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Sonstige

Simone de Beauvoir­: Leben, Werk und Philosop­hie - Eine Biografi­e

3.774 Wörter / ~11 Seiten sternsternsternsternstern_0.25 Autorin Alexandra O. im Jun. 2011
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Sonstige
Philosophie

Universität, Schule

Borg Deutschlandsberg

Note, Lehrer, Jahr

2009

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sternsternsternsternstern_0.25
ID# 7474







Simone Lucie-Ernestine-Marie-Bertrand de Beauvoir


Simone Lucie-Ernestine-Marie-Bertrand de Beauvoir wurde am 9. Januar 1908 in Paris geboren. Ihr Vater Georges war Anwalt am Pariser Appellationsgerichtshof, ihre Mutter Francoise Bibliothekarin. Simone und ihre Schwester Hélène bekamen aufgrund der Religiosität der Mutter eine streng katholische Erziehung. Da die Familie in den zwanziger Jahren ihr Vermögen verlor, musste Beauvoir einen Beruf erlernen.

Von 1913 bis 1925 besuchte sie das katholische Mädcheninstitut Cours Désir in Paris und maturierte dort auch. 1914 begann die Freundschaft mit Elizabeth Le Coin, geborene Mabille, genannt Zaza. Nach der Matura studierte sie Philologie am Institut Sainte-Marie in Neuilly und Mathematik am Institut Catholique in Paris. 1926/27 begann sie ein Philosophiestudium an der Pariser Sorbonne. 1928 und 1929 schrieb sie ihre Diplomarbeit über Leibniz und bereitete sich auf die Agrégation (Lehrerlaubnis) an der Sorbonne und der École Normale Supérieure (ENS) vor.

Beauvoir absolvierte ihre Probezeit als Lehramtskandidatin am Lycée Janson-de-Sailly. Sie bestand als neunte Frau in Frankreich und als Jahrgangszweite hinter Sartre, der jedoch davor ein Jahr wiederholt hatte. Im selben Jahr starb ihre enge Freundin Zaza. Simone de Beauvoir war nun eine der ersten Philosophielehrerinnen in Frankreich. Von 1929 bis 1931 arbeitete sie zunächst als Privatlehrerin, die erste volle Lehrverpflichtung als Philosophielehrerin bekam sie im Jahre 1931. Sie unterrichtete in Marseille, Rouen, und schließlich wieder in Paris.

Während der deutschen Besatzungszeit blieb sie in Paris. Beauvoir schloss Freundschaft mit Albert Camus und zahlreiche Bekanntschaften (z.B. mit Jean Genet, Alberto Giacometti, Pablo Picasso) in Sartres und auch ihrem Stammcafe, dem Café Flore am Boulevard St. Germain-des-Prés. 1941 kehrt Sartre aus seiner Kriegsgefangenschaft zurück. Im selben Jahr starb Beauvoirs Vater. Die erste ihrer Erzählungen „Quand prime le spirituel“ wurde in Paris von zwei Verlagen abgelehnt. 1943 erschien ihr erstes Buch „L’Invitée“ (deutscher Titel: „Sie kam und blieb“), in dem sie die Dreiecksbeziehung zwischen Sartre, einer Frau aus ihrer Zeit in Rouen und sich selber verarbeitet.

Im selben Jahr wurde sie unehrenhaft aus dem Schulamt wegen „Verführung Minderjähriger“ entlassen, da sie die Beziehung einer ihrer Schülerinnen zu einem spanischen Juden verteidigt hatte. Doch auch ihr unverheiratetes Zusammenleben mit Sartre, das Einführen ihrer Schülerinnen in die Psychoanalyse und die Empfehlung der Lektüre von Proust und Gidet (da diese Autoren als dekadent galten), waren sicher ein Dorn im Auge der Vichy-Regierung.

