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Zusammenfassung

Sozialpsychologie Gilovich Kapitel 4 - 6

8.533 / ~29 sternsternsternstern_0.25stern_0.3 Barbara S. . 2012
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Zusammenfassung
Psychologie

Universität Osnabrück

2011

Barbara S. ©
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sternsternsternstern_0.25stern_0.3
ID# 14436







SozPsych 4: Das soziale Selbst

Inhalt:

I Die Ursprünge des Selbstkonzepts

II Selbstwissen

III Selbstbewertung

IV Selbstrepräsentation

Vorbemerkungen

Im Alter von 9 Monaten erste Vorstellung davon, eine von anderen getrennte Person zu sein, daraus folgt im Alter zwischen 15 und 18 Monaten eine erste Vorstellung der eigenen Person; mit 18 Monaten fällt der Spiegeltest bei den meisten dieser Kinder positiv aus, ein Selbstkonzept entsteht.

Das Selbstkonzept hat unterschiedliche Quellen

1) Biologische

2) Familiäre

3) Sozialer Kontext

4) Kultur

5) Geschlecht

I Die Ursprünge des Selbstkonzepts

1) Biologische Quellen des Selbstkonzepts

Ein Stichwort hierzu sind die Big Five (Costa und McCrae). OCEAN. Diese Eigenschaften gelten als universell und zum Teil auch als vererbt. Man hat das durch Zwillingsforschung herausgefunden – die Persönlichkeit von eineiigen Zwillingen ist sich ähnlicher, als die von Geschwistern allgemein: r zwischen .51/.48 vs. .18/.20. Die Ausprägungen auf den Big Five sind auch früh im Leben schon beobachtbar (Bsp. Schüchternheit)

2) Familiäre Quellen des Selbstkonzepts

Hierzu gehört der Rang in der Geschwisterfolge, der die Persönlichkeit mit prägt. Im Tierreich gibt es innerhalb der Geschwister einen Kampf um Ressourcen, bei Menschen werden deshalb unterschiedliche „Nischen“ innerhalb des Familiensystems besetzt. Ein Überblick über 200 Studien zeigte, dass ältere Geschwister häufig dominant, leistungsorientiert und gewissenhaft waren, während jüngere Geschwister auch die Rolle von „Rebellen“ übernahmen – auch bei namhaften Wissenschaftlern kann man das beobachten (Darwin z. B.)

3) Sozialer Kontext und Selbstkonzept

Wie wir aus vorangegangenem Kapitel wissen, wird das mit einer bedeutsamen Person verbundene Selbstwissen aktiviert, wenn wir mit einem Interaktionspartner zu tun haben, der uns an diese bedeutsame andere Person erinnert. Oder wir reagieren entsprechend unserer Rangposition eher submissiv oder eben nicht.

Die Distinctiveness-Hypothese von McGuire et al. Von 1978 liefert eine Erklärung für die Effekte des Kontexts auf Selbstbeschreibungen. Sie besagt:

„In einem gegebenen Kontext identifiziert man die Aspekte, die einen selbst von anderen UNTERSCHEIDEN und betont diese Unterschiede.“

Dazu die entsprechende Studie:

Sechstklässler sollen sich mit 12 Aussagen, die sich auf Hobbies, Einstellungen, Freunde, Schulaktivitäten, usw. beziehen, selbst beschreiben.

Ergebnis: Es wurden vor allem Merkmale genannt, mit denen das Kind sich selbst von anderen unterschied.

Vorher hatte Festinger das definiert – er sprach von sozialen Vergleichen und hatte die Grundannahme, dass Menschen vor allem die eigenen Fähigkeiten und Bestrebungen bewerten wollen: Wenn für diese Selbstbewertungen keine objektiven Messungen zur Verfügung stehen, vergleichen sie sich mit anderen Personen. Hier gibt es den selbstwertdienlichen Hang zur downward comparison und den Begriff der upward comparison, der vor allem bei angestrebter Leistungsverbesserung eingesetzt wird.

4) Selbstkonzept und Kultur

Die amerikanische Unabhängigkeitserklärung und der Philosoph Konfuzius verdeutlichen zwei sehr unterschiedliche Ideen über das Selbst und seinen Platz in der Gesellschaft. Einmal werden nämlich die Rechte und Freiheiten des Individuums betont, ein andermal die Wichtigkeit, sich in der Gesellschaft einzuordnen.

