Kultur ist eine Gesamtheit des Lebensäußerungen eines Volkes
wissenschaftlich nicht genau bestimmt; Kulturelles Wissen und Verhalten ist erlernt und veränderbar, überindividuell (von mehreren Personen geteilt)
aus Kenntnissen, Verhaltensroutinen und Gewohnheiten
nicht einheitlich (Abweichungen, Subkulturen)
das Wesen einer Kultur erwächst u.a. daraus, wie Menschen miteinander ihre Existenz sichern und die sich daraus ergebenden Lebensprobleme bewältigen
historisch haben sich daraus unterschiedliche Kulturen entwickelt
nur die aktive Teilnahme am Alltagsleben in einer Kultur ermöglicht es somit Menschen die geltenden Werte, Bedeutungen und Mittel zu erwerben
Konzepte der Kultur (idealistisch und materialisisch): Kultur als beobachtbare Verhaltensweisen, die aus dem Zusammenspiel menschlicher Gemeinschaften mit ihrer natürlichen Umwelt resultieren
Kultur: Fähigkeiten, die das Leben in Kultur und Gesellschaft verlangen. (Kultur = ein Erbe von Fertigkeiten, Einrichtungen, Kenntnissen und Werten, das über Generation hinweg ist und von Gen. zu Gen. weitergeben vermehrt oder auch vergessen wird (Tenbruck)
Enkulturation: Aneignung von Handlungskompetenzen die für das Leben in einem bestimmten Ökosystem notwendig sind
Rogoff: Kinder als Novizen, die in unsere Kultur hineinwachsen → Wichtige Funktion komplexer Kulturen: Schule → vgl. Kulturhistorische Schule (Wygotski etc.); Vermittlung via mentaler Werkzeuge (Symbole, Sprache, Zeichen)
Technik: Kunstfertigkeit, Kompetenz, Anwendungsbezogenes Expertenwissen oder praktische Fachkompetenz → vielseitig anwendbar (Kunst, Philosophie, Ingenieurswesen, etc.) (heute eher kog. Kompetenzen)
Kulturtechniken im weiteren Sinn: Mittel, mit denen man an der Kultur eines Volkes teilhaben kann
sie können nur in kulturell eingebundenen Handlungsfeldern erfahrbar gemacht und erworben werden
Kulturtechniken helfen die Welt, in der man lebt, zu ordnen
Kulturtechniken im engeren Sinn: Lesen, Schreiben, Rechnen
Begriff Schriftspracherwerb
früher: Techniken der Schriftsprache als isolierbare, hierarchisch lernbare Fähigkeiten, die die Anpassung an die Kulturnorm gewährleisten sollten
Heute: Erwerb von Literalität (betont auch sozialen Aspekt einer Teilhabe an Schriftkultur)
SSE als Denkentwicklung, die auf Erwerb umfassender Handlungskompetenz abzielt (vgl. Literacy-Konzept)
Lesen und Schreiben im FGE
Historische Entwicklung und grundsätzliche Gedanken
Nach Speck hat sich die Frage nach Kulturtechniken zur Gretchenfrage der G-Päd entwickelt, mit Schultechniken gleichgesetzt, Ratz: Schreiben/Lesen und Rechnen (Ratz)
Praktische Bildbarkeit und SSE? Speck: Modifikation von Begriffen Lesen, Schreiben und Rechnen (schwer für Lernziel-/ Mindeststandardkonstruktion), Kulturtechniken dann relevant, wenn sie der Lernfähigkeit und den Bedürfnissen des Schülers entsprechen, ihn also nicht überfordern
Kulturtechniken in Gründungszeit der Gpäd in den 1960er Jahren noch nicht berücksichtigt (Grund: Nachwirken des Urteils über Bildungsunfähigkeit)
Koller (1969): Kulturtechniken als „unnütze Ballast“ für den S mit gB
