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Seminararbeit
Erziehungswissenschaf­t

Universität zu Köln

1,7 Frau Schneider 2014

Jasmine M. ©
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ID# 40810







Universität zu Köln

Humanwissenschaftliche Fakultät

Institut III: allgemeine Didaktik und SChulforschung

Seminar: „ Überwachen und Strafen-pädagogische Kontroll- und Sanktionsformen im Wandel II“ (63258)

Dozentin: Julia SChneider

Strafen der Antike

Meinungen antiker Philosophen im Vergleich mit modernen Theorien

5565804

8

41516 Grevenbroich

3. Fachsemester


23.03.2014

Inhaltsverzeichnis


I.Einleitung 2

II.Arten der Bestrafung 3

III.Standpunkte der Befürworter der Züchtigung 6

1.Platon 6

2.Cicero 8

IV.Gegner der körperlichen Züchtigung 9

1.Plutarch 9

2.Quintilian 12

V.Moderne Theorien 14

VI.Fazit 16

VII.Bibliograpfie 16

VIII.Erklärung 18


  1. Einleitung

Schon in der Steinzeit wurden Wissen und neue Erkenntnisse von einer Generation an die nächste weitergegeben. Aber erst vor circa 7000 Jahren begannen die Menschen, nämlich die Griechen, über eine richtige und gute Art und Weise der Wissensvermittlung und damit über die Erziehung nachzudenken. Doch die Griechen waren nicht nur auf diesem Gebiet Pioniere.

Im Laufe der Jahrhunderte versuchten verschiedene Philosophen, Staatsmänner und auch ein Lehrer das Problem der Strafe zu lösen. Die Griechen reichten es an die ihr territoriales Gebiet einnehmenden Römer weiter. Das keiner von beiden eine abschließende Lösung beziehungsweise Klärung herbeiführen konnte, ist daran zu erkennen, dass wir uns sogar heute noch damit befassen.

Auch wenn wir schon einige Schritte weiter sind als die Antike, indem die körperliche Bestrafung zumindest in einigen Ländern verboten wurde, konnte auch die moderne Zeit das allgemeine Problem der richtigen und guten Strafe nicht beseitigen.

In meiner Hausarbeit werde ich die verschiedenen Meinungen für und gegen die Züchtigung griechischer und römischer Philosophen und Staatsmänner darstellen und miteinander vergleichen. Nachdem ich zuvor die Arten der Bestrafung beschrieben habe. Stützen werde ich mich dabei auf zwei Griechen, Platon und Plutarch, und zwei Römer, Cicero und Seneca, jeweils einen für jede Seite.

Anschließend suche ich den Bezug zu modernen Theorien. Hierbei werde ich vor allem Guggenbühl zu Rate ziehen, der einige wesentlichen Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede zu Platon und Quintilian aufweist. Zu Pongratz werde ich nur einen kurzen Bezug zu seiner zeitlichen Einordnung der verschiedenen Stufen der Strafabschaffung nehmen. Mein Augenmerk liegt wie bereits erwähnt auf den Übereinstimmungen und Abweichungen, um festzustellen in wie weit man sich noch heute bewusst oder unbewusst auf griechische und römische Vorbilder bezieht.


  1. Arten der Bestrafung

Zunächst widmen wir uns den Arten der Bestrafung.

Die Züchtigung war in der damaligen Zeit anscheinend eine selbstverständliche Anwendung gegen ungehorsame Kinder. Im Elternhaus konnte das Kind allerdings nur leichte Schläge oder Klapse mit der flachen Hand erwarten. Von Zeit zu Zeit kam es vor, dass die Mütter und auch die Ammen sich auch der Sandalen oder Pantoffeln bedienten.1 Oft wurden den zu Erziehenden auch Warngeschichten sowie Mythen erzählt, um die Erziehung in die richtige Bahn zu leiten.