Edward Hall, ein Anthropologe, unterscheidet high context cultures und low context cultures. In high context cultures bestimmt die Beziehung zum Interaktionspartner maßgeblich das Verhalten – man „ist“ eine andere Person, je nachdem, mit wem man gerade interagiert. Dies ist hauptsächlich bei interdependenten Kulturen der Fall. In low context cultures wind die sozialen Rollen weniger bedeutsam – hier charakterisiert sich die Person über Eigenschaften, welche durch unterschiedliche Kontexte hindurch ihre Gültigkeit behalten.

Die dazugehörige Grafik zeigt das. Das independente Selbst ist ein Konstrukt aus festen, unterschiedlichen Attributen, die über die sozialen Kontexte hinweg erhalten bleiben. Das interdependente Selbst ist weniger fest; es ist flexibler und verändert sich, je nach dem gegebenen sozialen Kontext oder Interaktionspartner.

Markus und Kitayama haben die Begriffe independentes Selbst und interdependentes Selbst unterschieden; zum Beispiel durch unterschiedliche kulturelle Imperative: „Sei du selbst“ vs. „Finde deinen Status und deine Rolle“. Das Verhalten wird dann bestimmt durch interne Attribute vs. die Anforderungen der Situation.

5) Geschlecht und Selbstkonzept

Männer und Frauen unterscheiden sich darin – independent vs. interdependent.

Wenn Frauen zum Beispiel Fotos zeigen sollen, die etwas über ihr Selbst ausdrücken, dann wählen sie Fotos, auf denen sie mit anderen Personen zu sehen sind.

Oder: Männer achten mehr auf innere Signale (z. B. Herzschlag), während Frauen mehr auf die Reaktionen des anderen achten. So machen sich Frauen in sozialen Situationen auch mehr Gedanken über den Interaktionspartner.

Wo könnte dieser Unterschied im Selbstkonzept her kommen?

- Darstellung in den Medien

- unterschiedliche Erwartungen an Mädchen und Jungen von z. B. Lehrern

- in der Erziehung wird mit Mädchen mehr über Emotionen gesprochen

- zu beobachten ist, dass schon Dreijährige in separierten Gruppen spezifische Spiele spielen

II Selbstwissen

Wozu ist das Selbstwissen eigentlich gut?

Selbstwissen:

1) organisierende Funktion

2)motivationale Funktion

3)Standard in der sozialen Wahrnehmung

4) Illusionen und Biases über das Selbst

1) Die organisierende Funktion des Selbstwissens

Selbstwissen hat einen „self-reference-Effekt“: Informationen, die in das Selbstwissen integriert werden können, werden stärker elaboriert und besser erinnert.

Dazu gibt es eine Untersuchung von Rogers et al. Von 1977:

Vpn müssen jeweils 10 Adjektive auf unterschiedliche Weise beurteilen: (1) Struktur, (2) Klang, (3)Semantik, (4)ob sie auf das Selbst zutreffen oder nicht.

Anschließend folgte ein überraschender Gedächtnistest.

Ergebnis: die Adjektive, die vorher einer Selbstbeurteilung unterworfen worden waren, wurden anschließend mit weitem Abstand am besten erinnert.

Das Selbstwissen beeinflusst also, woran wir uns erinnern. Es gibt auch noch andere Ergebnisse, die das untermauern; zum Beispiel dauert die Beurteilung der Adjektive hinsichtlich des Selbst länger als die Beurteilung nach anderen Kriterien. Wenn die Wahrnehmung von Ereignissen personalisiert wird, erinnert man sich anschließend besser daran.

Der self-reference-Effekt trägt also zur Stabilität des Selbst bei; aber auch eine andere Fähigkeit tut das: die Selbstschemata.

Selbstschemata sind unsere auf Wissen basierenden gesamten Gefühle und Verhalten und unser Verständnis davon, wie andere uns sehen. Selbstschemata beeinflussen gleichzeitig, wie wir Informationen bearbeiten und organisieren.

