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Sophokles: Das erste Chorlied aus Antigone - Analyse

1.336 Wörter / ~3½ Seiten sternsternsternstern_0.5stern_0.3 Autorin Elke R. im Okt. 2017
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Interpretation
Deutsch

Universität, Schule

IGS Erwin Fischer Greifswald

Note, Lehrer, Jahr

12, Frau D. , 2017

Autor / Copyright
Elke R. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.07 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternstern_0.5stern_0.3
ID# 68482







11A

Antigone – Das erste Chorlied



Das erste Chorlied befindet sich in Antigone auf den Seiten 14-15. Das Buch wurde von Sophokles geschrieben und 442 v. Chr. uraufgeführt. Das Drama hat den Konflikt zwischen gesetzlichen, religiösen und moralischen Vorstellungen zum Thema. Die Protagonistin, Antigone, möchte ihren Bruder Polyneikes verbotenerweise beerdigen. Sie wird erwischt und ihr droht der Tod. Der Herrscher Kreon kommt jedoch durch den Seher Teiresias zur Besinnung. Bevor er die Jungfrau begnadigen kann muss er jedoch feststellen, dass diese bereits Suizid begangen hat und sich in Folge der Trauer sein Sohn sowie seine Frau das Leben nahmen.



Dem ersten Chorlied geht eine Meinungsverschiedenheit der Schwestern Antigone und Ismene voran, aus dem das Ziel Antigones ihren im Kampf gefallenen Bruder zu beerdigen herausgeht. Darauffolgend erlässt Kreon jedoch das Verbot gerade dieses zu tun verkünden und erhält die Hiobsbotschaft, dass sein Gesetz bereits gebrochen wurde. Direkt nach dem Chorlied wird Antigone als Schuldige überführt und das Drama nimmt seinen Lauf.

Antigone beugt sich über Polyneikes' Grab inmitten einer zerklüfteten griechischen Landschaft unter der Beratung des Sehers Teiresias an Kreon.
Antigone beugt sich über Polyneikes' Grab inmitten einer zerklüfteten griechischen Landschaft unter der Beratung des Sehers Teiresias an Kreon.

Das Chorlied gliedert sich in zwei Strophen sowie zwei Gegenstrophen. Jede Strophe besteht aus 10-11 Versen. Durch Zwischenüberschriften ist eine klare Strukturierung in Strophenform erkennbar. Die erste Strophe hat das Reich der Natur zum Thema. Es wird erzählt, dass der Mensch Macht über drei der vier Elemente hat, „nichts ist gewaltiger als der Mensch“. (Z. 333-334) Die Rede ist von Luft, Wasser und Erde. Auch die zweite Gegenstrophe hat inhaltlich ein ähnliches Thema. Sie ist jedoch auf die Tiere der Natur bezogen. Dem Mensch wird Macht über „Vögel“ (Z.334), Fische und „Wild“ (Z. 350) zugesprochen und damit über die Lebewesen der Elemente der ersten Strophe. Die Elemente der Natur werden als Gegenspieler des Menschen aufgefasst und Gäa ist als Mutter und Beschützerin aller Lebewesen dargestellt. Wer die Rechte dieser Lebewesen nicht achtet hat Rache zu fürchten. Durch sein Verbot Polyneikes zu beerdigen ignoriert Kreon diese Rechte und „müdet ab der Götter höchste, Gäa“ (Z. 339-340), beleidigt sie also. In der ersten Strophe findet man zwei Alliterationen, „die dunkele“ (Z. 335), sowie „durch die“(Z. 342). Dadurch wird der Lesefluss erleichtert und der Satzbau aufgelockert. Außerdem findet man einige Enjambements wie zum Beispiel „und den mähnigen/ Nacken umschirrt er dem Ross mit dem Joche rings“ (Z. 350-351), wodurch ein die Strophe flüssiger und gleitender wird und der inhaltliche Zusammenhang verdeutlicht wird. Des Weiteren befinden sich in der ersten Gegenstrophe zwei Metaphern. Zum einen werden die Fische als „ wimmelnde Brut der See“ (Z. 345) dargestellt und Fischernetze werden als „netzgeflochtene Garnen“ (Z. 347) umschrieben. Dies dient dazu den Leser zum Nachdenken anzuregen und das Textverständnis zu erhöhen. Eine Allegorie ist die Benutzung von „vom Süd umstürmt“ (Z. 336) anstelle der Verwendung des Wortes Wind, weshalb der Zugang zu dem Thema einfacher ist.

