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Mitschrift
Soziologie

Karl-Franzens-Universität Graz - KFU

2011, Prof. Barbara Levc

Wolfgang S. ©
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ID# 9762







Selbstbestimmtes Leben für Menschen mit Behinderung SS 2011 Zusammenfassung

1 VO Definition und Gesetze

Definitionen von Behinderung im Vergleich

WHO Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit
Gibt keine einheitliche Definition die Behinderungen miteinander vergleicht
àICF zB

Kompromiss zwischen medizinischen (individuellen) und sozialen Modell von Behinderung in 3 Dimensionen:

Schädigung (fehlender Arm)

Aktivitätsbeeinträchtigung (indiv. zB beidhändig Klavier spielen mit 1 Arm)

·         Partizipationseinschränkung (gesellschaftlich àdie gesell. Normen schließen aus einarmige Frau Konzertpianistin sein kann)

In der konkreten Anwendung umfasst Klassifikation einen umfangreichen Fragenkatalog bei dem jede Kategorie bewertet wird und ob körperliche, individuelle und gesell. Behinderung kein Problem bis hin zu ein vollständiges Problem ist.

Umweltfaktoren (Assistenz- oder Hilfsmittelbedarf) und persönliche Faktoren (Geschlecht, Alter…) werden mit einbezogen.

Kritikpunkt WHO Modell: Ausgegangen wird von einem Menschen ohne Behinderung und es orientiert sich nur an Defiziten und es vernachlässigt besondere Erfahrungen und Fähigkeiten behinderter Menschen.

Gesetze Beispiele

Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz (BGStG)
Behinderung=nicht nur vorübergehenden körperlichen/psychischen/Sinnes Funktionsbeeinträchtigung die die Teilhabe am Leben in Gesellschaft erschwert. Wenn das Leiden 6 Monate übersteigt.

Behindertengesetz (StBHG)
Als Menschen mit Behinderung gelten, die infolge einer angeborenen oder erworbenen Beeinträchtigung in den folgenden Möglichkeiten wesentlich benachteiligt bleiben würden:

·         Angemessene Erziehung/Schulbildung/Berufsausbildung

·         Eine zumutbare Beschäftigung zu erhalten/beizubehalten

·         Eine angemessene Eingliederung in die Gesellschaft zu erhalten

Alle Definitionen entsprechen indiv. Modell und stellen das Defizit in den Mittelpunkt und verstehen dies als mangelnde gesellschaftliche Teilhabe, geringe Bildungschancen usw.

Soziologische Defintion von Cloerkes

Behinderung=dauerhafte, sichtbare Abweichung im körperlichen/geistigen/seelischen Bereich dem allgemein ein negativer Wert zugeschrieben wird (Gesellschaft). Ein Mensch ist Behindert wenn erstens diese Abweichung vorliegt (Gesellschaft zugeschrieben) und wenn zweitens negativ darauf reagiert wird. Soziale Reaktion schafft Behinderungen/Behinderte


UN-Übereinkommen über Rechte behinderte Menschen


Vertragsstaaten haben unterschrieben, dass sich das Verständnis von Behinderung sich ständig weiterentwickelt haben vereinbart:


Behinderung stellt keine absolute Größe dar, die zB in einem Grad der Behinderung in Prozenten fassbar ist, sondern wird in bestimmten Situationen einer Person in ganz unterschiedlichen Maß wirksam.


Einstellung der Gesellschaft gegenüber behinderten Menschen

Grenzen im Leben behinderter Menschen sind auch durch die Grenzen im Kopf der Nichtbehinderten bestimmt. Soziale Einstellungen werden meistens nicht im Kontakt mit Objekt (Behinderter) sondern von anderen EinstellungsträgerInnen gelernt (Einstellungen werden ohne direkten Kontakt mit denen erworben)

Einstellungen gegenüber behinderten sind:

·         Grundsätzlich ungünstig gefärbt, Unsicherheit in der Interaktion, Distanziert, Zuschreibung ungünstiger Eigenschaften, unzureichende Kenntnisse über Behinderung

Das Ausmaß der Sichtbarkeit einer Behinderung und die Annahme inwieweit gesellschaftlich hochbewertete Eigenschaften (Mobilität, Flexibilität, Kommunikationsfähigkeit etc) beeinträchtigt werden sind ausschlaggebend für die Einstellung gegenüber ihnen.

