30.04.2013
Textanalyse: „Schönes goldenes
Haar“
Die Kurzgeschichte „Schönes goldenes
Haar“ geschrieben von Gabriele Wohmann und veröffentlicht im Jahr
1968 aus dem Buch „Ländliches Fest“ thematisiert die
Kommunikationsschwierigkeiten zwischen einem Ehepaar.
In der im Text beschriebenen Situation
sitzen die beiden Elternteile einer Tochter in der unteren Etage
eines Hauses im Wohnzimmer, wobei sie ihren alltäglichen
Tätigkeiten nachgehen. Im oberen Bereich des Hauses ist die Tochter,
allein mit einem Freund, dies ist aus der Unterhaltung der beiden
Elternteile zu schließen.
Diese Situation bietet den Anlass für
das Gespräch zwischen Mutter und Vater, da die Mutter Interesse für
das Tun der Tochter entwickelt. Dabei zeigt der Vater keinerlei
Reaktion auf die Äußerungen seiner Frau.
Im Folgenden werde ich die
Kommunikation zwischen den Ehelauten analysieren und deuten.
Schon zu Anfang des Textes zeigt die
Mutter mit der Äußerung „Ich versteh dich nicht“ (Z.1), die auf
ihren Ehemann bezogen ist, dass sie die Dominierende und Leiterin des
Gesprächs ist. Im gesamten Verlauf des Gespräches wiederholt sie
diesen Satz, dies deutet auf eine gewisse Ignoranz dem Vater
gegenüber hin. Durch die ständige Wiederholung in den Zeilen 18/19
und 21 wird deutlich, dass sie das, was sie meint gar nicht verstehen
möchte. Es findet keinerlei Kommunikation zwischen den beiden
Ehepartnern statt, da sich die Mutter ausschließlich auf sich
bezieht und das „ich“, am Anfang des Satzes, im Vordergrund
steht.
Auch im weiteren Verlauf der
Kurzgeschichte, macht die Mutter verbal auf sich aufmerksam, indem
sie weiterhin versucht ihrem Mann ein Gespräch über dessen Tochter
und ihrem Freund aufzuzwängen. Dies wird besonders in Z.9 „Denk
doch mal nach“,… „Was sie da oben vielleicht jetzt treiben…“
verdeutlicht und sichtbar. Jedoch reagiert ihr Mann weiterhin nicht
auf ihre Äußerungen, allerdings hält das anfängliche Verhalten
des Mannes sie nicht davon ab, weiterhin ihre Befindlichkeit und ihr
Interesse zu äußern (Z.18-19 / 21).
Auch nonverbal und paraverbal sucht sie
bei ihrem Mann nach Aufmerksamkeit, die sie durch Unruhe und
Nervosität zum Ausdruck bringt (Z.2-5). Dieses aufdringliche
Verhalten der Mutter besteht besonders durch die mangelnde
Gesprächsbereitschaft und Ablehnung der Kommunikation von Seiten des
Vaters (Z.26).
Durch die paraverbale Äußerung in
Zeile 31/32 „Sie lächelte steif, schwitzend zu ihm“ verdeutlicht
sie ihre Unruhe und Angst über die jetzige Situation in Bezug auf
ihre Tochter. Dabei wird erkennbar, dass sie versucht ihren Ärger
und ihre Angst zu unterdrücken, dies wird dem Leser besonders durch
die Erzählerkommentare deutlich, die ihm helfen die Gefühlswelt der
Frau zu deuten und zu verstehen.
Die Gedanken der Frau werden im
gesamten Gespräch dargestellt. Zu Anfang der Kurzgeschichte stellt
sie ihren Mann äußerst abwertend, mit „fette[n] Krallen“ (Z.8),
dar.
Desweiteren macht sie sich Gedanken
über die Rolle der Frauen mit Vorwürfen gegen das männliche
Geschlecht („Richtige Opferlämmer sind Frauen“ Z.17) und
verdeutlicht, dass sie ein äußerst schlechtes und abwertendes Bild
von Männern hat („Er rülpste… aus dem prallen Stück Bauch
überm Gürtel.“ Z.34/35/ „Sie hörte ihn schmatzen, schlucken.“
Z.53/54). Diese Vorstellungen ihres Mannes fördern nicht die
Kommunikation zwischen Mann und Frau, sie zerstören sie mehr oder
weniger.
Auch die Angst vor der Einsamkeit wird
besonders in Z.22/23 in ihren Gedanken dargestellt, besonders die
Angst davor, ihre Tochter würde ausziehen und auf eigenen Beinen
stehen bereitet ihr ein Gefühl der Verlassenheit. Dieses
erzählerische Mittel der Darstellung der Gedanken hilft dem Leser
die Figur der Mutter zu charakterisieren.
Hinzukommt dieses abwertende Gefühl
in Bezug auf das männliche Geschlecht und die fehlende
Kommunikation, die sie danach ausschließlich umgibt. Daraus
Entwickeln sich Forderungen und Vorwürfe ihrem Mann gegenüber, er
würde sich nicht genügend Gedanken um dessen Tochter machen.
Nicht nur die Gedanken- und
Gesprächswelt der Mutter werden in dem Gespräch erkenntlich
gemacht, auch ihre Gefühle werden durch Adjektive und paraverbales
Verhalten verdeutlicht.
Das Stopfei beispielsweise symbolisiert
die Gefühlswelt der Frau. Zu beginn der Geschichte ist sie nervös
und unruhig dies wird in Zeile 5 verdeutlicht („schob den braunen
Wollsocken unruhig übers Stopfei“). Im Laufe der Geschichte
spiegelt das Stopfei immer wieder die emotionale Verfassung der
Mutter wieder. So heißt es in Zeile 41 „presste das Stopfei gegen
ihren Magen“, hieraus lässt sich ableiten, dass sie aufgrund des
Verhaltens ihres Mannes sehr wütend ist. Diese Wut drückt sie
jedoch nicht in Worten aus, sondern lässt diese an dem Stopfei aus,
statt ihrem Ehemann ihre Befindlichkeit mitzuteilen.
Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass
die Frau die Leiterin des gesamten Gespräches ist und ausschließlich
sie Interesse daran zeigt, was ihre Tochter dort oben mit dem Freund
macht. Ihre Emotionen bauen sich immer weiter auf, da sich durch die
nicht vorhandene Kommunikation weitere Gedanken, auch über die
Zukunft und über ihren Ehemann entwickeln. Es stellen sich im
gesamten Text Wiedersprüche dar, besonders über die Aussagen und
Gedanken der Mutter.