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Fachbereichsarbeit
Sozialarbeit

Musisches Gymnasium Salzburg

Tokaryk, 2014

Eva F. ©
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ID# 49042








Altenbetreuung


Spezialgebiet Ethik
2014


Inhaltsverzeichnis

Allgemeines 3-5

Pflege zu Hause durch Familienmitglieder 6-7

Pflege zu Hause durch Pflegepersonal 8-12

Die Tote im Fluss 10-12

Pflege in einer Einrichtung 13-8

Demenz 15-17

Quellen 19


Allgemein

Es gibt insgesamt drei verschiedene Grundmöglichkeiten, wie alte Menschen betreut werden können.

  1. Zu Hause durch Familienmitglieder

  2. Zu Hause von Pflegepersonal

  3. In einer Einrichtung (betreutes Wohnen, Generationenwohnen, betreubares Wohnen, Hausgemeinschaften, Seniorenheim)

Eine Frage, die man sich sofort stellt, ist, welche Form der Betreuung für die alten Menschen denn am besten wäre:

Die Frage ist nur zu beantworten, wenn die Lebensumstände bekannt sind, wenn man weiß, wie der alte Mensch im Falle einer Pflegebedürftigkeit betreut werden möchte und ob das auch möglich ist.
Leider sorgt kaum jemand für den Fall der Pflege- und Betreuungsbedürftigkeit vor. So geschieht es dann meist, dass aufgrund einer akuten Erkrankung oder einer Verschlechterung des Allgemeinzustandes sehr schnell eine Lösung gefunden werden muss.
Solange im Umfeld Partner und Verwandte oder Freunde leben, die Zeit, die Fähigkeit und den Willen haben, anfallende Arbeiten zu erledigen, ist das Leben in der gewohnten Umgebung die beste Lösung.
Wenn aber ein Mensch alleine lebt oder aufgrund einer Erkrankung (z.B. Demenz, Parkinson oder Schlaganfall) einer sehr aufwändigen Betreuung bedarf, die durch das Fehlen von Angehörigen oder durch eine Überforderung der Angehörigen nicht gewährleistet ist, kann die Übersiedlung in eine Hausgemeinschaft oder ein Seniorenheim die beste Lösung sein.
Eine 24 Stunden Betreuung kann nur unter gewissen Voraussetzungen stattfinden: für die (meist aus dem europäischen Ausland stammenden) BetreuerInnen muss ein eigener Raum in der Wohnung des Betroffenen zur Verfügung gestellt werden.
Hauskrankenpflege oder die Unterstützung im Haushalt durch mobile Dienste ist nur eine Hilfe, wenn der Betroffene fähig ist, die meiste Zeit des Tages alleine zu verbringen, oder durch Angehörige/Freunde betreut werden kann.
Viele Angehörige, meist die Partner, gehen bei der Betreuung an ihre physischen und psychischen Belastungsgrenzen.

Hier kann die Tageweise Entlastung durch eine Tagesbetreuung (der Pflegebedürftige verbringt einen halben oder ganzen Tag dort) eine Hilfe sein.
Eine weitere grundliegende Frage ist, welche Form der Betreuung die alten Menschen denn bevorzugen würden:

Die meisten Betroffenen möchten zu Hause betreut und gepflegt werden. Im Alter lässt die Fähigkeit, sich an ein neues Umfeld, andere Menschen,… anzupassen nach.
Die häufigste Antwort aber ist, dass dieser Fall gar nicht eintreten soll, dass der Sterbewunsch der ist, am Abend einzuschlafen und morgens nicht mehr auf zu wachen. Das geschieht statistisch gesehen aber leider am seltensten.
Die meisten Menschen werden zu Hause betreut, das Sterben alter Menschen geschieht am häufigsten im Krankenhaus.
Gibt es denn eine Antwort auf das weit verbreitete Problem des Bevölkerungswachstums?

Nein, es gibt keine.
In den nächsten Jahrzehnten wird das Durchschnittsalter der österreichischen Bevölkerung weiter ansteigen.
Was die Wohnformen für alte und pflegebedürftige Menschen betrifft, so werden sich diese weiter ausdifferenzieren- von betreubarem Wohnen, Mehrgenerationenwohnen, betreutem Wohnen, Hausgemeinschaften bis hin zu den klassischen Seniorenheimen.