Markus hat 1977 für die Dimension „Unabhängigkeit“ schematische und nicht-schematische Personen untersucht und festgestellt, dass die Personen mit Selbstschema schemarelevante Eigenschaften schneller als zu-sich-gehörend vs. nicht-zu-sich-gehörend identifizieren konnten; dass Personen mit Selbstschema mehr Verhaltensweisen für „Unabhängigkeit“ generieren konnten und widersprüchliches Feedback auch schneller widerlegen konnten.

Das Kind formt Überzeugungen über sich selbst à konsistente Information wird leichter erinnert à man sucht lieber Situationen auf, die diese Überzeugung unterstützen à Erinnerung an vergangene Ereignisse wird in Richtung dieser Überzeugungen verzerrt à Widersprüchliche Information wird abgewertet.

Kultur und Selbstwissen hängen eng zusammen, wie diese Untersuchung von Cousins, von 1989, zeigt:

Amerikaner und Japaner bearbeiten den 20-Statement-Test: „Wer bin ich?“

Ergebnis: Amerikaner beschreiben sich eher durch Eigenschaften, Japaner durch ihre sozialen Rollen.

Frage: Definieren sich also Japaner gar nicht über ihre Eigenschaften?

Doch, das tun sie schon: wenn man nämlich einen kontextualisierten TST verwendet: „Wer bist du in der Uni?“ „Wer bist du zuhause?“ à In dieser Bedingung führten Japaner mehr Eigenschaften auf, als in der kontextfreien Version des TST.

Unser kultureller Hintergrund beeinflusst also ebenfalls, wie die Schemata oder der Self-reference-Effekt, welchen Informationen wir unsere Aufmerksamkeit schenken und wie wir die Welt organisieren.

2) Die motivationale Funktion des Selbstwissens

Nach Higgins, 1999, interagieren drei unterschiedliche Arten von Selbstwissen. Deren Vergleiche führen zu unterschiedlichen Emotionen. Higgins unterscheidet das Actual-Self, das Ideal-Self und das Ought-Self. Das Actual-Self beinhaltet, für wen wir uns selbst halten – es ist unser aktuelles Selbstwissen. Das Ideal-Self sind die Wünsche und Pläne, die wir für andere oder uns Selbst haben, und das Ought-Self sind unsere Pflichten, externe Anforderungen und Aufgaben, die das Selbst bewältigen muss.

Higgins entwickelte die Self-Discrepancy-Theory. Der innere Focus unterscheidet sich dann, jeweils danach, welche der Arten von Selbstwissen gerade interagieren.

Actual-self und Ideal-Self: à Promotion Focus. Führt zu: Betonung der positiven Konsequenzen, positiven Emotionen, Annäherungsverhalten. Aber emotionale negative Folgen, wenn man das Ziel nicht erreicht.

Actual-self und Ought-self: à Prevention Focus. Führt zu: Betonung der negativen Konsequenzen, negative Emotionen und zu Vermeidungsmotivation.

3) Das Selbst als Standard in der sozialen Wahrnehmung

Hier geht es darum, wie wir unser Selbstwissen als Standard in der Beurteilung anderer nutzen. Da kann es zu Fehlurteilungen kommen, wie wir gleich sehen werden. Der Self-Image-Bias ist eben diese Tendenz, andere hinsichtlich ihrer Ähnlichkeit zu uns selbst einzuschätzen.

Vpn beurteilten sich selbst und 20 andere auf 25 Dimensionen. Für jede der 20 anderen sollte ein evaluatives Urteil gefällt werden („Ich finde, alle Menschen sollten so sein wie diese Person“).

Die Bedeutsamkeit der einzelnen Dimensionen wurde aus den Korrelationen ermittelt: Lewicki ermittelte (1) für wie wünschenswert jede Vp die entsprechende Eigenschaft hielt und (2)wie wichtig diese Dimension die Vp für die Beurteilung der anderen 20 Teilnehmer hielt

Ergebnis: Die Eigenschaften, auf der sich die Vpn selbst am positivsten beurteilten, beeinflusste die Urteile über die anderen Personen am stärksten.

Eine andere Untersuchung macht deutlich, dass das Selbstkonzept auch genutzt wird, um Standards zur Definition von Traits oder Fähigkeiten festzulegen.

