<
>
Download

Seminararbeit
Sprachwissenschaften

Georg-August-Universität Göttingen

2,0 Dr. Volker Harm, 2007

Bernd H. ©
7.40

0.21 Mb
sternsternsternsternstern_0.75
ID# 48058







Georg-August-Universität

Seminar für Deutsche Philologie

Aufbauseminar: „Wortschatz: Struktur, Variation und Dokumentation“

Wintersemester 2007/2008

Dr.


Spezielle Lexikologie bei J.R.R. Tolkien – Welche Kriterien legte Tolkien der Etymologie seiner Elbensprache zugrunde?


11,

2-Fach Bachelor Sport / Deutsch

3. Fachsemester

Einleitung


Ziel dieser Seminararbeit soll es sein, Kriterien und Entscheidungsgründe darzulegen, die den britischen Schriftsteller und Linguisten John Ronald Reuel Tolkien dazu bewogen, sich verschiedenster Elemente von Sprachen zu bedienen, um eine Elbensprache zu erfinden, die er in seinen Werken nutzen konnte. Meine Ausführungen beziehen sich dabei keinswegs ausschließlich auf seinem wohl bekanntesten Werk „Der Herr der Ringe“, vielmehr wird versucht, sein gesamtes literarisches Lebenswerk mit einzubeziehen, da im Verlauf der Arbeit aufgezeigt wird, dass die Erfindung nicht einzig und allein dem Herrn der Ringe diente, schon allein aus der Tatsache heraus, dass Der Herr der Ringe nicht seine erste Veröffentlichung war.

Da die Lexikologie Gegenstand unseres Seminars war, wird das Hauptaugenmerk dieser Arbeit auf dem Wortschatz der Elbensprache liegen, d.h. es wird versucht zu klären, ob es ein System seitens Tolkiens bei dem Aufbau der Sprache gab. Gibt es allgemein gültige Regeln für die Herkunft von elbischen Wörtern? Dafür ist es unerlässlich, im folgenden einen kurzen Überblick darüber zu geben, was man im Allgemeinen unter Tolkiens Elbensprache verstehen kann und zu verstehen hat.

Im Verlauf der Arbeit wird sich zeigen, wie unzureichend sich die Quellenlage diesbezüglich darstellt, es gibt viele Unstimmigkeiten, viele Skripte und Manuskripte Tolkiens sind posthum veröffentlicht worden. Somit ist der Wahrheitsanspruch nicht immer gegeben, auch weiß man nicht, ob Tolkien selbst eine Veröffentlichung gewollt hätte? Er selbst hat sein Hauptwerk den Herrn der Ringe so häufig umgeschrieben, ergänzt oder gekürzt, dass nicht einmal bei diesem Werk gesagt werden kann, ob es für ihn die letztendliche, finale Version darstellt, denn er auch er unterstand seiner Zeit dem für Autoren allgegenwärtigen Druck des Verlegers.

Trotz dieser unzulänglichen literarischen Situation wird es gegeben sein, auch auf einige grammatische Aspekte der Elbensprache einzugehen, dieser Bereich soll jedoch nur marginal und ergänzend anzusehen sein.

Aufgrund der Tatsache, dass sich herausstellen wird, dass es keine generalisierende Aussage über die Wortherkunft geben wird, ist es doch recht interessant zu sehen, wie sich der Lehnwortschatz des Elbischen gestaltet. Dieser Gesichtspunkt der Sprachanalyse soll den letzten Punkt der Arbeit darstellen, bevor in den Schlussbetrachtungen dann zum Einen ein Resümee zu finden sein wird, zum Anderen jedoch auch ein Ausblick darauf, wie die mangelhafte Quellenlage verbessert werden kann, um das Thema der etymologischen Sprachbetrachtung des Elbischen zufriedenstellender und eventuell etwas akzentuierter darstellen zu können.

Ob dies jedoch möglich erscheint, aufgrund dessen, dass der Autor bereits verstorben ist, bleibt höchstwahrscheinlich nur eine Vermutung.


  1. Grundlegendes zu Tolkiens und der Elbensprache


In diesem Abschnitt wird nur kurz auf einige Aspekte des Lebens von John Ronald Reuel Tolkien eingegangen, die – objektiv betrachtet – einen kurzen Einstieg in das Thema bieten, da diese Informationen nicht als bekannt vorausgesetzt werden können. Detailliertere Ausführungen würden den Rahmen dieser Seminararbeit übersteigen. Die Ausführungen beschränken sich im Wesentlichen auf einen sehr knappen Lebenslauf, des weiteren werden einige Kriterien für die Entwicklung der elbischen Sprachen genannt.