Die zweite Strophe, sowie die zweite Gegenstrophe beziehen sich auf das Wesen des Menschen. Die Intelligenz und der Fortschritt der Gesellschaft werden durch die Fähigkeit des Gebrauchs von Sprache, das Vorhandensein von Gesetzen sowie durch die Widerstandsfähigkeit gegen das Wetter und Krankheiten verdeutlicht. Aber es wird auch gezeigt, dass der Mensch zwar Vernunft besitzt, aber seine Handlungen trotzdem in Gut und Böse unterteilt werden müssen. In der zweiten Gegenstrophe wird auch der Konflikt zwischen moralischen und gesetzlichen Vorstellungen wieder aufgegriffen. Ein guter Mensch müsse sowohl den Gesetzen seiner Heimat als auch den Gesetzen der Götter folgeleisten, weshalb der Chor sich der Meinung Ismenes anschließt, dass es nicht Recht sei sich dagegen aufzulehnen. In den Strophen finden sich die Alliterationen „erfand er, ersann“ (Z. 354), „Staatsordnende Satzungen“ (Z. 355), „Seuchen schwerste“ (Z. 362) und „gleich gesinnt“ (Z. 373). Als Wirkung entsteht eine höhere Einprägsamkeit und Aufmerksamkeit des Lesers. Außerdem ist eine mit „Der […]/Der[…]“
(Z. 367-368) eine Anapher vorhanden, die einen angenehmen Sprachrhythmus verleiht und eine Betonung setzt. Auch in diesen Strophen finden sich einige Enjambements, wie „Der Götter heilig Recht und wird/hoch geehrt!“(Z. 368-369)

Die Sprache in dem ersten Chorlied ist alt, was durch den Gebrauch von unzeitgemäßen Wörtern wie „Joche“ (Z. 351), „frönt“ (Z. 371) oder „Frevler“ (Z. 374) deutlich wird. Die Sätze sind sehr lang und bestehen durchschnittlich aus fast 22 Wörtern. Man findet Aussagesätze bis auf eine Ausnahme in der ein Ausrufesatz vorhanden ist (Z. 368-369).Die Wortwahl ist abwechslungsreich und es werden verschiedenste Verben und vielgestaltige, aber auch komplizierte Adjektive wie „ringsumtoste“ (Z. 338), „netzgeflochtenen“ (Z. 347) und „bergdurchwandelndes“ (Z. 350) verwendet. Insgesamt kann findet man eine gehobene und rhythmische Sprache, die sich im Stil jedoch vom Rest des Textes unterscheidet.