Da diese Warngeschichten oft recht brutal waren und sehr selten gute Ausgänge kannten, können auch sie als eine Art der Strafe verbucht werden. Die Wirkung sollte wahrscheinlich ähnlich der einer Tragödie ausfallen und die Kinder von schlechtem Verhalten abschrecken.2

Zwar war die Erziehung Privatsache des Vaters, dem die komplette Entscheidungsgewalt, die sogenannte patria potestas, zustand, aber in wohlhabenden Familien wurde damit meist ein Pädagoge beauftragt. Die eigentliche Aufgabe des Pädagogen bestand, dem Wortursprung nach, darin ein Führer oder Wegweiser 3 des ihm anvertrauten Jungens zu sein und ihn zur Schule, also zum Unterricht zu bringen.4 Im Laufe der Zeit wandelte sich sein Aufgabenbereich.

Es wurden immer öfter Sklaven für diesen „Beruf“ eingesetzt, die mit der Familie in enger Verbindung standen, im Prinzip sogar in diese integriert waren, weil diese die Gewohnheiten und Gepflogenheiten der Familie kannten und das Kind dementsprechend erziehen konnten. Zu diesem Zweck stand es ihnen zu, wie der Redner Libanios berichtet, es zu drängen, anzuschreien, es war ihm sogar erlaubt den Riemen [herauszuholen]5 und aktiv Zwang auszuüben, vor allem um dem Jungen die nötigen Lektionen einzuprägen.

Damit verschärfte sich das Bild des Pädagogen als Symbol der ständig anwesenden Autorität des Vaters.6

Wenden wir und nun dem Schulleben des Kindes zu, das von erheblicher Strenge und rohen Strafmethoden geprägt war. 7 Nicht umsonst charakterisiert Philon Alenxandrius dieses als υπο την ραβδον - unter dem Stock. Dieser Ausspruch wird mit zunehmendem Alter der Schule auch zum Synonym für den Prozess der Erziehung und der Bildung.8 Dies ist auch mit dem Bild auf dem Deckblatt zu zeigen.

Hier ist die sogenannte Mutter grammatica zu sehen. Rechts hält sie ein Grammatikbuch, das die Schüler vor allem in der Elementar- und sogenannten Grammatikschule benutzen. In der linken Hand hält sie ein Rutenbündel hoch erhoben. Somit verdeutlicht dieses Bild die Situation der Schule, da Bildung, Erziehung und Prügel in der Antike eng zusammengehörten. Denn auch die Schulmeister beziehungsweise Lehrer hatten 4trotz ihres geringen gesellschaftlichen Ansehens und ihrer unzureichenden Ausbildung die allgemein anerkannte Erlaubnis die ihnen anvertrauten Kinder zu schlagen. 9

Dazu standen ihnen offenbar verschiedene Werkzeuge zur Verfügung, wie auf bildlichen Darstellungen und in Erfahrungsberichten ehemaliger Schüler zu erkennen ist. Neben der bereits im Zusammenhang mit der Mutter grammatica erwähnten Rute gibt es noch den Rohrstock, die lederne Peitsche und eine Geißel. Als ein besonders perfides Strafwerkzeug empfinde ich die von dem älteren Plinius beschriebene Rute aus Aalhaut.

Häufiges Ziel war die hingehaltene Hand, was aus dem Spruch Juvenals Nun denn, auch ich habe die Hand vor dem Stock weggezogen10 zu erkennen ist. Ausgiebigere Bestrafungen fanden auf dem entblößten Rücken oder Gesäß statt, wobei ein Mitschüler den Delinquenten zu schultern[hatte].11 Eine solche Szene ist auf einem Fresko aus Herkulaneum gezeigt.12

13

Mit steigendem Alter seiner Schüler fiel es dem Lehrer immer schwerer diese zu bestrafen, da viele in der griechischen und römischen Antike Züchtigung als einziges Mittel sahen. Das ließen sich die jungen Männer aber nicht mehr gefallen und so wird vielfach auch von der zunehmenden Gegengewalt der Schüler berichtet. Hierbei war für die Lehrer ihr niederes Ansehen von besonderem Nachteil, da auch die auf ihre sich wehrenden Söhne stolzen Väter keinen Sinn im Respekt und in der Achtung vor demselben sahen.