Ausserdem wird eine kurze Übersicht über die Elbensprache im Allgemeinen gegeben, welche beiden „Arten“ es gibt und worin sie sich grundlegend unterscheiden.


    1. J.R.R. Tolkien – Ein Kurzüberblick

J.R.R. Tolkien wurde 1892 in Bloemfontain in Südafrika geboren und mit seiner Familie 1895 nach England ausgewandert. er beginnt 1911 sein Studium der englischen Philologie in Oxford. Nach seiner Einberufung und Ableistung des Kriegsdienstes nimmt er 1920 seine akademische Laufbahn wieder auf und erhält bereits ein Jahr später einen Ruf als Professor an die Universität von Oxford.

Die Anzahl seiner akademischen Veröffentlichungen ist sehr gering, war er doch größtenteils damit beschäftigt, mittelalterliche Texte zu editieren. Das Schreiben in seiner Freizeit diente vorrangig der Geschichtenerzählung für seine Kinder. Er schrieb nicht, um seine Werke zu veröffentlichen.

Tolkiens Interesse konzentrierte sich schon früh auf diejenigen Sprachen, die nicht mehr gesprochen werden, als das wären zum Beispiel Latein, Alt- und Mittelenglisch oder auch Altnordisch. Diese Vorlieb hielt ihn allerdings nicht davon ab, lebendige Sprachen wie Deutsch, Französisch, Spanisch oder Holländisch zu lernen. Schon allein mit dieser Ausdifferenzierung des Interesses lässt eine Affinität zum Klang einer bestimmten Sprache aufzeigen.

„Tolkiens Erfindungen – eigene Sprachen und eigene Welten – sind logische Weiterführungen seines Interesses an archaischen Sprachen und archaischen Welten .“1. Mit diesem Zitat von Dieter Petzold wird der kurze Exkurs in Tolkiens Leben abgeschlossen und nunmehr die Konzentration auf das zentrale Thema der Sprache gelenkt.


Wenn man Tolkiens bekanntestes Werk „Der Herr der Ringe“ liest, oder sich mit der verfilmten Version auseinandersetzt, stellt sich die Frage, ob die vielerlei vorkommenden elbischen Wörter nur ein „phantastisch-beliebiges Silbengeläut“2 sind, oder ob es sich dabei tatsächlich um ein durchdachtes System von Sprache handelt.

Während des Lesens des „Herrn der Ringe“ fällt schnell auf, dass die elbische Sprache hauptsächlich dafür benutzt wird, um Gegenden, Städte und Orte zu bezeichnen. Vollständige elbsiche Sätze gibt es dagegen nur spärlich, abgesehen von den reichlich vorhanden Liedern und Gedichten. Jedoch ist dem Elbischen in diesem Werk eine sehr tragende Rolle zugeordnet. Sie bildet sozusagen den roten Faden der Geschichte.

Handlungen jener Nutzer dieser Sprache sind für die Geschichte zwar essentiell, sie sind allerdings kein gewichtiger Teil der Handlung. Die Elben erfüllen in dem Werk meiner Meinung nach nur eine Helfer- und keine Hauptfunktion. Doch warum machte sich Tolkien also soviel Gedanken um die Sprache dieses Volkes? Tolkien selbst erwähnte in seinen nachgelassenen Schriften The History of Middle-Earth3, dass er zuerst die Sprachen der Völker von Mittelerde entwickelte.

Und je nachdem, wie sie klangen, entwickelte er die dazugehörigen Völker. Die elbische Sprache besitzt „eine Schönheit, die weit hinausgeht über den lautlichen Klang und auch aus ihrer Struktur und den vielfältigen Beziehungen ihrer Formen lebt“4. Somit war für ihn die logische Konsequenz, die Elben als die reinsten und schönsten Geschöpfe Mittelerdes zu gestalten.

Die Sprache der Elben ist bei weitem nicht die einzige Sprache, die Tolkien erfand. Vielmehr gibt es in seinem Kosmos Mittelerde eine Fülle von fiktiven Sprachen, so zum Beispiel das Zwergische, oder das Entische. Auch ist Tolkien nicht der erste Autor, der eine Sprache konstruierte. Der Philologe August Schleicher zum Beispiel schrieb bereits 1868 eine Fabel in indogermanischer Sprache – bis dahin eine Form der Sprache, wie sie nicht existierte.

