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Mitschrift (Lernskript)

Leitfaden zu Literarischen Traditionen II

13.512 Wörter / ~41 Seiten sternsternsternsternstern_0.2 Autorin Sophie M. im Mai. 2018
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Dokumenttyp

Mitschrift
Deutsch

Universität, Schule

Karl-Franzens-Universität Graz - KFU

Note, Lehrer, Jahr

Prof. Neuhuber, WS17/18

Autor / Copyright
Sophie M. ©
Metadaten
Preis 10.50
Format: pdf
Größe: 0.23 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.2
ID# 74490







-Kunstballade: durch Autor für literarisch gebildetes Publikum

Verbindung von epischem Bericht, lyrischer Stimmungsmalerei und dramatischer Wirkung


Gottfried August Bürger (1747-1794):

Volkstümlichkeit der Poesie als ‚Siegel ihrer Vollkommenheit‘

öffnet Ballade für aktuelle, zeitkritische Themen

Lenore (1773)

-vergebliches Warten auf Verlobten im Siebenjährigen Krieg

-Gotteslästerung im Gespräch mit Mutter

-Geist nimmt Lenore mit ins Grab


Goethe: Der Erlkönig (1782)

-dänischer Stoff (‚Ellerkonge‘, von Herder übersetzt), Einlage für Singspiel Die Fischerin

-Vertonung durch Schubert 1815 (


Balladenjahr 1797

-enge Zusammenarbeit zwischen Goethe und Schiller für ‚Musenalmanach 1798‘

-Kunstballade soll sittliche Lehre vermitteln, zur Illustration tragender Ideen

-straffe Handlungsführung und sprachliche Eleganz für unmittelbare Wirkung

-Rezipient soll zu Anteilnahme und Wertung angeregt werden

Goethe: Der Zauberlehrling

Schiller: Der Taucher

Der Ring des Polykrates

Die Kraniche des Ibykos

Der Handschuh


Christian Friedrich Daniel Schubart (1739-1791)

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-1777 Entführung und 10 Jahre Kerkereinzelhaft in Festung Asperg

-Lieder im Volksliedton mit rebellischen Botschaften (z.B. ‚Die Forelle‘)


DRAMA IM 18. JAHRHUNDERT

vom Sorgenkind zur Mustergattung:

Lauter schwülstige und mit Harlekins Lustbarkeiten untermengte Haupt- und Staatsaktionen, lauter unnatürliche Romanstreiche und Liebeswirrungen, lauter pöbelhafte Fratzen und Zoten waren dasjenige, so man daselbst zu sehen bekam. (Gottsched, Critische Dichtkunst)

Literarisierung für ‚deutsches Nationaltheater‘

-Bühne als pädagogisch-moralische Anstalt für Bürgertum

-Orientierung an Regeldramen der französischen Klassik

-Verbot des Extemporierens, Verbindlichkeit der Textvorlagen

-Verfeinerung der rhetorischen und darstellerischen Fähigkeiten

-Aufbau eines adäquaten Repertoires


Repertoire

-J.C. Gottsched: Sterbender Cato (1731)

-Die deutsche Schaubühne nach den Regeln und Mustern der Alten (1741-1745):


Übersetzungen v.a. französischer Dramatik (Corneille, Racine, Voltaire, Destouches, Marivaux)

ab 4. Bd. Originalstücke u.a. von L. A. V. Gottsched und Theodor Johann Quistorp

-ab 1730 mit Truppe von Friederike Caroline Neuber (1697-1760)

-1737 symbolische Verbannung des Hanswurst von Bühne → ‚Hanswurststreit‘

-Zerwürfnis mit Gottsched (Der allerkostbarste Schatz) wegen Repertoire

-Zusammenarbeit mit Lessing


KOMÖDIE

-durch Ständeklausel ideales Medium bürgerlichen Selbstverständnisses

-normative Identitätskonstitution: Vermittlung von Standeszugehörigkeit durch allgemein

verpflichtende, exemplarisch vorgeführte Moral


konstitutive Verbindung von Lasterhaftem und Lächerlichkeit

Laster = verlachbarer Mangel an Vernunft, gesetzlich nicht strafbar, durch Einsicht behebbar

Lachen = satirisch, Geste der Überlegenheit, bestätigt Normativität gesellschaftlichen

