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Lösungen, Klausurtipps, Prüfungsfragen

Die neue Schulein­gangspha­se - Kennzeic­hen, Gründe und Modelle

1.421 Wörter / ~4 Seiten sternsternsternsternstern_0.5 Autorin Nina S. im Mrz. 2010
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Prüfungstipps
Pädagogik

Universität, Schule

Ludwig-Maximilians-Universität München - LMU

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Nina S. ©
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Ohne Kopierschutz
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sternsternsternsternstern_0.5
ID# 1099







Überblick: Der Download bietet eine detailli­erte Analyse der neuen Schulein­gangspha­se im Vergleic­h zu älteren Modellen­, was für ein tiefes Verständni­s der Materie sorgt. Er enthält praxisna­he Herausfo­rderunge­n und Lösungsa­nsätze, die für die Unterric­htsgesta­ltung relevant sind. Die Inhalte sind hilfreic­h für die Vorberei­tung auf Prüfunge­n und Klausure­n im Bildungs­bereich. Zudem unterstü­tzt das Material Studiere­nde dabei, sich auf Diskussi­onen und Debatten über Bildungs­reformen vorzuber­eiten.
#Schuleingangsphase#Unterrichtsgestaltung#Bildungssystem

Frühjahr 2007, Aufgabe 1

Die neue Eingangsstufe als neue Organisationsform der Schuleingangsphase

1.      Erläutern Sie Kennzeichen der neuen Schuleingangsstufe im Vergleich zu früheren Reformansätzen

2.      Erörtern Sie Herausforderungen der Jahrgangsmischung aus GP-Sich

3.      Zeigen Sie Konsequenzen für die Unterrichtsgestaltung auf

Einleitung

Mit dem Schulanfang beginnt für die Kinder der Einstieg in das Bildungssystem. Misserfolg und Erfolg in der Anfangsphase prägen die spätere Einstellung zu Schule und Lernen. In dieser Zeit wird der Grundstein für ein positives Selbstkonzept und für die Persönlichkeitsentwicklung gelegt.

Es ist daher die Aufgabe alle beteiligten Institutionen, den Kindern die Möglichkeit zu geben, den Übergang in das schulische Leben erfolgreich zu bewältigen.

Der Eintritt in die Grundschule stellt für viele Kinder eine markante Umbruchsphase dar. In dieser Zeit können verschiedene Probleme, ausgelöst durch die veränderten Raum-Zeit-Strukturen auftreten.

Die neue Schuleingangsphase versucht, diese Probleme zu bewältigen, indem sie den Übergang flexibel und offen gestaltet und der Heterogenität der Kinder Raum gibt.

Wie die neue Schuleingangsphase gekennzeichnet ist, welche Herausforderungen sich für die Jahrgangsmischung ergeben und was für Konsequenzen sich daraus für die Unterrichtsgestaltung ergeben, wird im Folgenden Thema der Ausarbeitung sein.

Kennzeichen der neuen Schuleingangsstufe im Vgl. zu früheren Reformansätzen

Seit Mitte der 1990er Jahre wurden in der Bundesrepublik unterschiedliche Initiativen zur Neugestaltung der Schuleingangsphase eingeführt. Diese Innovationen werden in der Fachliteratur nach Götz zusammenfassend als „neue Schuleingangsphase“  bezeichnet. Der Begriff „neue Schuleingangsstufe“ impliziert dabei, dass es Vorgängermodelle gegeben hat. Diese werden nachfolgend als „alte Schuleingangsstufe“ bezeichnet.

Die alte Schuleingangsstufe

Der Begriff „Schuleingangsstufe“ entstand aus den Bildungsreformprogrammen der ausgehenden 1960er Jahre. Für den Beginn der Schulzeit wurde eine schulstrukturelle Neuerung vorgeschlagen: die Einrichtung einer Schulstufe für die fünf- und sechsjährigen Kinder. Sie wird als Eingangsstufe bezeichnet, die

·        organisatorisch und curricular  eine Einheit bildet

·        und sich auf die Dauer von zwei Jahren erstreckt

·        und dem Primarbereich zugeordnet wird.

Mit der Etablierung einer solchen Eingangsstufe ist zugleich die Vorverlegung des Einschulungsalters auf das 5. Lebensjahr beabsichtig.

Gründe für die Einführung der alten Schuleingangsstufe

Die Beweggründe zur Einführung basierten zum einen auf der zeitgenössischen wissenschaftlichen Erkenntnislage über Verlauf und Beeinflussbarkeit der menschlichen Entwicklung. Die intellektuelle Entwicklung gilt vor allem für die vier- bis sechsjährigen als äußerst beeinflussbar, flexibel und dynamisch. Die lernintensivste Zeit der Kinder sollte daher nicht mehr ungenutzt verstreichen, was mit der Vorverlegung des Einschulungsalters berücksichtigt werden sollte.

