Praktikumsbericht
0.
Einleitung
Das
Betriebspraktikum der Klassenstufe 9 habe ich an der Hamburgischen Staatsoper
im Fachbereich der Maskenbildnerei durchgeführt.
- Schulischer
Rahmen des Betriebspraktikums
Unsere Schule
bot die Gelegenheit, im Rahmen eines dreiwöchigen Schülerpraktikums einen
möglichst genauen Einblick in das gewählte Berufsfeld zu erhalten und
gleichzeiitg zu erfahren, wie es ist, berufstätig zu sein.
-
Bewerbungsverlauf und Gespräch
Im September
2006 rief ich in der Staatsoper an und fragte nach, ob man dort ein Schü-lerpraktikum
durchführen könne. Dies wurde mir bestätigt und gleichzeitig wurde ich
infomiert, dass ich das Praktikum in einem der folgenden Bereiche absolvieren
könne: Requisite, Kostümmalerei, Maskenbildnerei, Musikbibliothek und
Orchesterwartebereich. Die Mitarbeiterin aus der Personalabteilung riet mir
auch, meine Unterlagen möglichst umgehend einzureichen, da es bereits ziemlich
spät sei, sich für ein Praktikum im Januar/Februar 2009 zu bewerben
Ich entschied
mich für die Maskenbildnerei und schrieb eine Bewerbung. Bereits zwei Wochen
später erhielt ich eine schriftliche Zusage.
- Grundlagen
der Entscheidung für den Betrieb
Ich habe mich
für die Staatsoper entschieden, da es mich sehr interessierte, hinter die Kulissen
eines so großen, aus vielen Teilen bestehenden, Kulturbetriebes zu schauen.
Speziell für den Bereich der Maskenbildnerei entschloss ich mich weil es mich
fasziniert, wie mit Schminke und Perücken ein Mensch in eine völlig andere
Gestalt verwandelt werden kann.
- Erwartungen
Ich erhoffte
mir von diesem Praktikum, einen Einblick in den Beruf des Maskenbildners zu
erhalten. Ferner war ich daran interessiert, Opernaufführungen mit
vorzubereiten, indem ich z. B. beim Schminken, Frisieren etc. half.
1.
Beschreibung
des Betriebes
1.1
Produktions- bzw. Dienstleistungsbereich allgemein
Die
Maskenbildnerei beschäftigt sich mit den Teilen des Kostüms, die mit dem Kopf
zu tun haben. Dazu gehört nicht nur ein meist aufwendiges Schminken der
Gesichter der Darstel-ler, sondern auch das Herstellen von Perücken, Masken,
Glatzen und künstlichen Haartei-len wie z. B. Zöpfen oder Bärten und das
„Anbringen“ diese Teile an den Mitwirkenden der Aufführung. Auch Mützen und
Hüte, die meist in der Kostümabteilung hergestellt werden, werden ebenfalls von
der Abteilung „Maske“ an den Köpfen der Darsteller befestigt. Außerdem wird in
der Maskenbildnerei professionell frisiert. Wenn erforderlich, malen
Maskenbildner auch Tätowierungen, Wunden u. ä. auf die Haut der Darsteller auf..
Zum Beruf des
Maskenbildners gehört ein umfangreiches Wissen über Frisuren aus vielen Epochen
und Kulturen. Perücken, Haarteile, Glatzen und Masken müssen erst einmal
hergestellt werden: Perücken und Bärte werden (meist) aus Echthaar geknüpft, Glatzen
in einem speziellen, sehr aufwendigen Verfahren erstellt. Künstliche Haarteile
wie z. B. Zöpfe werden tressiert. „Tressieren“ bezeichnet eine bestimmte Art
des Knüpfens.
Masken werden
zuerst aus Ton modelliert. Von diesem Model wird in der Regel ein Gips-abdruck
genommen, das sogenannte „Negativ“. Mithilfe dieses Negativs wird dann – je
nach Verwendung der Maske – aus einem beliebigen Material (Stoff, Pappmaché,
Draht, Plastik u. ä.) das entsprechende „Positiv“ hergestellt. Bei Bedarf
können diese Masken noch mit vielerlei anderen Materialien „aufbereitet“ werden
(z. B. Federn, Fell, Farben etc.).
1.2
Aufgabenbereich
Im Zeitraum
meines Praktikums fand auf Kampnagel die Kinderoper „Das Geheimnis der
schwarzen Spinne“ statt. Seit 2004 wird jährlich eine Kinderoper in der Reihe
„Opera piccola“ von der Staatsoper aufgeführt. Zusammen mit einer weiteren
Praktikantin und zwei Auszubildenden war ich für das Schminken und Frisieren der
Kinderschauspieler zuständig. Dieses Projekt bereiteten wir in der ersten Woche
unseres Praktikums vor, indem wir alle Materien, die wir für unsere Arbeit auf Kampnagel
benötigen würden, zusammenstellten und übten, zu frisieren und zu schminken.