Bildungsgrad hat ebenfalls keinen Einfluss, jedoch Geschlecht und Alter (jüngere positiver als ältere àüber 50)

Einstellungen sind außerordentlich veränderungsresistent.

Rolle in der Gesellschaft (zugeteilt) als Kranker mit der Befreiung von den meisten Verpflichtungen und Verantwortungen. Krankenrolle hat zeitliche Begrenzung (er arbeitet an der Genesung und ist Gesund und kommt dann wieder allem nach)

Behinderte sind auch von den Verpflichtungen etc. befreit, aber auch von der „Genesung“ da es ein dauerhafter Zustand ist. Sie werden zu Bürgern zweiter Klasse und dies heißt „Entlastung“ und gleichzeitig auch „Bevormundung“, Aberkennung „persönlicher Freiheit“ und „Entscheidungskompetenz“ àdie bewirkt eine Verkindlichung behinderter Menschen (in den Augen von Nicht behinderten).

Dies führt gerne zu einer Überbehütung durch Angehörige, entmündiges Verhalten, „Nicht-ganz-Ernst-nehmen“. Damit verbunden ist die Sichtweise, dass Probleme ihren Ursprung beim behinderten und nicht in der Gesellschaft haben.

Selbstbestimmt Leben Kozept

Selbstbestimmt=können nicht alles tun aber bestimmten WAS, WANN, WO gemacht wird, eben die Beibehaltung von Kontrolle der Lebensgestaltung und Entscheidungskompetenz in allen Lebensbereichen. Außerdem die Teilhabe am täglichen Leben in der Gemeinde, die Ausübung von versch. Sozialen Rollen usw.

Selbstständig= können alles selber machen

Bedingungen für ein selbstbestimmtes Leben:

·         Gleichstellung und Antidiskriminierung

·         Abkehr vom medizinischen Krankheitsbild

·         Integration und Nicht-Aussonderung

·         Kontrolle über die eigenen Organisationen

·         Kontrolle über die Dienstleistungen für Behinderte

·         Peer Support

Geschichte der Selbstbestimmt-Leben-Bewegung

USA

1962, Disables Students Program der Uni of Illinois, 4 schwerbehinderte ziehen in eine am Campus isolierte Privatklinik (Wohnungen wurden errichtet). Ed Roberts (schwerbehindert) erkämpfte sich Zulassung zur Uni of California in Berkeley und andere folgten nach ihm seinem Beispiel.

Ende 60er erste Organisation behinderter Studenten (Rolling Quads) in Berkeley (Hatten Peer Support innerhalb und arbeiteten an der Beseitigung von architektonischen Barrieren) und die entwickelten das Physically Disables Students Program PDSP (Leben außerhalb vom Krankenhaus, direkt in der Gemeinde). 1972 wurde in Berkeley das erste „Centre for Independent Living CIL“ gegründet.

In der gleichen Zeit entstand auch in anderen Teilen der USA solche Bewegungen. Die CIL Center werden immer von Menschen mit Behinderung betrieben.

Germany

Ende 60er vor allem jüngere behinderte wehrten sich gegen Behindertenorganisationen die vor allem von nicht behinderten Dominiert werden. Es enstanden Clubs Behinderter+Freunde. Gesellschaft wurde langsam besser aufgeklärt und es gab auch Volkshochschulkurse um Behinderte und Nicht-Behinderte näher zu bringen (Aufklärung).

Später (1982 Jahr der Behinderten) kam es dann zu einem zusammenschluss von „Krüppelgruppen“ um Die Diskriminierung aufzuzeigen. Mitte achtziger entstanden dann erste Zentren für Selbstbestimmtes Leben.

Austria

Entwickelte sich aus mehreren Initiativen behinderter um eben ein Leben außerhalb von Organisationen zu entwickeln. Studierende waren auch hier maßgebend beteiligt. Entwickelten mobile Hilfsdienste und trafen sich halbjährlich bei den sogenannten „Krüppeltreffen“ und die schlossen sich 1994 zur Selbstbestimmt-Leben-Initiative Österreich SLIÖ zusammen (Ziel Diskriminierungsverbot)

2 VO Gebärdensprache

8000-1000 in Ö sind gehörlos und 90% werden hörenden Familien geboren.