Sie nahm dann eine Stelle als Programmgestalterin bei Radio Nationale an. 1944 erschien ihr erster philosophischer Essay „Pyrrhus et Cinéas“(„Pyrrhus und Cineas“). 1945 wurde ihr zweites Buch „Le sang des autres“ (deutsch: „Das Blut der Anderen“) veröffentlicht, welches von Okkupation und Widerstand handelt. Im selben Jahr wurde ihr Theaterstück und einziges Drama „Le bouches inutiles“ (deutsch: „Die unnützen Mäuler“) uraufgeführt, das thematisch an „Le sang des autres“ anknüpft.

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Ab 1945 arbeitete sie an Sartres politisch- literarischer Zeitschrift „Les Tempes Moderne“ mit undpublizierte dort einige ihrer philosophischen Aufsätze. Ihr endgültiger Welterfolg „Le Deuxième Sexe“ (deutsch: „Das andere Geschlecht“) erschien 1949 und machte sie zur Vorzeigeintellektuellen Frankreichs. Sie wurde von zahlreichen Regierungen eingeladen und bereiste ganz Europa, Asien und Amerika.

Nach ihrer ersten Reise in die USA veröffentlichte sie ihr Essay „Puor une morale de l’ambiguite“ (deutsch: „Für eine Moral der Doppelsinnigkeit“) und später ihr Reisetagebuch „L’Amerique au jour le jour“ (deutsch: „Amerika – Tag und Nacht“). Für den Roman „Les Mandarins“ (deutsch: „Die Mandarins von Paris“) wurde ihr 1954 der Prix Goncourt verliehen. In diesem Schlüsselroman setzt sie dem Existenzialismus und den französischen Linksintellektuellen um Sartre ein Denkmal.

Nach Beendigung ihrer Reisen veröffentliche sie die Aufsatzsammlung „Privilèges“. Neben ihrem Einsatz gegen den Vietnam- und Algerienkrieg gemeinsam mit Sartre engagierte sich für den Feminismus und übernahm die Redaktion der linken Zeitschrift Les Tempes Modernes. Gemeinsam mit Sartre unternahm Beauvoir Reisen nach Russland, China, Brasilien und Kuba. 1963 starb ihre Mutter an Krebs, Beauvoir verarbeitete dies in ihrem Buch „Une Mort très douce“(„Ein sanfter Tod“). Darin beschrieb sie knapp und mit klinischer Genauigkeit das Leiden, die Lebensgier und die physische Auflösung der Mutter.

Die Beziehung zu ihrer Mutter war für sie immer schon schwierig, sie konnte ihr nie verzeihen, dass sie ein Mitglied der Bourgeoisie war. Nach dem Tod der Mutter wurde für Beauvoir langsam klar, dass sie selbst nun dem Alter nahe war. Dies stellte ihr ganzes Existenzgefühl in Frage. Sie konnte sich zwar mit dem Alter einrichten, aber nie ganz realisieren, dass der letzte Abschnitt ihres Lebens angebrochen war.

Auch literarisch begann sie sich mit dem Alter selbst auseinander zu setzten. Dazu veröffentliche sie 1970 ihr Buch „Das Alter“. In diesem klagte sie eine Gesellschaft an, die alte Menschen in Armut stürzt und den Menschen nach seinem Nutzen bewertet. Das Buch ist ähnlich aufgebaut wie „Das andere Geschlecht“, der erste Teil beleuchtet objektiv und von außen betrachtet, was Biologie, Geschichte und Soziologie über das Altern lehren, der zweite Teil beschäftigt sich mit gelebten Erfahrungen.

Sie pflegte Sartre während seiner langen Krankheit bis zu seinem Tod 1980. Im selben Jahr adoptierte Beauvoir die Philosophielehrerin Sylvie Le Bon zur Regelung ihres Nachlasses. 1981 veröffentliche sie „La Cérémonie des audieux“ (deutsch: „Die Zeremonie des Abschieds“), ein Rückblick auf Sartres letzte Lebensjahre. Simone de Beauvoir starb am 14. April 1986 und wurde auf dem Cimetière du Montparnasse in Paris begraben.