In dem ersten Chorlied wird eine detaillierte Vorstellung von dem Wesen des Menschen gegeben. Der Mensch wird als „listig“ (Z. 346), „vielbegabt“ (Z. 348) und „schlau“ (Z. 349) dargestellt. Außerdem wird er mit den Worten „Überall weiß er Rat; Ratlos trifft ihn nichts“ (Z. 358-369) als allwissend beschrieben. Der Mensch hat ziemlich viel Einfluss auf die Natur und seine Tiere. Er ist in der Lage sie zu dressieren beziehungsweise zu fangen. Ein Übermensch ist laut Definition „der Idealtypus des über seinen Grenzen hinauswachsenden Menschen“ und wird als „Schlagwort für einen neuen höheren Typus des Menschen, der in absolutem Selbstsein alles Verlogene, Krankhafte und Lebensfeindliche überwindet“ bezeichnet. [1] Anhand des Textes sind einige der Merkmale für einen Übermenschen klar zu erkennen. Durch Kontrolle über die Natur und die verschiedenen Beschreibungen seiner Intelligenz wird verdeutlicht, dass der Mensch über sich hinauswächst. Man darf auch nicht außer Acht lassen, dass der die Tragödie vor fast 2500 Jahren geschrieben wurde. Dies erschwert die Sicht auf dem Text, da wir uns heutzutage an einem anderen Standpunkt befinden. Gesetzgebungen, „Staatsordnende Satzungen“ (Z. 355) und Medikamente, „für die Seuchen schwerster Not […] Heilung (Z. 362-363) können für die damalige Zeit, auch wenn wir diese Dinge heute als selbstverständlich betrachten, als sehr fortschrittlich angesehen werden Anhand dieser Gesichtspunkte kann man durchaus von einem Übermensch sprechen, den Sophokles in seinem Text beschreibt. Auf der anderen Seite spricht die Definition auch davon alles „Verlogene, Krankhafte und Lebensfeindliche“ [1], kurz Böses zu überwinden. In dem Chorlied steht jedoch dass der Mensch auch „zu Bösem“ (Z. 366) neigt. Dies würde die Theorie wiederlegen. Durch die Tatsache, dass in der ersten Strophe nur von einer Macht über drei der vier Elemente gesprochen wird findet sich ein Wiederspruch in der Allmächtigkeit. Einen weiteren Anhaltspunkt in diese Richtung machen die Zeilen „vor dem Tod nur späht er kein Entrinnen aus“ (Z. 360-361). Ein weiterer Sachverhalt über den keinerlei Macht besteht wird gezeigt, auch wenn durch das Wort „nur“ die Knappheit dieser Vorkommnisse präzisiert wird. Im Fazit würde ich aus heutiger Sicht aufgrund der beschriebenen Fähigkeiten nicht von etwas übermenschlichen sprechen. Die beschriebenen Fertigkeiten erscheinen nicht ungewöhnlich. Dressierte Tiere können in jedem Zoo, Reitstall oder sogar bei vielen Hundebesitzern gesehen werden. Auch das Fangen von Fischen oder Vögeln ist nicht außergewöhnlich. Das Vorhandensein von Sprache, Gesetzen und Medikamenten ist für uns alltäglich und auch den meisten Wettern können wir problemlos trotzen.



Insgesamt stellt das erste Chorlied eine interessante Sichtweise auf den Menschen da. Sehr skeptisch finde ich jedoch die erste Strophe. In ihr wird die Macht über die Elemente beschrieben. Dies ist jedoch etwas das ich mir nur sehr schwer vorstellen kann. Auch heutzutage ist der Mensch meiner Meinung nach nicht annähernd in der Lage die Mächte der Natur zu kontrollieren. Zwar macht uns ein einfacher Regen in aller Regel nichts aus, aber in seiner wollen Macht gibt es kein Element welches wir auch nur annähernd beeinflussen können. Gerade in diesen Tagen versuchen Rettungskräfte mehr oder weniger erfolglos einen Waldbrand in Agentien unter Kontrolle zu bekommen und in Bali wurden aus Angst vor einem Vulkanausbruch viele Tausend Menschen evakuiert. In Norddeutschland hat Sturmtief Xavier große Schäden angerichtet und Wirbelsturm Irma hat in den USA viele Tote gefordert. Bei dem schweren Erdbeben in Mexiko Ende September hatten die Menschen knapp 20 Sekunden Vorwarnzeit (aus [2]). Auch Tsunamis haben wie zum Beispiel 2011 in Japan schon große Schäden angerichtet. All diese Beispiele zeigen wie wenig der Mensch die Natur kontrollieren kann, weshalb ich Sophokles Worten „nichts ist gewaltiger als der Mensch“ (Z. 333-334) nur wiedersprechen kann.

Quellen

[1] Universal Lexikon in 18 Bänden, Band 17(2002) Stuttgart: Reader`s Verlag, Seite 263

[2] URL: (Stand 07.10.2017=


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Quellen & Links

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