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Bericht

Scher­ben­park- Interview Sascha Naimann - Der Kampf um Akzeptanz

1.144 Wörter / ~3 Seiten sternsternsternsternstern Autorin Stella P. im Feb. 2019
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Dokumenttyp

Bericht
Deutsch

Universität, Schule

Gymnasium Frankfurt am Main

Note, Lehrer, Jahr

2018

Autor / Copyright
Stella P. ©
Metadaten
Preis 2.40
Format: pdf
Größe: 0.03 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern
ID# 79836







Der Kampf um Akzeptanz

19.10.18


Wenn ich dort aufgewachsen wäre, wäre ich eine ganz andere geworden, denke ich. Ich würde mich nicht prügeln, und ich würde wahrscheinlich auch weniger gnadenlos büffeln, selbst die Sachen, die mich überhaupt nicht interessieren. Ich wäre zum Siegen geboren und müsste mich nicht so verzweifelt abstrampeln, um allen zu beweisen, dass ich auch wer bin“


Sascha Naimann, ein achtzehnjähriges Mädchen, dass das Grauen schlechthin erlebt hat. Vor ihren Augen wurde ihre Mutter von ihrem Stiefvater erschossen, der sich später im Gefängnis auch noch das Leben nimmt. Und doch bleibt sie stark und geht Ihren Weg.


Aber es wird nicht einfacher, sie lebt in einer Hochhaussiedlung nähe Frankfurt. Vor acht Jahren ist Sascha mit ihrer Familie, damals noch ihrer Mutter Marina, ihrem Stiefvater Vadim und dem kleinen Stiefbruder Anton, als Russlanddeutsche von Moskau nach Deutschland übergesiedelt.

In Deutschland wurde dann etwa drei Jahre später ihre Stiefschwester Alissa geboren. Sie erzählt mir, dass sie kaum etwas über ihren leiblichen Vater weiß, nur dass er mehrere Doktortitel habe und einen miesen Charakter. Jedoch möchte sie auch keinen Kontakt zu ihm, weil er eine Abtreibung wollte und ziemlich viel Geld dafür bezahlte.


Als Sascha von ihrem Stiefvater Vadim geschlagen wurde, ließ Saschas Mutter sich scheiden. Und aus Eifersucht, dass es Marina auch gut geht ohne ihn, hat Vadim sie und ihren neuen Lebensgefährten Harry vor den Augen der Kinder erschossen. Er wurde verurteilt und saß im Gefängnis, bis er sich feige sein Leben nahm.


Die drei Kinder leben zurzeit in Obhut von Vadims Cousine Maria, die aus Novosibirsk zu ihnen gezogen ist um sich um die Waisen zu kümmern.


Nun habe ich die Möglichkeit als erste Reporterin mit Sascha zu sprechen. Als wir uns kennenlernen erklärt sie mir, dass sie eigentlich Alexandra heiße, Sascha aber die russische Kurzform sei, mit der sie angesprochen werden wolle. „Wenn ich mit Alexandra angesprochen werde, reagiere ich nicht.

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Manchmal denke ich, dass ich nie wieder neue Menschen kennenlernen will, weil ich es satt habe, jedem das Gleiche von vorn zu erklären“, sagt sie mir verzweifelt.


Sascha hat dunkles Haar, ist schlank, ein wenig kurzsichtig, wie sie mir erzählt und hat eine eher tiefe und kratzige Stimme mit leichtem Moskauer Akzent, aber hervorragendem Deutsch. Schon zu Beginn merke ich, dass sie sehr intelligent und begabt ist. Als ich sie nach der Schule frage, erzählt sie „Außer Deutsch kann ich auch Physik, Chemie, Englisch, Französisch und Latein.

Besonders gut kann ich Mathe. Wenn ich mal eine Zwei kriege, kommt der Lehrer zu mir und entschuldigt sich.“. Immerhin war Sascha auf einem sehr anspruchsvollen, mathematischen Lyzeum in Russland. Außerdem hat sie sich selbst das Lesen beigebracht und sehr schnell die deutsche Sprache gelernt.