Beziehung zu Sartre:

Während ihres Studiums an der Sorbonne lernte Simone 1929 den existenzialistischen Philosophen Jean-Paul Sartre kennen. Er ist einer der Kommilitonen, mit denen sie sich als Leibniz-Spezialistin auf den mündlichen Teil der Agrégation vorbereitet. Als Beauvoir ihre erste volle Lehrverpflichtung als Philosophielehrerin in Marseille bekommt, ist Sartre im 800 km entfernten Le Havre angestellt.

Sartre bietet ihr eine Heirat an, da damals die Möglichkeit bestand, als Ehepaar im öffentlichen Dienst in räumlicher Nähe zueinander angestellt zu werden. Beauvoir lehnt dies aufgrund ihrer starken Abneigung gegen die Ehe ab. So beschließen sie, eine gleichberechtigte und voneinander unabhängige Bindung einzugehen. Bei einem Spaziergang im Jardins du Carrousel schlägt ihr Sartre einen „Zwei-Jahres Pakt“ vor: Sie sollten zwei Jahre eng zusammen leben und dann jeder auf eigene Faust die Welt erkunden.

Nach einigen Jahren sollten sie sich wieder sehen und dann erneut zusammenleben. Die einzige Bedingung war, dass diese Vereinbarung nie Zwang oder Gewohnheit werden darf. Ihre Liebe war eine „notwendige“, neben der aber auch „zufällige“ existieren durften. Sie schlossen auch einen zweiten Pakt, nämlich sich nie zu belügen und nichts vor dem anderen zu verbergen.

Einerseits hatte sie viele enge Freundinnen, wie in frühen Jahren Zaza Le Coin oder später (nach Sartres Tod) Sylvie le Bon, andererseits sagt sie selbst, dass sie aufgrund der heterosexuellen Konditionierung ihres Elternhauses nie sexuelle Beziehungen zu Frauen hatte. Jedoch sprach sie zu Lebzeiten nie offen über ihre höchstwahrscheinlich sehr wohl gelebte Bisexualität.

Oftmalig wurde auch Beauvoirs Unterwerfung unter Sartres sexuelle Forderungen kritisiert. Sie besaß beispielsweise ein eigenes Klingelzeichen, um Sartre nicht beim Liebesspiel mit anderen Frauen zu stören. Beauvoir hatte einige leidenschaftliche Liebensbeziehungen, beispielsweise von 1947 bis 1951 mit Nelson Algren, einem amerikanischen Schriftsteller, und von 1952 bis 1958 mit dem späteren Filmemacher Claude Lanzmann.

Als Beauvoir den Prix Goncourt verliehen bekommt, lebt sie mit Claude Lanzmann zusammen. Es ist das erste und einzige Mal, das sie mit einem Mann in einer Wohnung lebt. Diese Beziehung hilft Beauvoir über ihre schon in früheren Jahren aufgetretenen Ängste und Depressionen angesichts drohendem Alter und sicheren Todes hinweg.

Sartre kannte scheinbar keine Eifersucht, Beauvoir jedoch litt auch unter den selbst erwählten Freiheiten in der Beziehung, wie in „L’invitee“ und ihrer Autobiographie zum Vorschein kommt: „Die Seelenqual, die ich empfand, geht weit über reine Eifersucht hinaus.“ Besonders eifersüchtig war sie auf Simone de Jolivet, eine emanzipierte und extravagante Schauspielerin.

Später freundet sie sich mit Jolivet und deren verheirateten Kollegen, Liebhaber und Freund Charles Dullin an. Sie lernt, mit Sartres dauerhaften Liebesbeziehungen umzugehen und hatte selbst einige, wie mit Lanzmann oder Algren. Den Kreis an engen Freunden, den beide zusammen haben, nennen sie „Die kleine Familie“.

