Stadtentstehung und Epochen der Stadtentwicklung in
Mitteleuropa
Die meisten Städte in Mitteleuropa haben bis in die Mitte
des 19. Jahrhunderts kaum an Einwohnern und Fläche zugenommen. Städte, bei
denen noch die Stadtmauern erhalten waren, verblieben diese oft in ihren
mittelalterlichen Grenzen. Erst nach 1850 setzte
ein starkes Wachstum vieler Städte ein. In diesen Städten
entstanden einige neue Industriegebiete. Die Verbindung der Städte wurde bald
mit Eisenbahnstrecken ermöglicht.
So gelangten bald viele Menschen in die stetig wachsenden
Städte um Arbeit zu finden und ein besseres Leben als in den Dörfern zu haben.
Dies rief einschneidende Veränderungen im Stadtbild bis zum Beginn des 20.
Jahrhunderts hervor:
- Stadtmauern und Festungsanlagen wurden abgetragen. Der
Verlauf von Befestigungsanlagen lässt sich meist noch am Ort von Straßen,
Eisenbahnlinien oder an der Lage von Grünflächen erkennen.
- Es erfolgte der Bau von Gleisanlagen, Bahnhöfen und
breiteren Straßen.
- Die Errichtung von neuen Industriegebieten fand vorerst in
der Nähe der Altstadt und später auch in Randgebieten statt.
- Mietskasernen entstanden um die wachsende Zahl von
Industriearbeitern unterzubringen. In den Wohngebieten entstanden auch
viele Handwerksbetriebe um die ansässige Bevölkerung zu versorgen.
- Es entstanden Villenviertel für die Reichen meistens im
Westen der Städte, da die Industrieabgase nach Osten abzogen wo sich die
Mietskasernen befanden.
- Parkanlagen wurden angelegt und es entstanden erste
Kleingartenkolonien.
- In größeren Städten wurde die Wasserwirtschaft ausgebaut
und es kam zum Bau von Wasserwerken, Wassertürmen und Klärwerken.
Zur Entwicklung der Städte in
den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts:
- Die Stadtbevölkerung wuchs auf Grund der anhaltenden
Binnenwanderung.
- Es erfolgte der Ausbau des innerstädtischen
Verkehrsnetzes. (U-Bahn, S-Bahn)
- Industriebetriebe suchten sich Randgebiete um
Betriebsvergrößerungen vorzunehmen.
- Eine Differenzierung der Stadt in bestimmte Viertel wie
z.B. Wohn- , Gewerbe- , Industrie- , und Kulturviertel war sehr markant.
- Es entstanden Verwaltungen, Banken, Museen, Versicherungen
und viele weitere Einrichtungen des Dienstleistungssektors.
Weitere Veränderungen in der
Stadtentwicklung ab den 60er Jahren:
- Innerstädtische Wohngebiete verzeichneten ein rasches
Wachstum.
- Der soziale Wohnungsbau schuf neue Wohnungen mit
bezahlbaren Mieten, um den Wohnungsbedarf der Bevölkerung zu decken.
- Moderne Wohnhäuser, welche meist mehrstöckig waren,
prägten ab diesem Zeitpunkt das Bild von Großstädten.
- Diese Veränderungen hatten eine rasante flächenmäßige
Ausdehnung der Städte zur Folge.
Die Entwicklung der Städte in
den 70er Jahren:
- Der Wachstumstrend in den Städten kehrte sich um. Ursache
dafür waren die zunehmende Motorisierung der Bevölkerung, der Ausbau der
Verkehrswege und die daraus resultierende Unabhängigkeit der Bevölkerung
in der Fortbewegung. Weitere Gründe für den abnehmenden Wachstumstrend in
den Städten waren die hohen Mieten und die unerschwinglichen Preise für
Grundstücke sowie die geringe Lebensqualität auf Grund großer
Lärmbelästigung und Luftverschmutzung.
- Eine
verstärkte Abwanderung von Familien in das Umland der Städte führte zur
Entstehung ausgedehnter Wohnviertel im Umland. Die dort befindlichen
Dörfer verstädterten zunehmend. Dies führte wiederum zur Entwicklung eines
starken Pendlerstroms zu den Wohn- bzw. Arbeitsstätten.
- Dieser Prozess wird als Suburbanisierung (siehe Grafik)
bezeichnet, welcher unweigerlich mit der Verlagerung von
Handelseinrichtungen verbunden ist. So entstanden viele große
Einkaufszentren an den Rändern der Städte und im sogenannten
„Speckgürtel“.
Situation der Städte in der
Gegenwart:
- Es wird versucht den Prozess der Suburbanisierung zu
stoppen, um finanzkräftige Verbraucher und Steuerzahler in der Stadt zu
halten.
- Durch
die Modernisierung innerstädtischer Wohngebiete und das Anbieten
preiswerter Wohnungen soll dieser Prozess verhindert werden.
Quelle der Grafik:
http://urbanisierung.com/#Vergleich