Walburg (1972): „lebenspraktische Bildung“, Erziehung zur Gemeinschaftfähigkeit, Erziehung zur Arbeit und Erziehung zur Teilnahme am kulturellen Leben
→ lebenspraktische Bildung mit Anknüpfungspunkten zum Lesen und Schreiben
→lebenspraktische Erziehung darf sich demnach nicht nur auf körperliche Selbstversorgung reduzieren, sondern muss in offenen didaktischen Rahmen auch Arbeit, Beruf, Wohnen und Freizeit berücksichtigen
Speck (1975): „GB vermögen Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen“ und „Gruppe der gB Kinder sind hinsichtlich ihrer Leselernfähigkeit zu unterscheiden“
Aber: untergeordnete Rolle und Erlernen anderer Fertigkeiten sei für die spätere Lebensbewältigung wichtiger
Mit dem Begriff des „erweitertes Lesens“ (Hublow/Wohlgehagen 1978) eröffneten sich Perspektiven für einen neuen didaktischen Ansatz, der auch der damaligen Bedeutung von Bildbarkeit von Sus mit gB entsprach
Immer wieder polarisierende Betonung der lebenspraktischen Erziehung gegenüber den Angeboten den Lesenlernens deutlich
KMK-Empfehlungen (1980): Kulturtechniken werden in der Schule für gB implementiert → Entwicklung im Zuge des Normalisierungsgedankens
Argument für den SSE
Konsequente Fortführung der vorschulischen Förderung
Lesen stelle keine Ãœberforderung dar, vielmehr bietet es Abwechslung und kognitive Forderung
Im Sinne der Lebensbedeutsamkeit stellt Lesen eine wichtige Handlungskompetenz in Beruf und Freizeit dar
Integratives Moment der Teilhabe (Vetter), Normalisierung
Sprache und Schreiben - Eigenmachtsgefühl, SB, Selbstständigkeit, Kommunikation
Bedeutung: SCHURAD: Kultur ist die Lebens- und Überlebensmethode des Menschen, notwendig um sich in der Umwelt zurechtzufinden, Pfeffer: zeichenhaft verfasste Wirklichkeit, Erweiterung der Handlungsfähigkeit
Lesen und Schreiben – eine Form der Kommunikation
Paradigmenwechsel von Aneignung der Lese-und Schreibtechniken, hin zum Aspekt der Kommunikation, also der Möglichkeit sich mit Lesen und Schreiben zu verständigen, zu informieren und zu orientieren
Neue Perspektiven für SuS im FGE in diesen kulturtechnischen Fächern
Kind soll im Lese-und Schreibunterricht die Erfahrung machen, dass es anderes etwas
Mitteilen kann, z.B. über Schrift, Bildkarten, die er selbst aktiv in eine bestimmte Anordnung bringt
Kommunikative Fähigkeiten erweitern sich
In Verständigung, im Austausch mit Umwelt nicht mehr nur auf mündlichen Teil der Kommunikation begrenzt
Konsequenzen für die Schule
Förderung lautsprachlicher und nicht lautsprachlicher Bereiche
Einführung von visuellen Informationszeichen (Bilder, Bildzeichen, Buchstaben) als unerlässlichen Lern-und Bildungsgehalt
Wenn Schüler die bildhaften und schriftlichen Zeichen und Signale der Umwelt entdecken, interpretieren und darauf adäquat reagieren könne, folgt daraus:
Erweiterung der Handlungskompetenz und
Vergrößerung der Selbstständigkeit in ihren Lebensfeldern
Mit diesem Sachverhalt wurde im Lehrplan FGE mit dem erweiterten Lese-und Schreibbegriff (Günthner, 2000)Rechnung getragen
Konzept: „Erweiterter Lesebegriff“
Woher kommt der erweiterte Lesebegriff?
