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Unterrichtsplanung

Sachanalyse zum Bilderbuch Johanna im Zug

1.216 Wörter / ~4 Seiten sternsternsternstern_0.25stern_0.3 Autor Franz D. im Aug. 2014
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Unterrichtsplanung
Deutsch

Bilderbuchanalyse Im Unterricht

Universität, Schule

Katholische Universität Eichstätt - KU

Note, Lehrer, Jahr

2,0; 2013

Autor / Copyright
Franz D. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.26 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternstern_0.25stern_0.3
ID# 41548







Überblick: Die Unter­richts­pla­nung liefert struk­tu­rierte Anlei­tungen und fundierte Methoden zur effek­tiven Inte­gra­tion von Bilder­bü­chern in den Bildungs­pro­zess, fördert die Werte­er­zie­hung und Sprach­för­de­rung und unter­stützt Lehr­kräfte bei der Auswahl geeig­neter Mate­ria­lien für eine ästhe­ti­sche und emotio­nale Bildung.
#Bilderbuchanalyse#Werteerziehung#Sprachförderung


Sachanalyse Bilderbuch Johanna im Zug



Heutzutage nehmen die Werteerziehung und die Sprachförderung im Bildungsprozess eine immer wichtigere Schlüsselrolle ein. Es gibt mehrere Gründe, die für den Einsatz des Bilderbuches als Möglichkeit zu Vermittlung von Werten und Sprache sprechen (vgl. Ritter/ Ritter 2009, S. 1). Zuerst soll jenes genauer definiert werden.

Jens Thiele bezeichnet das Bilderbuch als eine spezielle Untergattung der Kinderliteratur, die in der Regel nicht 30 Buchseiten überschreitet und sich durch eine enge Wechselbeziehung von Bild und Text auszeichnet(Thiele 2003, S. 71).

Des Weiteren zeichnen sich Bilderbücher durch eine lange Nutzungsdauer aus (vgl. Hurrelmann 2010, S. 10). Meistens werden diese auch über mehrere Generationen hinweg weitergegeben, wie beispielsweise der Klassiker Struwwelpetervon dem Frankfurter Arzt Heinrich Hoffmann aus dem Jahr 1845.

Die relativ begrenzte und niedrige Seitenzahl, machen es für Kinder sehr ansprechend. Der Zugang zum Werk wird erleichtert, dadurch dass die Art des Geschichtenaufbaus den mündlichen Erzählungen gleicht und sie in einer Erzählform geschrieben worden sind. Nach Hurrelmann teilt sich die Geschichte des Bilderbuchs oftmals in folgende Aspekte auf: Ausgangssituation, Komplikation, Auflösung. Häufig wird diese Struktur abgerundet durch Orientierung und Abschluss (vgl. Hurrelmann 2010, S. 9).

Als Lehrkraft wird man oft vor die Wahl gestellt, welche Materialien der guten Wissensvermittlung und -veranschaulichung dienen. Es gibt mehrere Gründe für den Einsatz von Bilderbüchern als Lehrmittel, die hier im Folgenden erläutert werden sollen:



Ästhetische Erfahrung und Gattungsbewusstsein

Das Bilderbuch liefert eine automatische Fächerverbindung von Deutsch und Kunst abseits des tatsächlichen Inhalts. Insgesamt bietet die Gattung heutzutage nicht nur eine Vermittlung über die klassische Materialität des Papiers, sondern auch über unterschiedliche Medien, wie kleinen Lautsprechern, Pop Up Seiten, Einsatz unterschiedlicher Materialien oder auch Durchgreifseiten. Dadurch soll auch die taktil-haptische Auseinandersetzung mit dem Medium erreicht werden (vgl. Thiele, 2010, S. 16). Durch oftmaliges Erleben und Verstehen soll schließlich ein Medialitätsbewusstsein sowie eine bildästhetische Kompetenz geschaffen werden.

Darüber hinaus entsteht automatisch eine Auseinandersetzung mit den Bildern, die zur Ausbildung der Symbolfunktion der Illustrationen hinführen soll. Laut Hurrelmann soll im Dialog durch die Verbindung der Bilder und Sprache ein kulturelles Lernen stattfinden (vgl. Hurrelmann 2010, S. 7).





