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Sozialisationstheorien

(Mehrere Skripten zu Sozialisationstheorien
in einem Dokument)


I. Einführung - Entstehung des Begriffs „Sozialisation“:

-          in enzyklopädischen Werken schon seit dem frühen 19.Jhd.

-          zum ersten Mal in einer wissenschaftlichen Abhandlung 1896 von amerikanischen Sozialphilosophen Edward A. Ross

-          eigentliche Begründer des Konzepts der „Sozialisation“: Emile Durkheim (1858-1917) -> Untersuchung des Ãœbergangs von einfachen zu arbeitsteilig organisierten Industriegesellschaften => Durkheim stellte sich die Frage wie in komplexen Strukturen soziale Integration hergestellt werden kann à Antwort Durkheims: nur wenn Gesellschaftsmitglieder (vorher ist Individuum triebhaft, egoistisch und asozial) die Normen und Zwänge verinnerlichen, ist der Bestand von modernen Industriegesellschaften zu sichern => diesen Prozess nennt er „Sozialisation“ (Gesellschaft dringt in Individuum ein und organisiert die Persönlichkeit von innen her)


-       Durkheim prägte die Begriffsdefinition von „Sozialisation“ bis in die 1960er/70er („Sozialisation“ nach Durkheim: „Vergesellschaftung der menschlichen Natur“)

-       à heute verkürzte Darstellung, da sie allein auf die Unterwerfung des Menschen unter gesellschaftliche Anforderungen abhebt

-       Definition von Durkheim war stark von damaligen Gesellschaftsentwicklung abhängig  (Etablierung der arbeitsteiligen Industriegesellschaft)

-       Heutige Gesellschaft: keine Industriegesellschaft mehr, sondern große Vielfalt von sozialen und kulturellen Lebensformen u. Zusammenspiel von eigenständigen Organisationen und Systemen, Globalisierung etc. => soziale Integration durch aufzwingen von Wertesystemen (vgl. Durkheim) ist nicht mehr funktional

-       Heute: moderne Gesellschaften können nur mit selbstständigen Persönlichkeiten funktionieren => keine mechanische und „außengeleitete“ Internalisierung von sozialen Regeln (vg. Durkheim), sondern eine flexible, sensibel auf soziale Bedingungen Rücksichtnehmende „innengeleitete“ Selbstorganisation der eigenen Wertvorstellungen und Handlungen


-       Diskussion über Neufassung des Begriffs in 1960er (Studentenbewegung etc.)

(siehe unten „Neue Definition von Sozialisation“)


Neue Definition von „Sozialisation“:

Sozialisation ist der Prozess der Entwicklung der Persönlichkeit in produktiver (auch aktiv gemeint) Auseinandersetzung mit den natürlichen Anlagen („innere Realität“: körperliche und psychische Grundmerkmale) und mit der sozialen und physikalischen Umwelt („äußere Realität“)


Ø  Sozialisation umfasst die Gesamtheit aller Lebensumstände, die für die Subjektwerdung von Bedeutung sind (Sozialisation kann man nicht umgehen!)


Ø  Sozialisation bedeutet Persönlichkeitsentwicklung:

Definition „Persönlichkeit“: unverwechselbare Gefüge von Merkmalen, Eigenschaften, Einstellungen und Handlungskompetenzen, das sich auf der Grundlage der biologischen Ausstattung als Ergebnis der Bewältigung von Lebensaufgaben eines Menschen ergibt


Ø  Mensch wird durch seine Umwelt stark beeinflusst, gestaltet sie aber zugleich durch seine eigene Aktivitäten auch mit

Ø  der Mensch setzt sich sein ganzes Leben lang mit den inneren und äußeren Anforderungen der Lebensrealisation auseinander und formt dabei flexibel seine eigene Persönlichkeit => lebenslanger, aktiver Prozess (keine passive Vergesellschaftung)

Ø  „Innere Realität“: genetische Veranlagung, körperliche Konstitution, Intelligenz, psychisches Temperament, Grundstrukturen  der Persönlichkeit  

Ø  „Äußere Realität“: Familie, Freundesgruppen, Erziehungs- und Bildungseinrichtungen, soziale Organisationen, Massenmedien, Arbeitsbedingungen, Wohnbedingungen, physikalische Umwelt