Hublow (1985): Lesen ist im weitesten Sinne „als Wahrnehmen, Deuten und Verstehen von konkreten, bildhaften, symbolhaften oder abstrakten Zeichen und Signalen“ zu verstehen (Hublow legte als Erster die hierarchischen Stufen fest)
→der erweiterte Lese-und Schreibbegriff hat sich dementsprechend etabliert und die Kontroverse überwunden die Förderschule mit dem FGE an lebenspraktischen Fähigkeiten oder Kulturtechniken zu binden
Stufenmodell für den erweiterten Lesebegriff (nach Günther)
→ Stufen des SSE nach Günther (1986) beschreiben die normative Reihenfolge des Erlernens
(stellt Weiterentwicklung des ursprünglichen Modells nach Frith dar)
= best. Verhaltensweisen, die als Vorläuferfertigkeiten für Erwerb des Lesens u. Schreibens gelten , z.B. Betrachten von Bildern/komplexe Nachahmung/ graphisches Gestakten
= „Strategien zum Lesen“: K. kann auch sehr bekannte Wörter anhand charakterist. graph. Details visuell (Wieder)erkennen
= Erlernen der Phonem-Graphem-Korrespondenz, was K. ermöglicht Wörter phonologisch zu schreiben, wie es sich gehört
= Anwendung orthographischer Wortbildungsregeln
= automatisierte Regelanwendung
(allgemeines Entwicklungsmodell, kein sonderpädag. Modell → Entwicklungsmodelle nur schwer auf MmgB übertragbar, daher: Kreismodell nach Doenges)
-Hublow (1985) 6-stufiges Entwicklungsmodell der Lesefähigkeiten, das vom Situationenlesen zum Schriftlesen die natürliche Entwicklung beschreibt
→ plädiert dafür, die Schüler auf ihrer jeweiligen Stufe zu fördern, um eine Weiterentwicklung zu ermöglichen
Unterricht im Sinne des erweiterten Lese-und Schreibbegriffs ist geeignet, Ãœberforderungen zu vermeiden und verbindet lebenspraktisches Lernen mit dem Erlernen der Kulturtechnik Lesen und Schreiben
Situationenlesen: Mimik, Gestik, Handeln von Personen; Gegenstände und Situationen
Bilderlesen: konkrete Abbildungen mit großer Wirklichkeitsentsprechung (Fotos, Bilder)
Bildzeichenlesen: schematisierte, stilisierte Abbildungen (Piktogramme, Pfeile); Farb- Formzeichen und –symbole
Signalwortlesen: abstrakte graphische Gestalten (Markenzeichen, Firmenzeichen, Verbotsschilder, etc.); meist in bestimmten Umweltbereichen und Zusammenhängen
Ganzwortlesen: Buchstabenkomplexe (Eigennamen; bestimmte Wörter und Sätze)
Schriftlesen: Buchstabenfolgenals Zeichen für Lautfolgen, die Wörter und Sätze ergeben, welche wiederum Inhalt und Sinn tragen
revidiertes Modell des erweiterten Lesens (nach Döngens, 2007)
Steht im Gegensatz zur hierarchischen Stufenfolge die bisher vorgeschlagen wurde
Eine konzeptionelle und förderdiagnostische Ausrichtung an den Lesearten ist gegenüber den Stufen vorzuziehen
Erreichte Kompetenzen sollen als augenblicklich bedeutsamer Modus des Wahrnehmens des einzelnen Kindes zu sehen sein und nicht als etwas Unvollständiges
→ berechtigtes Anliegen für K. mit schwerer Behinderung
Unterricht soll immer wieder Aufgaben bereithalten, die den Gebrauch der verschiedenen Lesensarten herausfordern
Durch die Verknüpfung von Erfahrungsbereichen ergeben sich darüber hinaus Transfermöglichkeiten, die qualitative und quantitative Lernfortschritte begünstigen können
→ so kann ein S., der erste Erfahrungen mit der Schrift i.E. Sinne gesammelt hat, die dabei gewonnenen Einsichten bei der Verwendung von Symbolen und Piktogrammen nutzen, indem er die Lese-und Schreibrichtung einhält oder auf Abgrenzungen von Teileinheiten achtet und wer über erste Buchstabenkenntnisse verfügt, kann diese Kompetenz nutzen, um sich z.B. beim Einkaufen neue Signalwörter zu erschließen
Blickwechsel: starre Fixierung auf normative Verläufe → Entwicklungsvielfalt
(bei MmgB Blick zuerst auf Entwicklungsmodell, dann individualisierte Faktoren beachten; häufig syndromspezifisches Lesen bei KmgB)
Kritik am Erweiterten Lesebegriff:
Euker/Koch: Situationenlesen ist kein Lesen! ïƒ ein Zeichen steht für ein Bezeichnetes (ïƒ revidiertes Modell des Erweiterten Lesens: Bilderlesen ïƒ Lesen von ikonischen Zeichen ïƒ Lesen von Symbolen ïƒ logografisches Lesen ïƒ alphabetisches Lesen ïƒ orthografisches Lesen) (z.B. durch Fotorealistische Abbildungen anbahnen)
Dönges: es sollten Lesearten und nicht Lesestufen sein! ïƒ weil Lesestufen normierte Entwicklungsverläufe proklamieren ïƒ ein Ãœberspringen oder Verharren würde dann als Fehlentwicklung gedeutet werden; Gefahr, dass L ihren Unterricht stringent danach ausrichten ïƒ Lesearten kommen alle gleichberechtigt und situativ zum Einsatz; Lernprozess ist spiralförmig (keine Leseart wird überwunden oder abgeschlossen)
Synthetischer oder ganzheitlicher Ansatz ?