  1. Standpunkte der Befürworter der Züchtigung

Der folgende Abschnitt setzt sich mit den Befürwortern dieser Strafmethoden auseinander. Es gibt eigentlich niemanden, der in irgendeiner Art und Weise ein Plädoyer für die Züchtigung schreibt. Aber anders als nach der heutigen verbreiteten Aussage „es hat noch keinem geschadet“ haben sich einige offenbar viele Gedanken über den Nutzen und Vorteil der Strafe und des Schlagens im Besonderen gemacht.

Ausgewählt für diese Seite habe ich von der griechischen Seite Platon, der grundlegende Ideen zu diesem Thema formuliert hat. Bei den Römern hat sich Cicero zu nebenbei dazu geäußert. Diese zwei Meinungen werde ich nun zunächst beschreiben und anschließend vergleichen.

  1. Platon

Der berühmte Philosoph und Schüler des Sokrates vertritt gegenüber der körperlichen Züchtigung auf den ersten Blick keine eindeutige Meinung. Dies liegt daran, dass er in zwei Werken unterschiedliche Gruppen definiert, die erzogen werden. In der Politeia beschreibt Platon die Erziehung der Elite für seinen erdachten Idealstaat. Dabei erwähnt er, dass Zwangsausübung gegenüber lernunwilligen Kindern für absolut unangebracht, da seiner Meinung nach bei der Wissensvermittlung an Freie […]kein Zwang ausgeübt werden [dürfe].15Zwang führe bei den Kindern nämlich zu einer sklavischen Gesinnung16, die in einem Staat, der von der Eigengestaltung der Bürger lebt nur schädlich wäre.

Hierbei handelt es sich aber offenbar um eine Ausnahme, da er keine Realität, sondern nur eine Idee beziehungsweise seine Wunschvorstellung darstellt.

Im weiteren Verlauf werde ich mich auf die Erziehungsbeschreibung des repräsentativen Durchschnittes der griechischen Bevölkerung konzentrieren.

In Platons Meinung ist das Kind, wenn es auf die Welt kommt völlig unfertig und kann noch nicht zu den Menschen gezählt werden:

Das Kind ist aber von allen Tieren am schwierigsten zu behandeln, denn genau in dem Maße, wie die Quelle seines Denkens noch nicht in die rechte Bahn geleitet ist, erweist es sich als hinterhältig und verschlagen und als das übermütigste unter den Tieren17

Das Kind scheint nach Platons Bewertung von Grund auf Böse zu sein. Die in dem Zitat angesprochenen Eigenschaften, wie die Hinterhältigkeit und Verschlagenheit, müssen ausgetrieben werden, da sie das Kind noch mit den Tieren gemein machen.18

Die ersten drei Jahre aber soll das Kind von Schmerzen verschont bleiben. So darf es weder zu sanft noch zu hart angefasst werden. Die ersten drei Jahre lässt Platon also tatenlos verstreichen, da eine Erziehung in diesen frühen Jahren seiner Meinung nach keinen Erfolg mit sich bringen würde. Ganz im Gegenteil glaubt er, dass die Jungen und Mädchen sich eventuell an die Strafe gewöhnen und auch in diesem Fall eine sklavische Gesinnung19und ihre Handlungen nur noch nach der Angst vor weiteren Konsequenzen ausrichten. 2021 Aber auch das Kind, das nicht für Platons Idealstaat erzogen wird, soll sich wie ein freier Mensch verhalten und nicht wie ein Sklave.

Interessant an Platons Aussagen zum Thema Strafe ist die genaue Angabe eines spezifischen Alters, in dem ihre Anwendung zwingend erforderlich ist, um das in Platons Augen schlimmste Übel, die Verzärtelung oder auch Verweichlichung zu vermeiden. Man hat den Kindern nun in den ersten drei Jahren genug Zeit gelassen sich mit dem Spiel zu befassen und seine Neigungen auszuleben.

Nun aber muss man mit der richtigen Erziehung beginnen und das Kind an den Ernst des Lebens heranführen und ihm das ewige Verlangen nach Spielen und damit verbundene Eigenarten mit Hilfe der Strafe wieder abzugewöhnen. Die Eltern und die Pädagogen sollen allerdings darauf achten, dass sie das Ehrgefühl und den Stolz des Kindes nicht verletzten und es zu demütigen.