Wie das Problem des wahrscheinlichen Personalmangels zu lösen ist, ist die große gesellschaftspolitische Frage und man hat noch keine Lösung dafür.
Eine weitere wichtige Frage für mich ist, welche psychischen Folgen der Beruf der Altenpflegerin hat:

Wer diesen Beruf wählt, muss gewillt sein, sich mit den Themen Leben – Sterben und Tod auseinander zu setzen. Man begleitet nicht nur alte und kranke Menschen in ihren letzten Monaten oder Jahren, man begleitet auch die Angehörigen, die einen Menschen verlieren. Das bedarf der Fähigkeit des Mit- und Einfühlens (aber nicht des Mitleidens!). Wer in diesem Beruf „jedes Mal ein bisschen mit stirbt“, wird krank.

Leider werden aufgrund des Mangels an Menschen, die sich für diesen Beruf interessieren, zu viele nicht geeignete ausgebildet. Aber es wird nicht nur geweint und getrauert in einem Altenheim. Es wird auch gelacht, gefeiert.



Die Pflege zu Hause in der Familie

Die Altenpflege stellt eine große Herausforderung dar. Mehr als 80 % der pflegebedürftigen Menschen werden zu Hause durch Angehörige gepflegt. Nur diese Pflege im Familienkreis ermöglicht umfassende Betreuung aller Pflegebedürftigen. Die Angehörigen leisten durch Ihre Tätigkeit nämlich einen besonders wertvollen Beitrag, wobei Ihre Betreuungsarbeit oftmals mit starker physischer und psychischer Belastung verbunden ist.

Wer Pflege braucht, soll sich diese möglichst nach seinen Bedürfnissen selbst organisieren können. Hierbei kommt das Pflegegeld vom Staat aufgrund des Bundespflegegesetzes und der Landespflegegesetze ins Spiel. Dies bekommen die zu Pflegenden, deren zeitlicher Pflegeaufwand in sieben verschiedene Stufen eingeteilt wird. Somit können sie ihre sie pflegenden Angehörigen finanziell für ihre Tätigkeit entschädigen.

Außerdem kann professionelle Unterstützung zu Ihrer Entlastung organisiert werden.

Pflegebedarf in Stunden pro Monat (ab 1.1.2011)


Stufe


Betrag in â‚¬ mtl.

(ab 1.1.2011)


mehr als   60 Stunden


1


154,20


mehr als   85 Stunden


2


284,30


mehr als 120 Stunden


3


442,90


mehr als 160 Stunden


4


664,30


mehr als 180 Stunden, wenn
ein außergewöhnlicher Pflegeaufwand erforderlich ist


5


902,30


mehr als 180 Stunden, wenn
  - zeitlich unkoordinierbare Betreuungsmaßnahmen erforderlich sind und diese regelmäßig während des Tages und der Nacht zu erbringen sind oder
  - die dauernde Anwesenheit einer Pflegeperson während des Tages und der Nacht erforderlich ist, weil die Wahrscheinlichkeit einer Eigen- oder Fremdgefährdung gegeben ist


6


1.260,00


mehr als 180 Stunden, wenn
- keine zielgerichteten Bewegungen der vier Extremitäten mit funktioneller Umsetzung möglich sind oder
- ein gleichzuachtender Zustand vorliegt


7


1.655,80

Für die alten Menschen ist es am angenehmsten, wenn sie von ihren Angehörigen gepflegt werden, denn diese sind ihnen vertraut.

Die häusliche Pflege geschieht aber auch oft in Zusammenarbeit mit professionellen Pflegekräften, die auch die Angehörigen in Pflegetechniken anleiten, Ratschläge geben und bei der Abwicklung mit dem Kostenträger helfen können.
Häufig sind in diesem Feld auch
informelle Helfende
zu beobachten, d. h. Personen, die nicht aus verwandtschaftlicher Verpflichtung heraus Unterstützung bzw.