Verhaltens


Konsequenzen

-Eliminierung der Hanswurstfigur (didaktisch nicht verwertbare Heraufsetzungs-Komik)

-Herrschaft des Texts (in Anlehnung an Tragödie) → Zugriff der Obrigkeit

-Didaktisierungszwang der ‚Sächsischen Typenkomödie‘

-Simplifizierung und Schematisierung von Handlung und Charakter:

- auf Fehlerhaftigkeit oder Vorbildlichkeit zurechtgestutzte Charaktere für Exempel

Reintegration in oder Ausschluss aus bürgerliche/r Moralgemeinschaft

-indifferente Normidentität durch Negation von Anomalität, blendet Widersprüchliches aus


SÄCHSISCHE TYPENKOMÖDIE

nach den Regeln der Gottschedʼschen Poetik

typisierte Figuren zur Verdeutlichung des Lasters (Titel!), sprechende Namen, Situationskomik

2 Gattungsausformungen

-typisierte Figur Opfer eines gesellschaftlichen Missstandes (2 Zielrichtungen der Satire)


L.A.V. Gottsched: Die Pietisterey im Fischbein-Rocke (1736):

Bekehrung der Frau Glaubeleichtin und Aufdeckung des Pietisten Scheinfromm

-Konflikt zwischen lasterhaftem Außenseiter und vernünftiger Umwelt durch Intrige gelöst


L.A.V. Gottsched: Der Witzling (1745):

Desintegration des überheblichen Vielwitz nach dem moralischen Satz „Thorheit und Bosheit fallen in ihre eigene Falle“

Th. J. Quistorp: Der Hypochondrist (1745):

Integration des psychisch kranken Ernst durch Jungfer Fröhlichinn; nach vergeblicher Intrige durch logische Schlüsse bekehrt


WEITERENTWICKLUNGEN UND GEGENKONZEPTE

Jusstudium in Leipzig, Professur in Dänemark

Die stumme Schönheit (1747):

-Vers-Einakter von hoher sprachlicher Qualität, Kunstcharakter

-Eindimensionalität als Element der Komisierung (Charlotte, Praatgern, Laconius)

-psychologische Akzentuierung interessanterer Charaktere (Leonore, Jungwitz)

-Zurücknahme des Pädagogisierens:

Vergnügen als Hauptzweck; Aufwertung der emotionalen Komponente

keine symbolische Bestrafung oder Selbsterkenntnis

Gleichwohl ist das Theater, das sein Wesen nach bloß zum Ergetzen gemacht ist, zum Lehren sehr geschickt.

-Autonomisierung der Spielsphäre durch Stilisierung in Verssprache


Johann Christian Krüger (1723-1750)

Theologiestudent in Halle und Wittenberg, Schauspieler und Autor

der Schönemannʼschen Truppe

-sozialkritische Ausweitung der Typensatire auf Berufsstände und Adel

Die Geistlichen auf dem Lande (1743)

Die Candidaten oder: Die Mittel zu einem Amte zu gelangen (1748)


Christlob Mylius (1722-1754)

Arzt und Naturforscher

Die Ärzte (1745): Berufsstandsatire mit Elementen der Commedia dell‘arte


vielgespielter Autor, Pionier der Kinder- und Jugendliteratur

Der Teufel ist los (1752, Singspiel, M: Johann Adam Hiller)


RÜHRENDES (EMPFINDSAMES, WEINERLICHES) LUSTSPIEL

-Übergang zu ‚empfindsamer‘ Hochaufklärung

-französisches Vorbild (‚comédie larmoyante‘)

-Gegensatz von Tugend und Laster, didaktisches Ziel und ‚moralischer Satz‘

-keine ‚ex negativo‘-Argumentation durch Verlachen, sondern positive Präsentation des

moralischen bürgerlichen Verhaltens

-(typisierter) Protagonist nicht verlachens-, sondern bewundernswert → Rührung, Mitleid

-Komödie nicht mehr bürgerliche Selbstkorrektur, sondern Bestätigung eigener (überlegener) Moral durch Herausstellung positiver Eigenschaften

-penetrante Tugendbekundungen, Intrige für Tugendprobe und Tugendbeweis

-von Gottsched als Komödie abgelehnt, denn über „Vollkommenheiten lachet man wohl nicht“


Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769)

Pastorensohn, Professor für Philosophie, meistgelesener dt. Autor seiner Zeit

Pro Commedia Commovente Commentatio (1751):

Die Abschilderungen tadelhafter Personen zeigen uns bloß das Ungereimte, das Verkehrte und

Löbliche. Jene schrecken von den Lastern ab, diese feuern zu der Tugend an und ermuntern die

Zuschauer, ihr zu folgen. Denn wenn wir sehen, zu was für einem Grade der Vortrefflichkeit die menschliche Natur erhoben werden könne, so dünken wir uns selbst etwas großes zu sein. […] Mit einem Worte, so wie wir bei den lächerlichen Personen der Bühne, uns selbst freuen, weil wir ihnen nicht ähnlich scheinen; eben so freuen wir uns über unsere eigne Vortrefflichkeit, wenn wir gute Gemütsarten betrachten.

Die zärtlichen Schwestern (1747):

-Erziehung des Herzens in Komödie: Großmut bzw. Verrat als Folge der Tugendprobe (Erbe)

Lottchens selbstlose Freude für Schwester Julchen, der Siegmund nun Avancen macht

-Happyend nur für Julchen und Damis, Lottchens Vorbildlichkeit unbelohnt

-Bestrafung der fehlerhaften Figur Siegmund


LESSINGS KOMÖDIENKONZEPT

-literarische Anfänge in Zusammenarbeit mit Neuberin:

Plautus- und Terenz-Rezeption nach Schema der Typenkomödie, aber differenziertere Komik, lebendigere Dialoge, konsistentere Argumentation (Der junge Gelehrte, 1747)

Aufwertung zum Medium ideologischer Diskurse, Komikreduktion zugunsten kritischer

Auseinandersetzung mit allgemeineren Fragen

Die Komödie will durch Lachen bessern; aber nicht eben durch Verlachen; nicht gerade diejenigen Unarten, über die sie zu lachen macht, noch weniger bloß und allein die, an welchen sich diese lächerlichen Unarten finden. Ihr wahrer, allgemeiner Nutzen liegt in dem Lachen selbst, in der Übung, unserer Fähigkeit, das Lächerliche zu bemerken; es unter allen Bemäntelungen der Leidenschaft und der Mode, es in allen Vermischungen mit noch schlimmern oder mit guten Eigenschaften, sogar in den Runzeln des feierlichen Ernstes, leicht und geschwind zu bemerken.

-Dekonstruktion schematischer Handlungen → Umdenken des Rezipienten

Reflexionsprozess als Ziel der Komödie (Hamburgische Dramaturgie, 29. Stück, 1767)

Die Juden (1749)

-Brüche in der Gesellschaft → Integration durch ‚vollkommenes Verhalten‘ nicht möglich

-Schema ‚rührendes Lustspiel‘: edler Reisender rettet Baron, verweigert Belohnung (→ Samariter)

Schemadekonstruktion: Retter ist Jude, kein Happy End (Heirat gesetzlich unmöglich) → Aufforderung, Vorurteile zu überdenken

Minna von Barnhelm (1767)

-älteste dt. Repertoirekomödie

-zeithistorischer Hintergrund und komplexe Charaktere

-Major Tellheim verweigert Glück mit Minna → Typenkomödie

-Nebenhandlungen und Minnas Intrige erweisen ihn als tadellos

rührendes Lustspiel

-Starrsinn nicht Spleen, sondern reale Bedrohung:

Ehrverlust durch Missverhältnis von ehrenhaftem Verhalten und Auslegung

-Liebesverzicht Frage der Ehre und des Verstands, aber:

Möglichkeit geglückten Lebens in außergesellschaftlicher Zweisamkeit

-Kontrastfigur ‚Glücksritter‘ Riccaut, ‚deus ex machina‘: Brief des Königs

-problematisierte Identitätserfahrung kann durch Liebe noch aufgefangen werden


AUFKLÄRUNGSDRAMA PAR EXCELLENCE

Lessing: Nathan der Weise (1783)