Daher dar keine überzogene Strenge23stattfinden. Die Strafe muss ohne Zorn vollzogen werden, am besten emotionslos, damit sie nicht zu einer Rache ausartet, sondern immer den später noch erwähnten Zweck der Besserung erfüllen kann. Ansonsten ruft man bei dem Bestraften Gegenzorn hervor oder er verschließt sich aus Scham und ist für niemanden mehr zugänglich. Eben diese Beobachtung zieht Platon aus der Betrachtung des Verhaltens von bestraften Sklaven.

Damit niemand nach all diesen eventuellen negativen Folgen einer Bestrafung abgeschreckt ist und sich dann überlegt, sein Kind nicht nur die ersten drei Jahre straffrei aufwachsen zu lassen, warnt Platon eindringlich vor der Verweichlichung der Jugend und stellt als das einzige sichere Gegenmittel die Strafe dar.

Doch nicht nur für das eine Kind soll die Bestrafung seines Vergehens heilende Wirkung haben und das Ziel der Bestrafung verfolgen, sondern auch für alle anderen, so formuliert es Platon

In diesem Zitat wird auch der Aspekt der öffentlichen „Schauzüchtigung“ dargestellt, der vor allem in der Schule praktiziert wurde und als Abschreckung diente.

  1. Cicero

Bücklers bezeichnet Cicero zwar Pädagog von grosser Wichtigkeit25, weil sicher der römischer Staatsmann und Philosoph praktischer Erfahrungen bedienen konnte, aber leider hat er sich im Gegensatz zu Platon mit dem Thema Strafe nur sehr flüchtig und nebenbei auseinandergesetzt.

Ebenso wie sein griechischer Vorgänger glaubte Cicero, dass es wichtig ist, ohne ein Gefühl von Zorn zu strafen, damit die Prozedur der Bestrafung nicht in einen Racheakt ausartet und den Schüler so sehr beschämt, dass das eigentliche Ziel nämlich die Besserung verfehlt wird. Cicero sieht neben der Bestrafung beziehungsweise mit ihr im Einklang noch den Weg den Ehrtrieb und die Ruhmbegierde zu wecken.

Einen ähnlichen Weg werden wir später bei den Gegnern der Züchtigung kennenlernen. Dort wurde er noch weiter ausgearbeitet. Laut Cicero sollen der Lehrer oder auch die Eltern nicht strafen ohne die betroffene Person nicht vorher liebevoll ermahnt und freundlich gewarnt zu haben. Dieses dreistufige Modell erscheint doch um einiges humaner, als Platons Ideen. Damit will Cicero der Strafe das beschimpfende Moment nehmen und dem Schüler auch ein wenig Eigenverantwortung geben.

Sowohl Platon als auch Cicero haben als Ziel der Strafe die Besserung vor Augen. Die Jungen sollen zum idealen Staatsbürger erzogen werden. Um sie gegen körperliche Strapazen abzuhärten und ihnen Disziplin beizubringen sehen sie die Strafe, insbesondere die Züchtigung, als unerlässlich an. Ein wesentlicher Unterschied liegt in ihrer Sicht auf das Kind. Während Platon noch glaubt, das Kind gehöre noch nicht zum menschlichen Geschlecht, war Cicero schon der Meinung, dass jedes Kind ein individuelles Wesen hat, das respektvoll berücksichtigt werden muss.

Auch in dem Erlangen und Ausüben von Selbstdisziplin gehen die beiden unterschiedliche Wege. Platon nimmt mit Überzeugung an, dass das Kind nach seiner Geburt noch zu den Tieren gehört. Die Selbstdisziplin muss ihm über Zwang und Züchtigung mühsam anerzogen werden und selbst dann ist es noch lange nicht sicher, dass es sie auch wirklich anwendet. Cicero dagegen fordert die Erziehenden auf dem Schüler wenigstens die Gelegenheit zu geben Selbstdisziplin anzuwenden und er scheint auch davon überzeugt zu sein, dass das Kind dazu die richten Anlagen mitbringt, um sie überhaupt ausüben zu können.

