Analyse Sibylla Schwarz
Gedicht ohne Titel 1638
Das vorliegende Gedicht ohne Titel von Sibylla Schwarz
stammt aus dem Jahre 1638. Zeittypisch handelt es sich bei diesem um ein
Sonett, welches auf den Regeln von Martin Opitz („Buch der deutschen Poeterey“)
basiert.
Auffallend ist bei diesem Gedicht die Autorin, die das
Werk im Alter von 17 Jahren verfasste, und um von der Gesellschaft akzeptierte
Lyrik zu verfassen in die Rolle eines Mannes begibt, der in ein Mädchen
verliebt ist, welches seine Liebe nicht erwidern kann. In dem Gedicht versucht
Schwarz Gründe für diese Tatsache zu finden und sie zu erklären/rechtfertigen.
Wie schon oben erläutert handelt es sich bei dem
Gedicht um ein Sonett (bestehend aus zwei Quartetten und zwei Terzetten).
Sinngemäß könnte man bemerken, dass das Werk auch anders zu unterteilen wäre;
nämlich in 2 Quartette zu Anfang und folgend zwei aus der Reihe fallende Verse
auf die ein weiteres Quartett folgt. Der 14-Zeiler hat unter diesem Aspekt also
das Reimschema von zwei umarmenden Reimen in den Quartetten einem Paarreim
und einem darauffolgenden, weiteren umarmenden Reim. Die Kadenzen sind in Vers
2,3,6,7,9,10,12 und 13 männlich, in den übrigen Versen weiblich. Alle Verse
zeigen ein Metrum von einem fünfhebigen Jambus, dessen Zäsur sinneshalber
eingesetzt wird.
Das Gedicht könnte als Reflexion (innerer Monolog)
verstanden werden wobei das Lyrische Ich ab Vers 3 als ein männliches zu
erkennen ist.
Die überarbeitete Fassung weist immer noch
Abweichungen vom Heuten Sprachgebrauch auf (Vers 1: Feur, kann; Vers 3: wohrvon,
Hertze seyn).
Das Gedicht beginnt mit einem Parallelismus in Vers
eins und zwei. Schwarz gibt zur Annahme, dass wenn Liebe ein Feuer ist und
Eisen schmiegen (schmieden) kann, dann sei sie voll Feuer (voll Liebe) aber
auch voll Liebes Pein. Sie stellt also ihre derzeitige Situation dar und stellt
ihre Fähigkeiten in Bezug auf die Liebe in Frage. In Vers drei stellt sie eine
rhetorische Frage, die die Beschaffenheit des Herzens betrifft. Vers vier und
fünf bilden eine Anapher. Sie stellt fest, dass wenn das besagte Herz aus
Eisen/Gold wäre, könnte sie es sich zu Eigen machen und für sich gewinnen
(Bezug auf Vers eins „Eisen schmiegen“, „wans eisern wär / so würd eß mir
erliegen). Zwischen Vers vier und fünf besteht ein Bruch in der Weiterführung
des Satzes. Weiter ist ein Enjambement in Vers 6 zu erkennen, welches die
Weiterführung des vorherigen Verses markiert. Weiter stellt sie die Bedingung
in Vers sechs, dass das Herz aus Fleisch und Blut sein sollte, und führt ihren
Gedanken im nächsten Vers weiter aus. Wenn es nämlich diese Beschaffenheit
haben sollte, so könne es nur ein „fleischern Stein“ sein. Diese Behauptung
könnte als Oxymoron oder Paradoxon eingestuft werden. Sie vergleicht in der
Person des Lyrischen Ichs das Herz der Geliebten mit einem Stein, fragt jedoch
weiter berechtigt, wie ein Stein sie so betrügen könne. Dieser Vergleich könnte
auch als Periphrase bezeichnet werden kommt aber zu keinem Schluss, da das Herz
der geliebten härter zu sein scheint als ein Stein.
Vers 9 und 10 zeigen eine weitere Möglichkeit der
Beschaffenheit des Herzens auf; Die beiden Verse könnten als Parallelismen
bezeichnet werden („Ists dann Frost/wie kalter Schnee und Eiß/, wie presst sie
dann auß mir den Liebesschweiß“). Mit diesem Parallelismus zeigt Schwarz auf, das
Bedingung und Folgerung zu keiner Lösung oder Erklärung führen. Das Lyrische
ich fragt sich, wieso es so stark fühlt, wenn doch sein Gegenüber so kalt und
abweisend ist.
Mit der Einführung zu Vers elf „Mich deucht“ wird der
Leser an die (für das Lyrische Ich) einzige Erklärung herangeführt, welche das
Verhalten der Liebsten rechtfertigen soll. Der Vergleich von ihrem Herz mit
Lorbeerblättern steht für uns (in unsere Zeit) in keinem schlüssigen
Zusammenhang. Damals jedoch galt der Lorbeerbaum als der einzige vor dem Blitz
geschützte Baum. Wer also diesem Mythos Glauben schenkte, und sich bei Gewitter
unter ebenso einen Baum stellte, galt als gebildet. Somit stehen die
Lorbeerblätter in Bezug auf eine Frau für die Tugendhaftigkeit. Wenn sie ein
Herz wie Lorbeerblätter besäße (recht abstrakt) sei sie also gefreit vor
jeglicher Umwerbung, bis sie den einen fände. Somit versucht das Lyrische Ich
die Abweisung zu rechtfertigen. „die nicht berührt ein starcker Donnerkeil“
zeigt ihren Schutz weiter auf und erklärt die These, die in Bezug auf den
Lorbeerbaum angestellt wurde weiter. In den nächsten beiden Versen ist Amor/
Cupido als Personifizierung der Liebe dargestellt, vor der die Liebste
geschützt ist (Pfeil). Als weitere Rechtfertigung sind die beiden letzten Verse
zu sehen, sie versuchen die Situation dem Schicksal zuzuschreiben und weisen
alle Schuld vom Lyrischen Ich.
Abschließend finde ich sie Weise in der das Lyrische
Ich das Thema der Liebe abhandelt recht kühl und argumentativ („wans/so“).
Trotzdem ist die Art in der Sybilla Schwarz im Alter
von 17 Jahren zwischen all den zeitgenössischen Dichtern auftaucht sehr
positiv. Zwar imitiert sie den Stil dieser, erreicht dabei aber ein, für ihr
Alter, unglaubliches Level der Schaffenskraft. Nachdem sie in dem Jahr starb in
dem sie das Werk verfasste, halte ich es für noch lesenswerter, da es weder zu
ihrer Zeit noch heute Gleichaltrige gibt, die so erfolgreich ein Gedicht
geschrieben haben bzw. schreiben würden.