Hausaufgabe Textanalyse zu
Immanuel Kant 31.10.2012
Der vorliegende
Auszug aus dem Sachtext mit dem Titel „Beantwortung der Frage: Was
ist Aufklärung?“, welcher von dem Philosophen Immanuel Kant 1784
verfasst wurde, behandelt das im Titel enthaltene Thema und versucht
Ursachen und Wege aus der Unmündigkeit darzustellen.
Der Text wendet sich
daher an seine Mitmenschen, denen er den eigentlichen Vorgang und den
Grund der Aufklärung näher bringen möchte
Eingeteilt ist der
Text in fünf Sinnabschnitte, von denen der erste die Definition zu
dem Begriff der „Aufklärung“ enthält. Diese Definition setzt
sich aus der These „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus
der selbst verschuldeten Unmündigkeit“, der Erläuterung dieser
These, dass die Unmündigkeit nur deshalb selbst verschuldet ist,
weil man zwar seinen eigenen Verstand benutzen könnte, sich aber
lieber von anderen führen lässt, und des anschließenden Appells,
seinen eigenen Verstand tatsächlich zu nutzen, zusammen.
Hervorgehoben wird dieser Appell besonders durch die Verwendung des
Imperativs: „Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes
zu bedienen!“ (Zeile 6).
Immanuel Kant sitzt vertieft in seine Schriften zur Aufklärung in einer sonnendurchfluteten Bibliothek.
Der zweite
Sinnabschnitt erläutert die Ursachen der im Abschnitt davor
kritisierten Unmündigkeit. Als eine der Ursachen nenn Kant die
„Faulheit“ und die „Feigheit“ (Zeile 8) der Menschen, weil
sie sich daran gewöhnt haben, andere für sie entscheiden und
beurteilen zu lassen, weshalb man den Gebrauch des eigenen Verstandes
vernachlässigen kann. Die Aufmerksamkeit des Lesers wird zu Beginn
des Abschnittes zum einen durch die Erwähnung der beiden ethischen
Kategorien und zum anderen durch die Alliteration, die durch diese
Wortwahl deutlich wird, erzielt.
Eine weitere Ursache
ist laut Kant, dass ein Großteil der Menschen, der alle Frauen
umfasst, was durch die Metapher „das ganze schöne Geschlecht“,
(Zeile 17 f.) zum Ausdruck gebracht wird, die Mündigkeit für
gefährlich hält. Grund dafür sind diejenigen, die diese Personen
bevormunden, was in der Entstehungszeit des Textes zum einen die
Ehemänner gewesen sein könnten, aber auch die Herren und Väter.
Das dritte Argument
für den Grund der Unmündigkeit der Menschen ist die Gewohnheit und
nahezu unmögliche Loslösung von dieser, was an der Unterdrückung
liegt, welche den Menschen keine Möglichkeit für den Versuch, den
eigenen Verstand zu benutzen, bietet. Verdeutlicht wird diese
Unterdrückung durch die Metapher „die Fußschellen einer
immerwährenden Unmündigkeit“ (Zeile 35). Selbst den Personen, die
sich von der Unterdrückung losgelöst haben, wird der standfeste
Gebrauch aufgrund der Gewohnheit schwer fallen.
Die drei Argumente
dieses Abschnitts beziehen sich aufeinander und bauen aufeinander
auf, weshalb eine Steigerung beziehungsweise ein Klimax in der
Argumentationsstruktur zu erkennen ist.
Nach dieser
Erklärung der Ursachen folgt nun auf den Ursachen basierend der
dritte Sinnabschnitt, der die Wege aus der Unmündigkeit
hinauszukommen aufzeigt. Es wird zunächst gesagt, dass die Menschen
der Unmündigkeit entkommen können, wenn ihnen genug Freiraum zum
denken gelassen wird, weil es in der breiten Masse immer Personen
geben wird, die trotz einer Bevormundung dazu fähig sind.
Diese Aussage ist
ebenso wie die zur Gewohnheit gewordene Unmündigkeit eine These, die
Immanuel Kant aufstellt.
Ein Hindernis dieses
Weges besteht in dem Zeitaufwand, da der Prozess der Selbstaufklärung
wegen der Unterdrückung und Bequemlichkeit der Menschen verlangsamt
wird und durch Revolutionen und Aufstände auch nicht vorangebracht
werden kann.
Wie schon oben
erwähnt, ist der wichtigste Schritt um zur Mündigkeit zu gelangen
die Freiheit der Gedanken und die Freiheit des Verstandes, an denen
jeder teilhaben sollte.