Methodenstreit (Dönges)
- Methodenstreit in der Deutsch-Didaktik bezüglich des Erstleseunterrichts (60er/70er Jahre): → Ganzwortmethode oder synthetische Verfahren ?
synthetischer Ansatz
Ausgangspunkt des Leselernprozesses: einzelne Buchstaben und sein Lautwert
Erstleseunterricht= Einführung von ersten Verbindungen zwischen Lauten und Buchstaben
Aus diesen Buchstaben-Laut-Verbindungen werden erst Silben und dann Wörter zusammengesetzt (schnelles Hintereinandersprechen der einzelnen Laute)
Problem: fehlender Sinnbezug zum Beginn des Lesens
Beim Anlautverfahren wird jedem Buchstaben ein Laut in Verbindung mit einem Wort zugeordnet (I wie Igel) → Buchstaben erhalten so inhaltliche Bedeutung, die aber schnell wieder vergessen werden muss
Lesetechnik verlangt I als grafisches Zeichen mit dem Laut I zu verbinden
Bedeutungsverknüpfung führt von dieser Grundeinsicht weg und stiftet Verwirrung oder Missdeutungen im Hinblick auf das Schriftsystem
2. Lehrgangsphase: sinnlose Silben werden gelesen, sog. Fibeldadaismen (la le li lo lu)
Ganzheitliches Verfahren/Ganzwortlesen
Geht vom ganzen Wort oder sogar ganzen Sätzen aus
Erste Phase ist vom naiv ganzheitlichen Lesen geprägt
Merkhilfen: farbliche Hervorhebungen, Bilder oder auffällige Wortgestaltung (Über-oder Unterlängen)
Analytische Phase
Optische und akustische Durchgliederung von Wörtern führt zu Buchstaben und Lautgewinnung
Optisch ähnliche Wörter werden verglichen (Ute, Uli, Uhr) und akustisch durchgegliedert, Wortab-und Aufbauübungen (Klaus-laus-aus) durchgeführt oder Buchstaben ausgetauscht (Haus, Maus)
Letzte Phase: erlernte Synthesefähigkeit wird auf unbekannte Wörter und Texte angewendet
Probleme
Kinder fassen Wörter nicht als optische Gesamtgestalt auf, sondern nur willkürliche einzelne Merkmale
Die lautorientierte Alphabetschrift wird beim Ganzwortlesen wie eine Begriffsschrift gelehrt, was die Verbindung zwischen Sprache und Schrift verschwinden lässt
Überforderung des Gedächtnisses → verleitet zum Erraten der Wortbedeutung
Fazit: beide Verfahren greifen entscheidende Aspekte des SSE auf, sind dabei aber einseitig
Synthet.: Lautbezug der Schrift wird von Anfang an deutlich
Ganzh.: Sinnbezug der Schrift und kommunikat. Funktion wird deutlich
→ Sachlogische Konsequenz:Verbindung der Verfahren: analytisch-synthetisches Verfahren (Einführung von Wörtern, die sofort analysiert werden) (Günther)
1. Analyse: Herauslösen einzelner Buchstaben bzw. Laute aus Wörtern ïƒ S lernen, dass jedes Wort aus Einzelbausteinen zusammengesetzt ist
Optische Analyse: visueller Kanal; Ausgliedern von Buchstaben aus geschriebenen Wörtern (z.B.: Ganzwörter vor Augen der S schreiben, in Einzelteile zerschneiden und wieder zusammenlegen)
Akustische Analyse: auditiver Kanal; gesprochenes Wort wird in seine Lautbestandteile zerlegt (z.B. „Ich sehe was, was du nicht siehst, das fängt mit ( .) an“)
2. Synthese: Einzelelemente sollen zu hörbarem und innerlich gesprochenem Wort verbunden werden(z.B. Silben lesen; Puzzlewörter)
