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Seminararbeit / Hausarbeit

Regional­e Disparit­äten in den Sporteng­agements Jugendli­cher

3.299 Wörter / ~15 Seiten sternsternsternsternstern_0.75 Autor Thomas B. im Jun. 2009
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Seminararbeit
Sportwissenschaft

Universität, Schule

Universität Potsdam

Note, Lehrer, Jahr

2006, Nobis

Autor / Copyright
Thomas B. ©
Metadaten
Preis 4.00
Format: pdf
Größe: 0.72 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.75
ID# 679







Wissenschaftliche Hausarbeit

Zum Thema

Regionale Disparitäten in den Sportengagements Jugendlicher


Sportsoziologie/Sportanthropologie


Seminar

Sportengagements von Kindern und Jugendlichen

14.11.2006


Inhaltsverzeichnis


1. Einleitung S. 1

2. Vergleich Ost – West: Nordrhein-Westfalen und Brandenburg S. 2

2.1 Allgemeine Sportaktivitäten Jugendlicher in Nordrhein-Westfalen S. 3

2.2 Bevorzugte Sportorte Jugendlicher in Nordrhein-Westfalen S. 5

2.3 Allgemeine Sportaktivitäten Jugendlicher in Brandenburg S. 6

2.4 Bevorzugte Sportorte Jugendlicher in Brandenburg S. 7

2.5 Zwischenfazit S. 8

3. Sportengagements Jugendlicher im Vergleich Stadt – Land S. 9

4. Resümee S. 12

Literaturverzeichnis


1 Einleitung


Die vorliegende Arbeit befasst sich, wie der Titel bereits verrät, mit der Thematik regionaler Unterschiede im Sportengagement Jugendlicher. Untersucht wird, ob es regionale Unterschiede im Sportengagement Jugendlicher gibt und wenn ja, in welchen sportlichen Bereichen diese zu erkennen sind. Vor allem aber gilt mein Forschungsinteresse der Ergründung und Darstellung der Ursachen die zu regionalen Unterschieden im Sportengagement Jugendlicher führen.

Als Forschungsgrundlage dienen hauptsächlich Ergebnisse empirischer Studien aus Baur und Burrmann (2000), sowie einzelne Berichte aus Schmidt, Hartmann-Tews und Brettschneider (2003). Zunächst wendet sich die vorliegende Arbeit dem Vergleich der neuen und alten Bundesländer zu. In diesem Abschnitt soll die Fragestellung bezüglich möglicher regionaler Disparitäten im Bereich jugendlicher Sportengagements in Ost-, und Westdeutschland beantwortet werden.

Verglichen werden hierbei empirische Daten aus Nordrhein-Westfalen und Brandenburg, die Auskunft darüber geben in welchem Maße, welchen Sportarten, an welchen bevorzugten Orten im jeweiligen Bundesland nachgegangen wird. Die Notwendigkeit des Ost-West-Vergleichs liegt darin, das die Zeitspanne des vereinigten Deutschland historisch betrachtet erst sehr kurz währt.

Die These dass 45 Jahre getrennte Entwicklung im Bereich Sportstättenbau, Sportstättenausstattung, Infrastruktur sowie Vereinsentwicklung und Sportartenförderung Spuren hinterlassen hat – und somit als Ursache für regionale Disparitäten angesehen werden kann – soll in dem Abschnitt Vergleich Ost-West: Nordrhein-Westfalen und Brandenburg geklärt werden. Anschließend werden weitere Befunde ausgewertet, die nicht nur über regionale Unterschiede Auskunft geben, sondern zusätzlich geschlechterspezifisch ausdifferenziert sind.

Somit wird die zusätzliche Frage nach geschlechterspezifischen Ost-West-Unterschieden ebenfalls erörtert. Es folgt ein Zwischenfazit das den Ost-West-Vergleich vorerst abschließt, um im nächsten Abschnitt einen konkreten Stadt-Land-Vergleich in Brandenburg auswerten zu können. Anhand weiterer empirischer Befunde werden Sportengagements Jugendlicher in ländlichen Gebieten mit denen in städtischen Gebieten verglichen.

Dabei wird auch das Sportangebot ländlicher Regionen mit dem Sportangebot städtischer Regionen vergleichend betrachtet. Dies dient dazu, um die Frage nach regionalen Disparitäten sowie den dazugehörenden Ursachen zu erörtern und zu verdeutlichen. Im abschließenden Resümee erfolgt eine Zusammenfassung und Auswertung der Ergebnisse in Bezug auf die zu untersuchenden Fragestellungen.

