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Zusammenfassung

Sozialpsychologie Gilovich Kapitel 7 bis 9

9.837 / ~34 sternsternsternstern_0.5stern_0.3 Barbara S. . 2012
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Zusammenfassung
Psychologie

Universität Osnabrück

2011

Barbara S. ©
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sternsternsternstern_0.5stern_0.3
ID# 14478







SozPsych 7: Einstellung und Einstellungsänderung

Was sind Einstellungen?

= Bewertungen eines Objekts. Die Bewertung hat drei Komponenten A B C: Affektiv, Behavioral, Cognitiv (das Wissen über das Objekt).

Wie misst man Einstellungen?

Über die Likert-Skala. Beispiel: Rosenberg Self-Esteem-Scale. Es gibt ein Problem der Differenzierung bei sozialer Erwünschtheit. Und auch über Reaktionszeiten und Zentralität.

Untersuchung von Fazio und Williams von 1986 über die Zugänglichkeit der Einstellung gemessen an der Reaktionszeit:

- Je schneller man eine Bewertung abgeben kann, desto stärker ist die Einstellung.

- Die Zugänglichkeit der Einstellung sagte in der Untersuchung von Fazio und Williams voraus, wen die Vpn als Sieger einer Debatte wahrnehmen und wen sie 5 Monate später wählen.

Untersuchung von Krosnick und Petty: Messung mehrerer ähnlicher Einstellungen – z. B. zur Stammzellenforschung, Abtreibung und Todesstrafe – daraus Berechnung der Korrelationen àwichtige Einstellungen sind hoch korreliert und zentral in dem Gefüge.

Welche Funktionen haben Einstellungen?

1. Utilitaristisch 2. Ego-defensive 3.Ausdruck von Werten 4. Organisation von Wissen

Funktionen von Einstellungen: 1. die utilitaristische Funktion (= Nutzen)

Einstellungen lenken die Aufmerksamkeit auf potentielle Belohnungen und Bedrohungen. Einstellungen für eigentlich neutrale Objekte können durch Paarungen mit positiven Objekten verändert werden. Einstellungen zu politischen Aussagen, Konsumprodukten und Personen können durch Paarung mit emotional erregenden Stimuli wie elektrischen Schocks, Gerüchen oder angenehmen Personen verändert werden.

Bei Präferenzen für Süßes: Vitamine. Und Abneigung gegen Bitteres: mögliche pflanzliche Giftstoffe.

Funktionen von Einstellungen: 2. Die Ego-defensive Funktion

Bestimmte Einstellungen tragen dazu bei, eine positive Sicht von sich selbst zu behalten.

Dazu Greenberg und die Terror Management Theory von 1994:

Die Grundannahme ist: Es gibt ein Dilemma zwischen dem Instinkt für Selbsterhaltung und dem Bewusstsein der eigenen Sterblichkeit. Die Lösung für die allermeisten Menschen ist, den Tod leugnende, überdauernde Einstellungen zu übernehmen – z. B. Religion, die Einbettung in die eigene Kultur, in Kunst oder Literatur.

Die Annahme der Theorie ist, dass Literatur, Kunst … etc. Mechanismen sind, die die Möglichkeit schaffen, die Todesangst zu verdrängen.

Hypothese: Die Salienz der eigenen Sterblichkeit führt zum vermehrten Ausdruck von todesleugnenden Einstellungen.

Über 70 Studien zeigen: Wenn Vpn über ihren eigenen Tod nachdenken oder über negative Erfahrungen, dann à wird die eigene In-Group positiver Bewertet, die religiöse Überzeugung wird stärker, mehr Konformität mit kulturellen Standards, mehr Patriotismus.

Funktionen von Einstellungen: 3. Ausdruck von Werten

Einstellungen können – meist in einer Gruppe Gleichgesinnter – wichtige Werte ausdrücken. Einstellungen sind gute Prädiktoren dafür, welche Gruppen Menschen aufsuchen werden. Beispiele: schon Kinder fühlen sich politischen Lagern zugehörig und drücken so eine Einstellung ihrer Gruppe/Familie aus. Konservative politische Gruppen ziehen Personen an, die ökonomische Freiheit schätzen; liberale Gruppen ziehen solche Personen an, die ökonomische Gleichheit schätzen.