Emotionale Beteiligung

In den Bilderbüchern werden hauptsächlich Gegenstände aus der Lebenswelt der Kinder gezeigt. Die Erzählperspektive geht vorwiegend vom Kind aus, wodurch die Beteiligung an fremder Erfahrung durch Empathie erleichtert wird (vgl. Hurrelmann 2010, S.9).

Mithilfe des Mitgefühls wird das lesende oder zuhörende Kind mit Einstellungen und bestimmten Rollen konfrontiert. Dadurch werden Verhaltensweisen überdacht. Im Bilderbuch selbst werden dann alternative Ideen zum Verhalten geliefert, die als Lösungsvorschläge für ein besseres Handeln wahrgenommen werden sollen.

Das Bilderbuch hat auch eine erzieherische Funktion, indem moralische und ethische Werte thematisiert werden. Insgesamt kann dieses Medium die Bedeutung von Toleranz, Rücksichtnahme, Akzeptanz sowie Anderssein vermitteln (vgl. Mayer et. al. 2008, S. 80 f.).

Heutzutage werden Thematiken, wie Scheidung, Tod oder Ähnliches in den unterschiedlichsten Werken thematisiert, wodurch das Bilderbuch mit seinen emphatischen Angeboten als psychische Entlastung für die Kinder wirken kann. Dadurch kann sich das Kind distanziert dem Thema nähern und mögliche alternative Verhaltensweisen verinnerlichen und erlernen (vgl. Mayer et. al. 2008, ebd.). Demzufolge kann man sagen, dass das Bilderbuch als ein Mittel zum Verarbeiten von Erlebnissen genutzt werden kann. Nach Hurrelmann werden Kinder somit mit einer Grundform der Erfahrungsverarbeitung konfrontiert, wobei das Bilderbuch als Spiegel für die eigene psychische Situation dient. So gesehen können selbst erlebte Ereignisse in Form von Geschichten kommunizierbar und verarbeitet werden (vgl. Hurelmann 2008, S. 9).



Sprachliche Mittel des Bilderbuchs

Das Bilderbuch ist im Hinblick auf die sprachlichen Merkmale eine ganz besondere Gattung. Es zeichnet sich durch die doppelte Leseart aus. Damit ist gemeint, dass die Geschichte sich einerseits über Bilder erschließen lässt, aber andererseits auch die Texte gelesen werden können. Dadurch wird eine intensive Wechselwirkung von Bild und Text geschaffen. Dies finden wir auch in den heutigen Medien wieder, die ein Geflecht aus Bild und Text darstellen (vgl. Thiele 2010, S. 14).

Aufgrund der häufigen zweifelhaften Wahrheiten der Werbung, ist es eine wichtige Voraussetzung für die Schüler und Schülerinnen eine Bildkompetenz zu erlernen. Neben dem Bildverständnis ist es auch von Bedeutung, das Bilderlesen zu schulen (vgl. Thiele 2010, ebd.). So sollen die Schüler und Schülerinnen an den Bildern im Bilderbuch lernen und Kompetenzen wie Wahrnehmung, Verständnis oder kritisches Hinterfragen erwerben.

Ein weiterer Punkt, weshalb Bilderbücher für den Unterricht geeignet sind, ist, dass sie das Erzähl-Verstehen durch die Vergegenwärtigungskraft fördern (vgl. Hurrelmann 2010, S.9). Durch die Einfachheit der Texte, kann das Lesen und Betrachten der Bilderbücher in dem jeweils eigenem Tempo erfolgen (vgl. Thiele 2010, S. 14).

Des Weiteren wird betont, dass das Vorlesen von Bilderbüchern als wichtigster Faktor für die Anbahnung eines sinnvollen Freizeitinteressesgesehen wird. Auch das gemeinsame Betrachten und Vorlesen kann der vorbereitenden Einführung in den Schriftspracherwerb dienen. Dabei erfahren die Kinder, dass eine Zeile von links nach rechts und eine Seite von oben nach unten gelesen wird(vgl. Mayer et. al. 2008, S. 83).

