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Interpretation

Sibylla Schwarz - Gedicht ohne Titel von 1638

834 Wörter / ~2½ Seiten sternsternsternsternstern_0.25 Autorin Patricia G. im Dez. 2011
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Literaturanalysen zur Epoche Barock: Die Abitur & Hausaufgabenhilfe: Interpretationen zu Martin Opitz, Andreas Gryphius, Christian Hofmann von ... von Grimmelshausen (Textanalysen, Band 6)
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Dokumenttyp

Interpretation
Deutsch

Universität, Schule

Maria-Wächtler-Gymnasium Essen

Note, Lehrer, Jahr

Herr Lübick,2011

Autor / Copyright
Patricia G. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.11 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.25
ID# 12546







Analyse Sibylla Schwarz

Gedicht ohne Titel 1638

 

Das vorliegende Gedicht ohne Titel von Sibylla Schwarz stammt aus dem Jahre 1638. Zeittypisch handelt es sich bei diesem um ein Sonett, welches auf den Regeln von Martin Opitz („Buch der deutschen Poeterey“) basiert.

Auffallend ist bei diesem Gedicht die Autorin, die das Werk im Alter von 17 Jahren verfasste, und um von der Gesellschaft akzeptierte Lyrik zu verfassen in die Rolle eines Mannes begibt, der in ein Mädchen verliebt ist, welches seine Liebe nicht erwidern kann. In dem Gedicht versucht Schwarz Gründe für diese Tatsache zu finden und sie zu erklären/rechtfertigen.

Wie schon oben erläutert handelt es sich bei dem Gedicht um ein Sonett (bestehend aus zwei Quartetten und zwei Terzetten). Sinngemäß könnte man bemerken, dass das Werk auch anders zu unterteilen wäre; nämlich in 2 Quartette zu Anfang und folgend zwei aus der Reihe fallende Verse auf die ein weiteres Quartett folgt. Der 14-Zeiler hat unter diesem Aspekt also  das Reimschema von zwei umarmenden Reimen in den Quartetten einem Paarreim  und einem darauffolgenden, weiteren umarmenden Reim. Die Kadenzen sind in Vers 2,3,6,7,9,10,12 und 13 männlich, in den übrigen Versen weiblich.  Alle Verse zeigen ein Metrum von einem fünfhebigen Jambus, dessen Zäsur sinneshalber eingesetzt wird.

Das Gedicht könnte als Reflexion (innerer Monolog) verstanden werden wobei das Lyrische Ich ab Vers 3 als ein männliches zu erkennen ist.

Die überarbeitete Fassung weist immer noch Abweichungen vom Heuten Sprachgebrauch auf (Vers 1: Feur, kann;  Vers 3: wohrvon, Hertze seyn).

Das Gedicht beginnt mit einem Parallelismus in Vers eins und zwei. Schwarz gibt zur Annahme, dass wenn Liebe ein Feuer ist und Eisen schmiegen (schmieden) kann, dann sei sie voll Feuer (voll Liebe) aber auch voll Liebes Pein. Sie stellt also ihre derzeitige Situation dar und stellt ihre Fähigkeiten in Bezug auf die Liebe in Frage. In Vers drei stellt sie eine rhetorische Frage, die die Beschaffenheit des Herzens betrifft.  Vers vier und fünf bilden eine Anapher. Sie stellt fest, dass wenn das besagte Herz aus Eisen/Gold wäre, könnte sie es sich zu Eigen machen und für sich gewinnen (Bezug auf Vers eins „Eisen schmiegen“, „wans eisern wär / so würd eß mir erliegen). Zwischen Vers vier und fünf besteht ein Bruch in der Weiterführung des Satzes. Weiter ist ein Enjambement in Vers 6 zu erkennen, welches die Weiterführung des vorherigen Verses markiert.  Weiter stellt sie die Bedingung in Vers sechs, dass das Herz aus Fleisch und Blut sein sollte, und führt ihren Gedanken im nächsten Vers weiter aus.  Wenn es nämlich diese Beschaffenheit haben sollte, so könne es nur ein „fleischern Stein“ sein. Diese Behauptung könnte als Oxymoron oder Paradoxon eingestuft werden. Sie vergleicht in der Person des Lyrischen Ichs das Herz der Geliebten mit einem Stein, fragt jedoch weiter berechtigt, wie ein Stein sie so betrügen könne. Dieser Vergleich könnte auch als Periphrase bezeichnet werden kommt aber zu keinem Schluss, da das Herz der geliebten härter zu sein scheint als ein Stein.

Vers 9 und 10 zeigen eine weitere Möglichkeit der Beschaffenheit des Herzens auf;  Die beiden Verse könnten als Parallelismen bezeichnet werden („Ists dann Frost/wie kalter Schnee und Eiß/, wie presst sie dann auß mir den Liebesschweiß“). Mit diesem Parallelismus zeigt Schwarz auf, das Bedingung und Folgerung zu keiner Lösung oder Erklärung führen. Das Lyrische ich fragt sich, wieso es so stark fühlt, wenn doch sein Gegenüber so kalt und abweisend ist.

Mit der Einführung zu Vers elf „Mich deucht“ wird der Leser an die (für das Lyrische Ich) einzige Erklärung herangeführt, welche das Verhalten der Liebsten rechtfertigen soll. Der Vergleich von ihrem Herz mit Lorbeerblättern steht für uns (in unsere Zeit) in keinem schlüssigen Zusammenhang. Damals jedoch galt der Lorbeerbaum als der einzige vor dem Blitz geschützte Baum. Wer also diesem Mythos Glauben schenkte, und sich bei Gewitter unter ebenso einen Baum stellte, galt als gebildet.   Somit stehen die Lorbeerblätter in Bezug auf eine Frau  für die Tugendhaftigkeit. Wenn sie ein Herz wie Lorbeerblätter besäße (recht abstrakt) sei sie also gefreit vor jeglicher Umwerbung, bis sie den einen fände. Somit versucht das Lyrische Ich die Abweisung zu rechtfertigen. „die nicht berührt ein starcker Donnerkeil“ zeigt ihren Schutz weiter auf und erklärt die These, die in Bezug auf den Lorbeerbaum angestellt wurde weiter.  In den nächsten beiden Versen ist Amor/ Cupido als Personifizierung der Liebe dargestellt, vor der die Liebste geschützt ist (Pfeil). Als weitere Rechtfertigung sind die beiden letzten Verse zu sehen, sie versuchen die Situation dem Schicksal zuzuschreiben und weisen alle Schuld vom Lyrischen Ich.

Abschließend finde ich sie Weise in der das Lyrische Ich das Thema der Liebe abhandelt recht kühl und argumentativ („wans/so“).

Trotzdem ist die Art in der Sybilla Schwarz im Alter von 17 Jahren zwischen all den zeitgenössischen Dichtern auftaucht sehr positiv. Zwar imitiert sie den Stil dieser, erreicht dabei aber ein, für ihr Alter, unglaubliches Level der Schaffenskraft. Nachdem sie in dem Jahr starb in dem sie das Werk verfasste, halte ich es für noch lesenswerter, da es weder zu ihrer Zeit noch heute Gleichaltrige gibt, die so erfolgreich ein Gedicht geschrieben haben bzw. schreiben würden.


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