Pflege von Pflegepersonal zu Hause

Googelt man die 24 Stunden Pflege im Netz, stößt man sofort auf die Begriffe „legal“ und „illegal“. Da viele PflegerInnen für diesen Bereich aus dem Ausland kommen, sorgen sich die Menschen um die Legalität. Nach einer kleinen Suchaktion bin ich auf eine deutsche Internetseite mit folgender Frage-Antwort Information gelangt:


Ist die angebotene 24-Stunden Altenpflege Zuhause wirklich vollkommen legal?

  • Ja. Seit dem 01. Mai 2004 gilt die EU-Dienstleistungsfreiheit auch für Polen. Die Mitarbeiter/-innen unserer Kooperationspartner sind von diesen bereits vorher angestellt und werden im Auftragsfall nach Deutschland entsendet.

Muss die Pflegekraft in Deutschland ausländerrechtlich angemeldet werden?

  • Nein, es sind keine Behördengänge notwendig, da Sie nicht als Arbeitgeber sondern lediglich als Auftraggeber auftreten!

Arbeitet das Pflegepersonal bei der Altenpflege Zuhause tatsächlich 24-Stunden am Tag?

  • Die Pflegekraft ist rund um die Uhr für Sie erreichbar. Die Betreuerin wohnt mit der zu betreuenden Person zusammen, sie kümmert sich um den Haushalt und übernimmt leichte pflegerische Aufgaben.

Wie ist die Unterbringung der Betreuungskraft zu gestalten?

  • Es ist wichtig, dass Sie sich bewusst und bereit sind, eine zunächst fremde Person in Ihren Haushalt bzw. in Ihre Familie aufzunehmen, diese Person zu akzeptieren und auch zu respektieren. Für die Pflegekraft sollte immer ein eigenes Zimmer zur Verfügung stehen. Außerdem ist die Mitbenutzung der sanitären Anlagen zu gewährleisten. Kost und Logis sind für die gesamte Zeit des Aufenthaltes unentgeltlich zur Verfügung zu stellen.

Wie oft erfolgt ein Austausch der Pflegekraft?

  • In der Regel findet alle zwei bis drei Wochen ein Wechsel der Pflegekraft statt.


Im Bereich der Altenpflege und -betreuung entwickelte sich in den letzten 20 Jahren ein wachsender transnationaler Pflegearbeitsmarkt. 24-Stunden- oder Rund-um-die-Uhr-BetreuerInnen, vornehmlich PendelmigrantInnen aus den osteuropäischen Nachbarländern, betreuen pflegebedürftige Menschen in deren häuslichem Umfeld. Meist wechseln sich zwei Frauen in einem Turnus von zwei Wochen ab.

Rund 80 % der Pflegebedürftigen beschäftigen zwei Pflegekräfte.


Legalisierung der 24-Stunden-Betreuung

Bis zum Jahr 2006 konnte die 24-Stunden-Pflege nicht als gesetzeskonforme Beschäftigung ausgeübt werden. 2006 wurden in Niederösterreich mehrere BeschäftigerInnen von 24-Stunden-PflegerInnen angezeigt.
Es kam zu einer andauernden, intensiven öffentlichen Debatte um die Ermöglichung einer legalen Beschäftigung von Pflegepersonen im Privathaushalt. Diese mündete letztlich in dem politischen Konsens, dass gesetzlichen Rahmenbedingungen hergestellt werden sollten, die die 24-Stunden-Pflege zulässig machen.
Mit einer ganzen Reihe von Gesetzesänderungen wurde die 24-Stunden-Pflege legalisiert.
Ergebnis der Legalisierungsmaßnahmen ist demzufolge eine Regulierung, die in höchstem Maße an den Bedürfnissen der NutzerInnen von 24-Stunden-Pflege orientiert ist.
Soziale Rechte für die in der häuslichen Pflege Beschäftigten blieben weitestgehend auf der Stecke. (!!!)
Voraussetzung für eine gesetzeskonforme Beschäftigung ist, dass die zu betreuende Person mindestens Anspruch auf Pflegegeld der Stufe 3 hat oder nachweislich an einer Demenzerkrankung leidet und in diesem Fall Pflegegeld der Stufe 1 oder 2 erhält.
Die Betreuungskräfte leisten Hilfestellung bei der Haushalts- und Lebensführung.