Sartres Spitzname für Beauvoir ist „Castor“ (lat. Biber), der aber nicht von Sartre selber stammt, sondern von ihrem gemeinsamen Freund René Maheu. Dieser begründet dies damit, dass Biber die Geselligkeit lieben und eine konstruktive Ader haben, wie Beauvoir.

Sämtliche Werke der beiden wurden gemeinsam gelesen und durchgesprochen, auch kritisiert. Wie weit sie sich gegenseitig in philosophischer Hinsicht beeinflussten, ist unklar, jedoch ist durch das enge Zusammenleben der beiden sehr wahrscheinlich, das Beauvoirs Ideen in Sartres Werke eingeflossen sind und umgekehrt.

Berühmt wurden sie zwar zusammen, aber doch jeder ganz unterschiedlich. Sartre wurde als Philosoph bekannt, obwohl er auch Theaterstücke schrieb, und Beauvoir als Schriftstellerin, obwohl sie auch als Philosophin tätig war. Es gibt einige Verschwörungstheorien, nachdem bei dem berühmten Parkbankschwur von 1929 auch eine unausgesprochene Abmachung stattfand, nämlich dass Beauvoir neben Geliebten auch Erkenntnisse mit Sartre teilen sollte.

Beauvoir bezeichnete sich selbst als Sartres Schülerin und fühlte sich ihm intellektuell unterlegen. Sie blieb ihr Leben lang „die Zweite“. Sie erklärte, dass die Beziehung zu Sartre die größte Errungenschaft ihres Lebens sei.


Werk:

Simone de Beauvoir war Schriftstellerin, Philosophin und Feministin. Sie schrieb zahlreiche Romane, Novellen und auch einige Memoiren. Ihr Hauptwerk ist „Le Deuxième Sexe“ (deutsch: „Das andere Geschlecht“). Das Buch dreht sich um die Unterdrückung der Frau im Patriarchat und wurde zu einer Grundlage der Frauenbewegung.

Die Unterdrückung der Frau sei gesellschaftlich bedingt, es gebe keine „Essenz“ des Frauseins, man werde von den Männern zum „Anderen Geschlecht“ gemacht: „Man wird nicht als Frau geboren, man wird es.“ („On ne naît pas femme, on le devient“) Dies bedeutet, dass der Mann sich für das Absolute, das Essentielle hält, während die Frau das Andere, das Objekt darstellen soll.

Die Frau befindet sich in ständiger Abhängigkeit vom Mann, daher hat sie mit stärkeren Konflikten zu kämpfen. Will sie ihrem Frausein gerecht werden, muss sie sich mit Passivität begnügen, wobei dies mit dem Wunsch, sich selbst als freies Subjekt durch Aktivität zu entwerfen, in Konflikt steht. Unter Einfluss von Sartres und Maurice Merleau- Pontys existentialistischer Phänomenologie geht sie davon aus, dass die Frau nicht durch wissenschaftliche Betrachtungen erklärbar ist, sondern dass allein die Erfahrung der Einzelnen den Ausschlag gibt.

Nach dem Erscheinen des „Anderen Geschlechts“ gab es kein Halten mehr für die Presse und auch einige von Beauvoirs männlichen Bekannten hatten buchstäblich Schaum vor dem Mund: Albert Camus tobte, Beauvoir hätte den französischen Mann lächerlich gemacht, der

Nobelpreisträger François Mauriac bekundete heiter, er kenne sich jetzt bestens in der Vulva der Autorin aus.


Das andere Geschlecht:

ERSTES BUCH - FAKTEN UND MYTHEN:

Erster Teil - Schicksal:

  1. Die biologischen Gegebenheiten

Die Spaltung in ein männliches und ein weibliches Wesen geschah eher zufällig, die Evolution hätte auch ein Zwitterwesen hervorbringen können. Dann hätte es anderer Kriterien bedurft, wenn die einen die anderen unterdrücken wollten. Die Frau hat gegenüber dem Mann genetische, endokrine und anatomische Differenzen, diese reichen aber nicht aus, um festzustellen, warum die Frau „das Andere“ ist.