Ø  stetiges Spannungsverhältnis zwischen Vergesellschaftung und Individuierung


Hurrelmann unterscheidet 3 Sozialisationsbereiche:

1) „primäre Sozialisation“: *Primärgruppen: Systeme der Familie, Verwandtschaft und Freundeskreis è Familie ist die wichtigste und prägendste Sozialisationsinstanz

2) „sekundäre Sozialisation“: *organisierte Sozialisationsinstanzen, die gesellschaftlich etabliert werden, um bestimmte Aufgaben der Betreuung, Bildung und Erziehung insbesondere von Kindern u. Jugendlichen zu übernehmen: Kindertagesstätten, Schule, Hochschule, sozialpädagogische Institutionen etc.

3) „tertiäre Sozialisation“:  *formellen und informellen sozialen Organisationen in Freizeit- und Wohnwelt: v. a. Gleichaltrigen Gruppe und Massenmedien;  öffentliche Institutionen in Politik, Wirtschaft, Justiz etc. => alle diese Instanzen haben von ihrem Systemzweck her keine auf Sozialisation zugeschnittene Aufgabe!!! Aber die Mitglieder müssen sich darauf einlassen -> Konsequenzen für Persönlichkeitsentwicklung


Tillmann gliedert das Sozialisationsfeld in gesellschaftliche Ebenen und den Sozialisationsprozess in biographische Phasen:


- Gesellschaftliche Ebenen der Sozialisation:

Subjekt <-> Interaktion und Tätigkeiten <-> Institutionen <-> Gesamtgesellschaft  


Subjekt: Erfahrungsmuster, Einstellungen, Wissen, emotionale Struktur etc.

Interaktion: Eltern-Kind-Beziehungen, schulischer Unterricht, Kommunikation etc.

Institutionen: Betriebe, Massenmedien, Schulen, Universitäten etc.

Gesamtgesellschaft: Wirtschaft, Religion, Bildungssystem, Politik


- biographische Phasen:

mit gesellschaftlich-institutionellen Sequenzen sind biologische Prozesse des Älterwerdens verknüpft

Säugling -> frühe Kindheit (Eintritt in Kindergarten) -> Kindheit (Schule) -> Jugend (Geschlechtsreife, Schulentlassung etc.) -> Erwachsenenalter (Berufstätigkeit, Gründung einer Familie etc.) -> Alter (Pensionierung etc.)


Sozialisationstheorie:

Eine Sozialisationstheorie, muss die oben angeführte Definition ausfüllen und ihr gerecht werden. Z. B. eine Theorie, welche den Menschen nicht als aktives Wesen sieht, oder die 4 angeführten gesellschaftlichen Ebenen nicht berücksichtigt, ist keine Sozialisationstheorie.


Noch gibt es keine Theorie, welche man im Sinne der Definition „Sozialisationstheorie“ nennen könnte.

Es gibt jedoch einige Basistheorie, welchen den Sachverhalt der „Sozialisation“ zum Gegenstand haben. Diese stammen einmal aus der Psychologie (mehr die Persönlichkeitsentwicklung und das Individuum im Auge) und zu anderen aus der Soziologie (mehr die Vergesellschaftung und die Bedeutung der Sozialisation für die Gesellschaft im Auge). Nun einige Beispiele.


Soziologische Theorien: Strukturfunktionalismus von T. Parsons und Eisenstadt, Symbolischer Interaktionismus von G. H. Mead, materialistische Gesellschaftstheorie von K. Marx etc.

Psychologische Theorien: Persönlichkeitstheorien, Lerntheorien und Entwicklungstheorien: J. Piaget, l. Kohlberg, S. Freud, Erikson, Watson, Bandura etc.


Habermas: verbindet die Theorien zu einer großen Theorie (verbindet soziologische und psychologische Theorien)


è Doch dies sind alles wie oben schon erwähnt nur Basistheorien, eine vollständige Sozialisationstheorie, welche der Definition gerecht wird, gibt es noch nicht!