Gehörlose sind immer mit Lippensprache konfrontiert und dabei entgeht ihnen immer sehr viel Information (da man nicht alles verstehen kann!)

Sie treffen sehr oft auf Diskriminierung/Barrieren, vor allem im Bildungsbereich

Gehörlosenschulen haben immer noch Sonderschulstatus. In den Schulen war Gebärden früher verboten und die Lehrer konnten auch die G-Sprache nicht. Dies ist auch heute noch teils so(In Graz nur 3 Lehrer zB) Ist eine Grundlegende Problematik (heute dürfen Kinder Gebären- je nach Schule, da Lehrer es so gut wie nicht können) und Verbände kämpfen seit Jahren.

Die G-Sprache gibt auch „Gefühl der Gleichberechtigung“

Der Vortragende redet länger als der Gebärdensprechende.

·         Kommunikation erfolgt über Augen

·         Visuelle Sprache, Umwandlung sehr schwer und ist Komplex

·         Eigene Grammatik zB Buch geben ihr

·         Kein Subjekt/Objekt, wird in der Bewegung ausgedrückt

·         Gebärde passt sich Gegenstand an (Buch – Daumen+Zeigefinger untersch. Auseinander (Dicke))

·         Gebärden besteht aus Mimik(sehr wichtig um Aussage/Fragesatz/Befehlasatz zu unterscheiden), Kopf, Oberkörper, Hände

Gebärdensprache ist internation nicht gleich aber es gibt eine Internationale Sprache (Mischung aus versch. Sprachen, man kann sich nur gering unterhalten.

Umgang mit Gehörlosen

Unsichtbare Behinderung

Ausmerksamkeit erregen durch: Winken, fliegenden Hände, anstupsen (ganzen Hand-nie an der Wirbelsäule sondern immer an einer Seite), Gehörlosenkultur ist es erlaubt Oberschenkel zu berühren, Fuß am Boden stampfen, Licht ein-aus-schalten usw.

Kommunikation mit Gehörlosen

Gehörlos ist nicht Sprachlos und Taubstumm ist kein schöner Begriff (können sprechen)

Gestikulieren: Hände und Füße

Sprechen: nicht lauter sprechen, deutlich und langsamer, gute Lichtverhältnisse schaffen (Gesicht soll hell sein), Geduld haben, Ganz normal sprechen, Wenn ich nix verstehe zB aufschreiben,

Internationale Finger ABC (1 Hand)

3 VO Zusammenwirkung Geschlecht und Behinderung


Dominanz der Behinderung

Sobald eine Behinderung an einer Person deutlich wird, steht das absolut im Vordergrund und alles andere im Hintergrund (selbst das Geschlecht scheint Bedeutungslos). Angehörige denken, behinderte lebenslange zu versorgen und für immer „Kinder“ bleibenàfolglich geschlechtsneutrale Wesen. In Institutionen ebenfalls oft „Verkindlichung“ und geschlechtsspezifische Bedürfnisse werden als „zusätzlicher Aufwand“ wahrgenommen und ausgeblendet.

In den Medien und in der Öffentlichkeit häufiger Kinder und Männer als Frauen (Bild ist eher männlich zB BIM Schild Sitzplätze freihalten) Männer wird’s eher toleriert àKriegsverletzungen

Männlich

Behindert

Weiblich

Stark

Schwach

Schwach

Aktiv

Passiv

Passiv

Unabhängig

Unselbstständig

Unselbstständig

Mutig

Hilfsbedürftig

Hilfsbedürftig

Hart

Kindlich

Kindlich

Potent

Machtlos

Machtlos

Attraktiv

Unattraktiv

Attraktiv

Rational

Emotional

Geist

Körper

Körper

Laut dem ergibt sich für Männer eine „Verweiblichung“ und für Frauen „Verstärkung/Verdoppelung“

Es gibt Mangel an geschlechtsorientierten Angeboten für behinderte Jugendliche/Erwachsene, zB in der Jugendarbeit, diese beziehen Behinderungen meistens nicht in ihre Konzepte ein (Vorstellung über „Sonder“-Zuständigkeiten – Barrieren f. Behinderte)

In den Sondereinrichtungen haben kaum geschlechtsdifferenzierte Angebote (Gendermainstreaming…) und gerade im Jugendbereich müsste die Trennung von Sozial-/Behindertenpädagogischen Arbeitsfeldern dringend aufgebrochen werden (die Pädagogen der beiden richtigen müssten Angebote stärker vernetzten!).