„Niemand hat je die Nerven und Fibern seines Ichs bloßgelegt, um eine Sprache zu konstruieren; es ist nicht nur irrsinnig, sondern unnötig“5. Dieses Zitat stammt von einem Kritiker Tolkiens und drückt das Missverständnis der tolkienschen Absichten aus. Er selbst sagt an einer Stelle in seinem Werk darüber: „Das Erfinden von Sprachen ist das Fundament. Die Geschichten wurden eher so angelegt, dass sie eine Welt für die Sprachen abgaben, als umgekehrt Ich hätte lieber auf Elbisch geschrieben“6.

Nach Meinung von J.R.R. Tolkien war der Verlust der Engländer in der Schlacht bei Hastings 1066 im Normannischen Krieg ein literarisches Desaster. Denn seitdem stand England unter massiven Einfluss der Franzosen. Selbst die als „urenglisch“ betrachtete Geschichte von King Arthur ist eine Mischung aus verschiedenen Quellen, besonders aber französischen. Tolkien war der Meinung, dass England eine Mythologie fehle, wie z.B. die Germanen die Nibelungen haben.

Denn in England existierten nur Volksmärchen. Und das Erschaffen einer eigenen Sprache war für ihn nur ein wichtiger Baustein für das Fundament unter seiner Mythologie. Die vorangegangenen Ausführungen sollten kurz darlegen, zu welchem Zweck Tolkien die Elbensprache entwickelt hat. Im nächsten Kapitel sollen die zwei „Arten“ dieser fiktiven Sprache eingehender beleuchtet werden.


      1. Quenya


Tolkiens Elbensprache lässt sich im Wesentlichen in zwei Teile unterteilen, zum Einen das Quenya – die Sprache der Hochelben, und zum Anderen das Sindarin – in gewisser Weise die Umgangssprache der Elben.

Dieser Gelehrte gab den Finnen also dass, was Tolkien für England vorschwebte. „Darüber hinaus ist die finnische Grammatik ein Fest für Philologen“7. Grund dafür ist vor allem die Tatsache, dass – vergleichbar mit dem Deutschen oder Lateinischen – es verschiedene grammatische Fälle gibt, aber nicht 4 oder 5 sondern 15. Auch im Quenya finden sich 3 solcher Fälle. Abgesehen von den üblichen Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ, sowie Possessiv und Instrumentalis, sind diese drei die sogenannten Lokalkasus: Ablativ, Lokativ und Allativ.

  • Beispiel: Deutsch „im Turm“; „zum Turm hin“; „vom Turm weg“

    • im Quenya „mindonna, mindosse, mindollo“ (von mindon  Turm)

Im Quenya existiert eine festgelegten Reihenfolge Präfixe unterschiedlicher Art. So werden z.B. auch Possessivpronomen (mein, dein etc.) als Endungen angehängt, ebenfalls die Singular- oder Pluralkennzeichnung. Eben solche Merkmale sind des Öfteren in früheren Sprachen zu beobachten. Im Laufe der Zeit stumpften diese Merkmale allerdings ab. Gerade dieser Sachverhalt belegt, dass Quenya eine alte Sprache ist.

Spricht man also auf Quenya, so endet die Aussprache eines jeden Lexems mit geöffnetem Mund (Vokale), respektive einem Lächeln (Konsonanten). Infolge der Vielzahl der Präfixe ist die Syntax im Quenya relativ frei, was diese Elbensprache besonders für Gesang und Poesie prädestiniert.


      1. Sindarin


Das Sindarin ist, wie eingangs bereits erwähnt, die Umgangssprache der Elben in der Welt von J.R.R. Tolkien. Es ist eine weiche und wohlklingende Sprache. Der dominanteste Unterschied zum Quenya ist die Bewahrung des elbischen „th“ im Sindarin (im Quenya veränderte es sich im Laufe der Zeit zu „s“). Pluralformen im Sindarin werden nicht mehr durch Präfixe gebildet, stattdessen mit Hilfe von Apophonien.

Des weiteren ist interessant, dass sich im Sindarin nicht das Wortende, sondern der Wortanfang verändern lässt. Derartige Mutationen sind größtenteils aus keltischen Sprachen bekannt. Viele Mutationen des Sindarin sind „absichtlich so angelegt, dass sie dem Walisischen im lautlichen Ursprung oder in der grammatischen Funktion ähnlich wurden, sind aber weder im lautlichen Ursprung, noch in der grammatischen Funktion dieselben“8.

Eine der markantesten Formen der Mutation in Tolkiens Sindarin ist die Lenisierung. Sie tritt größtenteils in Lexemen auf, die von anderen dependieren.

    • „Lasto beth nîn“ – Höre auf meine Stimme

    • beth ist lenisierte Form des Lexems peth für „Stimme“ oder „Wort“

Eine andere Art der Mutation ist die Nasalmutation. Hierbei wird der einem Nasallaut folgende Laut angeglichen, also eine Form von Assimilation.