Innerhalb einer Gruppe wird jedoch die Ähnlichkeit der eigenen Einstellung mit der des Gruppenleiters häufig überschätzt.

Dazu eine Untersuchung von Newcomb – Mitte der 30ger Jahre:

Forschungsfrage: Setzt sich in der politischen Orientierung die Herkunft durch oder das aktuelle Umfeld?

600 Studierende aus der oberen Schicht: protestantisch, republikanische Familien. Das College: Benneton: neues College, liberale Professoren, politisch links.

Ergebnis: Die politische Einstellung änderte sich während der 4 Jahre gravierend. Waren es im ersten Jahr noch 60%, die einen republikanischen Kandidaten präferierten, waren es nach 4 Jahren nur noch 30%.

Erklärung: liberale Studenten wurden besser integriert und stärker respektiert. Konservative Studenten waren seltener Führungspersonen und mehr zu Hause.

Noch 25 Jahre später wählten etwa 60% von ihnen den liberalen Präsidentschaftskandidaten Kennedy anstatt des Republikaners Nixon.

Wer die Referenzgruppe gewechselt hatte, begründete das z. B. damit, dass es zwar sozialen Druck gegeben habe, seine konservative Einstellung zu verändern, dass es jedoch auch hilfreich dafür war, die Abhängigkeit von der Herkunftsfamilie aufzugeben. Unabhängig zu werden und gleichzeitig ein Teil des College zu werden.

Wer die Referenzgruppe nicht gewechselt hatte, sprach z. B. davon, aus Sorge, den liberalen Druck nicht standhalten zu können, eine innere Mauer aufgebaut zu haben und dafür aber auch isoliert gewesen zu sein.

Funktionen von Einstellungen: 4. Organisation von Wissen

Einstellungen leiten die Aufmerksamkeit, die Speicherung und den Abruf von Informationen.

Eine Studie dazu:

Anhänger von Carter und Reagan sowie Unentschiedene beobachten Debatte der Kandidaten.

AV: Wer hat die Debatte gewonnen?

Ergebnis: Das Urteil darüber, wer die Debatte gewonnen hat, war tatsächlich von der vorherigen Einstellung abhängig.

Mögliche Erklärung: Aus vorhergehenden Kapiteln: Einstellungen hinsichtlich der eigenen Person führen zu selektiver Erinnerung an Ereignisse, die mit der eigenen Einstellung konsistent sind. Man mag attraktive Menschen und beurteilt diese auch auf anderen Dimensionen positiver.

à Einstellungen basieren auf Wissen: sind die Einstellungen fest verwurzelt, leiten sie die Aufnahme neuen Wissens!

Persuasion und Einstellungsänderung: Wann ändern Personen ihre Einstellung als Reaktion auf persuasive Botschaften? ELM und HSM

Es gibt zwei Prozess-Modelle zur Einstellungsänderung:

1. Das Elaboration-Likelihood-Model von Petty und Cacioppo von 1979

2. Das Heuristic-Systematic-Model von Chaiken von 1980

Diese beiden Modelle bilden die entsprechenden 2 Routen der Einstellungsänderung ab:

1. Peripher vs. Zentral

2. Heuristisch vs. Systematisch

à Die Peripher-Heuristische Route ist dadurch gekennzeichnet, dass oberflächliche Aspekte der Botschaft betrachtet werden; also Aspekte wie Länge der Botschaft, Attraktivität des Kommunikators, Expertenstatus, Sozialer Konsens

à Die Zentral-Systematische Route ist durch Nachdenken über den Inhalt gekennzeichnet. Eine Einstellungsänderung findet dann statt, wenn die Argumente überzeugend sind.

Welche Route jeweils vom Empfänger „gewählt“ wird, hängt davon ab, wie hoch die Motivation und die Fähigkeiten zur Verarbeitung der Botschaft sind.

Die zentral-systematische Route wird dann gewählt, wenn die persönliche Relevanz und das Wissen über den Gegenstand hoch ist. Die Botschaft führt dann dazu, dass der Hörer sich verantwortlich fühlt.

Die periphere-heuristische Route wird gewählt, wenn Motivation und Fähigkeit zur Verarbeitung niedrig sind; z. B. bei Müdigkeit oder Ablenkung oder auch bei schwer verständlichen oder unvollständigen Botschaften.