Trennung von „Normal“ und „Sonder gehört aufgehoben. Positivbeispiel ist das Frauengesundheitszentrum Graz, achtet sehr auf Barrierefreiheit sowie spezielle Angebote.

Geschlechterforschung fokussiert auf Frauen und erst in den letzten Jahren entstand eine kritische Männerforschung.

Frauen mit Behinderung


Körperbild und Schönheitsideal

Körperidentität bildet sich aus Erfahrungen (Berührung, Zuwendung etc.). Das eigene Körperbild hat großen Einfluss auf Selbstbewusstsein einer Frau (Frauen akzeptieren generell dein eigenen Körper nicht ganz). Durch den Fokus auf die Behinderung (gesamte Umweltintersse gilt dem!) in der Kindheit, den damit verbundenen medizinisches Eingriffe, Therapien, pflegerischen Maßnahmen etc. um die Schädigung zu verhindern machen es unmöglich ein positives Körperbild zu entwickeln.

Körperliche Attraktivität = zentraler Bestandteil d. weiblichen Rollenbildes und die Maßnahmen zur „Behebung“ dieser orientiert sich häufig an gängigen Schönheitsidealen als an einer Verbesserung der körperlichen Funktionen (Eltern versuche Merkmal durch Kleidung zu verstecken). Auf die wird dadurch ein größerer Druck ausgeübt und der Person sowie der Familie wird vermittelt, man müsse sich nur genügend anstrengen um alles zu normalisieren.

Erwachsene zeigen i.d. Erziehung behinderter ambivalentes Verhalten. Einerseits wird großer Wert auf Normalität nach außen gelegt und das spätere Frausein wird negiert. Angehörige gehen davon aus, dass sie später keine Partnerschaft haben werden, sie vermitteln das unterschwellig dem Kind (nie eine richtige Frau sein) und somit lernen behinderte Mädchen, dass sie sich mehr Leistung als andere erbringen müssen (Eltern „Da du nie heiraten wirst musst du ordentliche Ausbildung machen“).

In der Pubertät (Kontakte zu gleichaltrigen sind da besonders wichtig aber äußerst schwierig, durch die Behinderung/Barrieren) rücken die Abweichungen stärker ins Bewusstsein (Wie reagiert die Umgebung auf mich, ist in der Zeit besonders wichtig). Ihr Körper entspricht nicht den gängigen Schönheitsidealen und ihnen wird vermittelt àweder attraktiv noch begehrenswert.

Es gibt keine adäquaten Rollenvorbilder. Tagesstruktur wird sehr oft durch Institutionen geregelt (Therapien etc) und dies bleibt oft traditionell an Müttern hängen, die widerum ihren Beruf nicht aufnehmen können und das Ganze hat eine Auswirkung auf das „Rollenbild“ des Mädchens.

Sie haben auch oft einen späten Beginn der heterosexuellen Probierphase und dies bringt sie in eine Sonderrolle bei gleichaltrigen FreundenàFolge Hänseleien, Ausgrenzungàselbstbewusste Identität leidet.

Behinderte Mädchen werden oft hingewiesen, dass sie nicht als potenzielle Partner für Männer in Frage kommen. Männer wollen oft zwar freundschaftliche Beziehung aber selten nur mehr. Beziehungsmarkt ist an Äußerlichkeiten orientiert und schließt Behinderte von vornherein aus. Sie haben einen geringen Aktionsradius und daher wenige Möglichkeiten um Kontakte zu knüpfen.

Behinderte Frauen haben sehr oft persönliche Barrieren im Hinblick auf den Kontakt zu Männern (negatives Selbstbild).

„Gemischte“ Partnerschaften haben unterschiedliche Einschätzungen der Gesellschaft. Ein behinderter Mann und nicht-behinderte Frau = Gesellschaftliche Aufwertung für den Mann (Man kann Rollenerwartungen nachkommen und pflegerische/versorgerische Tätigkeiten entsprechen weiblichen Rollenvorstellungen).