  1. Gegner der körperlichen Züchtigung

Viel mehr meldeten sich die Gegner der Züchtigung zu Wort und schrieben ausführlichere Plädoyers als die Befürworter. Das war auch angesichts der Tatsache, dass die körperliche Strafe als ein selbstverständliches Mittel angesehen wurde. Man kann schon an der Datierung der beiden von mir gewählten Männer, Plutarch und Quintilian, erkenne, dass es sehr lange gedauert hat, bis es zu einem Umdenken kam und das noch immer die geltende Praxis eine andere war.

  1. Plutarch

Man darf ferner, wie ich behaupte, die Kinder nicht durch Schläge und Misshandlungen zu gutem Betragen anhalten, sondern nur durch Ermahnungen und vernünftiges Reden. 27

Mit diesen Worten Plutarchs steigen wir in die Seite der Befürworter ein. In weiterer Steigerung zu Platon und Cicero definiert Plutarch das Kind als von Grund auf gut, er geht also genau vom Gegenteil aus. Deshalb ist das Kind ein vernunftbegabtes Wesen, das vernünftigen Reden von Seiten der Eltern und der Lehrer offener gegenüber steht als Schlägen. Wie man an diesem Zitat eindeutig erkennen kann, lehnt der Grieche jede Art des Hand Anlegens am Kind grundsätzlich ab.

Dabei versucht er nicht nur ein Verbot der Prügel gegenüber Kindern zu bewirken, sondern er appelliert auch an das Gewissen und die Nachsicht der Eltern vor allem des Vaters aber auch der Lehrer. Sie alle sollen sich ihrer eigenen Kindheit erinnern und ihrer persönlichen Gefühle, wenn sie bestraft wurden. Eben deshalb sollten sie zu anderen Mitteln greifen, um ihre Kinder zu gutem Benehmen anzuhalten und zu erziehen.28 Er verlangt also von den Erwachsenen mehr Empathie und leitet daraus den Verzicht auf Gewalt ab.

Eine wesentliche Bemängelung ist, dass die Lehrer oft keine pädagogische Ausbildung hatten und sich daher gegen ihre Schüler nur mithilfe von Züchtigung durchsetzten konnten. Ihnen ging sozusagen die natürliche Autorität verloren, da sie aufgrund ihrer mangelnden Bildung auch kein Ansehen in der Gesellschaft genossen, was natürlich auch ihre Schüler wussten. Aber es wird von Plutarch keine Besserung gefordert.

Er verlegt auf das Allheilmittel des Wettkampfes, der angeblich allein helfen soll die Probleme mit ungehorsamen Schülern zu beseitigen. Dabei sollen die Gewinner eine Belohnung vom Lehrer erhalten, meist ein Buch. Damit sollte bei allen Schülern ein Ansporn zu besseren Leistungen gegeben werden. Derjenige, der gewonnen hatte, fühlte sich in seinem Tun bestärkt und wollte auf jeden Fall so weiter machen.

die Aussicht auf Ehre und die Furcht vor Strafe sind die beiden Grundpfeiler der Ehrziehung der Jugend, jene treibt zu den edelsten Bestrebungen an, diese schreckt von schlechten Taten ab.29

Die Eltern und Lehrer sollten mithilfe eines Lob- und Tadel-Systems erziehen, da den Kindern als zukünftige Bürger ihres Staates die Begierde nach Ruhm angeboren ist, man muss nur einen Weg finden sie zu wecken. Sie streben immer nach den höchsten Dingen.

Plutarch findet auch nichts Schlimmes daran, die Kinder mit einer Strafe zu beschämen, denn eben das sporne sie noch weiter an, es beim nächsten Mal um vieles besser zu tun. Nur die Strafe durch Schlagen bringt unwiderrufliche Schäden, denn im Gegensatz zu Platon, meint Plutarch, dass es für Schläge keine Maßeinheit gibt. Er behauptet im Gegenteil, dass den Kindern bereits jeder kleinste Schlag schade und sie ihre Arbeiten und Pflichten nur sehr widerwillig erledigen würden, wie man es schon bei den Sklaven beobachtet habe.

Ganz anders aber bei einer mündlich erfolgten Strafe. Ob Plutarch hierbei in das Kind nicht zu viel Verständnis und Verantwortung für sich selbst legt sei an dieser Stelle zunächst dahingestellt.

