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Hausübung
Islamwissenschaft

Goethe Universität Frankfurt am Main

2, Takim, 2010

Gerhard T. ©
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ID# 28961







Religionsgespräche im MA im Kontext der Begriffe Identität und Differenz

Ab dem 8 Jh. seit der Eroberung Spaniens und der Einnahme Siziliens waren Muslime als Herrscher im Abendland präsent. Auch die spätere Rückeroberung brachte kaum Ruhe. Denn im 15. Jh. drängten die Osmanen über den Balkan nach Europa.

Der Bedrohung wurde vornehmlich durch Waffengewalt versucht Einhalt zu gebieten. Hoffnung wurde zeitweilig auch in die Mission gesetzt. Diese Bemühungen schlugen allerdings fehl.

Also musste eine neue Idee her. 1454 mit dem Fall Konstantinopel war es dann soweit: Man wollte eine Konferenz abhalten, auf der sich die Vertreter der verschiedenen Religionen begegnen sollten und über die Wahrheiten ihres Glaubens zu disputieren.

Entsprungen ist diese Idee Johannes von Segovia ( 1395-1458; span. Theol.). Er unterbreitet sie Jean Germain, Bischof von Châlon-sur-Saône, Papst Pius II und Nikolaus von Kues. Letzterer scheint ein großer Verfechter dieses Vorschlages zu sein.

Kues wurde 1401 in Kues an der Mosel geboren als Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns, wodurch ihm sein Studium ermöglicht wurde. Seine Interessengebiete waren neben der Philosophie, das Kirchenrecht, sowie Mathematik und Astronomie. Er war ab 1448 Kardinal und Legat des Papstes. 1450 wurde er Bischof von Brixen.

Oft ist zu lesen, dass Kues sich intensiv um einen Brückenschlag zum Islam bemüht habe. Auf jeden Fall ist er weltoffen und wissenshungrig. Das Gegenüber scheint sein Interesse zu wecken.

Um mehr über den Islam zu erfahren, schlägt er vor christliche Kaufleute, die bei den Sarazenen leben, aus erster Hand berichten zu lassen. Sein Interesse für den Islam ist groß. Er studiert den Islam über Jahre theoretisch.

1437 reist er im Auftrag des Papstes nach Konstantinopel. Er verhandelt mit der ost-römischen Kirche. Aufgrund dessen und der Teilhabe an einer Diskussion mit den Hussiten, könnten Kues zu einem idealen Gesprächspartner einer solchen Konferenz machen lassen.

Das Werk „ De pace fidei“ (Über den Frieden im Glauben), das Kues im Horizont der Eroberung Konstantinopels schrieb, scheint ein weiterer Beitrag im Dialog der Religionen zu sein. Kues fordert auf, aufzuhören im Namen der Religionen Schandtaten zu verüben.

Geschildert wird ein fiktiver Dialog zwischen Vertretern aller großen Nationen und Glaubensgemeinschaften, die letztendlich über die Grundwahrheiten der Religionen übereinstimmen werden.

Kues wusste wohl, dass er mit so einer Schrift kaum Annäherung erzielen konnte. So griff er auch auf das Mittel der Polemik zurück. Interessant ist auch die Tatsache, dass er nie kategorisch einen Kreuzzug gegen die Türken ausschloss. Zugute halten kann man Kues jedoch, dass sein eigentliches Anliegen der Dialog, das Gespräch der Religionen war.

„Cribratio Alkorani“ (Sichtung des Korans; 1460) eine andere Schrift Kues, legt eine gewisse Offenheit an den Tag. Er betrachtet den Islam aus verschiedenen Perspektiven. Er entwirft kein starres, festes Bild.

Er meint: „Alle Menschen trügen in sich ein Streben nach Gott“. Aber jedem Menschen sei die wahre Erkenntnis versperrt. Deshalb kamen „viele, um uns den Weg zum Heil zu weisen“. Unter ihnen Mose, Jesus und Muhammad. Diesen Dreien seien die bekannten Wege zu verdanken. Aber lediglich Jesus als die „allwissende göttliche Weisheit“ (omnisciens divina sapientia), könne die Wahrheit gewusst haben.