Ein nicht-behinderter Mann und eine behinderte Frau = Mann erfährt von der Umwelt Skepsis, Geringschätzung (weil er „nichts Besseres“ bekommen hat) und die behinderte Frau gilt als wenig attraktiv und das sie ihren Aufgaben (Haushalt, Familie) nicht nachkommt. Für sie bedeutet das ein höherer Leistungsdruck und, dass sie „dankbar“ sein soll.

Behinderte Frauen bilden das Schlusslicht am Arbeitsmarkt. Jobs mit geringen Aufstiegsmöglichkeiten/Bezahlung und ihre Ausbildungsmöglichkeiten sind zumeist nur in Haushalt/Büro. Berufliche Rehabilitation: Männer „Reha(bilitation) vor Rente“ und Frauen „Haushalt vor Reha“. Da die berufliche Rehabillitation vor allem auf Männer zugeschnitten ist, haben behinderte Frauen oft keinen Anspruch auf Rente oder Reha.

Behinderte Frauen sind am stärksten von Kürzungen im Sozialbereich betroffen.

„Doppelte Diskriminierung“ von Frauen mit Behinderung

Behinderte Frauen haben gesellschaftliche Diskriminierung aufgrund ihres Frausein und aufgrund ihres Behindert seins (unterliegen Behindertenklischee und Geschlechtsrollenklischee). Dadurch werden sie als doppelt minderwertig/Menschen dritter Klasse angesehen. Negativ Wirkungen potenzieren sich (können Attribute wie Schönheit zur Verbesserung d. Situation nicht einsetzen) und auch durch die nicht vorhandene Konkurrenzfähigkeit gegenüber anderen Frauen wird das Selbstwertgefühl beeinträchtigt.

Sie habens besonders schwer (dies zeigt sich in verschiedensten Bereichen –Familienstand, Erwerbsbeteiligung…), sie sind öfters geschieden, alleinerziehend, arbeitslos. In den letzten 25 Jahren haben behinderte Frauen versucht auf die Probleme aufmerksam zu machen aber findet nach wie vor wenig Beachtung.

Das zu ändern soll eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sein!

Männer mit Behinderung

Kritische Männerforschung unterscheidet zwischen hegemonialer und marginalisierter Männlichkeit.

Hegemonial entspricht den traditionellen, patriarchalen Rollenbildern. Marginalisiert entspricht allen Abweichungen von diesem Stereotyp. Behinderung=Marginalisiert

Männer mit Behinderung werden nicht als Konkurrenten wahrgenommen (Job, Partner,Leistung) und dies ist sehr Belastend für sie außerdem belastend für sie ist noch, dass sie als „Schutzbedürftig“ gelten. Man denkt, Behinderte leiden ständig unter ihrer Situation und man dürfe das Leid nicht verstärken (zB durch Trennung).

Buben mit Behinderung haben Problem beim finden ihrer männlichen Identität. Männer die als Erwachsener eine Behinderung „bekommen“ sind konfrontiert, nun eine Behindertenrolle einzunehmen und dies lässt sich mit ihren Männlichkeitsvorstellungen kaum vereinbaren.

·         1 Gruppe betreibt erhöhte Anstrengungen zur Erfüllung der Leistungsstandards

·         2 Gruppe passt sich an Situation an und versucht möglichst viel Unabhängigkeit/Kontrolle beizubehalten

·         3 Gruppe kommt für sich zum Schluss, hegemoniale Männlichkeiten abzulehnen (entwickelt eigene „alternative Männlichkeit“

Diese Einteilung wird teils kritisiert, da sie konkrete Lebensumstände nicht berücksichtigt.

Die klassische Rolle des Ernährers wird relativ häufig umgesetzt. Aber auch durch viel Sport wird versucht die eigene Unabhängigkeit unter Beweis zu stellen. Spätbehinderte Männer habens leichter den Kampf gegen die Behinderung aufzunehmen (Querschnittsgelähmte trainieren oft für einen schönen muskulösen Oberkörper um Frauen zu beeindrucken.