Voraussetzungen für eine Beschäftigung nach dem Hausbetreuungsgesetz sind außerdem die Aufnahme der Betreuungskraft in den Haushalt der pflegebedürftigen Person, eine wöchentliche Arbeitszeit von mindestens 48 Stunden und nach einer Arbeitsperiode von höchstens 14 Tagen muss eine ebenso lange Periode von Freizeit gewährleistet sein.
Somit komme ich auf das Buch „Die Tote im Fluss“, von Martin Leidenfros, zu sprechen.

Denisa Šoltísová war 29 und arbeitete illegal als Pflegerin für einen 91jährigen, im Haus einer hochangesehenen Familie. Sie betreute einen österreichischen Pflegefall, rund um die Uhr, wie 40.000 andere Slowakinnen auch. Die anderen kehren langsam zurück. Denisa ist nicht mehr zurückgekehrt.
Denisa Šoltísová wurde zuletzt lebend gesehen, als sie in der Nacht des 19. Januar 2008 durch eine oberösterreichische Bezirksstadt irrte, in Unterwäsche und ohne Schuhe.

Zehn Tage später fand man ihre Leiche. Die österreichische Polizei schloss den Fall sofort ab: „Selbstmord“.

In der Slowakei wurde eine weitere Obduktion vorgenommen: Dabei wurden in ihrem Gewebe Medikamente gegen Krankheiten gefunden, an denen sie gar nicht litt und die weder in Österreich noch in der Slowakei zugelassen sind. Auch Spuren von Gewalteinwirkung, die auf ein sexuelles Motiv hinweisen könnten, wurden entdeckt. Die österreichische Staatsanwaltschaft öffnete danach den Fall wieder.
„Ich habe eine Ermittlung versucht, obwohl ich kein Kriminalist bin.

Vom slowakischen Gemer, einer abgeschiedenen Region, in der ein Dorf nach dem anderen an zugewanderte Roma fällt und zu den oberösterreichischen Wohlstandsbürgern, die um ein würdevolles Sterben in den eigenen vier Wänden ringen. 

Leidenfrost berichtet auch über Busse, die voll mit illegalen Pflegerinnen gewesen sein sollten. Genau zu der Zeit, als die Leiche der Denisa Šoltísová gefunden wurde, entbrannte in Österreich gerade eine Debatte über illegale 24-Stunden-Pflegerinnen. "Es ist bekannt, dass die Frauen teilweise in Kleinbussen nach Österreich kamen und an der Grenze angaben, einen Frauenausflug nach Schönbrunn zu machen", sagt Leidenfrost.

Keiner habe etwas gesagt, alle haben weggeschaut. Österreich braucht die Pflegerinnen aus dem Ausland nicht nur, es ist davon abhängig.
„Die Ermittlungsfehler, die damals gemacht wurden, sind teilweise nicht wieder rückgängig zu machen", sagt Leidenfrost. Der Autor hat versucht, den Menschen zu finden, der schuld ist an dem Tod von Denisa Šoltísová. Das ist ihm nicht gelungen, aber er hat die Geschichte einer illegalen, slowakischen 24-Stunden-Pflegerin erzählt und ihr damit ein Stück Würde zurück gegeben.


Wenn eine Ausländerin nackt an einem österreichischen Fluss angespült wird, ist es die Zeit nicht wert eine ordentliche Obduktion durchzuführen. Sie wird schlicht und einfach mit “Selbstmord“ abgestempelt, um den Fall zu vertuschen.
Es ist lächerlich, dass die einzige Person, die versucht den Spuren auf den Grund zu gehen, nicht mal ein Kriminalist ist, sondern eine Person, die von dem Vorfall Wind bekommt und sich um das Opfer Gedanken macht.