Dazu eine Untersuchung von Dunning et al.:

Vpn berichteten ihren SAT-Score darüber, wie viele Stunden pro Woche sie für die Uni lernten und wie viele Stunden pro Woche sie Sport trieben. Einige Wochen später wurden die Vpn gefragt, durch wie viele Stunden Aktivität pro Woche sie Fleiß oder Sportlichkeit definieren würden.

Ergebnis: Je höher der eigene Score war, je mehr Stunden sie studiert oder Sport getrieben hatten, desto höher war ihr entsprechender Standard für Fleiß oder Sportlichkeit.

à Personen nutzen also das Selbstwissen als Standard in der Beurteilung anderer.

Jetzt ist natürlich die Frage, wie kulturabhängig diese Bewertung anderer durch den Selbststandard ist.

Die Hypothese würde also lauten: Mit größerer Konzentration auf ANDERE (statt auf sich selbst) sollten Personen mit interdependentem Selbst sich selbst auch weniger als Standard heranziehen.

Um das zu untersuchen muss man sich vorher klar machen, dass bei einem Vergleich zwischen zwei Objekten das jeweils salientere als Standard herangezogen wird. Zum Beispiel das größere Frankreich ist implizit das salientere Land, deshalb gilt Frankreich als der Standard, mit dem dann Belgien verglichen wird.

Ähnlichkeit Selbst vs. Andere < Ähnlichkeit Andere vs. Selbst.

Genau umgekehrt verhielt es sich bei Personen aus dem interdependenten Kulturkreis!

à Die Erklärung ist, dass Personen mit independentem Selbst sich selbst als Vergleichsstandard heranziehen; Personen mit interdependentem Selbst ziehen die andere Person als Vergleichsstandard heran.

Dazu gibt es noch eine andere Untersuchung von Cohen und Gunz von 2002:

Kanadische vs. asiatische Vp sollten zehn Szenen beschreiben, in der sie Aufmerksamkeit erregt hatten, zum Beispiel eine Blamage.

Ergebnis: Kanadische Vp beschrieben die Szenen aus ihrer eigenen Perspektive, asiatische aus der Perspektive von anderen.

4) Illusionen und Biases über das Selbst:

Das Selbstwissen beeinflusst das Wohlbefinden.

Taylor und Brown hatten die These, dass Illusionen über das Selbst das Wohlbefinden verbessern.

Dies steht im Gegensatz zu humanistischen Ansätzen, die eher postulieren, dass man möglichst viel und möglichst wahrhaftig über sich selbst Bescheid wissen muss, damit es einem gut geht.

Der Bias entsteht hier aber über ein unterschiedliches Menschenbild (Selbstwachstum vs. „Feel-Good“ und deshalb kann man diese beiden Paradigmen eigentlich nicht wirklich vergleichen)

Aber Taylor und Brown fanden heraus, dass

1. Das Wohlbefinden positiv Korreliert mit einer unrealistisch positiver Einschätzung der eigenen Person und auch mit einer übersteigerten Wahrnehmung von Kontrolle über die Umwelt

Vp verkauften ein Los, das ihnen zugeteilt worden war für 2$ - dagegen eines, das sie sich selbst ausgesucht hatten für 9$.

2. Wohlbefinden ist auch korreliert mit unrealistischem Optimismus: Vpn hielten die Wahrscheinlichkeit für positive Ereignisse im Leben für größer und die Wahrscheinlichkeit für negative Ereignisse für kleiner als bei anderen Personen. Die Erklärung dafür ist, dass Personen auf sich selbst fokussieren und vergleichbare andere Personen dabei nicht ausreichend berücksichtigen.

Daher könnte Pessimismus durch seltene positive Ereignisse und häufige negative Ereignisse entstehen.

3. Nach Taylor und Brown beeinflussen positive Selbstbeurteilung, Wahrnehmung von Kontrolle und Optimismus unser Wohlbefinden durch:

- Förderung von positiver Stimmung

- führen zu stabilen sozialen Beziehungen da sie Personen altruistischer und großmütiger machen

ABER: Überschätzung der akademischen Fähigkeiten führt zu schlechteren Leistungen und geringerem Selbstwert. Und: in der interkulturellen Forschung wurde festgestellt, dass Japaner sich selbst nicht für überdurchschnittlich halten und auch weniger Optimismus zeigen und diese geringere Wahrnehmung von Kontrolle führt bei Japanern nicht zur Depression!