Phonologische Bewusstheit: die Fähigkeit, lautliche Unterschiede, Gemeinsamkeiten oder Ähnlichkeiten zwischen Wörtern oder Wortteilen und Wörtern zu erkennen und zu nutzen
wichtige Voraussetzung für erfolgreichen Schriftspracherwerb ist neben dem analytisch-synthetischen Bereich auch der auditiv-artikulatorische Bereich
3. Sinnentnahme:
am Anfang laut lesen
einfache Wörter, denen das Kind Bedeutung zuschreiben kann
anfangs Bilder zu Wörter anbieten
z.B.: Welches Wort zu welchem Bild? Fühlbilderbuch
außerdem: Lautgebärden
G-Bereich hat diese Entwicklungen zunächst ignoriert ïƒ heute: in Lehrplan ist Erweiterter Lesebegriff verankert; Umsetzungen sind jedoch je nach Lehrer unterschiedlich
Bedeutung für den FGE
Sachlogische Konsequenzen des Methodenstreits im FGE nicht beachtet
Hier vor allem Lernen mit allen Sinnen (Lesenlernen mit Hand und Fuß Marx/Steffen; ABC mit allen Sinnen Grimm)
Buchstaben werden geschmeckt, gebaut, ausgeschnitten, blind ertastet, etc.
Naives sensualistisches Lernverständnis führt zu sinnlosen Übungen (Ablaufen von Buchstaben führt durch Perspektivenwechsel zur Verwirrung)
SSE wird auch Buchstabenlernen reduziert → handlungsorientierte Erarbeitung lenkt von eigentl. Buchstabenfunktion ab
Ganzwortlesen wird angewendet (Im Sinne des erweitertes Lesebegriffs)
„Revidiertes Modell des erweiterten Lesens in Anlehnung an Günther“ mit Ausdifferenzierung des Bilderlesens
Erste Stufe: bindet das Bilderlesen und das Lesen ikonischer Zeichen in eine Phase
Dritte Stufe: alphabetisches Lesen mit Phonem-Graphem-Korrenspondenz
Vierte Stufe: orthographisches Lesen mit Ausbildung von Automatismen, bei denen Silben und wörter auf einem Blick wiedererkannt werden (flüssiges Lesen)
Perspektiven aus der Fachdidaktik/ Alternative Konzepte
Fibelstreit
ja oder nein? Vorerfahrungen, anknüpfen, nicht in Form von Fibeln, offener U, zwar Wahrnehmung une Gedächtnis aber nicht Funktionsweise und Prinzipien
→ Moderne Fibellehrgänge: Medium Fibel ergänzt durch Zusatzmaterialien (Lesemat., Schreibübungshefte, Info-/Demonstrationsmat), analytisch-synthetisch, halboffen
- An Vorerfahrungen anknüpfen, Bereitstellung vielfältiger motivierender Materialien und Lernanlässe, Ablehnung Leselehrgang
- Erfahrungen mit Schrift sammeln: unterschiedl. Schriftvorerfahrungen bei Schuleintritt
- Ziel: Kindern individuelle Zugänge zur Schriftsprache eröffnen
- Merkmale:
Kinder sollen erfahren, dass man sich durch Lesen und Schreiben anderen mitteilen und von ihnen Informationen gewinnen kann
Kinder sollen die wechselseitige Ãœbersetzbarkeit von Schrift und Sprache begreifen
-Unterricht ist durch das Entwicklungsmodell des SSE, spezifische Beobachtungshilfen, eine didakt. Landkarte und ein Organisationsmodell gekennzeichnet
-Entwicklungsmodelle des SSE
- zeigen die Entwicklung des Lese-und Schreibversuche von Kindern auf
- SSE als individueller Rekonstruktionsprozess → Kinder entwickeln sich weiter und