Dieses Beispiel zeigt, dass Österreich aufgrund der Arbeiternot in diesem Bereich sogar so dreist wird, dass es durch das „Wegschauen“ akzeptiert, dass ausländische Arbeiterinnen illegal bei uns arbeiten. Österreich ist es sogar egal, unter welchen Bedingungen dies passiert und ob sie überhaupt den Mindestlohn für ihre Arbeit bekommen.

Diese Grafik schockiert schlicht und einfach. Sie veranschaulicht nochmals, wie sehr Österreich vom ausländischen Pflegepersonal abhängig ist.
Für die AusländerInnen bringt dieser Job gut verdientes Geld, obwohl sie meist nicht mal Falles gerecht bezahlt werden. Sie sind trotzdem von ihrem Tun überzeugt und verlassen dafür sogar für eine Zeitperiode von zwei Wochen ihre Familien und pendeln nach Österreich.
Im generellen Sinne muss uns allen klar werden, dass wir ohne die Hilfe der Menschen mit Migrationshintergrund nicht in der Lage wären, all unsere alten Menschen in Österreich verpflegen zu können.


In einer Einrichtung
Auch im Altersheim arbeiten viele Menschen mit Migrationshintergrund. Multikulturelle Teams sind mittlerweile Alltag in der Pflege geworden.

Aber welche Herausforderungen gibt es in solchen Teams?
Das Wiener Team zum Beispiel ist auch extrem multikulturell- 28 von 35 MitarbeiterInnen weisen Migrationshintergrund auf. Pflege wäre ohne MitarbeiterInnen aus dem Ausland nicht mehr bewältigbar.
2011 haben in Österreich 16.300 Pflegepersonen mit Migrationshintergrund gearbeitet. Gründe für Pflegepersonen nach Österreich zu migrieren gibt es viele.

Es locken höheres Einkommen und sicherer Arbeitsplatz.

Herausforderungen im Arbeitsalltag:
Die erste Hürde ist oft die Sprache. Selbst Deutschkurse bereiten Pflegepersonen nur bedingt auf den Pflegealltag vor. Österreichische Dialekte fordern, nicht nur KollegInnen mit Migrationshintergrund. In den Hausgemeinschaften hilft man sich in solchen Fällen ganz einfach, indem BewohnerInnen Nachhilfe geben, aber auch selbst auf eine schöne Aussprache achten.

Herkunft kann zum Thema werden:
Diskriminierung kann im Team, durch Führungskräfte, aber auch durch BewohnerInnen auftreten und reicht von Spott, Nichtanerkennung von Ausbildungen bis hin zur Benachteiligung im Dienstplan.
Pflegepersonen mit fremdem Äußeren werden eher Opfer von Diskriminierung seitens BewohnerInnen, doch mit der richtigen Aufklärung und Information kann gegen Vorurteile und Diskriminierung vorgegangen werden.
Multikulturelle Pflegeteams brauchen Zeit und einen geschützten Rahmen, in dem Vielfalt kennen und schätzen gelernt werden kann.

In einem Altersheim in Wien gibt es zum Beispiel einen Tag für das Team, wo jeder typische Gerichte mitbringt und somit ein multikulturelles Abendessen entsteht.

Unterschiedliche Pflegekultur:
Pflegepersonen mit Migrationshintergrund müssen in österreichischer Alltags- und Pflegekultur bewusst geschult werden. Körperpflege ist in Österreich ein klarer Bestandteil der professionellen Grundpflege, in anderen Ländern obliegt sie oft den Angehörigen.
Ein Mitarbeiter mit Migrationshintergrund erzählte: „In meinem Herkunftsland arbeiten die Diplomierten weniger in der Pflege, außerdem haben wir den Beruf der Pflegehelfer nicht.

Vielfalt als Innovationsmotor:
Im multikulturellen Team treffen Pflegepersonen von unterschiedlichen Ausbildungsmodellen, mit verschiedenen Pflegetheorien, vielen Erfahrungen und Ressourcen aufeinander. Kulturelle Unterschiede tragen zur Bereicherung des Pflegealltages bei. Es profitieren alle voneinander, das ist wie ein Mosaik. Jeder ist ein Bestandteil, und zusammen entsteht ein Bild. Jeder hat eine andere Qualität.