II. George H. Mead: „Geist, Identität und Gesellschaft“

- darauf eingehen, wie eine Handlung abläuft (reflektierte Intelligenz, Handlung kann vor Vollendung noch mal überdacht werden)


Kapitel 4 im Baumgart: Soziales Handeln durch Sprache


                                      George Herbert Mead


Einleitung: Sozialisation durch symbolischen Interaktionismus

:

                                                      Parsons -> Individuen handeln in standardisierten Rollen, wenig/keine Möglichkeit für individuelles Handeln

                                      Habermas -> Spielräume individuellen Handelns angesichts gesellschaftlicher Rollenvorgaben, Individuum geht nicht total in Gesellschaft auf  

*Mead entfaltet seine Theorie nicht systematisch 

*großer Teil seiner veröffentlichten basiert auf Vorlesungsmitschriften


+ Position Durkheims (Hilfe bei Annäherung an Mead):

*Individualität kann sich nur auf dem Boden moderner Gesellschaften entwickeln/ Identität als Produkt moderner Gesellschaften

*in jedem Mensch existiert „individuelles“ und „soziales“ Wesen (analytische Ebene) => Einheit macht Individuum aus

à Mead geht in seinen Arbeiten der Frage nach, wie die „zwei Wesen“ zusammenspielen und in Sozialisation eingeübt werden und wie sich das im Handeln mit anderen zeigt (Beantwortung mit Hilfe einer Mikroanalyse sozialer Verständigungs- und Interaktionsprozesse    (Ende S.119)


+ nachfolgenden Textauszüge unter der Überschrift „Die Entstehung des Selbst“ sind aus Hauptwerk Meads „Geist, Identität und Gesellschaft“ (erst 1973 in Deutschland erschienen)

-> Handlung des Buches: *wie Menschen ihre Handlungen aufeinander abstimmen -> wie planvolles, kooperatives Handeln zwischen Menschen zu erklären ist (120)

à Meinung Meads: erst durch „Symbolsystem“ der Sprache kann sich kooperatives menschliches Handeln, die planvolle Interaktion zwischen Individuen voll entfalten

à Kern der Handlungstheorie Meads ist die Analyse der sozialen Funktion der Sprache (120)

è daraus leitet sich der Begriff „Symbolischer Interaktionismus“ ab


+ sprachliche Interaktion unterscheidet Mensch vom Tier

-> Gesten oder Gebärden gibt es auch bei Tieren, Gesten sind Instinkt gesteuert (Reaktion wie auf Reiz) <- kein bewusstes Handeln

-> über Sprache verfügt nur der Mensch, Sprecher und Hörer sind sich des  Gesagten bewusst, Worte haben für beide eine gemeinsame Bedeutung => erst das macht aus den vokalen Lauten,  akustischen Reizen  ein „signifikantes Symbol“, das bei beide ähnliche Vorstellungen/ Reaktionen auslöst (120)

à Sprache als Vorraussetzung für kooperatives Handeln

+ aber: Wie ist Art und Weise wie wir unser Verhalten auf Gegenüber abstimmen? (120)

*Sprache lässt auch Sprecher nicht unberührt (121) -> Wir hören Worte die wir sprechen selbst und Worte lösen tendenziell die gleiche Reaktion auf Sprecher aus, wie auf Hörer

ß zentrale Annahme für die Handlungstheorie Meads (Bsp.: 121 -> Seminarleiter, Stuhl:

paradoxe Formulierung, dass wir, indem wir eine Bitte an einen anderen richten, sie „gleichzeitig uns selbst geben“ )

à wenn wir Handlung mir jemand anderem koordinieren wollen, sind wir gezwungen, uns „vorzustellen“ was wir etwa mit einer Bitte für eine Reaktion beim anderen auslösen!!!! 

à Sich- hinein- Versetzen in „Haltung“ eines Interaktionspartners nicht nur Vorraussetzung für kooperatives Handeln, sondern auch für zugleich konstitutive Vorraussetzung für unser „Selbst“   (Mead: „Wir müssen andere sein, um wir selbst sein zu können.“) èeigene Identität/ unverwechselbares Selbst,  kann sich nur mit Hilfe anderer ausbilden!