Die
Aufführungen fanden freitags bis sonntags statt und waren unser „praktisches Projekt“
Unter der Woche arbeiteten wir an unterschiedlichen Dingen in der Werkstatt der
Masken-bildnerei: Wir knüpften Bärte und tressierten Haare zu einer fertigen
„Tresse“ (s. Foto), aus der später ein Zopf hergestellt wurde. Zwischendurch
halfen wir beim Aufräumen, Auspa-cken neuer Ware und hefteten Dokumente ab. Außerdem
hatte ich Gelegenheit, mit Ton meine eigene Maske zu modellieren, von der ich
später einen Abdruck aus Pappmaché machte und den ich am Ende der
Praktikumszeit, fertig lackiert, mit nach Hause nehmen durfte.
2.
Ablauf des
Praktikums
2.1
Tabellarische
Übersicht der Praktikumstage
Tag, Datum
|
Uhrzeit
|
Tätigkeiten
|
Mo.,
|
26.01.09
|
|
Freier
Tag wegen Dienst am Samstag, 31.01.09
|
Di.,
|
27.01.09
|
10.00-16.00
|
-
Einführung in die Maskenbildnerei
-
Übungen zum Frisieren
|
Mi.,
|
28.01.09
|
12.00-19.30
|
-
Übungen zum Schminken für die Kinderoper
-
ab 18.00 Uhr - Komparserie *
|
Do.,
|
29.01.09
|
14.00-19.30
|
-
Materialien für die Kinderoper vorbereiten –
Tressieren
|
Fr.,
|
30.01.09
|
12.00-19.30
|
-Tressieren
und Knüpfen in der Staatsoper
-
ab 15.00 Uhr - Einrichtung des Schmink-
raumes und des eigenen Schminkplatzes
auf Kampnagel
-
ab 18.15 Uhr - Komparserie * in der Staats-
oper
|
Sa.,
|
31.01.09
|
9.00-16.30
|
Klaviertechnik-Probe
** auf Kampnagel (Schminken und Frisieren)
-
9.30-14.00 Uhr - Besetzung „Gelb“
-
14.15-16.30 Uhr - Besetzung „Blau“
|
So.,
|
01.02.09
|
|
Freier
Tag (Wochenende)
|
Mo,.
|
02.02.09
|
|
Freier
Tag wegen Dienst am Samstag, 07.02.09
|
Di.,
|
03.02.09
|
|
Freier
Tag wegen Dienst am Sonntag, 08.02.09
|
Mi.,
|
04.02.09
|
14.00-19:30
|
-
Tressieren und Knüpfen
-
ab 18.00 Uhr - Komparserie*
|
Do.,
|
05.02.09
|
12.00-19.30
|
Proben
auf Kampnagel:
-
12.30-16.00 Uhr - Hauptprobe „Gelb“
-
16.00-19.30 Uhr - Generalprobe „Blau“
|
Fr.,
|
06.02.09
|
12.00-18.30
|
-
Modellieren meiner Maske in der Staats-
oper,
-16.00-18.30
Uhr - Generalprobe „Gelb“ auf
Kampnagel
|
Sa.,
|
07.02.09
|
12.00-19.00
|
-
Modellieren meiner Maske in der Staats-
oper
-15.30-19.00
Uhr - Vorpremiere „Blau“ auf
Kampnagel
|
So.,
|
08.02.09
|
15.00-19.00
|
-15.30-19.00
Uhr - Premiere „Gelb“ auf
Kampnagel
|
Mo,.
|
09.02.09
|
|
Freier
Tag wegen Dienst am Samstag,14.02.09
|
Di.,
|
10.02.09
|
13.00-18.00
|
-
Modellieren meiner Maske
-
13.30 Uhr - Besuch von Herrn Rohde
-
14.00 Uhr - Einweisung zweier neuer Prak-
tikantinnen
-
ab 17.00 Uhr - Komparserie* „Carmen“
|
Mi.,
|
11.02.09
|
10.00-17.30
|
-
Pappmachéabdruck des Ton Modells
meiner Maske herstellen
|
Tag, Datum
|
Uhrzeit
|
Tätigkeiten
|
Do.,
|
12.02.09
|
|
Freier
Tag wegen Dienst am Sonntag, 15.02.09
|
Fr.,
|
13.02.09
|
13.00-19.30
|
-
Pappmachéabdruck meiner Maske
lackieren
-
16.30-19.30 Uhr - Aufführung der Kinder-
oper auf Kampnagel (Besetzung „Blau“)
|
Sa.,
|
14.02.09
|
12.00-19.00
|
12.30-16.00 Uhr -
Aufführung der Kinderoper auf Kampnagel Besetzung „Gelb“
-16.30-19.00
- Aufführung der Kinder-
oper auf Kampnagel
(Besetzung „Blau“)
|
So.,
|
15.02.09
|
14.00-17.30
|
-
14.30-17.30 Uhr - Aufführung der Kinder-
oper auf Kampnagel (Besetzung „Gelb“)
|
*
als Komparserie wird der Bereich der Maskenbildnerei bezeichnet, in dem die
Statisten (auch Komparsen genannt) geschminkt werden. Hier schaute ich abends
oft zu, wie die Maskenbildner die Darsteller schminkten.