à bei Personen mit independentem Selbst führen Illusionen über das Selbst häufig zu erhöhtem Wohlbefinden

à bei Personen mit interdependentem Selbst ist das Wohlbefinden von anderen Faktoren wie der Erfüllung von sozialen Rollen abhängig.

III Selbstbewertung

1987 wurde in Kalifornien eine Organisation gegründet, die sich um die Erhöhung des Selbstwerts bei Menschen bemühen sollte. Man ging davon aus, dass ein zu niedriger Selbstwert dazu beiträgt, dass Menschen erfolglos sind, sich zurückziehen, nach Misserfolgen schlecht wieder auf die Beine kommen, zu früh schwanger werden, oder Drogensüchtig werden. Und solche Zusammenhänge gibt es ja auch.

Also die Grundannahme war, dass, wenn man das Selbstwertgefühl von Menschen erhöht, dann verringert man solche Probleme. Stimmt das?

Die Rosenberg-Self-Esteem-Scale hat verschiedene Items, die Selbstwert abbilden sollen:

„Manchmal denke ich, ich bin nicht gut genug.“; „Ich sehe mich selbst positiv“; „Ich wünschte, ich könnte mehr Respekt für mich selber haben“; „Im Großen und Ganzen bin ich mit mir zufrieden“

Wie kann man nun Trait und State unterscheiden?

Der Trait-Self-Esteem ist dadurch gekennzeichnet, dass es sich um ein stabiles Ausmaß an Vertrauen in und positiver Bewertung von Eigenschaften und Fähigkeiten handelt, die das Selbst charakterisieren

Der State-Self-Esteem ist veränderbar, hier geht es eher um momentane Gefühle über das Selbst. Er verändert sich über die Entwicklungsspanne, wird von der momentanen Stimmung beeinflusst und von momentanen Erfolgen oder Misserfolgen.

Welche Motive für Selbstbewertungen gibt es denn?

1. Selbstwerterhöhung – ein hoher Selbstwert ist ein häufiges Ziel in westlichen Kulturen.

Das Self-Evaluation-Maintenance-Model von Tesser, 1988, besagt, dass Selbstwerterhöhung durch 2 Mechanismen stattfindet

- durch soziale Vergleiche; das heißt wir vergleichen uns mit schlechteren anderen in Domänen, die uns wichtig sind.

In der Konsequenz sieht das so aus, dass wir uns Freunde suchen die in Bereichen die uns wichtig sind, schlechter als wir abschneiden dafür aber in Bereichen die uns unwichtig sind, besonders gut sind!

Dazu gibt es ein Experiment von Tesser und Smith von 1980:

Zwei Paare von Freunden machen ein Wortspiel: eine Person muss ein Wort auf der Grundlage von Hinweisen erraten. Die Hinweise werden aus einer Liste ausgesucht; der Schwierigkeitsgrad der Hinweise ist auf der Liste mit angegeben.

UV1: Introduction. Das Spiel wird entweder als Messung von verbalen Fähigkeiten oder als Spiel bezeichnet.

UV2: Man gibt die Hinweise entweder einem Freund oder einem Fremden.

AV: Schwierigkeitsgrad der gewählten Hinweise.

Hypothesen: bei niedriger Relevanz sollte der Erfolg des Freundes selbstwertdienlich sein (durch Reflection) – also sollte man ihm leichtere Hinweise geben als dem Fremden.

Bei hoher Relevanz sollte der Erfolg des Freundes nicht selbstwertdienlich sein, da man sich mit diesem Erfolg vergleicht. So sollten in dieser Bedingung dem Freund und dem Fremden gleich schwierige Hinweise gegeben werden.

Eine andere Studie von Tesser et al. Bestätigt die Reflection-Selfenhancing-These:

270 Fünft- und Sechstklässler benennen ihren besten Freund, wichtigste und am wenigsten wichtige Dimensionen für ihr Selbstkonzept und ihre eigenen und die Leistungen ihres Freundes auf diesen Dimensionen.

