Schmieden
allgemein (Florian Krauss)
Die Tradition des Schmiedens geht schon auf das achte Jahrtausend
v.Chr in Anatolien zurück, dort sollen die ersten Metalle bearbeitet
worden sein. Doch die Blüte des Schmiedens war im Mittelalter, über
dessen Schmiedekunst wir auch berichten wollen.
Doch was
ist eigentlich Schmieden???
Wenn wir an schmieden denken, stellen wir uns große
Männer vor, die mit einem Hammer auf ein Stück glühendes Metall
einhauen, um ein Schwert daraus zu machen. Doch schmieden ist noch um
einiges vielfältiger, denn genau genommen ist schmieden das
Druckverformen eines Metalls zwischen zwei Werkzeugen, ohne dass
Metallspan entsteht. Denn Schmieden muss nicht
unbedingt mit Hitze sein, es gibt auch das Kaltschmieden, das meist
bei weichen Metallen wie Gold, Silber und Kupfer benutzt wird. Leider
sind die Möglichkeiten des Kaltschmiedens begrenzt, da Metall
äußerst fest ist und sich nur verändern lässt, wenn es den
Aggregatszustand ändert. Die wichtigsten Erzeugnisse der Schmiede
im Mittelalter waren Schwerter, Helme, Pfeil- und
Lanzenspitzen, Pflüge, Äxte, Zangen, Feilen, Sicheln, Pfannen und
Kessel, Hufeisen, Nägel, Hämmer und Beschläge für hölzerne
Werkzeuge (wie Vorderrand des Spatens). Und auch die Instandhaltung
dieser Dinge brachte den Schmieden viel Arbeit, Ansehen und vor allem
Geld ein. Alle waren abhängig von Schmieden, ob arm oder reich.
Bauern brauchten Werkzeuge fürs Feld, Bergleute brauchten ihre
Spitzhacken in gutem Zustand und die „Hohen Herren“ brauchten
Waffen, um ihre Burgen zu verteidigen, und alle brauchten regelmäßig
Hufeisen für ihre Pferde. Daher standen meistens Schmiede unter
besserem Schutz als andere Handwerker und Diebstahl wurde daher hart
bestraft. Die Berufskleidung eines Schmiedes war meist eine
Lederschürze, die ihn vor Funkenflug schützte. Im frühen
Mittelalter gab es nur die Gold-Silberschmiede und die Eisenschmiede.
Doch ab dem 8.Jahrhundert unterschied man zwischen verschiedenen
Schmiedekünsten, auf die ich aber im Unterthema Schmiedekünste noch
genauer eingehe.
Fachrichtung
der Schmiede im Mittelalter (Florian Krauss)
Im
Frühmittelalter gab es nur die Fachrichtung des Gold-Silberschmiedes
und die des Grob- oder Eisenschmiedes. Im achten
Jahrhundert kam aus England noch der Messerschmied. Und im
Hochmittelalter unterschied man schon zwischen Kleinschmied
(Schlosser), und Grobschmied und im 14. Jahrhundert kamen noch
Aufteilungen in sehr viele verschiedene Fachrichtungen je nach Metall
und Bearbeitungstechnik oder Produkten. Es gab Eisen- Kupferschmiede,
aber auch Hufschmiede, Kettenschmiede, Nagelschmiede, Helmschmiede,
Klempner, und viele mehr. Ich werde hier noch auf einige
interessante Arten eingehen:
Kettenschmied: Wenn man nachdenkt, klingt das erstmal nach
einem sehr kleinen Aufgabenbereich, doch man muss daran denken, es
war im Mittelalter: Ketten wurden für vieles gebraucht, wie
Gefangene festhalten, Zugbrücken hochziehen, Zuggeschirr für Vieh,
beim Brunnen zum Hochziehen des Eimers, und bei Waffen. Für die
Ketten wurden aus einer Eisenstange einzelne Ringe hergestellt. Jeder
einzelne Ring wurde am Amboss rund geschmiedet und dann mit der
Feuerschweiß-Technik zusammengefügt.
Der
Klingenschmied (oder auch Messerschmied): Diese
Schmiede machten alles, was eine Klinge hat: Schwerter in allen
Variationen, aber auch Sicheln und Messer für Metzger usw. Die
wurden dann an einen Schleifer verkauft und je nach Fertigung z.B
bei Schwertern, musste noch ein Griff und eine Scheide hinzugefügt
werden. Die Technik wird im Abschnitt „Schmiede-Techniken im
manuellen Freiformschmieden“ näher erklärt.
Vor und Nachteile (Florian Krauss)
Vorteile des Schmiedens: Ein großer Vorteil ist der geringe
Materialverlust und die Änderung der Kristallstruktur, wodurch das
Metall eine große Festigkeit bekommt, außerdem kann beim Schmieden
die Festigkeit gesteigert werden. Ein weiterer Vorteil ist die
schnelle Fertigung, wenn ein Schmied die Handgriffe weiß, kann er
Nägel oder andere Gebrauchsgegenstände schnell herstellen.
Nachteile des Schmiedens: Schmieden verbraucht sehr viel
Energie, da man das Feuer den ganzen Schmiedeprozess anlassen muss
und es sehr heiß sein muss. Dazu kommen noch hohe Werkzeugkosten, da
diese äußerst massiv und hitzebeständig sein müssen. Und
Schmieden ist nie so genau wie z.B. Gießen oder Fräsen.
(Florian Krauss):
Zuerst die Erklärung der Überschrift: Der Fachbegriff ist
„Manuelles Freiformschmieden“, da der Schmied ohne
maschinelle Hilfe den Hammer betätigte und keine formgebundenen
Geräte benutzte. Das ist heutzutage anders: Heute ist das
Gesenkschmieden verbreitet, bei dem das Eisen zwischen zwei
Formen gedrückt wird und das „Industrielle Freiformschmieden“,
bei dem Luftdruckhammer oder andere Maschinen zum Einsatz kommen. Da
im Mittelalter keine solchen Techniken zur Verfügung standen, war
die Schmiede-Technik das manuelle Freiformschmieden. Es gibt
verschiedene Techniken im Freiformschmieden, um das Werkstück zu
bearbeiten, entweder aus praktischen Gründen oder zum Verzieren.
Fügen:
Ein sehr wichtiger Bestandteil des Schmiedens war das Fügen: ob
bei einer Kette einen Ring zu machen oder für ein Schwert
verschiedene Stahlsorten zu verbinden, fügen war wichtig. Es gab
das Schweißen im Mittelalter, genauer das Feuerschweißen. Bei
dieser Technik wurden die Metalle bei großer Hitze miteinander
verschmolzen. Da Eisen normalerweise bei der großen Hitze oxydiert
und sich die Metallstücke so nicht verbinden ließen, nahm man
Flusssand, der bei der Temperatur schmolz und eine Schicht um das
Eisen bildete und es vor der Oxydation schützte.
http://www.soest.de/media/bildungkultursport/Soester_Beitraege_zur_Archaeologie_Band_5.pdf