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Hausübung
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Karl-Franzens-Universität Graz - KFU

Dürrenmatt: Der Besuch der alten Dame WS 2007

Cosima E. ©
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ID# 22616







Reportage Reportage Backstage Friedrich Dürrenmatt: Der Besuch der alten Dame

El Heliebi

Reportage


Friedrich Dürrenmatt: Der Besuch der alten Dame

Graz Schauspielhaus


Backstage


Ein normaler Theaterabend aus der Sicht der Zuschauer!

Festlich gekleidete Menschen betreten den Zuschauerraum, begrüßen Bekannte, blättern in ihren Programmheften. Neugier auf das, was kommen soll, macht sich breit.


Und was haben die Kritiker nach der Premiere berichtet?


„Ein gelungener Abend, der nachdenklich stimmt, trotz bunter Verpackung“


aber auch Kommentare wie „Beweglich aber nicht bewegend“

oder

In "Der Besuch der alten Dame" am Grazer Schauspielhaus übernimmt ein Fleischberg von einer grotesken Puppe die Titelrolle.


So die Kommentare zur umstrittenen Inszenierung des jungen Berliner Regisseurs Tom Kühnel des Besuchs der Alten Dame

Für das Ensemble des Grazer Schauspielhauses ist dieser Abend hinter den Kulissen und auf der Bühne ein Abend wie jeder andere.


Eineinhalb Stunden vor Beginn des Stückes im Haus sein, in die Maske, sich über die Visagistinnen, die sich wieder einmal über die Unpünktlichkeit gewisser Darsteller mokieren, amüsieren, danach wieder hinauf in die Garderobe.

Das Kostüm, das seit der letzten Vorstellung wieder einmal ein bisschen enger geworden zu sein scheint, unter den vielen Kostümen der anderen Statisten finden und schnell überwerfen und hinunter auf die Bühne laufen. Otto, der Inspizient, ruft zum wiederholten Male alle Beteiligten zum Auftritt.


Seitlich der Bühne tummeln sich noch - hoffentlich von den Zuschauern unbeobachtet – Lichttechniker, Bühnen- und Maschinenbauer, um die letzten Vorbereitungen zum Beginn der Vorstellung zu treffen.


Der Geruch von alten Möbeln steigt in die Nase, die Scheinwerfer, die der Luft jeglichen Sauerstoff zu entziehen scheinen, erschweren das Atmen.

Es ist heiß und stickig, das Licht der Scheinwerfer brennt unbarmherzig auf das sowieso schon zu enge, rabenschwarze Kostüm.


Der Vorhang geht auf.


Kleine Klebestreifen -Termin genannt- gilt es auf dem Boden der Bühne zu beachten, denn diese zeigen genau an, wo auf der Bühne man sich an zu welchem Zeitpunkt befinden muss.

Eine Perspektive, die wohl vielen Zuschauern des Schauspielhauses für immer verwehrt bleibt.


Max Mayer, der den Pfarrer mimt- hinter der Bühne noch mit Krücken umherstolpernd -da er sich bei einer anderen Produktion wegen seiner Neigung zur Übertreibung die Kniescheibe ausgekegelt hat - schreitet langsam auf die Bühne, bemüht sich, sich nicht anmerken zu lassen, dass er die Hälfte der Regieanweisungen ob seiner Verletzung nicht ausführen kann.


Und dann betritt Daniel Friedrich, der Buddhist, in diesem Stück ILL- die Bühne. Seine Präsenz ist unbeschreiblich. Er entführt einen in dem Augenblick, in dem er die Bühne betritt, in eine andere Welt. Mit ihm zu spielen bedeutet sich im Stück zu befinden. Bis zum Schlussapplaus.


(Doch nun wieder zurück zum Stück.)

Inzwischen ist man im zweiten Akt angelangt und bis jetzt noch ohne größere Zwischenfälle. Ein vergessener Satz hier, ein leicht verspäteter Einsatz da, doch das scheint das Publikum nicht weiters zu bemerken.


Ein Techniker vergisst den Vorhang des Schnürbodens aufzuziehen dann gilt es schnell nach einem anderen Weg zu suchen, die Bühne zu verlassen.



Dann wieder auf die Bühne zum nächsten Auftritt

Immer wieder lauernd, ob denn wohl die Zuschauer dieser Vorstellung an den richtigen Stellen lachen werden, ob die vom Regisseur in monatelanger Arbeit ausgedachten Pointen heute wohl gut ankommen werden.

Auf der Bühne scheint all das vergessen.

Die Musik, das Licht, all die Szenen, die bei den Proben tausendfach geübt, geändert und dann doch wieder in die als erste probierte Version umgeändert wurden, fühlen sich fast schon wie Routine an. Und doch ist es jedes Mal anders. Es gilt flexibel zu bleiben, Improvisation scheint das Um und Auf eines jeden Darstellers zu sein.



Einer der kleinen Chorknaben wird kreidebleich, er blickt verzweifelt den Chorleiter suchend, tapfer wankt er langsam von der Bühne, irritierte, besorgte Blicke der sich auf der Bühne befindlichen nach sich ziehend und übergibt sich(so leise wie möglich) in der Inspizienten-Kabine.

‚Der arme Kleine’ dachten wohl einige;

doch keine Zeit um sich weiter mit dem Gedanken zu befassen.

The show must go on


Und trotz all dem:


Auf den Brettern, die die Welt bedeuten, ist die Illusion Wirklichkeit geworden!



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