Mose und Muhammad waren nur Menschen und damit – wie in der Anfangsthese behauptet – nicht in der Lage, der Erkenntnis des Göttlichen wirklich teilhaftig zu sein.

Von Muhammad wird weiter gesagt, dass er die Wahrheit gesucht habe.

Kues verfällt hier zunehmens der mittelalterlichen Polemik. Er greift eine Legende auf, wonach Muhammad zunächst Christ gewesen sei und dann aber von drei listigen Juden vom Glauben abgebracht worden sei, die nach seinem Tod den Koran verfälscht hätten.

Das Bild vom Propheten wird so schwarz gefärbt. Er war sozusagen an der Wahrheit dran – hat sie berührt – und habe sie dann wieder verloren. Kues folgert: er könne den christlichen Glauben nur aufgegeben haben aus Unwissenheit (ignorantia), aus böser Absicht (perversitas intentionis) oder weil er selbstherrlich war und nach seinem eigenen Ruhm strebte (sui ipsius gloriam quaesivit).

Folglich sei auch der Koran nicht das Wort Gottes, sondern vielmehr Teufelswerk.

Dies als Basis eines Gesprächs ist wohl undenkbar.

Aber wie gesagt, Kues entwirft kein starres Bild. Denn im nächsten Schritt mutmaßt er, dass Muhammad eine Figur im göttlichen Heilsplan sei.

Klug sei der Prophet, weil er seine ungebildeten arabischen Landsleute kenne und angeblich wisse, dass er die christliche Wahrheit nicht auf einmal predigen könne. Deshalb führte er sie vom Götzendienst zum Monotheismus mit Hilfe des Korans, der die wichtigen Wahrheiten des Christentums ansatzweise beinhalte.

So wird auf Muhammad ein etwas helleres Licht geworfen. Der Koran allerdings ist ambivalent.

Für Kues bedeutet es daher, dass die wahren, schönen Dinge im Koran dem christlichen Evangelium zugrunde liegen. Folglich ist der Koran ein Abglanz des Christentums. So meint er Hinweise auf alles wichtigen christlichen Dogmen im Koran finden zu können( Gottessohnschaft, Kreuzestod, Auferstehung, Trinität).

Leitend für ihn ist der Gedanke, dass der Koran die ganze christliche Botschaft enthielte. Dies glaubte er mit Cribratio beweisen zu können.

Jedoch deutet er Textstellen um oder missversteht diese aufgrund von Übersetzungsfehlern. So ein Fehler unterlief beispielsweise in Sure 2 Vers 129: „Und lass, Herr, unter ihnen einen Gesandten aus ihren eigenen Reihen auftreten“.

Einen Dialog zwischen den Religionen scheinen seine Schriften nicht grade zu fördern. Außen vor bleibt dabei die Polemik. Sie war wohl Usus dieser Zeit.

Schwerwiegender ist die Tatsache, dass Kues den Koran erklären wollte, ohne seine Sprache zu beherrschen. Er verstand schlichtweg dessen Wortlaut häufig nicht, weil er nicht in der Originalsprache lesen konnte. Auch hinterfragt er problematische Textstellen nicht, was wohl erst später im Humanismus der Fall ist.

Neben diesen Schwierigkeiten einen Dialog zu führen, kommt als entscheidend hinzu, dass der sich heraussucht, was ihm passt. Dies auf den christlichen Glauben bezieht und dann zu dem Schluss kommen will, dass der Koran im Christentum wurzelt.

So gesehen verschließt sich Kues gegenüber der Schrift des Korans. Er will sie nicht verstehen. Rückfragen an die islamische Exegese scheint er nicht zu machen, sondern legt den Text pauschal auch für Muslime, selbst aus.

So können Kues Überlegungen keinen idealen Ansatzpunkt für ein Religionsgespräch bieten.

Einen hilfreichen Beitrag und vielleicht Ausgangspunkt leistet er doch. Ich habe ihn schon mal kurz erwähnt: Ausgangspunkt eines jeden Menschen ist das Streben nach einem höchsten Gut, Gott. Dieser kann von keinem Menschen wirklich erfasst werden. Diese Aussagen sind Grundpfeiler unserer Religionen und könnten als Fundament des Dialoges dienen.