eignen sich so die Schrift nach und nach an
-Beobachtungshilfen:
- diagnostisch wertvoll
- zielen auf entscheidende Aspekte des SSE ab und schärfen den Blick für individuelle Unterschiede
-Didaktische Landkarte:
- bildet die wesentlichen Aspekte des SSE in 8 Lernfelder ab
- diese sind als Lernspirale gedacht
- zu jedem Lernfeld gibt es 20 Arbeitsvorschläge mit Variationsmöglichkeiten und didakt. Kommentaren
Lesen durch Schreiben (Reichen 1988)
- Ansatz: Kinder lernen Lesen über ihre Schreibversuche
- 3 Prinzipien:
- unterrichtsmethodisches Prinzip: Werkstattunterricht (fächerübergreifende vielfältige Lernangebote, Schüler wählen Lerninhalte aus, werden vom L. beraten)
- lesedidaktisches Prinzip: Lesen durch Schreiben
- Grundlage:
- Anlauttabelle: Lautwert von Buchstaben wird mittels zugeordneter Bilder abgelesen (wichtig: eindeutige Bilder!) Schüler können alles schreiben, was sie wollen
→ Lesefähigkeit stellt sich beiläufig ein
→ Orthographische Fehler werden zunächst nicht korrigiert
Vorteil: Schreiben für einige Schüler anregender als Lesen, da aktive Tätigkeit, bei der etwas Sichtbares produziert wird (gegenüber kognitiv orientiertem Lesen)
moderne Fibellehrgänge
- Fibel ist zwar immer noch Leitmedium, wir aber durch Zusatzmaterialien ergänzt (Lesematerialien, Schreibübungsheft, Informations-und Demonstrationsmaterial für L.)
- Lehrgänge beruhen aus analytisch-synthetischen Methode
- Schriftsprache wird Buchstabe für Buchstabe eingeführt
- Material beinhaltet optische, akustische und schreibmotorische Ãœbungen
- Material ist synchron gestaltet (immer gleicher Ablauf, alle das gleiche)
- Materialpakete bieten gemeinsamen Rahmen: für die erste Phase des Fibellehrgangs ist eine gezielte Hilfestellung notwendig (einfache Anfangswörter müssen in ihre Buchstaben-Lautstruktur durchgegliedert, abgehört, gelesen und abgeschrieben werden) → schafft gemeinsames Fundament, das dann mit differenzierten und offenen Phasen ausgebaut wird
Seit den 1990er Jahren: Annäherung im Fibelstreit
Spracherfahrungsansatz hat Auswirkungen auf moderne Fibeln und umgekehrt
Unterschiede liegen hauptsächlich in der Selbsttätigkeit der Schüler
Moderne Fibeln: Anlauttabelle nur als Differenzierungsangebot
Spracherfahrungsansatz legt großen Wert auf das Verfassen eigener Texte mit Hilfe der Anlauttabelle, wird aber ergänzt durch systematischer Einführung von Schriftelementen
Ansatz von Dönges
Schriftspracherwerb im FgE lässt sich in 4 Teilbereiche gliedern, welche nicht isoliert zu sehen sind:
Schreiben mit vorgefertigten Wort- und Bildkarten
Unterrichtsangebote zum Schriftspracherwerb im engeren Sinne: Leselehrgang, Spracherfahrungsansatz, Lesen durch Schreiben
Grundlegende Schrifterfahrungen: Interesse an Schrift wecken, Möglichkeiten und Funktionen der Schriftverwendung erfahren; Bedeutung der Buchstaben und ihre Reihenfolge im Wort erfahren; Kenntnis von Buchstabenform und Lautwert anbahnen und erweitern; Lesetechnik anbahnen und fördern