung 1 und 2 lässt sich erkennen, dass in der geschriebenen Sprache deutlich mehr Korrekturen vorgenommen wurden, als in der gesprochenen Sprache. Die Zahl der Korrekturen der geschrieben Sprache ist 1,5-mal so hoch wie bei der gesprochenen Sprache. Die Tatsache, dass über 95% der Ausbesserungen bei der geschriebenen Sprache Ellipsen betreffen zeigt, dass die Probandinnen und Probanden um eine Vollständigkeit der Sätze bemüht waren.

    Die Ellipsen sind ihnen stark aufgefallen. Es wurden zwar nicht von jeder Person alle Ellipsen vervollständigt, aber insgesamt gibt es keine Ellipse in dem Fragebogen, die nicht mindestens einmal ausgebessert wurde. Zudem war es bei der geschriebenen Sprache ausnahmslos bei allen Ellipsen der Fall, dass mindestens einmal genau das Verb eingefügt wurde, welches weggelassen worden war.


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