Währens andere Väter schon zu Platons und auch noch zu Plutarchs Zeiten die Erziehung in die Hände von Sklaven oder gerin angesehenen Lehrern legten ist Cato der festen Überzeugung, dass wer […]Kinder schlage [sich] an den höchsten Heiligtümern vergreife32Catos Sohn hatte für seinen Vater einfach einen zu hohen Wert, um ihn von anderen fremden Menschen Schlagen zu lassen.

Am schlimmsten daran fand er, dass er so niedrige Leute täten, vor denen sein Sohn keinen Respekt haben könnte. Dabei geht es Cato nicht nur um das Schlagen, er möchte noch nicht einmal, dass ein Sklave seinen Sohn auch nur verbal ausschimpft. Deshalb übernahm er die Erziehung seines Sohnes selbst und trat für diese Zeit von seinen Amtsgeschäften zurück. 33

Ebenso wie Platon und Cato empfiehlt Plutarch eine emotionslose Bestrafung, damit sich das Kind nicht ungerecht behandelt fühlen kann, weil die Strafe zu sehr einer Rache gleichkommt. Aber auf der anderen Seite warnt Plutarch auch davor, denn er befürchtet, dass sich ein zurückgehaltenes Gefühl auf das weitere Verhalten des Vaters gegenüber seinem Kind auswirken könnte.

Plutarch erscheint uns aus dem heutigen Blickwinkel schon moderner als Platon und Cicero, vor allem schon wegen seiner Sicht auf das Kind. eben diese Sicht bestimmte immer die entsprechende Behandlung. Platon glaubte eben, dem Kind alle Menschlichkeit absprechen zu können und es deswegen besonders streng und hart behandeln zu müssen. Es sollte aus seiner Sicht der Tierwelt entrissen und der Menschenwelt zugeführt werden.

Cicero war dabei schon wesentlich humaner, aber soweit wie Plutarch, der wenig später sagte, dass die vernunftbegabte Wesen sind, wagte niemand zu gehen.

  1. Quintilian

Den Schüler zu schlagen, lehne ich ab, obwohl es der übliche Brauch ist[…]. Denn erstens ist es eine hässliche Strafe, wie sie Sklaven zukommt und auf jeden Fall eine Beleidigung […] Außerdem, wenn ein Kind für Belehrungen so unempfänglich ist, dass es sich nur durch Tadel bessert, wird es sich, wie die schlimmsten Sklaven, nur an die Schläge gewöhnen.

Eine solche Züchtigung ist nicht einmal nötig, wenn der Lehrer streng über die Studien wacht.36

Wie auch Plutarch lehnt Quintilian die körperliche Züchtigung komplett ab, da Gewalt eine Bankrotterklärung der Vernunft ist.37Er empfindet die Prügelstrafe nicht nur als für einen frei geborenen Menschen völlig unangebracht, sondern befürchtet, dass sie dem Kind eine sklavische Gesinnung anerziehen könnte. Anders als Platon, der glaubte, man könne das Kind schlagen, ohne es dabei seelisch zu verletzten, behauptet Quintilian nun das genaue Gegenteil.

Auch wenn es zu seiner Zeit immer noch „der übliche Brauch“ war Kinder zu schlagen, redet der Lehrer Quintilian aus eigener Erfahrung von einem guten Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler. Beider müssen sich ihrer großen Verantwortung nicht nur für sich selbst sondern auch für den anderen bewusst werden.38 Die Verantwortung des Lehrers liegt darin die Schüler zum Lernen zu motivieren, dazu darf kein Zwang angewandt werden, denn dauernder Zwang verstimmt den Menschen und macht ihn immer unzugänglicher für Einwirkungen der Außenwelt.

Der Lehrer übernimmt während der Schulzeit die Rolle des Vaters und genau aus diesem Grund darf er den Schüler nicht durch zu hartes und ständiges Strafen von sich stoßen und abschrecken, sondern er muss eine emotionale Bindung aufbauen. 39Platon rät in seinem Wer dazu vor allem die Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren zu schlagen, Quintilian lehnt dies aber völlig ab, da er der Meinung ist, dass Kinder die geschlagen wurden können man auch später nicht mehr anders beikommen.


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