*Säugling reagiert erst nur auf Gesten und Gebärden

*erst mit erlernen der Sprache setzt Vorgang der Übernahme und daraus folgend der Identitätsbildung ein)

*Play: frühe Stadium der Sozialisation, Einübung der Übernahme der Haltung anderer

<- Kind spielt wechselnde Rollen (122)

*Game: nächste Stadium der Sozialisation, Kind muss in jeweiliger Spielsituation die Haltung der anderen Spieler einnehmen, sich in die anderen hineinversetzen und darauf koordiniert reagieren!, organisieren des eigenen Handeln im Bezug auf die Gruppe (122)

à Motiv für solche Handlung: soziale Zustimmung bzw. Ablehnung der anderen (Mead bezeichnet sich selbst als „Sozialbehaviorist“), wir wollen soziale Sanktionen vermeiden => wir versuchen so gut es geht die Haltung der anderen zum Regulativ unseres eigenen Handelns zu machen  (122)

*neues Stadium der Sozialisation: Kind kann Haltung einer größeren sozialen Gruppe zum Moment seines Selbst machen (im Gegensatz zu spezifischen Handlungssituation wie etwa im Wettkampf) (Ist damit auch Moral und Ethik gemeint?)

-> im Kind wir Haltung eines „verallgemeinerten Anderen“ situationsspezifisch hervorgerufen (Bsp: Junge, Kniestoßen)  (123)

-Unterschied Mead-Parsons. Junge empfindet Zwiespalt zwischen „verallgemeinerten Anderen“ und „Handlungsimpulsen“ (123) => Selbst besteht nicht nur aus verinnerlichten Rollenerwartungen („I“ und „Me“ stehen sich gegenüber)


+ I und Me: unterschiedliche „Phasen“ des Selbst, es sind keine unabhängigen psychischen Instanzen (Im Gegensatz zu Freud?)  

*aus Zusammenspiel von I und Me entsteht Identität und individuelles Handeln

* „I“ = „Ich“ : spontane, kreative Reaktion

* „Me“ = „ICH“ : Haltung des „verallgemeinerten Anderen“ (123u)

à aber das „Me“ steuert nicht das individuelle Handeln, sondern Zusammenspiel der beiden => Bildung einer Persönlichkeit (124)

à alltägliches Leben ist weitgehend von sozialen Gewohnheiten und festgelegten Haltungen bestimmt => erst wenn gewohnheitsmäßiges Verhalten brüchig wird, kommt „I“ zum Zug (stellt Gewohnheiten in Frage und eröffnet neue Handlungsperspektiven) (124), der Rest bleibt von Routine (eingeübtes sozialisiertes Verhalten) bestimmt

(Meads Schüler i. B. auf die Rollentheorie Parsons)

+ role-taking: Ãœbernehmen der Rolle des Interaktionspartners

+ role-making: konkretes Handeln resultierend aus der angenommenen Rollenerwartung des anderen an einen selbst (124)

=> (<-> Parsons) Spielräume der Interaktion, Missverständnisse und Störungen der Interaktion geraten in den Blick! (125)


Mead: Die Entstehung des Selbst

Der Hintergrund der Entstehung der Identität

Wie entsteht im einzelnen Identität? (126)

+ Übermittlung von Gesten zwischen Tieren bei kooperativen Tätigkeiten => Reiz-Reaktionsschema <- und kein Hinweis auf eine Identität des Tieres (126)

1. Sprache: *Geste bei der der Einzelne in sich selbst Reaktionen auslösen u. auf sie reagieren kann <- Bedingung: gesellschaftlicher Reiz übt auf ihn die gleiche Wirkung aus wie auf andere

*Gesagtes löst bei allen anderen eine ganz bestimmte Reaktion aus (Voraussetzung: Symbol existiert in der Erfahrung des Sprechers und der Hörer) (126)

*es gibt: Sprache der Worte, Sprache der Gesten und Sprache des  Mienenspiels => Denken setzt immer ein Symbol voraus, das im anderen die gleiche Reaktion wie im Denkenden hervorruft (126) (Symbol ist ein Allgemeines)

*man setzt voraus, dass das verwendete Symbol im anderen die gleiche Reaktion auslöst wie in einem selbst => ansonsten kann es kein Gespräch geben! (126/127)

è erst durch Sprache kann sich Geist und Identität bilden! 


