Soeren
Voima
Ursprung
der Welt
Eine
verschleierte Komödie
1.
Plot
In
der verschleierten Komödie „Ursprung der Welt“ von Soeren Voima
geht es um die Integrität des Islams in der westlichen Gesellschaft
und die Erkenntnis, dass aufgrund von unüberbrückbaren Gegensätzen,
der Versuch der Integration zum Scheitern verurteilt ist.
Die
Agenturinhaber Gyges und sein muslimischer bester Freund Kandaulis
erhalten den Werbeauftrag, die islamische Kultur als eine bedeutende
Zivilisation der westlichen Welt näher zu bringen und das Vorurteil,
der Islam bestünde nur aus Islamisten und Fanatismus, zu
eliminieren. Während Gyges ausschließlich den Gewinn der Kampagne
vor Augen hat, scheut sich sein Partner Religion zum Thema seiner
öffentlichen Arbeit zu machen.
Gyges
stellt zur Unterstützung die junge und attraktive Praktikantin Sarah
ein, mit der er sofort eine Affäre beginnt. Während Gyges und Sarah
an der Kampagne arbeiten, reist Kandaulis zur Beerdigung seines
Großvaters. Vollkommen unerwartet kehrt er mit Nyssia, seiner
Cousine, die er zwischenzeitlich geheiratet hat, zurück. Gyges sieht
seine Kampagne dadurch gefährdet, dass Kandaulis sich öffentlich
mit einer streng gläubigen, verschleierten Muslimin zeigt.
Um
Gyges davon zu überzeugen, dass er nicht nur mit Nyssia verheiratet
ist, weil sie einander versprochen waren, sondern weil sie sich
ineinander verliebt haben, überredet Kandaulis ihn, sich in seiner
Wohnung zu verstecken, um heimlich Nyssia unverschleiert zu sehen und
ihre Schönheit zu bewundern. Allerdings bleibt dieses Geschehnis
nicht ohne Folgen. Kandaulis bereut seine Tat und möchte mit seiner
Frau zu ihren Wurzeln zurückkehren, damit sie ohne Schwierigkeiten
ihre Religion ausleben kann. Zu diesem Zweck will er seinen
Agenturanteil an Gyges verkaufen, sobald die Kampagne Erfolg hat.
Nyssia
und ihr mitgereister, ebenfalls streng gläubiger Bruder Azad,
erfahren von der heimlichen Tat und wollen Kandaulis dazu zwingen
seinen Freund Gyges zu ermorden, um Nyssias Ehre wieder herzustellen.
Kandaulis ist dazu nicht fähig und versucht Azad daran zu hindern
Gyges zu töten. Von dem Widerstreben Kandaulis' angewidert, schickt
sie ihn fort und bleibt mit Azad und Gyges allein. Sie gibt Gyges,
der gesteht, sich in sie verliebt zu haben, die Chance, ihre Ehre
wiederherzustellen, indem er Kaundalis, der Verrat an Nyssia begangen
hat, zu ermorden.
Gyges
erschießt seinen besten Freund, weil sein Verlangen nach einem
gemeinsamen Leben mit Nyssia zu groß ist und kehrt mit ihr in ihr
Heimatland zurück.
2.
Form des Dramas. Verwendete Sprache.
Es
handelt sich bei dem vorliegenden Stück nicht um ein klassisches
Drama, da es hier keine typische Gliederung in fünf Akte gibt und
auch der für das Drama typische Handlungsstrang fehlt.
Das
Stück enthält viele Elemente des offenen Dramas. Es gibt keine
Exposition, quasi keine Vorgeschichte über die Personen,
Beschreibung der Örtlichkeiten oder eine zeitliche Einordnung.
Außerdem beginnt das Stück mit der letzten wichtigen Szene des
Dramas, nämlich der Erschießung von Kandaulis durch Gyges. Somit
also mit der Katastrophe.
Nicht
jede Szene des Stückes steht im direkten Zusammenhang mit der
Folgeszene. Es kommt vor, dass eine Szene eingeschoben wird, die für
den Leser nicht in den Kontext einzuordnen ist, da sie weder die
Handlung vorantreibt, noch zur Klärung offener Fragen beiträgt.
Zwischen einigen liegen Zeitsprünge und Ortswechsel, wobei nicht
immer eindeutig klar ist, in welchen Örtlichkeiten sich die Szenen
abspielen und es sich daher meistens nur erahnen lässt. Am Ende des
Stückes laufen sogar zwei Handlungen gleichzeitig ab, nämlich als
Sarah die Präsentation der Kampagne abhält, während zur selben
Zeit Gyges von Azad zusammengeschlagen und bedrängt wird. Aufgrund
der aufgeführten Merkmale ergibt sich der Sinn des Stückes erst
nach Beendigung der letzten Szenen. Wichtig anzumerken wäre zudem
auch, dass das Stück durch die Wiederholung der Anfangsszene am Ende
abgerundet wird.
Auch
die Sprache entspricht nicht der typischen Form des Dramas. Es
enthält ausschließlich Alltagssprache, vorwiegend spontane
Äußerungen und Umgangssprache, sowie einige vulgäre Bemerkungen.