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2 Vergleich Ost - West: Nordrhein-Westfalen und Brandenburg


Baur und Burrmann (2003) stellen fest, dass Befunde der Sozialberichterstattung die Annahme stützen, dass auch nach mehr als einem Jahrzehnt nach der deutschen Wiedervereinigung weiterhin mehr oder weniger gravierende Unterschiede in den Lebensverhältnissen der Ost- und Westdeutschen in Betracht zu ziehen sind.

Weiter betonen Baur und Burrmann (2003) dass im ost-westdeutschen Vergleich bestehende sozialstrukturelle Disparitäten zuungunsten der neuen Bundesländer auf keinen Fall zu übersehen sind. Die deutlich schwächere Wirtschaftsstruktur und Finanzierungsschwäche öffentlicher Haushalte engen die Handlungsspielräume wohlfahrtlicher Politik in den neuen Bundesländern erheblich ein.

Letztendlich weisen Baur und Burrmann (2003) ebenfalls darauf hin, dass die daraus resultierenden Einschränkungen besonders die Partizipationschancen in den Bereichen Freizeit, Kultur und Sport betreffen. Die These, dass 45 Jahre getrennte Entwicklung im Bereich des Sports in den neuen Bundesländern mangelhafte Zustände hinterlassen haben, wird im Folgenden bestätigt. Baur und Burrmann (2003) schätzen sogar, dass der nach der deutschen Wiedervereinigung konstatierte Sportstättenmangel in den neuen Bundesländern bis dato kaum behoben sein mag.

Nicht nur in der Sportinfrastruktur DIN-normierter Sportstätten sind Defizite registriert worden, sondern auch bei Sportanlagen für informelle Sportaktivitäten. Des Weiteren lassen die Zustände der Strassen, Plätze und Hinterhöfe vielerorts ebenfalls keine Nutzung für sportive Aktivitäten zu. Baur und Burrmann (2003) beenden ihre Ausführung mit dem Hinweis, das weitere informelle Sportgelegenheiten, kommunale Sportangebote, gewerbliche Sporteinrichtungen aber auch Sportvereine Kindern und Jugendlichen in Ostdeutschland noch nicht in den Umfang zugänglich sind wie in Westdeutschland.

Natürlich setzte sich in den neuen Bundesländern nach der deutschen Wiedervereinigung eine Expansion und Pluralisierung des Sports durch, aber wegen der schwach entwickelten Freizeit- und Sportinfrastruktur waren – und sind – diesen Entwicklungen Grenzen gesetzt. Ob und inwieweit die erwähnten Unterschiede Auswirkungen auf regionale Disparitäten in den Sportengagements Jugendlicher haben, wird in den nächsten Abschnitten anhand der Auswertung empirischen Daten aus Nordrhein-Westfalen und Brandenburg erörtert.



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2.1 Allgemeine Sportaktivitäten Jugendlicher in Nordrhein-Westfalen


In diesem Abschnitt wird zunächst der Stellenwert allgemeiner sportlicher Aktivitäten Jugendlicher in Nordrhein-Westfalen behandelt, anschließend werden die Top Ten der beliebtesten Sportarten erörtert. Da die vorliegenden empirischen Befunde eine geschlechterspezifische Differenzierung beinhalten, werden geschlechterspezifische Unterschiede oder Gemeinsamkeiten mit ausgewertet.

Die Befunde in Abb.1 zeigen die subjektive Gewichtung unterschiedlicher Freizeitaktivitäten junger Heranwachsender, differenziert nach Jungen und Mädchen. Unverkennbar ist, dass Sport treiben bei beiden Geschlechtern eine wichtige Position einnimmt. Sport treiben ist wichtiger als Lesen, Nichtstun, sich mit dem Gameboy oder Computer beschäftigen und ebenso wichtiger als Fernsehen.

Ebenfalls unverkennbar ist, dass das Zusammensein mit dem Freund oder der Freundin – als sehr wichtige Freizeitaktivität – bei beiden Geschlechtern die Spitzenposition einnimmt und somit als die am wichtigsten empfundene Freizeitaktivität betrachtet werden kann. Während Sport treiben bei Jungen bereits die zweitwichtigste Freizeitaktivität ist, rangiert Sport treiben bei Mädchen auf Platz Vier.

Mädchen empfinden Musik hören und mit dem Freund, der Freundin oder Clique zusammen sein als wichtiger. (Tietjens, 2001,S. 117-118)


Abb. 1. Wichtigkeit von Freizeitaktivitäten bei Jugendlichen, Angaben „sehr wichtig“ in Prozent.