  1. Der psychoanalytische Standpunkt

In diesem Teil wird ausschließlich die Rolle der Frau in der Psychoanalyse behandelt. Beauvoir stellt hier die Psychoanalyse als eine Religion dar und kritisiert deren schwammige, wenig griffige Begreiflichkeit. Sie kritisiert die Bezeichnung „Sexualität“, wenn unterschieden werden soll zwischen „sexual“ und „genital“.


  1. Der Standpunkt des historischen Materialismus

Beauvoir leitet von der Theorie des historischen Materialismus ab, dass die Frau nicht einfach als ein geschlechtsbestimmter Organismus betrachtet werden kann:

„Das Bewusstsein, das die Frau von sich selbst hat, wird nicht nur durch ihre Sexualität bestimmt: es spiegelt eine Situation wider, die von der jeweiligen wirtschaftlichen Struktur der Gesellschaft abhängig ist .“

Es ist also von der Gesellschaft abhängig, wieviel die Fähigkeiten einer Frau wert sind. Engels glaubt, der Übergang vom Matriarchat ins Patriarchat hat sich vollzogen, als in Folge der Arbeitsteilung neue Werkzeuge erfunden wurden. So ging der Mann in die Welt hinaus, die Frau hütete das Haus. Er vertritt die Meinung, dass durch die Industrialisierung die Frau als Arbeitskraft benötigt wird und dadurch ihre Befreiung findet.

Die Frau und der Sozialismus sind also schicksalshaft miteinander verbunden. Beauvoir kritisiert, dass der historische Materialismus nicht hinterfragt, wieso sich die Frauen eigentlich unterdrücken ließen und wieso das Privateigentum die Versklavung der Frau zur Folge hatte. Als Grund für diese Ansicht des Materialismus gibt sie an, dass der Mensch dort nicht als ein Ganzes, sondern ausschließlich als ein ökonomisches Wesen gesehen wird.

Sie lehnt den wirtschaftlichen Monismus Engels genauso ab, wie die Psychoanalyse. Weder „klitoral“ oder „vaginal“ noch „bürgerlich“ oder „proletarisch“ sind geeignete Begriffe, um die Existenz der Frau zu beschreiben.


Zweiter Teil - Geschichte

I.       (Vorgeschichte)

Hier werden die vorgeschichtlichen und ethnologischen Gegebenheiten untersucht, um die Geschlechterhierarchie zu erklären. Beauvoir geht davon aus, dass eines der beiden Geschlechter das andere beherrschen will. Der Mann hat sich dabei durchgesetzt, aber die Frage ist, warum er das geschafft hat und warum sich die Frau nicht aufgrund ihrer Fähigkeit, zu gebären, ein Vorrecht erschaffen konnte.

Sie gibt als Grund dafür an, „dass die Menschheit nicht einfach eine natürliche Gattung darstellt; sie versucht sich auch nicht nur als solche zu erhalten; sie plant nicht das Stehenbleiben, sondern sie strebt danach, sich selbst zu überschreiten.“

Dabei hat nach Beauvoir die Frau die passive Rolle des Gebärens und ähnlicher Dinge. Passiv deshalb, weil Beauvoir das Gebären nicht als aktiv, sondern als natürlich ansieht. Der Mann ist der Handelnde, er weitet die Grenzen der Welt gewaltsam aus. Beauvoir sieht diese Theorie auch in Hegels Dialektik bestätigt.


II.          (Frühgeschichte)

In diesem Abschnitt sind die Menschen bereits sesshaft, treiben Ackerbau und haben kollektive Besitztümer. Es entstanden Matriarchate, wo der Vater bei der Fortpflanzung keine bewusste Rolle spielt, seine biologische Funktion wird Ahnen oder Geistern zugeschrieben. Auch die obersten Gottheiten waren weiblich.