Wie sieht eine typische Studie zur Einstellungsänderung aus?

- Präsentation von starken oder schwachen Argumenten

- Manipulation der persönlichen Relevanz, um zentrale oder periphere Route zu fördern

- Manipulation eines peripheren Cues, zum Beispiel des Expertenstatus

Beispielstudie zu Einstellungsänderung: Petty und Cacioppo, 1981

UV 1: Thema: zentralisierte Prüfungen, die entweder sofort (hohe persönliche Relevanz) oder in 10 Jahren (niedrige persönliche Relevanz) eingeführt werden sollen.

UV2: acht starke oder schwache Argumente

UV3: Argumente entweder von High-School-Schülern oder von Bildungsexperten

Ergebnisse:

bei hoher Relevanz führen starke Argumente zur Einstellungsänderung; Expertenstatus spielt keine Rolle.

Bei niedriger Relevanz macht die Stärke der Argumente keinen Unterschied; jedoch führt ein Expertenstatus zur Einstellungsänderung.

Einstellungsänderung: WER, WAS, und AN WEN?

Hovland et al. Untersuchten diese Komponenten einer Botschaft, die Einstellungsänderung bewirken. Das WER beschreibt die Charakteristika der Quelle, das WAS die Charakteristika der Botschaft und das AN WEN die Charakteristika des Zuhörers.

1. WER: Charakteristika der Quelle

a) Attraktivität der Quelle: attraktiver Kommunikator ist überzeugender, sie dient als peripherer Cue. Auch wenn Attraktivität nicht mit Expertisen oder anderen sinnvollen Prädiktoren korreliert ist, so ist Attraktivität doch vor allem dann wirksam, wenn Motivation und Wissen des Empfängers eher niedrig sind.

b) Glaubwürdigkeit der Quelle: Die Glaubwürdigkeit der Quelle setzt sich aus Expertise und Vertrauenswürdigkeit zusammen. Ein glaubwürdiger Kommunikator zeigt wenig Zögern, Augenkontakt, drückt Emotionen aus, viele Gesten und geringe Nervosität. Auch hier gilt: Einstellungsänderung über die periphere Route, denn Glaubwürdigkeit ist ein peripherer Cue!

ABER: Was ist mit unglaubwürdigen, nicht attraktiven, nicht prominenten Kommunikatoren? Ganz ohne Einfluss?

à Dazu interessante Untersuchung von Hovland und Weiss von 1951 zum Sleeper-Effekt

Vpn schätzen die Wahrscheinlichkeit für nukleare U-Boote in naher Zukunft. Fünf Tage später lesen die Vpn einen Text gleichen Inhalts über die baldige Entwicklung nuklearer U-Boote.

Entweder von Oppenheimer oder aus der Prawda.

Ergebnis 1: Text von Oppenheimer führt stärker zu Einstellungsänderung als Text aus der Prawda.

Ergebnis 2: Vier Wochen später hatten auch die Vp, die die Prawda gelesen hatten, ihre Einstellung verändert.

Interpretation: Zunächst wird ein Inhalt einer unglaubwürdigen Quelle abgewertet. Personen vergessen aber eher die Quelle als den Inhalt à Sleeper Effekt.

Anmerkung: Der Sleeper-Effekt tritt nicht auf, wenn die Abwertung der Quelle VOR der Präsentation der Botschaft geschieht. In so einem Fall wird die Information auf diesem Hintergrund enkodiert und die Personen generieren bereits während der Enkodierung Gegenargumente.

2. WAS: Charakteristika der Botschaft:

Überzeugende Botschaften haben folgende Eigenschaften:

Sie sprechen zentrale Werte der Zuhörer an, sind klar und deutlich – also eher nicht komplex – und sie sind eher explizit. Allerdings bei Zuhörern mit viel Vorwissen sind implizite Argumente sinnvoll, bei welchen die Zuhörer selbst Schlussfolgerungen ziehen müssen. Überzeugende Botschaften widersprechen der Gegenposition und liefern somit Material für Argumentationen und am überzeugendsten sind sie, wenn sie persönlichem Interesse widersprechen à wie bei dem Enkel von Reynolds, dem Tabakkonzerngründer, welcher sich im Kampf gegen das Rauchen engagiert.