(nach Tietjens, 2001, S. 118)


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Welche vereinsungebundenen Sportarten Jugendliche in Nordrhein-Westfalen präferieren zeigt Tab.1. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Fußball mit einem Anteil von 47 % bei weitem die beliebteste Sportart männlicher Jugendlicher in Nordrhein-Westfalen ist. Bei weiblichen Jugendlichen hingegen rangiert Radfahren mit einem Anteil von 17 % auf Platz 1, dicht gefolgt von Schwimmen und Rollschuhfahren mit jeweils 14 %. Fußball taucht hier in den Top Ten der beliebtesten Sportaktivitäten erst gar nicht auf.

Die Anteile der fünf beliebtesten Sportarten differenzieren sich jeweils nur um 2-3 %. Es gibt also bei den Mädchen in Nordrhein-Westfalen keine eindeutig dominant betriebene Sportart. Radfahren, Schwimmen, Rollschuhlaufen, Joggen und Reiten erfreuen sich bei Mädchen jeweils ähnlich starker Beliebtheit. (nach Brettschneider und Kleine,2002, S.115)


Tab.1. Top Ten der beliebtesten Sportaktivitäten außerhalb des Vereins, differenziert nach Geschlecht (nach Brettschneider und Kleine, 2002, S. 115)


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2.2 Bevorzugte Sportorte Jugendlicher in Nordrhein-Westfalen


Die empirischen Befunde in Abb.2 verdeutlichen, dass Jungen und Mädchen in Nordrhein-Westfalen Orte ohne Sportspezifik sowie kommunale und kommerzielle Einrichtungen einerseits häufig nutzen aber dennoch nicht kontinuierlich. Nur zum Sportverein gehen Jugendliche aus Nordrhein-Westfalen sehr regelmäßig.


Abb.2. Sportaktivitäten insgesamt und regelmäßig, differenziert nach Sportorten und Geschlecht in Nordrhein-Westfalen; Jugendsportstudie 1995 (Kurz und Tietjens 1999, S. 396)


An Orten ohne Sportspezifik wie Strasse, Parkplatz oder Natur, betreiben Jungen mit 45 % eine ähnlich regelmäßige sportliche Aktivität wie Mädchen mit 47 %. Insgesamt nutzen Mädchen mit 68 % Orte ohne Sportspezifik zu 5 % mehr als Jungen. Weiter gehen 64 % der Jungen in ein Schwimmbad oder auf den Sportplatz doch nur 38 % tun dies auch regelmäßig. 61 % der Mädchen nutzen kommunale Sportorte und 22 % tun dies kontinuierlich.

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2.3 Allgemeine Sportaktivitäten Jugendlicher in Brandenburg


Tab.2 gibt anhand konkreter Zahlen Auskunft darüber, welche Freizeitaktivitäten Jugendliche in Brandenburg am häufigsten ausüben und welche Bedeutung diesen Aktivitäten zugesprochen wird. Die Angaben sind geschlechterspezifisch differenziert. Wie in Abb.1 wurde hier nach dem Empfinden der Wichtigkeit spezieller Freizeitaktivitäten gefragt.

Leider geben weder Abb.1 noch Tab.1 konkrete Auskünfte über die Häufigkeit des Ausübens diverser Freizeitaktivitäten Jugendlicher in Nordrhein-Westfalen wieder, sondern beziehen sich nur auf den Beliebtheitsgrad und das Empfinden der Wichtigkeit. Deshalb werden die Angaben zur Häufigkeit des Ausübens von Freizeitaktivitäten Jugendlicher in Brandenburg in Tab.2 nicht näher erörtert.


Tab.2. Häufigkeit und Wichtigkeit ausgewählter Freizeitaktivitäten 13-19-Jähriger (vgl. Brandenburgischer Jugendsportsurvey, 1998)


Bezüglich der Wichtigkeit die Jugendliche in Brandenburg bestimmten Freizeitaktivitäten zusprechen ist festzustellen, dass Sporttreiben insgesamt als wichtigste Freizeitaktivität angesehen wird. Weitaus weniger Jugendliche betrachten Musik hören, lesen oder mit Computer beschäftigen als wichtig. Sport treiben erhält mehr Zuspruch als zusammen sein mit Freunden sowie der Freundin beziehungsweise dem Freund.

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2.4 Bevorzugte Sportorte Jugendlicher in Brandenburg


Diese empirischen Ergebnisse (von Kurz und Tietjens 1999, S. 396) zeigen, dass auch die Jugendlichen aus Brandenburg sehr regelmäßig den Sportverein für sportliche Aktivitäten aufsuchen. Insgesamt sind 68 % der Mädchen und nur 53 % der Jungen auf der Strasse, dem Parkplatz oder in der Natur sportlich aktiv. Doch 39 % der Jungen und beachtliche 50 % der Mädchen in Brandenburg nutzen diese Sportorte kontinuierlich.