Beauvoir behauptet jetzt, entgegen der Auffassung Engels, dass das Zeitalter der Frauenherrschaft nur ein Mythos gewesen sei: „ .,sie mochte Erde, Mutter, Göttin sein, doch war sie dem Manne nicht gleichgestellt, ihre Macht bekundete sie nur jenseits des menschlichen Bezirks; sie stand also außerhalb. Die Gesellschaft ist immer eine männliche Gesellschaft gewesen; die politische Macht hat immer in den Händen der Männer gelegen.“

Die Frauen waren niemals Subjekt und sind nie eigenständig den Männern gegenübergestanden. Diese Situation hat sich bis heute nicht geändert, nur ist die mystische Ausstrahlung verlorengegangen und die Natur wurde verdrängt. Dies hat im Übergang von der Stein- zur Bronzezeit begonnen. Der Mann beherrscht die Erde jetzt und die obersten Gottheiten werden männlich. „Durch die Tatsache der Gebärfähigkeit etc. bleibt der Frau die neue Welt verschlossen“„ .weil sie in dumpfer Abhängigkeit von den Mysterien des Lebens verharrte, .“ und „je mächtiger er wird, desto mehr nimmt sie ab.“


III.(Die Antike)

Die Frau ist Besitz des Vaters oder des Ehemannes geworden. Gebärt sie eine Tochter, ist der Mann großmütig, wenn er sie am Leben lässt. Er kann sich viele Frauen nehmen, die zur Keuschheit und Treue verpflichtet sind. Gehorcht sie nicht, kann er sie töten. In diesem Kapitel untersucht Beauvoir die Erscheinungsformen dieser Regeln in verschiedenen Gesellschaften: bei den Juden, den Babyloniern, den Ägyptern, den Griechen und den Römern.

Sparta ist für Beauvoir eine Ausnahme, da es dort kein Privateigentum gab und alles dem Gemeinwohl diente.


IV.  (Mittelalter bis Renaissance)

Die christliche Kirche und ihre Frauenfeindlichkeit ist eines der Themen dieses Abschnittes. Wie zum Beispiel Paulus: „ Aber wie nun die Gemeinde ist Christo untertan, also auch die Weiber ihren Männern in allen Dingen.“ Oder der heilige Chrysostomus:“Unter allen wilden Tieren findet sich keines, das schädlicher ist als das Weib.“ Das Zölibat unterstreicht den gefährlichen Charakter der Frau und ihre Verworfenheit.

Einzige Ausnahme bilden Unverheiratete und Witwe, diese sind juristisch dem Mann gleichgestellt.

Die Existenz von Prostituierten wird als notweniges Übel angesehen. Im Hochmittelalter gab es unter der Sittenfreiheit kaum Dirnen, die Sittenstrenge des Bürgertums bewirkte dann das Gegenteil.

Eine spezielle Stellung hatten die Klosterfrauen, welche einerseits Zugang zu Bildung hatten und andererseits kaum von Männern bestimmt lebten.


V.    (bürgerliche Revolution von 1789 bis Neuzeit)

Die bürgerliche Revolution war von Männern für Männer gemacht. Trotzdem bekam die Frau einige Rechte, wie zum Beispiel die Gleichstellung in der Erbfolge und die gesetzliche Anerkennung der Ehescheidung. Unter Napoleon wird die Rechtssprechung wieder verschärft und die Frau wird zur Gebärmaschine degradiert. Das erstarkte Bürgertum fühlt sich im 19. Jahrhundert von der industriellen Revolution bedroht und in Folge dessen verschärfte sich die Autorität.

Nach Beauvoir fördert die industrielle Revolution die Emanzipation der Arbeiterklasse und der Frau. Die Utopie der „freien Frau“ entsteht, doch zunächst hat die Verehrung alles weiblichen Vorrang.


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