„Ich finde es nicht gut, wenn jemand sein Leben verplempert.“, erläutert sie. Sie besucht seit der fünften Klasse das katholische Privatgymnasium Alfred-Delp-Schule. Sie vermutet aber, dass die Schule sie nur genommen habe, um ein bisschen Integration zu proben.“. Auch im Verlauf des Gespräches merke ich, dass sie sich nicht akzeptiert fühlt, obwohl sie alles versucht.


Sascha hat schon ein paar Male bei ihnen übernachtet, doch sie fühlt den Kontrast stark. Felix lebt in einem großen Einfamilienhaus, während Sascha im Russenghetto lebt. Jedoch sind beide Familien nicht intakt, die Mutter ist nach Berlin gezogen wegen ihrer Karriere.

Sie ist froh, dass sie eine zweite Familie gefunden hat, zu der sie flüchten kann. „Wenn ich dort aufgewachsen wäre, wäre ich eine ganz andere geworden, denke ich. Ich würde mich nicht prügeln, und ich würde wahrscheinlich auch weniger gnadenlos büffeln, selbst die Sachen, die mich überhaupt nicht interessieren.

Ich wäre zum Siegen geboren und müsste mich nicht so verzweifelt abstrampeln, um allen zu beweisen, dass ich auch wer bin“, sagte sie mir in einer traurigen Stimme.


Ich frage sie dann nach Maria, die sich um sie, Anton und Alissa kümmert. Lächelnd offenbart sie mir „Maria sieht viele Gründe, mich zu verehren. Ich erkläre ihr die hiesige Welt und begleite sie zu Einkäufen, bei denen ein Dolmetscher notwendig ist. Ich weiß, wie man Sozialhilfe beantragt und wie Kindergeld.“, doch sie erinnert sich an einen prägenden Moment, an den sie oft zurückblickt.

„ Ich bin hier so allein, die paar Russen hier im Viertel gucken mich alle so komisch an, die wissen, dass ich mit Vadim verwandt bin.“ Und auch Sascha merkt sowohl in der Schule als auch im Ghetto, sie sind nicht willkommen, immer werden sie in Verbindung mit ihm gebracht.

„Eine Familie, in der so ein Unglück passiert ist, die wird gemieden, Leute denken, so etwas steckt an.“, sagte Maria zu ihr.


Sascha erzählte mir auch, dass ihre Mutter immer wollte, dass ihre Schulfreunde sie mal besuchen könnten, aber Sascha war schon bei Mädchen aus ihrer Klasse zu Hause gewesen und konnte sich eine Umkehrung der Situation beim besten Willen nicht vorstellen. Außerdem durften ihre Freundinnen sie nicht mal besuchen, weil die Mütter Angst hätten.

Auch die Freundin von Alissa, Katja, durfte nicht zu ihnen nachhause, Katjas Bruder sagte „Meine Mutter hat halt Angst. Sie war an dem Abend zu Hause, als es bei euch geknallt hat.“


Sie versicherte mir aber, dass nun keiner umgebracht werden würde, denn er sei schon tot und keiner habe sie gewarnt, dass sie zu spät sein könnte.


Am Ende unseres Gesprächs frage ich sie nach ihren Zukunftsplänen und sie erzählt mir, dass sie gerne nach Prag gehen würde um dort eventuell neu anzufangen, weil sie sich nicht akzeptiert fühlt und ihrer Mutter nah sein will, da das einer der Lieblingsstädte ihrer Mutter sei.


Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Sascha ein sehr kluges und intelligentes Mädchen ist, das vor allem sehr stark ist und den richtigen Weg einschlägt. Es ist sehr bewundernswert, dass sie nicht aufgibt, jedoch finde ich es sehr schade, dass sie sich in Deutschland nicht akzeptiert fühlt. Ich wünsche ihr viel Glück und Erfolg für die Zukunft.


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