-gattungspoetische Sonderstellung: ‚dramatisches Gedicht‘ ohne Katastrophe

komische und tragische Elemente

Blankvers

-künstlerische Verarbeitung des Goeze-Streits

Freundschaft mit Moses Mendelssohn

in Anagnorisisszene durch familiäre Bande verunmöglicht

-Ringparabel: Gleichberechtigung der Konfessionen

Verpflichtung zur Toleranz


KOMÖDIENKONZEPT IM STURM UND DRANG

Selbstständigkeit des Original-Genies gegen Autorität und Tradition

ungebändigter Gefühlsausdruck im Zentrum einer Jugendkultur

Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-1792)

Pastorensohn aus Livland, Hofmeister in Straßburg, Bekanntschaft

u.a. mit Goethe, freier Schriftsteller, psychischer Zusammenbruch

-Komödie für Rezipienten mit unterschiedlichem Reflexionsvermögen

-Synthese komischer und tragischer Elemente

-intellektuelle Schulung durch Leerstellen, Schemabrüche und Mehrdeutigkeiten


Der Hofmeister oder Vorteile der Privaterziehung (1774):

-Tragikomödie

-formal innovativ durch Orientierung an Shakespeare

(Bruch der Einheiten, Fetzentechnik, Parallelhandlung etc.)

-autobiographische Elemente, Rousseau-Rezeption etc.

-Läuffer, bürgerlicher Hofmeister, schwängert adelige Schülerin Gustchen und kastriert sich schließlich selbst, um zumindest Herr über seine Libido zu werden

Verelendung bürgerlicher Akademiker in Ständegesellschaft

desaströser Zustand des öffentlichen Erziehungswesens

Triebunterdrückung und -sublimierung

-forciertes Happyend ironisch gebrochen


KOMÖDIENKONZEPT DER KLASSIK

-klassische Formprinzipien (Harmonie, Humanität, Übereinstimmung von Inhalt und Form etc.) wenig komödientauglich, vgl. Goethes Arbeiten der Weimarer Zeit (Der Groß-Cophta, 1791)

-Tragödie Leitgattung, aber theoretische Aufwertung der Komödie aufgrund ihrer konstitutiven Distanz zum vorgestellten Konflikt (vgl. Schiller, Tragödie und Komödie, 1792/94)

Schiller: Über naive und sentimentalische Dichtung (1795)

August Wilhelm Iffland (1759-1814)

Schauspieler, Dramatiker, Direktor des Berliner Nationaltheaters

über 60 Stücke, v.a. ‚Sittengemälde‘, Rühr- und Familienstücke:

-Weiterentwicklungen von Typenkomödie und rührendem Lustspiel

-bürgerliches Milieu, soziale Verantwortung

-Konflikt zwischen Land- und Stadtleben

`Häusliches‘ als Selbstvergewisserung

August von Kotzebue (1761-1819)

-Erfolgsdramatiker (~ 230 Stücke), Jurist und Diplomat, Theaterdirektor,

-Ermordung durch Karl Ludwig Sand → Karlsbader Beschlüsse

-traditionelle Verkleidungs- und Typenkomik

August Wilhelm Iffland (1759-1814)

Schauspieler, Dramatiker, Direktor des Berliner Nationaltheaters

über 60 Stücke, v.a. ‚Sittengemälde‘, Rühr- und Familienstücke:

-Weiterentwicklungen von Typenkomödie und rührendem Lustspiel

-bürgerliches Milieu, soziale Verantwortung

-Konflikt zwischen Land- und Stadtleben, `Häusliches‘ als Selbstvergewisserung

August von Kotzebue (1761-1819)

-Erfolgsdramatiker (~ 230 Stücke), Jurist und Diplomat, Theaterdirektor,

Journalherausgeber

-Ermordung durch Karl Ludwig Sand → Karlsbader Beschlüsse

-traditionelle Verkleidungs- und Typenkomik

Problem doppelter Wirkung: Bewunderung erregend und moralisierend abschreckend →

Tragödie mit Modellfunktion: säkularisierte Märtyrer

Tragödie für moralische Belehrung: ‚mittlerer Charakter‘ mit aufschlussreichen Fehlern


KLASSIZISTISCHE TRAGÖDIEN

Johann Christoph Gottsched: Sterbender Cato (1732)

-engl. und franz. Vorlagen (174 Verse von Gottsched, insgesamt 1648)


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