**
Klaviertechnik-Probe bezeichnet eine Probe ohne Orchester.
2.2
Typischer
Arbeitstag – Sonntag, 08.02.2009
An diesem Tag
fand die Premiere der Kinderoper „Das Geheimnis der schwarzen Spinne“ von
Judith Weir auf Kampnagel statt. Ich war etwas aufgeregt, denn heute musste
alles klappen. Die Aufführung begann um 17:00 Uhr, und wir mussten bereits um
15:00 Uhr vor Ort sein, um um 15.30 Uhr mit dem Schminken anfangen zu können.
Als ich auf Kampnagel ankam, bemerkte ich einige „Toi, toi, toi“ Schildchen auf
unseren Plätzen und einige Geschenke und Süßigkeiten von der
Chefmaskenbildnerin Ute Mai. Zuerst räumte ich meinen Schminktisch ordentlich
auf und bereitete mich vor. Wir, die Praktikantinnen, schminkten den Hauptteil
der Darsteller, da diese alle das gleiche Grund-Make-up bekamen. Zuerst wurde
das Make-up, von dem es einen hellen und einen dunklen Ton gab, gleichmäßig mit
einem Schwamm auf das Gesicht, dem Dekolleté und den Ohren der Darsteller aufgetragen.
Ließe man die Ohren ungeschminkt, würden diese sonst auf der Bühne, von den
Scheinwerfern angestrahlt, rot leuchten. Danach zogen wir mit einem Kajalstift das
Ober- und Unterlid nach. Bei Darstellern mit sehr hellen Augenbrauen wurden
auch diese nachgezogen. Anschließend wurden noch zwei Tupfer Rouge – kindlich
rund - auf den Wangen verteilt und schließlich noch die Lippen mithilfe eines
Pinsels mit Lipgloss geschminkt. Für Darsteller mit dunkelfarbiger Haut hatten
wir speziellen Puder anstelle von Make-up. Eine besondere Rolle hatten die drei
<<Schatten des grünen Jägers>>. Ihre Gesichter wurden komplett
schwarz geschminkt.
Je nach Rolle
wurden dann auch die Haare frisiert. Die meisten Kinderdarsteller setzten
Mützen oder Hüte auf, die wir an den Haaren feststeckten. Einigen Mädchen wurden
die Haare dafür „hochgeschneckelt“, dies bedeutet, die Haare in einzelne
Strähnen zu unterteilen, diese dann um den Finger zu wickeln und diese
„Spiralen“ dann wie kleine Schnecken flach auf dem Kopf zu befestigen. Anderen
Mädchen frisierten wir Zöpfe und den Hauptdarstellern setzten wir Perücken auf.
Nach ungefähr einer dreiviertel Stunde waren alle XXXXX (hier noch Anzahl
einsetzen) Mitwirkenden von uns für die Aufführung fertig vorbereitet und konnten
sich einsingen.
Kurz vor
beginn des Stücks schminkten wir den drei <<Schatten des grünen Jägers>>
noch einige Stellen im Gesicht schwarz über, da diese schon etwas vom Schwarz
verloren hatten.
In der ersten
Szene waren alle Darsteller auf der Bühne und wir konnten uns ein bisschen
ausruhen. Aber nicht lange, denn dann kam die Darstellerin, die in die Rolle
der <<Archäologin>> schlüpfte, zu uns in die Maske und wir banden
ihr für ihre Zweitrolle ein gelbes Tuch um den Kopf.. Gleich darauf lief die
Schauspielerin der <<Christine>> in die Maske. Die nächste Szene im
Stück war ihre Hochzeit und sie hatte auch schon ihr Hochzeitskleid an. Nun
wurden ihr von den Auszubildenden schnell die Haare umfrisiert und ein Kranz
ins Haar gesteckt. Währenddessen steckte ich <<Carl>>,
<<Christines>> Bräutigam, seinen Kranz im Haar fest. Danach musste
es schnell gehen: Ich nahm eine kleine Schachtel, in die ich zuvor schwarzes
Theaterblut gefüllt hatte, und einen kleinen schwarzen Schwamm und lief
hinunter hinter die Bühne. Dort gab ich beides dem <<Priester>>,
der diese Utensilien bei der Hochzeit als Requisiten verwenden würde.