Zurück zum Essen, denn essen und trinken sind mehr als nur Nahrungsaufnahme, vor allem im Diakoniewerk, denn hier wird großer Wert auf die Ernährungs- und Esskultur gelegt.
Gemeinsam zu essen und andere zum Essen einzuladen hat zentrale kulturelle und soziale Funktionen. Gemeinsam am Tisch zu sitzen und zu genießen ist prägend. Persönliche Feiern werden durch auch hier durch besondere Speisen und Getränke gekennzeichnet.

Da die meisten Menschen im Alter kaum mehr in der Lage sind Gäste zu bekochen bzw. kaum mehr selbst in der Lage dazu sind sich selbst zu verpflegen gilt es im Diakoniewerk zusammen zu helfen und gemeinsam mit der Betreuung etwas zu schaffen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass die Menschen hier selbst bestimmen können, was sie essen und trinken. Doch nicht nur das Gericht ist frei wählbar, auch die Zeit und Ort, an dem das Essen eingenommen wird, es findet sich jedoch meistens ein Rhythmus, der dann täglich eingehalten wird.
Mitarbeiterinnen erzählen, sobald begonnen wird das Essen zuzubereiten, kommt Leben ins Spiel.

Damit entsteht eine Art von Arbeitsaufteilung, die das System ins Rollen bringt.
Dies bringt nicht nur Vorteile für den Zusammenhalt der Gruppe, es ist auch bewiesen, dass Menschen mit Demenz somit mehr Appetit aufweisen, als wenn sie alleine wären.

Es steht in Planung, dass nun generell mehr Tageszentren für Menschen mit Demenz gebaut werden sollen. Es wird von Grete E. berichtet: „Sie hat bis jetzt ein erfülltes Leben hinter sich- trotz ihrer Demenz, die ihr im Alltag immer und immer mehr zu schaffen macht. Ihre Tochter erzählt, dass es am Anfangt vielleicht lustig gewesen ist, wenn sie ihren Schlüssel versehentlich ins Tiefkühlfach legte, oder ihr das richtige Datum nicht einfiel, doch mittlerweile bereitet ihr die Demenz ihrer Mutter große Sorgen.

Nun haben sie sich beide für ein Tageszentrum in der Gemeinde entschieden, somit kann Grete E. ihr Leben in Demenz besser annehmen, da hier professionell auf ihre Krankheit eingegangen werden kann und ihre Schwächen verstanden werden. Zusätzlich bietet es eine wahnsinnige Entlastung für ihre Tochter.“

Gleichzeitig müssen sie die Wünsche nach einem selbstbestimmten Sterben ernsthaft diskutieren.
Die Angst vor einem unerträglichen Ende und der wieder lauter gewordene Ruf nach Sterbehilfe nimmt nur dann ab, wenn Menschen sich darauf verlassen können, dass sie in der Gesellschaft, in der sie leben, ihren Bedürfnissen entsprechend begleitet werden und ihre Würde gewahrt bleibt.
Denn das Verbot der Sterbehilfe nimmt die Angst vor der allerletzten Lebensphase nicht, es verschlimmert sie nur, denn somit scheint die Situation noch auswegloser.

Nun ein kleiner Ausschnitt des Artikels „Zwischen Freiheit und Sicherheit“- Leben mit Demenz, Herausforderung auch für Angehörige:

Wenn die ersten Anzeichen auftreten, will man es als Angehöriger nicht so recht wahrhaben. Dass die Mutter mit ihren 83 Jahren ihren Wohnungsschlüssel nicht findet, weil sie ihn im Tiefkühlfach abgelegt hat – naja, so etwas passiert auch Jüngeren. Dass sie nicht mehr weiß, was man ihr vor drei Minuten erzählt hat – ach Gott, da war sie eben unkonzentriert. Aber spätestens dann, wenn sie ungehalten fragt, wann denn der Sepp endlich nach Hause komme, kann man die Wirklichkeit nicht mehr verdrängen, denn der Sepp, ihr Mann und mein Vater, ist vor 15 Jahren gestorben.


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