Damit werden die Ausführungen bezüglich der zwei unterschiedlichen Arten von Tolkiens Elbensprache vorläufig zum Ende gebracht. Einzig und allein marginal erwähnt bleiben soll das Kapitel 1.3 zur Grammatik des Elbischen. Im folgenden wird ich nicht weiter von Elbensprache sprechen, sondern es wird explizit von Quenya oder Sindarin die Rede sein. Gegenstand der folgenden Ausführungen wird die Wortherkunft der Sprache sein.


    1. Eine Kurzgrammatik


Hier sollen nun ergänzend die Grundzüge einer elbischen Grammatik knapp erläutert werden.

Das Quenya selbst beinhaltete fünf Grundvokale a, e, i, o, u, in langer und kurzer Form. Hinzu kommen stimmlose Verschlusslaute p, t k, ihre behauchten Äquivalente ph, th, kh die stimmhaften Plosive b, d, g, die Nasale m, n ,ñ, die Liquide l und r, ein stimmhafter und glottaler Reibelaut gh, sowie die Halbvokale w und j.

Im primitiven Ur-Elbisch bestand eine Wurzel aus ein bis drei Konsonanten und einem Basisvokal.

  • sundo – CVCCV, sundóma - CVCCVCV

Diese Regelung bildet gewissermaßen die Grundlage, auf der alle Elbensprachen aufgebaut sind. Natürlich traten im Zuge der Entwicklung Ergänzungen auf, wie etwa Diphthongierungen oder nasale Verschlusslaute, was es schwierig machte, die Sprachen auf einen grundlegenden Wortstamm oder Wurzeln zurückzuführen.

Mit dieser Ausführung soll das kurze grammatische Kapitel sein Ende finden. Man könnte zweifelsohne jene Grammatik weiter aufschlüsseln, unterteilt für die einzelnen Bereiche der elbischen Sprache betrachten, doch dazu müsste man sich noch eingehender mit der Genealogie der verschiedenen Elbenvölker Mittelerdes beschäftigen.


  1. Etymologie


In dem nun folgenden Kapitel soll das eigentliche Thema dieser Seminararbeit, die Etymologie der Elbensprache, behandelt und betrachtet werden. Es wird versucht aufzuzeigen, ob, und wenn ja, welche Kriterien Tolkien bei der Entwicklung dieser Sprache der Wortherkunft zugrunde legte. Ziel soll es dabei nicht sein, auf einzelne Lexeme oder Phänomene einzugehen, vielmehr gilt es zu zeigen, ob es allgemeingültige Regeln für die Wortbildung gibt oder gab.

Die Linguistik, wie sie zu Anfang des 20. Jahrhunderts betrieben wurde, war ein ausschließlich historischer Wissenschaftszweig. Das Bestreben der damaligen Linguistik war, zum Teil nur noch bruchstückhaft in literarischen Fragmenten oder gar nicht überlieferte, frühere Phasen einer Sprache, mithilfe bestimmter Gesetzmäßigkeiten zu rekonstruieren. Prominentestes Beispiel dürften hierbei die Lautverschiebungsgesetze des Jacob Grimm.

Untersuchungen solcher Art – wie sie die Linguistik betrieb – sind natürlich extrem reglementiert, es bleibt kaum Spielraum für Improvisationen. Ein ungemein reizvoller Aspekt für den Sprachästheten Tolkien. Er war nicht so sehr an funktionalen Inhalten einer Sprache interessiert, sondern vielmehr an den ästhetischen. Als er zum Beispiel das Finnische für sich entdeckte, sagte Tolkien einmal selbst: „Es war, wie einen vollständigen Weinkeller zu entdecken .Es hat mich berauscht“10.

Tolkien selbst veröffentlichte 1987 in dem Band The Lost Road11 einen Text, den er mit „The Etymologies“ bezeichnete. Bei diesem Text handelt es sich um eine Art Lexikon, nicht jedoch nach seinen verschiedenen Sprachen geordnet, sondern vielmehr nach bestimmten Grundformen, deren Derivate die Lexeme der verschiedenen Sprache darstellen. Diese Derivate – Tolkien selbst bezeichnete sie als Wurzeln und Basen – entsprechen den Wurzeln der indogermanischen Sprache.

Danian, Doriathrin, Eldarin, Exilic Noldorin, Ilkorin, Lindarin, Noldorin, Old Noldorin, Ossiriandeb, Primitive Quendian, Quenya und Telerin. Wie die Entwicklung der Elbensprache vonstatten ging, lässt sich anhand folgender Schautafel erklären, wobei im Weiteren nicht auf jede Einzelne eingegangen werden wird.