Ergebnisse:

a) Self-enhancing: Schüler beurteilten ihre eigenen Leistungen besser als die des Freundes auf wichtigen Dimensionen

b) Reflection: Schüler beurteilen die Leistung des Freundes auf weniger wichtigen Dimensionen gleich gut wie die eigenen

c) Vergleich mit Lehrerurteilen: die eigene Leistung auf wichtigen Dimensionen wird überschätzt. Die Leistung des Freundes auf unwichtigen Dimensionen wird ebenfalls überschätzt.

2. Anderes Motiv für Selbstbewertungen: Selbstverifikation

Die resultiert aus dem Wunsch nach stabilen, akkuraten Überzeugungen über uns selbst, weil sie uns für uns selbst und unsere Umwelt vorhersagbar macht und uns sagt, welche Ziele die größten Erfolgsaussichten haben.

Wahre Information dazu wird folgendermaßen gesucht:

- wir schaffen Situationen, die das Selbst bestätigen

- durch identity cues signalisieren wir anderen wichtige Teile unserer Identität und wie wir behandelt werden möchten

Integration von Selbstwerterhöhung und Selbstverifikation:

Eine SelbstwertERHÖHUNG ist vor allem relevant bei emotionalen Prozessen, eine SelbstwertVERIFIKATION vor allem bei kognitiven Prozessen.

In einer Untersuchung bekamen Vpn mit positivem und negativem Selbstbild positives vs. negatives Feedback: die passende Information wurde als wahrer und diagnostischer beurteilt; alle mochten jedoch das positive Feedback lieber.

Wie hängen Kultur und Selbstwert zusammen?

Auf Japanisch gibt es kein Wort für Selbstwert. Independente Personen berichten generell von einem höheren Selbstwert als interdependente. Personen aus westlichen Kulturen suchen Kontexte auf, die selbstwertdienlich sind.

In Japan gibt es eine Form von Selbstkritik, die soziale Harmonie und Erweiterung der persönlichen Fähigkeiten hervorrufen soll. Die Menschen werden ermutigt, sich in Anwesenheit ihrer Schüler selbst zu kritisieren. Japaner haben andere Ziele als Amerikaner, denn Selbstkritik dient in Japan als Möglichkeit, sich selbst zu verbessern – Hinsichtlich des Ziels, ein gutes Mitglied der Gesellschaft zu sein, gab es keine Unterschiede zwischen Japanern und Amerikanern.

Kanadische und japanische Vpn arbeiteten an einem Kreativitätstest. Anschließend bekamen alle TN negatives vs. positives Feedback. Danach bekamen alle TN die Möglichkeit, weiter an einer einzelnen Aufgabe zu arbeiten.

Ergebnis: Kanadier arbeiteten nach einem positiven Feedback länger; Japaner nach einem negativen Feedback.

Konsequenz:

- Personen aus westlichen Kulturen werden eher Spezialisten, Personen aus kollektivistischen Kulturen streben eher danach, in vielen Bereichen gut zu sein.

- Kanadier wollen eher nicht versagen, Japaner wollen eher ihre Fähigkeiten verbessern.

Es gibt noch einen Zusammenhang zwischen kulturellem Wandel und Veränderungen im Selbstwertgefühl. Eine Grafik zeigt, dass das Selbstwertgefühl in von Asiaten in Abhängigkeit davon steigt, wie sehr sie der Nordamerikanischen Kultur ausgesetzt sind: Asiatische Kanadier in der dritten Generation haben ein annähernd gleich hohes Selbstwertgefühl wie europäische Kanadier.

Gefahren von hohem Selbstwert:

Die Annahme, dass ein niedriger Selbstwert zu Aggressionen führt, ist falsch. Belegt ist vielmehr, dass die Bedrohung eines überhöhten Selbstwerts zu Aggressionen führt. Beispiel: Alkohol führt zu Selbstwertstärkung und Neigung zu Aggression. Mörder oder Vergewaltiger haben eher einen überhöhten Selbstwert und nach Baumeister sind Sklaverei und Terrorismus Produkte aus Gefühlen von Überlegenheit und Bedrohung des Egos.


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