Charakteristika der Botschaft: Was ist wirksamer – Statistiken oder eindrucksvolle Einzelfälle?

Dazu eine Untersuchung von Hamil, Wilson und Nisbett von 1980:

Untersucht wird die Einstellung der Vpn zur Sozialhilfe. Vpn lesen (1) Beschreibung eines Schmarotzers, (2) Statistik über Sozialhilfe (ist eher nur kurzer Zeitraum), (3) beides

Ergebnis: Mehr Einstellungsänderung bei drastischem Einzelfall als bei statistischer Information.

Interpretation: Effekt des „identifizierbaren Opfers“. Beschreibung eines Einzelfalles bewegt Personen mehr als abstrakte, aggregierte Informationen über viele Individuen.

Beispiel: Film „Holocaust“.

Charakteristika der Botschaft: Einfluss einer angstauslösenden Botschaft

Untersuchung von Leventhal et al. Von 1967

Vpn sehen (1) Film über die Effekte von Rauchen: Lungenkrebs (2)Broschüre mit Empfehlungen wie man das Rauchen aufgeben kann; (3) beides

Ergebnis: Angst ist wirksamer als Broschüre, beides zusammen am wirksamsten. à Angstinduktion ist dann erfolgreich, wenn es Empfehlungen dazu gibt, wie man mit der Angst umgehen kann.

Charakteristika der Botschaft: interkulturelle Unterschiede

In den USA betont die Werbung die Vorteile für den Einzelnen, in Korea betont die Werbung die Vorteile für die Gruppe. Das ist experimentell überprüft worden – die Werbung wurde entsprechend jeweils als überzeugender beurteilt.

(a) Cacioppo et al. Prägten den Ausdruck des „Need for Kognition“ – das ist das Ausmaß, mit dem eine Person gerne nachdenkt. Ein hoher need for cognition führt eher zu Überzeugungsänderung durch Argumente als durch periphere cues.

(b) Stimmung: Menschen, die essen oder schöne Musik hören, lassen sich leichter überzeugen. Auch: Kongruenz zwischen Inhalt und Stimmung: „pessimistische Botschaften“ die nicht mit der persönlichen Einstellung übereinstimmen werden in negativer Stimmung tiefer verarbeitet; bei „optimistischen“ Botschaften geschieht das eher in guter Stimmung.

(c) Alter: Junge Personen sind leichter beeinflussbar als ältere. Und: Da meist Studierende der ersten Jahre untersucht werden wird möglicherweise das Ausmaß der Einstellungsänderung überschätzt.

Medien und Einstellungsänderung

Der Effekt von Medien ist nicht direkt als Konsumverhalten messbar, allerdings beeinflussen Medien die Wahrnehmung der Welt:

Bei Konsumprodukten kaum direkter Zusammenhang zwischen den Ausgaben für Werbung und dem Marktanteil des Produkts; zu beobachtende Zusammenhänge sind kurzlebig. Aber: Werbung hat indirekte Einflüsse; z. B. auf die Loyalität mit dem Produkt und auf positive Gefühle die mit dem Produkt verbunden sind.

Experiment von Iyengar und Kinder von 1987 zum Effekt von Medien:

Vpn sahen Nachrichtensendungen, darin entweder 0, 3 oder 6 Berichte über die Abhängigkeit der USA von anderen Ländern in Bezug auf Energie.

AV: Anzahl der Vpn, die Energie als eines der drei bedeutsamsten Probleme der USA nennen in linearem positiven Zusammenhang mit der Häufigkeit des Vorkommens in der Nachrichtensendung.

Gerbner und Kollegen fanden heraus, dass die Realität im Fernsehen verzerrt abgebildet ist – 3x mehr Männer als Frauen, ethnische Minderheiten, Kinder und ältere Leute sowie viele Berufe unterrepräsentiert, Kriminalität deutlich überrepräsentiert. à Daraus folgte die Beobachtung von Gerbner et al., dass Personen, die mehr als 5 Stunden am Tag fernsehen, Männern mehr Fähigkeiten als Frauen zusprechen; die Häufigkeit von Gewaltverbrechen und die Anzahl von Ärzten und Anwälten überschätzen.

