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Interpretation

Sie verlangen zu viel von Gabriele Wohmann: Analyse und Inter­pre­ta­tion

1.218 Wörter / ~3 Seiten sternsternsternsternstern_0.25 Autorin Lea S. im Mrz. 2017
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Interpretation
Deutsch

Universität, Schule

Gymnasium zum Altenforst

Note, Lehrer, Jahr

2016

Autor / Copyright
Lea S. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.04 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.25
ID# 63531







Inhalt: Die Inter­pre­ta­tion liefert tiefe Einblicke in die Charak­ter­dy­namik und Macht­ver­hält­nisse der Kurz­ge­schichte. Sie beleuchtet die psycho­lo­gi­schen Aspekte der Figuren und deren Inter­ak­tio­nen. Der Leser erhält eine detail­lierte Betrach­tung der symbo­li­schen Elemente und des Kommu­ni­ka­ti­ons­pro­blems. Die Analyse ermög­licht ein besseres Verständnis der Ironie und Ambi­guität in Wohmanns Werk.
#Machtverhältnisse_Analyse#Ironische_Untertöne#Psychologische_Tiefe

Hausaufgabe: Analyse und Interpretation „Sie verlangen zu viel“



Die Kurzgeschichte „Sie verlangen zu viel“, verfasst von Gabriele Wohmann und veröffentlicht im Jahre 1995, geht es um eine Patientin namens Isabel, die von einem Arzt Beruhigungsmittel verschrieben haben will, doch er sie ihr aufgrund folglichem Unwohlsein strikt verweigert.


Die vorliegende Text lässt sich in insgesamt fünf Sinnesabschnitte unterteilen, wobei der erste Abschnitt mit dem Gespräch zwischen dem Arzt Dr. Küntzel und seiner Patientin Isabel beginnt und den Leser sofort in das Geschehen „hineinwirft“: „Isabel zwang sich zum Gegenangriff“(Z.1). Es handelt sich um einen Kampf zwischen Patientin und Arzt, was insbesondere durch die Begriffe „Gegenangriff“(Z.1) und „Fensterfront“(Z.1) sowie durch das Gegenüberstehen hervorgehoben wird. Schon ab der ersten Zeile wird vermittelt, dass es sich um eine angespannte Situation handelt, in der Isabel sich in einer nachteiligen unterlegenen Position befindet, was sich auch räumlich zeigt, denn Sie muss immerzu in die pralle Sonne blicken, während der Arzt durch Schatten geschützt wird, sie durch einen Schreibtisch auf Distanz hält und sein Gesicht durch einen schwarzen Vollbart zum größten Teil versteckt. Isabel beginnt das Gespräch mit der Anmerkung, sein Lächeln sei keine ideale Basis für deren Zusammenarbeit (vgl. Z.4f.); für sie erscheint er so, als würde er sie nicht ernst nehmen. Doch der Doktor hört nicht auf ihre Anmerkung, was unter anderem deutlich seine überlegene Machtposition hervorhebt, denn die Patientin ist von ihm beim Verschreiben des Medikaments abhängig und auf sein ärzliches Fachwissen angewiesen. Auch bei diesen ungleichmäßig aufgeteilten Machtverhältnissen tritt Isabel selbstbewusst und sicher auf, vermutlich rechnet sie sogar mit Erfolg. Sie erkennt auf dem Gesicht des Arztes hoffend ein Zeichen von Ängstlichkeit, als dann der Arzt die merkwürdige Situation mit den Worten „Ich höre“(Z.7) unterbricht.

Die langen Sätze in dem erstem Sinnabschnitt werden im zweiten Abschnitt(Z.8-12) von kurzen Hauptsätzen abgelöst, die Isabels Gedanken im inneren Monolog wiedergeben. Sie hält den Arzt für „zu jung“ (Z. 9), bezeichnet ihn sogar innerlich als „Kindskopf“ und glaubt wegen seines „altväterische[n] Gehabe[s]“ (Z. 9), dass er , sie für „eine amüsant verdrehte alte Schrulle“ (Z. 8f.) haltend, älter und weise wirken will, was aber besserwisserisch und herablassend herüberkommt. Der Leser erfährt, dass sie aus irgendeinem Grund aufgeregt ist und und ihn bittet, ihr das Beruhigungsmittel zu verschreiben, so wie der vorherige Arzt dieser Praxis es getan hat. Vermutlich hat sie auch zuvor mit dem Arzneimittel gute Erfahrungen gemacht.

Der dritte Abschnitt wird mit der kurzen, prägnanten Ablehnung des Doktor eingeleitet: „Es ist mein Ehrgeiz, Sie davon abzubringen.“(Z.13) Sie erhöht den Druck, appelliert an sein Mitleid und dramatisiert ihr Befinden, indem sie dem Arzt die Schwere ihres Schicksals darlegt. Sie erklärt ihm, dass sie sich aufgrund eines „ekligen Schmerz[es]“ (Z. 14) im Bauch, der Diagnose eines Internisten „stelle[n werde]“ (Z. 15). Sie rechnet mit dem Schlimmsten und erwartet, nur noch ein kurzes Leben zu haben. Daher möchte sie sich noch ein „schöneres Leben [gönnen]“ (Z. 16) und fordert ihn auf, ihr das Mittel, das sie jetzt als „mein altes Zeug“ (Z. 18) bezeichnet, zu verschreiben so wie sein Vorgänger.