Im vierten
Sinnabschnitt geh Kant auf die selbstbeantwortende, also rhetorische
Frage „Leben wir jetzt in einem aufgeklärten Zeitalter?“ (Zeile
62 f.) ein, die er mit „Nein“ beantwortet, will die Aufklärung
ein Prozess ist, in dem die Menschen erst lernen müssen, ihren
Verstand sinnvoll und selbstständig zu nutzen.
Der fünfte, und
damit auch letzte, Sinnabschnitt des Textes befasst sich abschließend
mit dem Stand der Aufklärung um 1784.
Die Menschen sind
auf einem guten Weg mündig zu werden, weil sie Freiheit im Denken
und Handeln haben, daher ist es das „Zeitalter der Aufklärung“
oder auch „das Jahrhundert Friederichs“ (Zeile 71 f.), das
Friedrich der Große im Sinne der Aufklärung handelte und auch
einige Werke unter Aspekten der Aufklärung einer kritischen Analyse
unterzog.
Die Wortwahl
Immanuel Kants, sowie seine klare Textstruktur, lässt darauf
schließen, dass sich der Autor vorher eingehend mit der Aufklärung
auseinandergesetzt hat und er selbst es schon geschafft hat, aus der
Unmündigkeit in die Mündigkeit überzugehen. Möglicherweise möchte
er die Menschen mit seinem Text nun an seinem erworbenen Verstand
teilhaben lassen und dazu auffordern, selbst aktiv zu werden.
Die Schlussfrage, ob
wir in einem aufgeklärten Zeitalter leben, welche Kant mit einem
klaren „Nein“ beantwortet, ist sowohl für das behandelte
Zeitalter ohne Probleme nachzuvollziehen, aber kann auch im heutigen
21. Jahrhundert gestellt werden, wo ich sie ebenfalls mit einem
klaren „Nein“ beantworten würde. Aufklärung ist ein Begriff,
der eine weite Bedeutung hat, und ein Vorgang, der nie vollständig
abgeschlossen sein wird. Zwar leben wir in einem Zeitalter, in dem
Wissenschaft und Technik enorme Fortschritte machen, aber es wird
immer Probleme und Fragen geben, die es zu lösen und zu beantworten
gilt. Daher kann man nie davon sprechen, dass jemand aufgeklärt ist,
schließlich lernt man sein ganzes Leben lang, Tag für Tag, etwas
neues dazu. Desweiteren hat niemand den gleichen Stand der
Aufklärung, was sowohl auf soziale Bedingungen, als auch auf andere
Lebensumstände wie zum Beispiel ungleiche Bildungsmöglichkeiten
zurückzuführen ist.
Um auf Kants
Bezeichnung „das Jahrhundert Friederichs“ zurückzukommen, so
finde ich, dass man Friedrich den Großen nicht als Leitfigur für
das gesamte Jahrhundert beziehungsweise für die Epoche der
Aufklärung einsetzen kann, weil er zwar einer der bedeutendsten
Monarchen dieses Zeitalters gewesen ist, aber nicht an dem
Voranschreiten der Aufklärung beteiligt war. Er war lediglich ein
Anhänger und Befürworter der Aufklärung.
Müsste man also die
Epoche mit Personen in Verbindung bringen, würde ich die Autoren und
Gelehrten bevorzugen, die maßgeblich dazu beigetragen haben, wie zum
Beispiel die französischen Verfasser der Enzyklopädie, Denis
Diderot und Jean-Baptiste d’Alembert, am Anfang der Aufklärung.
Abschließend möchte
ich noch auf den Satz „Ich habe nicht nötig zu denken, wenn ich
nur bezahlen kann“ (Zeile 15 f.) eingehen.
Meiner Meinung nach
kritisiert Kant damit den Adel und alle wohlhabenden Personen der
Zeit, denn er unterstellt ihnen, dass sie sich nicht einmal bemühen,
nachzudenken, weil sie sich die Dienste, und daher den Verstand
anderer Menschen, kaufen können. Daraus lässt sich zwangsläufig
schließen, dass er der Ansicht war, die ärmeren Leute sind stärker
auf ihren Verstand angewiesen und können diesen auch besser nutzen
und schneller weiterbilden, wenn ihnen dazu genug Möglichkeiten
gegeben werden.
Dieser Satz trifft
nicht nur auf die Epoche der Aufklärung zu, sondern lässt sich auch
auf die heutige Zeit übertragen. Allerdings haben die wohlhabenden
Personen bessere Chancen ihre Meinung mittzuteilen. Die Menschen, die
die eigentliche Arbeit für die berühmten und reichen Personen
machen, stehen im Hintergrund und bekommen dafür weder Anerkennung
noch Achtung. Deshalb, weil sich die Vermögenden alle Dienste
leisten können, wird sich dieser Umstand nie ändern. Weder heute,
noch in der Zukunft und auch damals war dies ein unveränderliches
Problem.
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