Fokus:
Mehrsprachigkeit
O.Tarmas:
Sprachlabor Deutschland
L. Stellmach: Das
Gehirn mehrsprachiger Kinder bleibt
länger flexibel
Bei den
beiden vorliegenden Sachtexten handelt es sich bei dem ersten Text um
eine gekürzte Version aus Geowissen von „Sprachlabor Deutschland“
des Autors Olaf Tarmas und bei dem zweiten handelt es sich ebenfalls
um eine Kürzung bei dem Text „Das Gehirn mehrsprachiger Kinder
bleibt länger flexibel“ von Lena Stellmach, welcher 2012 in der
Neue Zürcher Zeitung erschien. Beide befassen sich mit
Studienergebnissen, auf die Mehrsprachigkeit und den Bilingualismus
bei Kindern nach der Geburt. Im Verlauf wird mehr auf den aktuellen
Wissenstand eingegangen.
Im
ersten Sachtext „Sprachlabor Deutschlands“ von Olaf Tarmas
handelt es sich um die Studienergebnisse zum Erwerb einer zweiten
Sprache unter dem Aspekt je früher, desto besser.
Hierbei
bezieht Tarmas sich auf den Neurowissenschaftler Frederic Isel,
dieser führte aufwändige Testreihen durch um zu sehen, wie das
Gehirn in unterschiedlichen Altersstufen den Spracherwerb
verarbeitet. Isel fasst seine Forschung mit den Worten zusammen, je
früher ein Kind eine zweite Sprache erlernt es dabei zu
Überlappungen von Neuronenverbänden kommt, in der sie abgespeichert
wird. Der Zugriff und Wechsel zwischen zwei Sprachen sei im
Kindesalter leichter als im hohen Alter. Die rede sei dabei von einer
„kritischen Phase“ so Isel welche im Alter von zehn Jahren
ausläuft, bis dahin sollte ein Kind die Chance haben eine zweite
Sprache in muttersprachlicher Qualität zu erlernen. Dabei ginge es
in erster Linie um die Aussprache und Satzmelodie, denn die Grammatik
beziehungsweise der Syntax ist auch später noch erlernbar.
Neben
den hirnpsychologischen Ursachen zeigen sich auch psychologische
Gründe, dabei sei die Rede von der Pubertät in der sich der
Einfluss von Faktoren wie Scham oder Angst vor Fehlern verstärkt. Ab
diesem Zeitpunkt verschwindet das Nachahmen und Ausprobieren bei
einer Sprache.
Bei dem
Erwerb einer zweiten Sprache im frühen Alter erlernen Kinder auch
intellektuellen Gewinn somit reflektieren sie früh über sprachliche
Bedeutung und kulturellen Unterschieden. Dabei wird ihnen das
erlernen von weitern Sprachen leichtfallen genau so wie das leichtere
Umschalten zwischen mehreren Tätigkeiten auch „Multitasking“
genannt, so Tarmas.
Laut
der kanadischen Psychologin Ellen Bialystok kann die Altersdemenz bei
aktiver Zweisprachlern um vier Jahre herausgezögert werden.
Es
stelle sich die Frage, wieso nicht alle Schulkinder mehrsprachig
aufwachsen. Dies wird damit begründet, dass ein Kinderhirn nicht in
dem Sinne „abgefüllt“ werden kann denn sie lernen nicht wie
Erwachsene die Grammatik oder Vokabeln, Kinder erschließen sich
intuitiv eine Sprache durchs Zuhören und Nachahmen. Das würde nur
in einer zweisprachigen Familie funktionieren, in der das Kind
täglich regelmäßig und intensiv mit der Sprache auseinandergesetzt
wird. Es sei deswegen schwer in Kindergärten und Grundschulen
passende Lernformen zu finden, den ein wenig Alltagskommunikation sei
hier nicht ausreichend.
Um eine
Sprache zu erlenen geht es um das „Immersions-Prinzip“ welches so
viel wie das Eintauchen in eine Sprache bedeutet. Dafür sind in der
Schule Methoden nötig, ausgebildete Lehrer, neuartige Lehrmateriale
und außerdem viel Zeit. Hier herrscht er jedoch in Deutschland an
Ressourcenknappheit.
Mehrsprachigkeit
sollte nicht als Vorteil gesehen sondern auch als Problem gesehen
werden, bei dem das „Immersions-Prinzip“ ebenfalls eine Rolle
spielt. Denn die Kinder von Einwanderern erlernen Deutsch als
Fremdsprache, dabei lernen sie weder ihre Herkunftssprache noch das
Deutsche richtig und enden dann in einer „Doppelten
Halbsprachigkeit“, dieser Begriff beschreibt den Prozess wen Kinder
auf halbem Weg zwischen zwei Sprachen hängen bleiben.