2. Spielen:

*weitere wichtige Faktoren für die Entwicklung der Identität

(*bei primitiven Völkern: Unterscheidung zwischen Identität und Organismus -> dinghafte Identität kann Körper verlassen und wieder in ihn  zurückkehren => Grundlage der Auffassung von der Seele als eine Wesenheit für sich) (127)

*Play:Kinder haben unsichtbare, durch Phantasie geschaffene Spielgefährten => auf diese Weise werden Reaktionen organisiert, die sie bei anderen Personen, aber auch in sich selbst hervorrufen => dies ist nachahmendes Spiel (Bsp: „Mutter“, „Lehrer“, „Indianer“ etc.), Kind nimmt verschiedene Rollen ein

-Kinder spielen gemeinsam „Indianer“ => Kind hat eine ganze Gruppe von Reizen in sich, die in ihm selbst die gleiche Reaktion auslöst, wie in anderen

=> Während dem Spiel nützt Kind eigenen Reaktionen auf diese Reize um eine Identität (hier auch während des Spiels gemeint!) zu entwickeln (128)

*Game:

-organisiertes Spiel, Wettkampf

=> Im Wettspiel gibt es also Reaktionen der anderen, die organisiert sind, dass die Haltung des einen Spielers die passende Haltung des anderen auslöst (129) 


Spiel, Wettkampf und der (das) verallgemeinerte Andere

+Wettkampf:

*das Kind die Haltung aller anderer Beteiligten in sich haben (129)

*Handlung des einzelnen wird von Annahmen über das voraussichtliche Handlungen der anderen bestimmt (129)

=> es gibt ein „anderes“, das eine Organisation der Haltungen all jener Personen ist, die in den gleichen Prozess eingeschaltet sind.

è organisierte Gemeinschaft/ gesellschaftliche Gruppe, die Identitäts bildend ist, kann „der (das) verallgemeinerte Andere“ genannt werden (129) <- Haltung des verallgemeinerten Anderen ist die Haltung der ganzen Gemeinschaft

+ Entwicklung einer Identität:

*nicht nur Einnehmen der Haltungen anderer zu sich selbst und untereinander, sondern auch:

Einnehmen der Haltung der anderen gegenüber verschiedener Aspekte der gemeinsamen gesellschaftlichen Tätigkeit oder gesellschaftlichen Aufgaben (Von der zwischenmenschlichen Ebene weg, hin zu abstrakten Werten einer Gesellschaft/ Gemeinschaft)

è Entscheidende Basis oder Voraussetzung für die volle Entwicklung der Identität des Einzelnen (130)


+ andererseits: Komplexität einer Gesellschaft, z.B. Institutionen etc. sind nur möglich, wenn jedes Individuum der Gesellschaft die Fähigkeit besitzt, die allgemeinen Haltungen aller Individuen i. B. auf Tätigkeiten, Institutionen usw. einzunehmen und sein eigenes Verhalten dementsprechend zu lenken (130)

+ verallgemeinerte Andere und Individuum:  *Gemeinschaft (verallgemeinerte Andere) übt die Kontrolle über das Verhalten ihrer einzelnen Mitglieder aus

*in Form vom verallgemeinerten Anderen tritt Gemeinschaft als bestimmender Faktor in das Denken des Einzelnen ein (130)

(Bsp.: Politik -> Parteien und Gruppierungen) (130-131)


+(Wiederholung) Zwei allgemeine Stadien bei der vollständigen Entwicklung der Identität

1. Bildung der Identität des Einzelnen durch Organisation der besonderen Haltungen der anderen ihm selbst gegenüber und zueinander in spezifischen gesellschaftlichen Handlungen, an denen er mit diesen Teilhat (vgl. Wettkampfspiel?) / Organisation besonderer individueller Haltungen

è 1. Haltung der Anderen als Individuen und  2. gesellschaftliche oder Gruppenhaltung = Identität

*Wettkampf hat eine Logik, durch die eine derartige Organisation der Identität möglich wird vgl. S.131

*das einfache Spiel besteht nur aus einer Folge verschiedener Rollen (132)

<- dies ist charakteristisch für die Persönlichkeit des Kindes: was es in diesem Moment ist, entscheidet nicht darüber was es im nächsten Moment sein wird => Charme aber auch Mängel der Kindheit (Das Kind ist nicht in ein Ganzes organisiert) (132)

è das Kind hat keinen definitiven Charakter, keine definitive Persönlichkeit

*Wettkampf ist Beispiel für die Situation, aus der heraus sich eine organisierte Persönlichkeit entwickelt: Kind nimmt Haltung anderer ein, Haltungen anderer bestimmen eigene Haltungen hin auf ein gemeinsames Spiel, übernimmt Moral dieser Gesellschaft, wird Mitglied in dieser Gesellschaft (132) => es gibt organisierten Prozess