Auf dem Sportplatz und im Schwimmbad sind im Ganzen die Geschlechter gleich verteilt. Allerdings sind die Jungen mit 31 % zu den Mädchen mit 16 % fast doppelt so regelmäßig hier. Die kommerziellen Sportanbieter werden zusammen zu 19 % besucht, doch nutzen die Jungen mit 13 % diese Möglichkeit etwas öfter als die Mädchen mit 2 Prozentpunkten weniger. Wenn ein brandenburgisches Mädchen einem Verein angehört, geht sie auch hin und jede Fünfte tut dies sehr konsequent.

Die Jungs nutzen zu 36 % den Sportverein und immerhin 34 % auch kontinuierlich. Die kommunalen Einrichtungen und die kommerziellen Anbieter werden mehr von den Jungen in Brandenburg genutzt als von den Mädchen. Und umgekehrt ist es bei den Orten ohne sportspezifische Exklusivität. Die Nutzungsquote ist bei den brandenburgischen Jugendlichen im Sportverein am höchsten.



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2.5 Zwischenfazit


Aus Abb.2 und Abb.3 geht hervor, dass fast alle Prozentwerte in Nordrhein-Westfalen über denen von Brandenburg liegen. Nur bezüglich der regelmäßigen Nutzung der Sportorte ohne Sportspezifik liegen die Werte der brandenburgischen Mädchen mit 3 Prozentpunkten vor denen der nordrhein-westfälischen Mädchen. Wenn Jugendliche Mitglied im Sportverein in Nordrhein-Westfalen oder in Brandenburg sind, so nutzen beide diese Einrichtung jeweils zu mehr als 90 % regelmäßig.

Aber die brandenburgischen Jungen liegen mit 35 % deutlich hinter den nordrhein-westfälischen Jungen mit 55 %. Deutlicher ist der Unterschied bei den Mädchen. In Brandenburg geht jedes Fünfte, in Nordrhein-Westfalen hingegen gehen doppelt so viele Mädchen kontinuierlich zum Sport im Verein. (Kurz und Tietjens 1999, S.394-396) Bei den kommunalen Einrichtungen und den kommerziellen Anbietern erreichen Jugendliche in Nordrhein-Westfalen höhere Nutzungsquoten als die Jugendlichen in Brandenburg.

Kurz und Tietjens (2000) sagen, dass es zu vermuten ist, dass sich die unterschiedlichen Infrastrukturen der Bundesländer in den unterschiedlichen Nutzungsquoten der Jugendlichen widerspiegeln. Die Heranwachsenden aus Brandenburg haben weniger Angebote an kommunalen Einrichtungen und kommerziellen Anbietern. Des Weiteren sagen Kurz und Tietjens (2000), dass Jugendlichen in Brandenburg weniger Vereine zur Verfügung stehen.

Der einzige Wert bei den Mädchen im Vergleich von Nordrhein-Westfalen und Brandenburg der zugunsten der Brandenburger Mädchen ausfällt ist die regelmäßige Sportaktivität an nicht sportspezifischen Orten. Das verdeutlicht nochmals die regionale Disparität von Nordrhein-Westfalen und Brandenburg bezüglich der Nutzung bestimmter Orte zum Sporttreiben. Hinsichtlich regionaler Disparitäten in der Gewichtung verschiedener Freizeitaktivitäten ist zu sagen, dass keine gravierenden Unterschiede in den Vorlieben nordrhein-westfälischer und brandenburgischer Jugendlicher bestehen.

Beide Gruppen empfinden Sporttreiben, Musik hören, zusammen sein mit der Clique oder mit der Freundin/dem Freund als wichtigste Freizeitaktivitäten.


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3.Sportengagement von Jugendlichen in Stadt und Land


Freizeitangebote scheinen bestimmend für die Freizeitaktivitäten Jugendlichen zu sein. Auf dem Land dürfte lange nicht die Vielfalt an Angeboten von Freizeitaktivitäten vorherrschen wie in einer größeren Stadt. Auch der öffentliche Nahverkehr, welcher in der Stadt bedeutend besser ausgebaut ist und Sportstätten dadurch besser anbindet, ist auf dem Dorf eher unzureichend.

Anhand des Brandenburgischen Jugendsportsurvey können Stadt-Land-Unterschiede in der Sportbedeutung der Jugendlichen am Beispiel des Landes Brandenburg erläutert werden.