In dem
zweiten Text „Das Gehirn mehrsprachiger Kinder bleibt länger
flexibel“ von Lena Stellmach, werden ähnliche Ergebnisse von
jedoch unterschiedlichen Studien im Vergleich zu Tarmas Ausarbeitung
gezeigt. Dabei geht es um die Fähigkeit bis wann das lernen einer
zweiten Sprache Erfolg zeigt und wie Kinder schon im frühem Alter
unterschiede von zwei Sprachen erkennen.
Es
handelt sich um individuelle Unterschiede, so gibt es auch Erwachsene
welche eine Sprache perfekt erlernen können und bei vielen Kindern
im Vorschulalter sei die Rede von einer Abnahme der Lernfähigkeit
durch erlernen einer zweiten Sprache im frühen Alter. In ihrer
Ausarbeitung bezieht sich Stellmach auf Neurowissenschaftlerin Steffi
Sachse die ähnliche Erkenntnisse wie Isel hat, auch sie geht von
einem Wendepunkt ab der Pubertät aus. Dies soll zu einer Abnahme von
Aussprache und Grammatik führen, der Erwerb eines umfassenden
Wortschatzes sei auch im hohen Alter noch möglich. Andere Forscher
vermuten unterschiedliche Zeitfenster, in denen verschiedene Aspekte
der Sprache in Perfektion erwerbt werden können. Sprachfähigkeit
sei auch von Motivation und Begabung beeinflusst, dazu gehört auch
wie häufig und gut mit einem Kind in einer zweisprachigen Familie
geredet wird.
Eine
weiter Forschung welche Lena Stellmach aufnimmt ist die der
Laut-Unterschiede bei Babys wozu die ersten Experimente bereits in
den 1980er-Jahren stattfanden. Diese Ergebnisse zeigten das
Neugeborene Phoneme, die in verschiedensten Sprachen verwendet
werden, unterscheiden können was sonst schon Erwachsenen schwer
fällt, dabei unterstützten EEG-Messungen diese Aussage. Damit sei
es plausibel zu erklären, dass das Gehirn multilingual zur Welt
kommt. Doch weitere Forschungen und Studien zeigten auch, das es für
Babys ab dem 6. Lebensmonat Phonemen-Unterschiede immer schlechter
erkannten. Außerdem sei das frühe erkennen von Unterschieden in der
Hinsicht positiv, dass diese Babys selbst eher anfingen früher das
Sprechen zu erlernen, somit spezialisiert sich das Gehirn.
Patricia
Kuhl sagt, dass Nervenzell-Netzwerke so angelegt seien, dass das
Hören einer Sprache optimal verarbeitet werden kann. Ihr Team
zeigte, dass sich Kinder die von Geburt an zwei Sprachen hören, sich
auch auf diese beiden spezialisiert. Mit weitern EEG-Messungen wurde
gezeigt das Kinder im Alter von 10 bis 12 Monaten auf feine
Phonemen-Unterschied in beiden Sprachen reagieren. Doch auch hier
gibt es Nachteile, somit kann eine frühe Spezialisierung bei
monolingualen Kindern auch aufgehalten oder rückgängig gemacht
werden. Außerdem gab es keinen Effekt beim Lesetraining, bei Kindern
die ihre Eltern nicht echt sahen, sondern nur im Fernsehen sahen oder
über Aufnahmen hörten. Damit schloss Kuhl auf eine wichtige
Funktion von sozialer Interaktion im Spracherwerb.
Annick
De Houwer bezieht sich im Artikel von Stellmach auf weiter Nachteile,
denn auch nicht alle bilinguale Kinder lernen zwei sprachen mit hohem
Perfektionsgrad und dadurch kann sich die allgemeine sprachliche
Entwicklung verzögern, dann wird der Familie geraten eine Sprache
auszusetzen. Somit sollte die Familie darauf achten, mit bilingualen
Kindern viel zu sprechen und dabei sollte das Verhältnis beider
Sprachen ausgeglichen sein, dann haben sie gegenüber einsprachigen
Kindern einen gewissen Vorteil. Diese Vorteile spiegeln sich in
Studien wieder die zeigen, dass zweisprachige Kinder schneller Lesen
lernen und Denkaufgaben mit hoher Flexibilität besser bewältigen.
Es ist
jedoch nicht nur von Vorteilen zu sprechen, denn es hieß lang das
zweisprachige Kinder später beginnen würden zu sprechen, doch das
sei auf Grund hoher Variabilität nicht prüfbar. Dabei soll es auch
keinen unterschied bei den typischen Sprach-Meilensteine geben, denn
diese beherrschen bilingualen Kinder genau so schnell wie
monolinguale.
Allgemein
sagt Stellmach, dass die Studien schwer zu interpretieren sein da es
auch unterschiedliche Formen von Mehrsprachigkeit gibt und auch Ärzte
seien bei der Beurteilung hilflos.