Dem Einfluss widerstehen

Dazu gehören Wahrnehmungsverzerrungen, der Einfluss von Commitments oder Vorwissen – diese können einen Widerstand gegen Überzeugungsversuche verursachen.

1964 wurde ein Bericht veröffentlicht, der Rauchen mit Lungenkrebs in Verbindung brachte. 40%der Raucher fanden den Bericht fehlerhaft aber nur 10% der Nichtraucher. Welche Prozesse stecken dahinter?

Prozess 1: selektive Aufmerksamkeit à Information, die die eigene Einstellung unterstützt, wird bevorzugt wahrgenommen

Dazu eine Untersuchung von Kleinhesselink und Edwards von 1975:

Vpn, die für oder gegen eine Freigabe von Marihuana waren, hörten acht Argumente pro Freigabe: vier starke und vier schwache, alberne Argumente. Die Präsentation aller dieser Argumente wurde durch einen Summton gestört. Die Vpn konnten aber einen Knopf drücken, der den Summton für 5 Sekunden ausblendete.

AV: Wann wurde der Knopf gedrückt?

Ergebnis: Vpn, die für die Freigabe waren, drückten den Knopf vor allem bei den starken Argumenten. Vpn, die gegen eine Freigabe waren, drückten vor allem bei den schwachen Argumenten.

Prozess 2: Selektive Evaluation à Information, die die eigene Einstellung unterstützt, wird bevorzugt durchdacht.

Männer und Frauen mit hohem oder niedrigem Koffeinkonsum lesen New York Times Artikel über den Einfluss von Koffeinkonsum auf fibrocystic Desease bei Frauen.

AV: Bewertung, wie überzeugend dieser Artikel ist.

Ergebnis: Nur Frauen mit hohem Koffeinkonsum halten den Artikel für weniger glaubwürdig.

Ergänzend dazu noch eine Untersuchung von Lord et al.: Vpn, die für oder gegen die Todesstrafe sind, lesen zwei Studien widersprüchliche Artikel über die Verbreitung von schweren Verbrechen in Bundesstaaten mit Todesstrafe. à Die Studie, die die eigene Einstellung unterstützt, wird als besser konzipiert wahrgenommen, die andere Studie wird eher kritisch beurteilt.

Und: Die zwei Gruppen waren nach dem Lesen noch unterschiedlicher als vorher. à gemischte Evidenz führt nicht etwa zu einer Annäherung dieser Positionen, sondern zu einer Extremisierung.

Zur Aufmerksamkeitsverzerrung gibt’s noch eine Studie von Ditto und Lopez von 1992:

Eine Krankheit, die „TAA defiency“ wird gemessen über Speichel auf Testpapier.

Tatsächlich blieb das Testpapier aber immer gelb.

AV: Wann sagen die Vp, dass der Test abgeschlossen ist?

Ergebnis: Wenn das nichtverfärbte Papier für „Krankheit“ steht, brauchen Vpn 30 Sekunden länger, bis sie den Test für beendet erklären.

Dem Einfluss widerstehen: Vorheriges Commitment

Bei starkem Commitment sind persuasive Botschaften weniger erfolgreich. Zum Beispiel werden politische Einstellungen sehr früh in der Familie gelernt – Überzeugungen sind hier sehr schwierig. Auch öffentliches Commitment auf eine Position verringert den Einfluss persuasiver Botschaften, aber nicht nur das: Öffentliches Commitment führt zu extremeren Einstellungen.

Das ist die àthought-polarisation-hypothesis. Der Grund dafür ist, dass öffentliches Bekennen zu tieferer Elaboration, Generierung von mehr Argumenten und somit zu extremerer Einstellung führt.

Dem Einfluss widerstehen: Wissen

Menschen mit viel Wissen über ein Thema lassen sich weniger leicht überzeugen.

ELM: Menschen mit viel Wissen sind eher in der Lage und wahrscheinlich motivierter, Argumente tief zu verarbeiten. Personen mit viel Wissen haben mehr Überzeugungen, Gewohnheiten und Emotionen in Bezug auf ein Thema, so dass der Einfluss einer weiteren Information geringer ist.

Eine „Einstellungsimpfung“ ist ein schwacher Angriff auf die eigene Einstellung. Die daraus folgende Generierung von Gegenargumenten schafft die Vorbereitung für einen starken Angriff auf die eigene Einstellung.