Abbildung 1: Entwicklung der Elbensprachen

Dabei stellt sich die Frage, warum in der Auflistung der zwölf Sprachen das zuvor erwähnte Sindarin nicht enthalten ist?

Die Tolkienforschung ist zu der Einsicht gelangt, dass das, was Tolkien selbst als Noldorin bezeichnet, weitestgehend dem Sindarin des Herrn der Ringe entspricht, obwohl weder das Noldorin selbst, noch die ihr systemimmanente Position mit der Sprache von Mittelerde identisch sind. Diese verwirrende Konstellation könnte damit zusammenhängen, dass Tolkien die Geschichten aus Mittelerde immer wieder neu erzählte, man könnte fast meinen er erfand sie kurzerhand aus dem Stegreif neu.

Dies ist aber eigentlich eins der markantesten Kriterien für eine Sprache, nämlich dass sie ein dynamischer Prozess ist. Und dieser dynamische Prozess war für ihn stets damit verbunden, dass Sprache sich dahingehend veränderte, welche Völker im Laufe ihres Lebens in Mittelerde mit welchen anderen Völkern zusammentrafen.



In seinem Text „The Etymologies“ – veröffentlicht von Tolkiens Sohn Christopher – wird zum erstem mal ansatzweise klar, wie die elbischen Wörter gebildet werden. Dieser lexikon-artige Text ist eigentlich eher ein Wörterbuch der Wortverwandtschaften, ein alphabetisch geordnetes Verzeichnis jener Wurzeln und Basen und ihrer Derivate. Eine Aufzählung jener Basen und Wurzeln, und sei sie nur exemplarisch, würde den Rahmen dieser Arbeit übersteigen.

Jedoch sei am Rande erwähnt, dass Tolkien selbst in diesem Text ca. 640 Wurzeln und Basen aufgelistet hat. Auch nach intensiven Studium dieses Essays wird nicht klar, woher denn genau die Wortstämme der Elbensprache stammen. Eventuell ist dazu ein exemplarischer Vergleich einer Base oder Wurzel mit dem Ursprachschatz des Finnisch-Ugrischen, des Keltischen oder auch des Indogermanischen, doch dazu ist die Kapazität dieser Seminararbeit zu schnell erschöpft.

Somit können die anfänglich angestrengten Ausführungen bezüglich allgemeingültiger Regeln der Wortherkunft im Elbischen an dieser Stelle zurückgestellt werden. Die Quellenlage zu diesem Thema bietet einfach zuviel Entfaltung- und Interpretationsmöglichkeiten, als dass hier eine generalisierende Abhandlung geboten werden kann. Bedingt durch die immense Auswahl an Literatur, die – von Tolkien selbst verfasst – darüber Aufschluss geben soll, woher welche Wörter und welche Namen stammen, könnte man annehmen, dass Tolkien selbst diese Sprachen beim Niederschreiben ständig weiterentwickelt und verändert hat.

Trotzdem bilden das Quenya und das Sindarin die zwei am weitesten entwickelten Sprachen, bestehen sie doch jeweils aus tausenden von Wörtern und grammatischen Strukturen. Auch sind diese beiden Sprachen als einzige aus Tolkiens linguistischen Manuskripten als verwendbar anzusehen. Das heißt, man könnte ohne weiteres einen zusammenhängenden Text darin verfassen, jedoch stets mit der Gewissheit, kleinere Lücken eventuell mit Eigenkonstruktionen zu füllen.

Auch wenn somit das eigentliche Kernstück dieser Seminararbeit nicht befriedigend abgehandelt werden konnte, so wird gleichwohl im weiteren Verlauf noch auf einige Aspekte der Elbensprache eingegangen, so zum Beispiel auf einige ausgewählte Lehnwörter, die sehr wohl eine gewisse Regelmäßigkeit aufzeigen lassen, sowie einiger, exemplarischer grammatischer Phänomene.


    1. Lehnwörter im Sindarin


Da Tolkien als Sprachwissenschaftler sehr wohl wusste, dass Sprache ein dynamischer Prozess ist, lässt sich dieser Sachverhalt recht gut an „seiner“ Elbensprache nachvollziehen. Ohne im Detail auf etwaige Figurenkonstellationen oder –konzeptionen des Tolkien einzugehen ist zu sagen, dass sich die Elbensprache in der Art entwickelte, wie ihre sprechenden Völker zusammentrafen.


| | | | |
Tausche dein Hausarbeiten