Außerdem merken sie, dass die Schriftsprache (Grapheme) in Lautsprache (Phoneme) umgesetzt werden. Hier kann der Vorleser unterstützend noch mit dem Finger die Leserichtung andeuten und aufzeigen welches Wort er gerade vorliest. So kann das Kind sogar ihm bekannte Wörter lernen beziehungsweise ihm bekannte Grapheme in Phonemen wiedererkennen.

Nach Hurrelmann sind Bilderbücher eine Ressource der personalen und kulturellen Entwicklung von Kindern. Mit ihnen wird zugleich ein Fundament gelegt für den Aufbau von Lesekompetenz - vor und parallel zum Lesen lernen im buchstäblichenSinne (vgl. Hurrelmann 2010, 10).



Empfehlungen zur Buchauswahl

Das Bilderbuch Johanna im Zugzeigt sich als offenes literarisches Angebot, das in unterschiedliche Richtungen aus dem konventionellen Muster eines klassischen Bilderbuches ausbricht (vgl. Ritter/ Ritter 2009, S. 4). Dies beginnt schon in der tatsächlichen Handlung, indem der Leser die Geschichte vom Schreibtisch der Autorin verfolgen kann. Dies bietet die Möglichkeit die Entstehungsgeschichte eines Buches nachzuvollziehen (vgl. a.a.O., S. 1). Durch die Interaktion zwischen Zeichnerin und Schwein treten die Quasi-Realität der Zeichnerin und die Fiktion der Geschichte in einen Dialog, wobei die eigentliche literarische Ebene sich von ihren Entstehungskontext zu lösen versucht. Es hat fast eine emanzipatorische Tendenz, da das Schwein Johanna bis zu ihrer Zufriedenheit einiges einfordert und letztendlich ganz von der Schöpferin löst (vgl. a.a.O., S. 4 f.).

Insgesamt zeichnet dieses Buch die starke Offenheit in verschiedenen Dimensionen aus:

Es wird die Ebene der Schöpfung, die eigentlich dem Entstehungsprozess vorangegangene Phase des Erfindend und Umsetzend der Geschichte thematisiert. Des Weiteren gibt es diese starke Interaktion zwischen Zeichnerin und Johanna, die viel Spielraum für Experimente, Versuche und Revisionen und damit die Unbestimmtheit des Ergebnisses lässt. Selbst am Ende ist die Handlung nicht abgeschlossen, denn Johanna löst sich von der Verfasserin und beginnt ein unabhängiges Leben. Das Material bietet sich als Handlungsanlass an, indem es bei der Rezeption viel Stärker den Leser und Betrachter als Sinnkonstrukteur fordert, ihn die Option Johannas und der Zeichnerin nachempfinden lässt, ihn mit den Auswahlprozessen konfrontiert und in diesem Zusammenhang natürlich auch eigene Vorstellungen entstehen lässt (vgl. a.a.O., S. 5)

Literaturverzeichnis:

Hurrelmann, Bettina: Bilder. Bücher. - Bilderbücher! Geistige Nahrung und Grundlegung literarischer Kompetenz. In: Grundschule 42 (2010) 11, S. 6-10

Mayer, Andres/ Reber, Karin/ Schönauer-Schneider, Wilma: Ohne Sprache geht es nicht. Sprachheilpädagogischer Unterricht. In: Grohnfeldt, Manfred (Hrsg.): Didaktik in der Sonderpädagogik. Festzeitschrift zum 60. Geburtstag von Dr. Stephan Baumgartner. Rimpar: Ed. von Freisleben, 2008

Thiele, Jens: Das Bilderbuch. Ästethik- Theorie- Analyse- Didaktik- Rezeption. Oldenburg: Isensee, 2000

Thiele, Jens: Handbuch Kinderliteratur. Grundwissen für Ausbildung und Praxis. Freiburg im Breisgau: Herder, 2003

Thiele, Jens: Die Bildlichkeit der Welt. Chancen des Bilderbuches in der Schule. In: Grundschule 42 (2010) 11, S. 14-16

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