Zudem wurde ein erfolgreicher Schulstart nicht mehr als erbbedingte Mitgift angesehen, womit das Schulreifekonzept nach Kern seinen Geltungsanspruch verlor. Dieser ging davon aus, dass Schulreife als Resultat eines endogen gesteuerten Reifeprozesses entsteht, Ursachen für Sitzenbleiben also in einer Diskrepanz zwischen Entwicklungsstand und schulischen Anforderungen zu finden seien. Daher war es seine Idee, nicht schulreife Kinder zurückzustellen, um sie „nachreifen“ zu lassen. Vor allem aber mit der Längsschnittstudie von Krapp und Mandel konnte nachgewiesen werden, dass die Vorhersage dieser Schulreifetests wenig zuverlässig war.

An die Stelle der Schulreife trat somit in den 1970er Jahre das Konzept der „Schulfähigkeit“. Dieser Begriff signalisiert, dass Unterschiede zwischen den einzuschulenden Kindern nicht länger auf Reifungsrückstände oder Reifungsvorsprünge zurück zu führen sind, sondern als Folge von unterschiedlichen Verläufen vorschulischer Entwicklungsprozesse auftreten. Diese Unterschiede zu beseitigen und Chancengleichheit herzustellen war ein Hauptanliegen der alten Schuleingangsstufe. In ihr sollte bereits am Beginn der Schullaufbahn herkunftsbedingte Bildungsbarrieren abgebaut werden und eine Gleichheit der Bildungschancen erreicht werden.

Modellvarianten der alten Schuleingangsstufe

Zu Zeiten der Bildungsreform wurden unter der Bezeichnung „Schuleingangsstufe“ hauptsächlich drei Varianten diskutiert.

Beim 1+4 Modell wird der Grundschule unter Beibehaltung ihrer vierjährigen Dauer eine einjährige Eingangsstufe für die Fünfjährigen vorgeschaltet, auch als Vorklasse bezeichnet. Nach KMK Empfehlungen soll sie der Grundschule zugeordnet werden, die Bund-Länder-Kommission lässt die institutionelle Zuordnung jedoch offen. Sie sieht die Eingangsstufe alternativ auch in der Zuordnung zum Kindergarten. Der Vorteil an diesem Modell ist, dass hier die Grundschule strukturell keiner Änderung bedarf.

Das 2+2 Modell nach Art des Strukturplans und das 2+3 Modell der KMK haben als Gemeinsamkeit eine der Grundschule institutionell zugewiesene zweijährige Eingangsstufe. Sie fasst die Fünf- und Sechsjährigen in eine organisatorische und pädagogische Einheit ohne Jahrgangstrennung zusammen. Der Unterschied zwischen beiden Modellen liegt hier in der Verweildauer in der anschließenden Grundschulzeit. Beide Modelle hätten eine Umstrukturierung der Grundschule zur Folge.

In personeller Hinsicht sollte die alte Schuleingangsstufe durch das Zwei-Pädagogen-System abgesichert werden. Sozialpädagogen und GS-Lehrerinnen sollten nach dem Deutschen Bildungsrat zumindest zeitweise gemeinsam tätig werden.

Um Entwicklungs- und Lernbrüche zu vermeiden, sollte mit der alten Schuleingangsstufe eine Kontinuität vom Kindergarten zum schulischen Lernen hergestellt werden. Dies sollte u.a. durch die Zusammenarbeit des pädagogischen Personals beider Institutionen erreicht werden.

Je nach Lernfortschritt sollten die Kinder die jeweilige Eingangsstufe vorzeitig verlassen oder länger in ihr verbleiben können. Zurückstellungen vom Schulbesuch altersmäßig schulpflichtiger Kinder sollten auf begründete Ausnahmen nach den Empfehlungen der KMK begrenzt bleiben.

Die neue Schuleingangsstufe

Wie mit der alten wird auch mit der neuen Schuleingangsstufe eine Optimierung der Schulanfangsphase beansprucht. Dies geschieht jedoch unter neueren grundschulpädagogischen Erkenntnislagen, die nachfolgend beschrieben werden.

Gründe für die neue Schuleingangsstufe

Der neuen Schuleingangsstufe liegt / lag eine generelle Herabsenkung des Eintrittsalters in die Schule zu Grunde.

Weitere Motive finden sich in den Folgen des gesellschaftlichen Modernisierungsprozesses, der eine Veränderungsbedürftigkeit der Schulanfangsphase nahe legt. Kindergenerationen heutiger Zeiten weisen eine wesentliche stärkere Heterogenität auf, wie es Befunde u.a. von Neuhaus-Siemon belegen.

Prengel zeigt dabei auf, dass mit der Heterogenität zudem anders als in der alten Schuleingangsstufe umzugehen sei, sie müsse zu einer „Pädagogik der Vielfalt“ werden. Pluralität und Differenz dürfe nicht eingeebnet, sondern müsse vielmehr anerkannt und als Bereicherungspotential genutzt werden.