Das auf „Hilfe angewiesen sein“ ist besonders problematisch für Männer und die daraus folgenden Situationen werden weitgehendst vermieden. Bei einer Studie unter Männern mit Lernschwierigkeiten sahen sich 2/3 als Mann und der Rest als Bub oder geschlechtsunspezifisch. Bei Schülern mit sog. Sonderpädagogischen Förderbedarf machen Buben ca. 2/3 aus. Kritische Männerforschung fragt sich, welche Sozialisationsbedingen zu dieser Ungleichheit beitragen.

4 VO Behinderung und Sexualität in Gesellschaft und Pädagogik

Behinderung und Sexualität wecken bei vielen ein seltsames Unbehagen. Für behinderte bedeutet das „Auf-Distanz-bleiben“ und somit als Zurückweisung. Kulturelle Ideale sexueller Attraktivität sind die Grundlage solcher Ausgrenzungen. Wir verinnerlichen „Geschlechtliche Ideale“ und Andere müssen denen entsprechen um geliebt zu werden.

Behinderte Menschen werden dem oft nicht gerecht und dadurch zumeist ausgeschlossen, sie werden vielfach als asexuell wahrgenommen. Wenn behinderte als sexuelle Subjekte wahrgenommen werden, dann stellen sich nicht-behinderte diese Sexualität als „abnormal“ vor (unkontrolliertes Masturbieren). Dieses „abnormal“ ist in gewisser Weise ein Selbstschutzmechanismus der nicht-behinderten Gesellschaft.

Auswirkungen der gesellschaftlichen Grundhaltung für Menschen mit Behinderung

Häufig geäußerte Meinungen im Hinblick auf Sexualität nach Schönwiese:

·         Sie haben gar keine Sexualität, werden nie Partner bekommen

·         Auch ohne Beziehung kann man glücklich werden

·         Behinderte können Sexualität nicht beherrschen

Dies sind nicht nur gesellschaftliche Voruteile sonder wurden auch im pädagogisch-psychologischen Fachdiskurs über Jahrzehnte vertreten. Folge: Viele Therapeuten haben diese noch verankert.

Lothar Sandfort ergänzt dazu:

·         Behinderte würden nie auf die Idee kommen, sich in mich zu verlieben

·         Wer Beziehung eingeht muss dies für immer tun

·         Behinderte können nicht Mutter/Vater sein und machen beim Sex nur Probleme folglich sie bleiben immer „Sorgenkinder“

Eltern behinderter Kinder haben oft auch abwertende Haltungen und dahinter steht meist Angst

·         Angst vor größeren Aufwand bei der Auseinandersetzung mit behinderte, die oft nicht so klar fragen können

·         Angst vor Vorurteilen innerhalb der sozialen Umgebung

·         Angst, dass Sexualität unbeherrschbar werden könnte bzw. sie einen „exzessiven“ Trieb entwickeln können.

·         Angst davor, dass behinderter Personen selbst Kinder haben könnten

·         Angst, dass ein gewecktes Bedürfnis zu sexuellen Missbrauch führen könnte

Professionelle Betreuer brauchen die meiste Zeit um eine gute Bindung zu den Behinderten zu schaffen. Da Betreuer meistens weiblich sind ist es besonders schwierig für Männer. Entzugssymptome führen bei Männern oft zu Aggression und deshalb bekommen sie in Betreuungsverhältnisse mehr Hilfe.

Positives Körpergefühl = Voraussetzung für erfüllte Sexualität = Behinderte haben das oft nicht. Durch therapeutische Maßnahmen, Schmerzen, der in Mittelpunktsetzung des Defizites etc. Menschen mit Bewegungseinschränkung ist es oftmals schwierig sich selbst zu erleben und bei pflegerischen Maßnahmen wird oft wenig Rücksicht genommen aus Schamgefühl/Inimität.

Körper oder Sinnesbehinderung hat grundsätzlich keinen Einfluss auf die psychosexuelle Entwicklung, wohl aber die Gesellschaft. Menschen mit geistiger Behinderung werden häufig nicht als Erwachsenene wahrgenommen und das Thema Sexualität wird verschwiegen, in der Hoffnung sie vergessen es.

Sexualität von behinderten und nicht-behindertet unterscheidet sich nicht grundsätzlich voneinander, sondern jeweils die Angepasstheit/Nicht-Angepasstheit durch die von der Gesellschaft aufgestellten Normen und Werte.


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