Oftmals erhält man den Eindruck, die Personen würden aneinander
vorbei reden. Hierzu kontrastierend sind Einschübe, die dieser Form
widersprechen, zum Beispiel biblische Äußerungen.
3.
Relevanz des Stückes. Argumente für, bzw. gegen eine Aufnahme in
das Theaterprogramm.
Das
Stück hat meiner Meinung nach eine hohe Relevanz, da das behandelte
Thema, der Islam, durch unsere Medien in der heutigen Gesellschaft
allgegenwärtig geworden ist. Hauptsächlich durch negative
Meldungen, sei es Krieg, Terrorismus oder Gewalt, wird uns eine
innere Abneigung dem Islam gegenüber suggeriert. Dadurch wird Hass
nicht nur auf Terroristen und Fanatiker, sondern auch auf unschuldige
Menschen projiziert.
In
dem Stück verkörpert Azad genau diesen Fanatiker, den viele
Menschen als Hassobjekt assoziieren, da sie seine religiösen Motive
nicht nachvollziehen und verstehen können.
Dieser
Aspekt spricht gegen eine Inszenierung, da die Zuschauer in ihren
Vorurteilen, die sie ohnehin schon haben, bestärkt werden.
Für
eine Inszenierung spricht eindeutig die Tatsache, dass es um ein
Thema geht, welches sehr aktuell und allgegenwärtig ist und dadurch
auf großes Interesse stoßen würde. Das Stück bietet außerdem
Diskussionsstoff und sollte dazu anregen, sich näher mit dem Thema
auseinanderzusetzen. Es verdeutlicht des weiteren die durchaus
kritische Situation der in Deutschland lebenden Muslime, da sich das
Zusammenleben der verschiedenen Kulturen bisher als äußerst
schwierig erwiesen hat.
Ein
Theater zeigt durch die Aufnahme dieses Stückes in den Spielplan,
dass es sich mit diesem Thema befasst hat und auch die Zuschauer dazu
anregen möchte.
4.
Wie eine Inszenierung aussehen könnte.
Zunächst
einmal zum Bühnenbild. Für den Hauptteil der Szenen würde ich ein
Bürogebäude suggerieren. Eventuell ein Hochhaus mit Glasfront. In
der Mitte ein großer Tagungstisch mit vielen Stühlen. Um diesen
Tisch findet das Geschehen statt. Die Ausarbeitung der Kampagne, die
Diskussionen, die Präsentation, der Mord an Kandaulis, der Sex mit
Sarah auf dem Tisch.
Außerdem
für die Ereignisse in der Wohnung von Kandaulis ein etwas größeres
Schlafzimmer mit Doppelbett. Für alle Zuschauer ebenfalls zu sehen,
die Türe der Abstellkammer, in der sich Gyges versteckt und Einsicht
in das Geschehen des Schlafzimmers hat. Ebenso das kleine Fenster,
durch das er flieht.
Auch
die Beerdigung des Großvaters von Kandaulis würde ich auf der Bühne
aufführen. Hierzu sollen mehrere Leute um ein Grab herum stehen, im
Hintergrund einige einfache Hütten. Der für Kandaulis „magische
Moment“ spielt sich dort ab. Der Flirt mit Nyssia.
Zu
den Kostümen. Gyges trägt einen grauen, doppelreihigen Designer
Nadelstreifenanzug. Dazu ein blaues Hemd mit weißem Kragen, eine
gelbe Krawatte mit weißen Streifen, braune Schuhe und eventuell eine
Sonnenbrille. Er gibt sich als Macher der Agentur, obwohl er lieber
die Arbeit an andere weiter gibt. Er ist jedoch kein schleimiger
abgedroschener Lifestyle Chef. Kandaulis trägt einen braunen
einreihigen Anzug mit einem weißen Hemd. Darüber einen grünen
Pullover mir V-Ausschnitt. Dazu schwarze, bequeme Schuhe. Er ist der
bodenständige Partner in der Agentur. Sarah trägt einen schwarzen,
engen, knielangen Rock, einen taillierten, schwarzen Blazer und eine
weiße Bluse mit weit ausgeschnittenem Dekoltee. Die Schuhe sind hoch
und vorne spitz. Sie ist sich ihrer Reize bewusst und setzt sie auch
für den Job ein.
Bei
der Trauerfeier für den Großvater von Kandaulis tragen alle
schwarz. Die Herren Anzüge und die Frauen sind verschleiert. Ebenso
Nyssia, die jedoch zusätzlich eine kleine goldene Maske trägt.
Nyssia ist eine schüchterne, jedoch entschlossene junge attraktive
Frau. Azad trägt eine ausgewaschene Leinenhose, ein braunes T-Shirt
und einen grünen Parka, dazu braune, ausgelatschte Sandalen. Er ist
etwas kräftiger und auch grobschlächtiger.
Bei
der Präsentation der Kampagne durch Sarah sitzen mehrere Herren in
verschiedenfarbigen Anzügen um den großen Tisch.
Zur
Musik. In der Agentur hört man leise im Hintergrund Lounge Musik,
elektronische Töne. Im Gegenzug dazu bei Kandaulis zu Hause und bei
der Beerdigung arabische Klänge.