Kennzeichen der neuen Schuleingangsphase

Die Konzipierung der neuen Schuleingangsphase ist getragen vom Kerngedanken der Integration, der eine selektionsfreie Aufnahme in die GS zur Folge hat. Auf der Grundlage der KMK von 1993 und 1997 zeichnet sich die neue Schuleingangsphase aus durch:

·        Zusammenfassung der Jahrgangstufen 1 und 2 zu einer organisatorischen und pädagogischen Einheit

·        Flexibilisierung der Verweildauer in den ersten beiden GS-Jahren

·        Angebot mehrmaliger Einschulungstermine pro Jahr

·        Zusammenführung grundschul-, sozial- und sonderpädagogischer Arbeit

·        Verzicht auf Zurückstellungen, die auf begründete Ausnahmefälle zu begrenzen sind.

In der Bundesrepublik gibt es eine Vielzahl von Varianten der neuen Schuleingangsphase mit etlichen Unterschieden. Gemeinsam ist jedoch allen die Aufgabe, Schulfähigkeit bei den in die Grundschule eintretenden Kindern herzustellen. Dies wird verstanden, als Wechselwirkungsprozesse zwischen dem Schulanfänger und der aufnehmenden Grundschule und basiert auf der ökologisch-systemischen Theorie nach Nickel.

Dies ist zu erreichen, indem der Unterricht in seinen Zielen, Inhalten und Vermittlungsformen für die Entwicklungsbiographie jedes Schulanfängers anschlussfähig ist und dadurch über institutionelle Grenzen hinweg Bildungskontinuität gesichert sein soll.

Weiterhin sollen Differenzierungsentscheidungen auf der Grundlage eines kontinuierlichen Beobachtens des einzelnen Kindes getroffen werden, damit individuelle Lernhilfen und Lernstrategien angeboten werden können.

Synthese

Nachdem beide Methoden beschrieben und die Kennzeichen der neuen Schuleingangsstufe oben genannt wurden, sollen in der Synthese die Unterschiede und Gemeinsamkeiten beider Schuleingangsstufen noch einmal stichpunktartig dargestellt werden.

·        Der Neuen Schuleingangsstufe geht es nicht mehr um eine Vorverlegung des Einschulungsalters auf das 5. Lebensjahr. Eine Gemeinsamkeit beider Schuleingangsstufen liegt darin, dass das Schulreifekonzept nach Kern abgelehnt wird, Zurückstellungen abgelehnt werden und vom Konzept der Schulfähigkeit ausgegangen wird

·        Allerdings zielt die alte Schuleingangsstufe auf die Herstellung der Schulfähigkeit des Kindes, die zu homogenen Anfangsbedingungen im Primarunterricht führen soll.

·        Die neue Schuleingangsstufe schult alle Kinder (Ausnahmen siehe oben) ein und zieht die Schulfähigkeit der Kinder im Wechselspiel mit der Grundschule (Kerngedanke: ist die Schule reif für die Kinder).

·        Die neue Schuleingangsstufe betont die Heterogenität der Kinder und basiert auf einer „Pädagogik der Vielfalt“

·        Weiterhin sieht die neue Schuleingangsstufe nicht den KiGa oder eine Vorschule in der Pflicht Schulfähigkeit herzustellen, sondern erarbeitet diese im Rahmen der Grundschule Die neue Schuleingangsstufe bedeutet in keiner Variante eine Veränderung der Struktur der GS, wie sie z.B. im 2+3 oder 2+2-Modell nötig gewesen wäre.

·        Eine Gemeinsamkeit liegt im Anspruch der Kontinuität. Sowohl die alte als auch die neue Schuleingangsstufe sehen sich in der Pflicht, mit den anderen Institutionen zusammen zu arbeiten.

Durch die neue Schuleingangsphase mit ihren besonderen Kennzeichen und Ansprüchen ergeben sich Herausforderungen, die nachfolgend beschrieben werden müssen.

Herausforderungen der Jahrgangsmischung aus GP-Sicht

Jedes Kind hat Anspruch auf Bildung, jedes Kinder ist anders. Die Grundschule ist aber die Schule für alle Kinder, in ihr spiegelt sich die Vielfalt der Gesellschaft wieder. Besonders in jahrgangsgemischten Klassen zeigen sich die vielfältigen Dimensionen der Heterogenität. Diese betreffen:

·        Kognitive Leistungsfähigkeit

·        Motivationale Bereitschaft

·        Psycho-soziale Fähigkeiten

·        Alter

·        Geschlecht

·        Soziale Herkunft

·        Kultureller Hintergrund

·        Familiensprache 

·        und weitere besondere Merkmale.

Diese Ausprägungen stellen vielfältige Herausforderungen.

Konsequenzen für die Unterrichtsgestaltung

1.      Differentielle Lernziele, d.h. ein gemeinsames Basiscurriculum und darauf aufbauend ein differenzielles, möglichst breit gefächertes Aufbaucurriculum

2.      Hinreichend ausgedehnte Phasen zur individuellen Arbeit

3.      Genügend nachhelfende Impulse oder Instruktionen zur Sicherung der basalen Lernziele

4.      Klare Strukturierung des Unterrichts hinsichtlich Raum, Zeit, Material und sozialen Regeln

5.      Genügend Freiraum zur Selbstregulation des Lernens

6.      Ausreichend Möglichkeiten zum Austausch und zur Kooperation mit anderen Schülern.


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