Anschließend lief ich schnell wieder nach oben in die Maske und half den beiden
<<Damen>>, ihre Hüte für die Hochzeit aufzusetzen und steckte sie
mit der anderen Praktikantin fest. Die Hüte mussten sehr fest sitzen deshalb
half uns am Anfang eine der Auszubildenden.
Nach der
Hochzeitsszene auf der Bühne war eine zwanzigminütige Pause, in der wir vielen
Kindern die Haare neu frisierten oder einzelne Strähnen, die sich gelöst
hatten, wieder feststeckten. Einem <<Edelmann>> malte ich mit einem
speziellen Puder einen Schnurrbart und steckte viele neue Hüte und Mützen fest.
Einigen Kindern schminkte ich nach Wunsch noch einmal die Lippen mit Lipgloss
und dem <<Schatten>> kurz vor Beginn das Gesicht schwarz nach.
Außerdem assistierte ich in der Pause beim Reparieren der „Mausmaske“ eines der
<<Schatten>> und half diesen dann beim Aufsetzen ihrer „Tierköpfe“.
Zwischendurch aßen wir noch ein paar Gummispinnen, die überall verteilt wurden.
Im zweiten Akt hatten wir nicht mehr viel zu tun. Also verfolgten wir hinter
der Bühne die Aufführung. Am Anfang des Akts gab es noch einen schnellen Umzug
der Braut, die hinter der Bühne ihr Kleid wechseln musste. Einer der
Auszubildenden und wir, die Praktikantinnen, nahmen ihr ihren alten Kranz ab,
und setzten ihr dafür einen neuen auf. Das musste sehr schnell gehen, deshalb
waren wir auch zu dritt. Gegen Ende klebten wir dem <<Pathologen>>
noch einen künstlichen Schnurrbart an und setzten der
<<Journalistin>> eine Mütze auf. Nach der Vorstellung, gegen 18.30
Uhr, halfen wir noch beim Absetzen von Perücken, Mützen und Hüten und sammelten
die Spangen aus den Haaren ein. Dann räumte ich noch einmal meinen Schminktisch
auf und ging zur Premierenfeier.
3.
Eigene
Bewertung des Praktikums
3.1
Persönliche
Eindrücke und Erfahrungen
In diesen
drei Wochen habe ich einen intensiven Einblick in die Arbeit eines Maskenbildners
erhalten. Dabei habe ich auch erfahren, wie viele verschiedene Tätigkeiten
dieser Beruf umfasst. Beim Schminken und Frisieren auf Kampnagel habe ich
außerdem viele praktische Erfahrungen gesammelt.
Ich habe zum
ersten Mal erfahren, was es bedeutet, den ganzen Tag zu arbeiten. Der Beruf des
Maskenbildners erfordert es in Schichten und auch an Wochenenden
tätig zu
sein. Ich habe gemerkt, wie anstrengend dieses sein kann.
3.2
Evaluation der Erwartungen
Meine
Erwartungen (wie unter 0. Beschrieben) haben sich im Großen und Ganzen erfüllt.
Der Alltag in der Staatsoper gestaltete sich für mich eher langweilig und
eintönig, da mir kaum eigene Aufgaben zugeteilt wurden und ich viel Zeit mit
Zusehen und stundenlangem Tressieren verbracht habe. An den Wochenenden auf
Kampnagel jedoch, haben sich meine Erwartungen sogar übertroffen: Ich war dafür
zuständig, einen großen Teil der Kinder für die Aufführung zu schminken und zu
frisieren, wodurch mir eine große Verantwortung übertragen wurde. Das hatte ich
nicht erwartet.
3.3
Bewertung
Im Großen und
Ganzen hat mir das Praktikum gut gefallen, da ich auf Kampnagel sehr viel
praktische Arbeit eines Maskenbildners ausübnen konnte. Ich fand es allerdings
Schade, dass uns unter der Woche in der Staatsoper so eintönige Aufgaben wie
tressieren oder Knüpfen zugeteilt wurden und das dann fast während der gesamten
Praktikumszeit.
Rückblickend
denke ich, dass das Praktikum mir viele und für mich wichtige und neue Erfahrungen
vermittelt hat. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, in der Kinderoper auch den
direkten Kontakt zu den Darstellern zu haben.
Abschließend
kann ich sagen, dass mich das Praktikum ein Stück weiter gebracht hat.