*was im Wettkampf geschieht, geschieht auch ständig auch im gesellschaftlichen Leben des Kindes, aber ist so für Kind nicht greifbar (zu abstrakt?) /geht über Erfahrung des Kindes hinaus, der Wettkampf tut dies nicht (132)

*der Wettkampf in den das Kind eintritt, drückt eine gesellschaftliche Situation aus, in die es ganz eintauchen kann (133) (seine Moral kann sich stärker auf Kind auswirken, als die der Familie oder Gemeinschaft in der das Kind lebt

<- es gibt alle möglichen Organisationen (dauerhaft oder nicht) in die das Kind eintritt und in denen es eine Art gesellschaftlichen Wettkampf mitmacht (133)

<- Kind tritt ständig in Organisationen ein (Phase in der es „dazugehören“ will) => Kind wird zu jemandem, der in einem organisierten Ganzen funktionieren kann (133)

ð  auffälliges Stadium in der Entwicklung der kindlichen Moral, es macht das Kind zu einem bewussten Mitglied seiner Gesellschaft

+der Mensch hat eine Persönlichkeit, weil er einer Gemeinschaft angehört, weil er die Institutionen dieser Gemeinschaft in sein eigenes Verhalten hereinnimmt

+ Prozess der Identitätsbildung:

Sprache als Medium mit dessen Hilfe er seine Persönlichkeit entwickelt (133) -> Einnehmen der verschiedenen Rollen der anderen Mitglieder -> Haltung der Mitglieder dieser Gesellschaft

+ Mensch bekommt Prinzipien, die anerkannte Haltung aller Mitglieder der Gemeinschaft gegenüber den Werten dieser Gemeinschaft (133)


<- das war die Struktur/ der Rahmen für die Identitätsbildung

aber: natürlich sind wir nicht nur das, was uns allen gemeinsam ist!! (133): jede Identität ist von jeder anderen unterschiedlich

aber auch: wir können nicht wir selbst sein, solange wir nicht auch an einer gemeinsamen Haltung Anteil haben (133u)

+ der eigene Identität existiert nur soweit, wie die Identitäten anderer Menschen existieren (134)

+ Struktur der Identität drückt die allgemeinen Verhaltensmuster der jeweiligen gesellschaftlichen Gruppe aus


Das „Ich“ und das „ICH“

+ Wie ist das „Ich“  beschaffen, das sich eines gesellschaftlichen „ICH“ bewusst ist?

(Ich: spontane, kreative Reaktion ; ICH: Haltung des verallgemeinerten anderen  <- s.o.)

+ Was bedeutet diese Unterscheidung i. Z. mit dem Verhalten? (134)

+ das Ich: das „Ich“ reagiert auf die Identität, die sich durch die Übernahme der Haltung anderer entwickelt (134) <- in dem wir Haltung anderer übernehmen führen wir das „ICH“ ein und reagieren darauf als ein „Ich“

*es ist auf das „Ich“ zurückzuführen, dass wir uns niemals ganz unserer selbst bewusst sind, dass wir uns durch unsere eigenen Aktionen überraschen (135)

-> nur während wir handeln sind wir uns unserer selbst bewusst. In Erinnerung dagegen ist das „Ich“ ständig in unserer Erfahrung präsent (135)

*das „Ich“ ist die Reaktion des Organismus auf die Haltung anderer

* das „ICH“ ist die organisierte Gruppe von Haltung anderer, die man selbst einnimmt (135)

* man reagiert auf das ICH als Ich

*ICH ist Identität der man sich unmittelbar bewusst ist

*wie Reaktion des Ichs auf das ICH ausfallen wird weiß man auch selbst nicht (135) => dies macht das Ich aus!

è man ist sich des Ichs erst danach, im Rahmen der Erfahrung bewusst!

*Reaktion des Ichs ist mehr oder weniger unbestimmt (135)

*das Ich reagiert sozusagen auf gesellschaftliche Situation (136)

*das Ich liefert das Gefühl der Freiheit, der Initiative (136)

*wie wir handeln tritt erst nach Ablauf dieser Handlung in unsere Erfahrung ein

*ICH verlangt nach einer Reaktion, aber Reaktion selbst läuft einfach ab (Ich)


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