Lull ist 1232 in Palma de Mallorca geboren. Er war Philosoph und Theologe. 1316 starb er in Tunis.

Lull ist klar, dass der einzige Weg zu einem Gespräch über deren Gemeinsamkeiten gehen muss. Das Verbindende sieht Lull in der Vernunft (im Begriff Gottes und dessen Beziehung zur Welt).

Als Trennendes sieht er den Glauben an die jeweilig offenbarte Schrift. Diese beiden Größen sieht er in Abhängigkeit von einander. Er denkt sie konkret und kreisförmig. Die Vernunft stützt sich auf den Glauben und umgekehrt stützt sich der Glaube auf die Vernunft. Seine Anlage ist es also zu verstehen, was er glaubt.

Zu Beginn dieser Schaffensphase ist er sehr „religionsoffen“. Diese Haltung wird sich im Verlauf seines Lebens ändern.

In einem Hain trifft er die drei Weisen. Sie gehen zu einer Wiese, auf der fünf Apfelbäume stehen. Es erscheint „Intelligencia“, eine Frau. Sie erklärt die Bedeutung der Bäume sowie die Regeln, um ihre Früchte zu erforschen. Als Bedingung ist festzuhalten, dass man Gott in jedem Fall die höchste Vollkommenheit zugestehen muss.

Dialog S.226

Lulls Überlegungen sind fiktiv. Wirkliche Dialoge führte er nicht. 1307 ändert sich das. Er stand sozusagen das erste Mal einem anderen gegenüber, der nicht fiktiv war, sondern lebendig und auch eine andere Sprache sprach. Viel ist nicht von dem Gespräch bekannt. Es scheiterte.

Der allmähliche Wechsel seiner Ansichten bezüglich des Dialoges wird an einer anderen Stelle sichtbar. Hier lässt er zwei Geistliche erörtern, ob Predigt oder Krieg das wirkungsvollere Mittel zur Bekehrung sei. Er gibt zwar keine Lösung an, trotzdem deutet er auf eine hin: nämlich deren Vermischung.


Kurz zur Person: Er lebte von 1215 bis 1285 in Baghdad, das von mongolischen Heiden besetzt war. Er war Jude. Sein Anspruch ist objektiv und historisch in seinem Werk „Untersuchung der drei Glauben zu erörtern. Demnach ist er nicht polemisch.

In einem ersten Schritt stellt Ibn Kammuna den christlichen Glauben vor, zunächst ohne Kommentar. Es folgt die Behandlung über Unstimmigkeiten zwischen den christlichen Gruppen. Als drittes ergreift die Gegenposition die Feder.

Dann spielt Ibn Kammuna biblische Verse gegeneinander aus. Jetzt folgt die Apologie der Christen. Als letztes folgt sein „Then I would say“-Teil. Er glaubt nicht, dass die Berichte Jesu Wunder auf einer autoratativen Überlieferung beruhen, im Gegensatz zu Jesu Leben an sich.

Weiter geht Ibn Kammuna davon aus, dass die Ausformung der Lehre Jesu zu einer christlichen Religion auf Paulus zurückgehe.

Ibn Kammuna denkt historisch. Er durchblickt, dass der Mensch nicht in der Lage ist friedlich mit anderen zusammenleben zu können. An dieser Stelle kommt für ihn der Prophet als Ordner , Gesetzgeber ins Spiel.

Religion sei notwendig, um zu überleben, aber gleichzeitig unzureichend. Ibn Kammuna legt sich nicht auf eine Religion fest. Er empfiehlt auch keine, sondern regt zum selbst denken an.

In ähnlicher Weise wie der vom Judentum zum Islam konvertierte, Samau al, steht er für Vernunft und Toleranz:“ I realized that a reasonable person cannot believe one and disbelieve another of these prophets, not having seen any of them nor having witnessed the circumstances of any; .“ Daher sei es auch nicht besonders klug einen von ihnen für wahr anzunehmen und den anderen als falsch zu postulieren.

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