Nun beginnt im vierten Abschnitt(Z.20-25) ein schneller Wortwechsel. Nachdem sich das Gespräch zuvor angespitzt hat, scheint es in diesem Abschnitt den Höhepunkt erreicht zu haben. Der Arzt versucht ihr klar zu machen, dass das Beruhigungsmittel, bei dem es sich um ein Psychopharmakon handelt, ihr nicht gut tun wird und ihren Blick auf die Welt trüben wird (vgl. Z. 20), sie dagegen besteht darauf, dass sie nicht gegen rosa Brille hätte und sehr gerne eine haben würde (vgl. Z. 21). Das Gespräch wird vom Doktor spontan abgebrochen, indem er den Titel der Kurzgeschichte „Sie verlangen zu viel“(Z.22) aufgreift. Dem Leser ist der Grund der Verweigerung des Psychopharmakon nicht bekannt, vermuten lässt sich, dass der Arzt das Risiko nicht eingehen will, negative Erfahrungen mit diesem Medikament gemacht hat, sie als abhängig davon sieht oder ihr Auftreten als hypochodrisch, also als übertrieben, wahrgenommen hat und sie deswegen nicht den Bedarf nach diesem Medikament hat. bietet er ihr an, dass sie ihn „jederzeit“ (Z. 21) anrufen könne. Zum Abschluss beendet er das Gespräch mit der oberflächlichen und belanglosen Floskel: „Einen schönen Tag noch“ (Z. 23), was in diesem Zusammenhang zumindest unüberlegt, wenn nicht ironisch klingt, da Isabel noch wenige Minuten zuvor von der bevorstehenden Diagnose des Internisten erzählt hatte. Sie fügt hinzu, dass er wie ihre Postbotin rede und obwohl sie wütend ist und leidet (vgl.Z.25), erwidert Isabel die Konvention mit einem Ausruf und verlässt mit einem „künstlich“ aufgesetzten Lächeln die Praxis. Dem Leser ist am Ende dieses Abschnittes nicht ganz aufgeklärt, ob es sich um eine Übertreibung oder sogar um echte psychische Probleme von Seiten der Frau handelt.

Im Anschluss an den vierten Sinnabschnitt folgt eine ganz neue Situation, bei der es sich um ein Gespräch zwischen dem Doktor und seiner eigenen Frau handelt, die ihm in der Praxis hilft. Sofort wird deutlich, dass es sich um ein viel näheres Gespräch handelt und seine Frau ihm vertraut erscheint. Das Gespräch wird nämlich mit der direkten Frage „Wie war Sie?“(Z.26) eingeleitet, gefogt von einem Seufzen von Seiten des Doktors und einem schwer aufgesetzten Lächeln, das er sich förmlich auf sein Gesicht „grimassiert[...]“(Z.27). Er gibt zu verstehen, dass es sich ihr zuliebe anstrengt und ironisch mit ihr umgeht, da sie anscheinend Ironie mag (vgl. Z. 28). Zudem zeigt er damit, dass er sich mit einem ernsten Ausdruck auf den nächsten Patienten einstellt (vgl. Z.29 f.), dass er sich auf jeden Patienten individuell einstellt und versucht, den richtigen Umgang mit den Patienten zu pflegen , was ihm jedoch bei Isabel nicht ganz gelungen ist. Und auch ob sie Ironie mag ist aus Sicht des Lesers fragwürdig.

Im letzten abschließend Abschnitt wird ein Gespräch zwischen Isabel und ihrem Mann aufgegriffen, in dem sie sich über den Arzt beschwert. Aus ihrer Sicht sei er nicht besorgt um sie, stattdessen sei er sogar ironisch und das obwohl sie nur will, dass es ihr gut geht (vgl. Z.32f.). Auch in dieser Konversation greift sie die letzten Worte des Arztes und somit auch den Titel der Kurzgeschichte auf: „Sie verlangen zu viel“(Z.33). Doch ihr Mann bestätigt die Richtigkeit des Arztes und zeigt ebenso wie der Doktor kein Mitgefühl, was zum einen auf die nicht so enge Beziehung hinweisen könnte, zum anderen jedoch vielleicht auch unterstreicht, dass ihm die Dramatisierung der Umstände und das hypochodrische

Auftreten seiner Frau durchaus bekannt ist.


Betrachtet man die erzählerischen Merkmale so wird deutlich, dass es wie bereits angesprochen einen offenen Beginn und einen offen Schluss gibt. Zudem sind in dieser Kurzgeschichte wenige Protagonisten beteiligt, bei denen es sich um Altagspersonen handelt. Ebenfalls lässt sich feststellen, dass aus der Er-/Sie-Form erzählt wird, sodass das Miterleben im Gegensatz zur Ich-Form eher im Hintergrund bleibt. Es zeigt sich, dass es sich in der Geschichte um einen personalen Erzähler aus der Sicht der Patientin Isabel handelt, da man z.T. Ihre Gefühle erfährt (z.B. vgl.Z.25) und auch im zweiten Abschnitt ein innerer Monolog aus ihrer Sicht wiedergegeben wird.


Zusammenfassend lässt sich sagen, dass hier eine merkwürdige Situation stattfindet, das zusätzlich von dem großem Kommunikationsproblem unterstützt wird. Die Ironie, die zuerst überhaupt nicht deutlich wird, scheint zum Schluss von hoher Bedeutsamkeit zu sein, denn das Kommunikationsproblem zwischen Isabel und dem Arzt noch deutlicher hervorgehoben. Pointiert ist festzuhalten, dass nach der Interpretation trotzdem nicht eindeutig bestätigt werden kann, ob es sich um eine übertriebene Angst der Patientin handelt oder sie tatsächlich auf das Medikament angewiesen ist.






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