Kurzfassung: "Der Trafikant" von Robert Seethaler erzählt die Geschichte des jungen Franz Huchel, der in Wien seine Lehrjahre beginnt. Im Zuge dessen begegnet er Sigmund Freud und verliebt sich, während er mit den Herausforderungen des Erwachsenwerdens konfrontiert wird. Der Roman verwebt persönliche Entwicklungen mit dem historischen Kontext des Nationalsozialismus. Die Rezension beleuchtet die sprachliche und inhaltliche Gestaltung des Werkes und lädt zur Auseinandersetzung mit den vielschichtigen Charakteren ein.
Im historischen Roman „der Trafikant“, der von Robert Seethaler im August 2012 im Verlag Kein & Aber, Zürich, veröffentlicht wurde, geht es um die Coming-of-Age-Geschichte des 17-jährigen Franz Huchel, dessen alleinerziehende Mutter für ihn eine Lehrstelle bei Otto Trsnjek in einer Trafik, einem Tabak- und Zeitungsgeschäft, besorgt und Franz alleine nach Wien schickt, wo für ihn ein neuer Lebensabschnitt im Jahre 1937/38 beginnt.
Dort verliebt er sich in Anezka, eine 20-jährige erfahrene Böhmin, mit der Franz seine erste sexuelle Beziehung eingeht. Auch trifft er den bekannten Psychoanalytiker Dr. Sigmund Freud, der Franz‘ Offenheit und jugendliche Unbedarftheit bewundert und ihm bei seinen Problemen so gut es geht weiterhilft.
Im Werk geht es hauptsächlich um das Erwachsenwerden in der Zeit des Nationalsozialismus, in dem zentrale Elemente, wie Freundschaft, Liebe, Eifersucht und Kummer angesprochen werden und somit die Zielgruppe sowohl aus Jugendlichen als auch Erwachsenen besteht.
Die Intention des Autors besteht darin, die Lebensgeschichte eines jungen Erwachsenen mit einem kleinen, aber sehr wichtigen Ausschnitt des Lebens des berühmten Dr. Freud zu verflechten und damit eine einzigartige und authentische Handlung hervorzubringen.
Da die verschiedenen Handlungsstränge ineinander verwoben sind und die Lebensgeschichte von Franz nicht in Kapiteln, sondern weitgehend in ihrer zeitlichen Reihenfolge erzählt wird, lässt dich das Werk in fünf chronologische Sinnabschnitte teilen. Im ersten Abschnitt (S.1-22), welches im Spätsommer 1937 spielt, führt Franz Huchel ein bisher gemütliches Leben in seiner Heimat Nußdorf am Attersee, da seine Mutter eine Geliebte des reichen Mannes, Alois Preininger, ist und regelmäßige Geldbeträge von ihm bekommt.
Doch als er tödlich verunglückt und die finanzielle Unterstützung ausbleibt, schickt sie Franz zu ihrer ehemaligen Sommerliebe Otto Trsnjek, der ihr ein Gefallen schuldet und er deshalb ihren Sohn als Lehrling in seiner Trafik aufnimmt. In Wien angekommen, lernt Franz, wie wichtig es als Trafikant ist, über Interessen der Stammkunden, die Tabakwaren und den täglich neuen Inhalt der Zeitungen Bescheid zu wissen, um die Kunden beim .....[Volltext lesen]
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Im vierten Sinnabschnitt (S.160-247), in dem es Frühling wird, behält er als Übernehmer der Trafik weiterhin den brieflichen Kontakt mit seiner Mutter. Auch in seiner Heimat verbreitet sich der Einfluss der Nationalsozialisten. Franz fängt an, regelmäßig seine nächtlichen Träume aufzuschreiben und sie auf dem Schaufenster aufzukleben.
Im Mai wird Franz offiziell über Ottos Tod benachrichtigt, woraufhin er mit Ottos einbeiniger Hose den Fleischmeister konfrontiert und ihm ein schlechtes Gewissen macht. Franz‘ Versuch, zusammen mit Anezka zu fliehen, scheitert, als er erfährt, dass sie mit einem Nazi zusammen ist.
Sigmund Freud, dessen Wohnort nicht mehr sicher ist, geht nach London ins Exil und raucht zum Abschied mit Franz gemeinsam eine Zigarre. Bevor er von der Gestapo verhaftet wird, hängt Franz seinen allerletzten Traumzettel auf.
Der letzte Sinnabschnitt des Romans (S.247-250) handelt von Anezka, die nach sieben Jahren die verlassene Trafik besucht und den zerrissenen Traumzettel von Franz wiederfindet.
Im Folgenden wird die Gestaltung des Werks sowohl auf inhaltliche als auch auf sprachliche Ebene genauer betrachtet. „Der Trafikant“ wurde stark mit den historischen Ereignissen des aufkommenden Nationalsozialismus 1937/38 verknüpft, welches man durchgängig an den Zeitungsberichten und an der allgemeinen Stimmung der Österreicher im Laufe des Romans erkennt.
Vermutlich durch eine intensive Recherche des Autors gelingt es ihm, eine zur entsprechenden Zeit passende Gesamthandlung zu gestalten, die inhaltlich insgesamt glaubwürdig rüberkommt. Ein wenig skeptisch könnte man aber die recht stark entwickelte Freundschaft zwischen Dr.
Freud und Franz betrachten, da es unwahrscheinlich ist, dass der berühmte Begründer der Psychoanalyse sich so viel Zeit für einen einfachen Dorf.....
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„Der Trafikant“ ist mit seinen vielen erinnerungswürdigen Zitaten und Weisheiten, sowie mit seinem etwas naiven, aber authentischen Protagonisten Franz Huchel ein charmantes und empfehlenswertes Buch, das jeden, egal wie alt, zum Schmunzeln, Nachdenken und Träumen bringen kann.
Der Trafikant - Unrealistischer „Vogelscheißebatze­n“1 oder „kleine Kostbarkeit“2? Gelingt es Robert Seethaler ein Ausrufezeichen im Bereich der Gegenwartsliteratu­r zu setzen oder sollte das Buch lieber im Regal verstauben? Der im November 2013 erschienene Roman „Der Trafikant“…
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