Vpn beurteilten Zustimmung zu Wahrheiten wie: „Es ist eine gute Idee, sich nach jeder Mahlzeit die Zähne zu putzen, wenn möglich.“ Dann folgte ein schwacher Angriff auf diese Einstellung.

In der „Impf-Bedingung“ sollten die Vpn Argumente gegen den schwachen Angriff entwickeln.

In der „Unterstützungsbedingung“ sollten die Vpn Argumente für diese Wahrheit entwickeln.

Kontrollgruppe: nichts davon.

AV: Einstellungsänderung.

Ergebnis: Die Vp mit der vorherigen Impfung entwickelten die stärkste Unterstützung für diese Wahrheit.

Dem Einfluss widerstehen: Zusammenfassung

à Einfluss der Medien oder anderer Personen nicht so stark wie häufig angenommen

à selektive Aufmerksamkeit und selektive Evaluation

à Commitments verringern die Beeinflussbarkeit

à Impfung durch schwache Argumente kann Beeinflussbarkeit verringern

Einstellungen und Verhalten bedingen sich gegenseitig? Erste Evidenz für den Zusammenhang zwischen Verhalten und Einstellungen von LaPiere, 1934. Er reiste mit einem chinesischen Paar durch die USA. In den 30ger Jahren gab es viele Vorurteile gegenüber Asiaten – tatsächlich hatte eine schriftliche Befragung ergeben, dass 90% der Hotels etc. angaben, dass sie Asiaten nicht bedienen würden.

In der Realität sah es dann aber doch ganz anders aus: Tatsächlich verweigerte nämlich nur 1 von 250 Hotels den Service!

Dieses Begebenheit ist kein Einzelfall. Wicker entdeckte in einem Review, dass es wenig Evidenz für die Annahme von stabilen Einstellungen gibt, die tatsächliche Äußerungen und Verhalten vorhersagen könnten. In dem Review wird postuliert, dass zwischen Einstellungen und Verhalten ein eher geringer Zusammenhang besteht.

Wieso erwarten Menschen also einen direkten Zusammenhang zwischen Einstellung und Verhalten?

Weil es mit täglichen Beobachtungen übereinstimmt, dass Menschen sich entsprechend ihren Einstellungen verhalten; z. B. Menschen auf der Kegelbahn kegeln gern. Allerdings sagt die Beobachtung: Die Einstellung ist entsprechend da, wenn das Verhalten vorhanden ist – nichts aus über die umgekehrte Richtung: Das Verhalten kann aus der Einstellung nicht linear vorhergesagt werden!

Keine Vorhersage von Verhalten durch die Einstellung wenn

- Einstellungen mit anderen Determinanten von Verhalten konfligieren

- Einstellungen inkonsistent sind

- Einstellungen auf Informationen aus zweiter Hand basieren

- die Einstellung nicht auf das Verhalten passt

- automatisches Verhalten ohne Einstellungen auskommt

1. Konflikt zwischen Einstellungen und anderen Determinanten

Das Verhalten wird ja nicht nur durch Einstellungen bestimmt, sondern vielmehr auch durch Gewohnheiten und das soziale Umfeld. Ein wichtiger Faktor dabei sind soziale Normen für angemessenes Verhalten.

Hier greift die Theory of reasoned action von Ajzen und Fisbein:

Verhalten wird durch INTENTION vorhergesagt. Die Intention wird vorher gebildet durch Einstellung UND subjektive Normen.

Die Theory of reasoned action wurde am Thema „Stillen“ überprüft:

Die Einstellung der Mütter zum Stillen an sich wurde vorher erhoben – zum Beispiel, dass das Stillen ein Band zwischen Mutter und Kind knüpft. Gleichzeitig wurden auch die subjektiven Normen der Umwelt erhoben: Wie beurteilen andere das Stillen und wie wichtig sind der Frau diese anderen Personen. Aus diesen Daten konnte man ersehen, dass sowohl die Einstellung, als auch die subjektive Norm Einstellung und Verhalten vorhersagen und dass das tatsächliche spätere Verhalten durch eine Kombination von Einstellung und subjektiver Norm vorhergesagt werden kann.


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