Tab.3. „Wichtigste“ Freizeitaktivität der 16.jährigen Jugendlichen, differenziert nach Größe des Wohnortes (N = 1848, nach Region gewichtete Stichprobe). Spaltenprozent. Brandenburgischer Jugendsportsurvey 2002. (Burrmann & Maaz, 2005, S. 40)


In der Tab.3 wird deutlich, dass in kleinen Gemeinden die Peergroup wichtiger ist als in Städten. In Städten mit mehr als 100000 Einwohnern liegen die Freunde und der Freund bei knapp 32 % und in Gemeinden bis 2000 Einwohnern bei 48 %. Daran ist zuerkennen, dass der Einfluss der Peergroup in Städten zwar groß ist aber im Vergleich zu kleinen Gemeinden abnimmt.

Dagegen gewinnt der Sport als Freizeitaktivität mit zunehmender Einwohnerzahl an Bedeutung. Wobei die Jugendlichen in kleinen Gemeinden gerne in die Natur gehen oder durch die mangelnden Alternativen sehr gerne Musik hören oder gar nichts tun, gehen in größeren Städten mehr Jugendlichen ins Kino, Theater oder bummeln. 9

Diese Annahme bestätigt sich bezüglich der Anzahl der betriebenen Sportarten. Es ergibt sich folgendes Bild: Die Sportvereine in Orten mit weniger als 500 Einwohnern bieten insgesamt 15 Sportarten an, während die Anzahl der Sportarten in Orten mit 10.000 und mehr Einwohnern auf 49 ansteigt.


Abb.4 Anzahl der vereinsorganisierten Sportarten in den drei untersuchten Landkreisen, differenziert nach Gemeindegröße. Eigene Berechnung nach der Bestandserhebung des LSB Brandenburg (1998) (nach Baur und Burrmann, 2000, S. 128)


Tab.4 stellt die regionalen Disparitäten in den Sportartenengagement Jugendlicher in unterschiedlich großen Gemeinden dar. Betrachtet werden vier unterschiedliche Gemeindegrößen. Von der kleinen Gemeinde bis zu 500 Einwohner bis hin zur Stadt mit mehr als 10.000 Einwohnern. Weiterhin wird nach Geschlecht differenziert.


Tab. 4 Von den Jugendlichen betriebene Vereinssportarten, differenziert nach Gemeindegröße und

Geschlecht. Prozentwerte (N=852)

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Die führende Vereinssportart für Jugendliche auf dem Land ist Fußball. In Städten mit mehr als 10.000 Einwohnern spielen nur knapp 9 % der Mädchen und 38 % der Jungen in einem Sportverein Fußball. In den kleinsten in der Tabelle aufgeführten Gemeinden spielen 20 % der vereinsorganisierten Mädchen und 75 % der vereinsorganisierten Jungen Fußball.

Fußball ist für Jungen und Tanzen für Mädchen ein sehr guter Indikator für die Sportarten-Bandbreite des Vereinssports in unterschiedlichen Gemeindegrößen. Ebenso die anderen Sportarten, die nicht detailliert aufgeführt sind. Die Sportarten-Bandbreite der Vereine wächst mit zunehmender Einwohnerzahl an. Deutlich wird dies an den Zahlen der Mädchen in den Gemeinden mit bis zu 500 Einwohnern, wo nur 37 % andere Sportarten wahrnehmen und in Städten mit mehr als 10.000 Einwohnern schon 77 %. Der Reitsport erfreut sich in den Kleinstgemeinden dem prozentual größten weiblichen Zulauf mit 33 %, doch in der Stadt mit mehr als 10.000 Einwohnern stagnieren die Zahlen auf 11 %. Fußball und Reiten werden nicht zuletzt wegen den fehlenden Alternativen auf dem Dorf so häufig betrieben.

Denn wenn es nur einen Reitverein und einen Fußballverein auf dem Dorf gibt, werden sich Jungen und Mädchen wenn sie Interesse am vereinsorganisierten Sport haben, dort melden um Sport vereinsorganisiert zu betreiben. In den Städten verschiebt sich die Dominanz der beschriebenen Sportarten, da ein viel größeres Spektrum an Sportarten für die Jugendlichen zugänglich ist.


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Die These, dass es regionale Unterschiede im Sportengagement Jugendlicher gibt, konnte in dieser Arbeit bestätigt werden. Es bestehen strukturell gewachsene Unterschiede zwischen den alten und den neuen Bundesländern sowie zwischen Städten und kleinen Gemeinden. Kurz und Tietjens (2000) sagen, dass es zu vermuten ist, dass sich die unterschiedlichen Infrastrukturen der Bundesländer in den unterschiedlichen Nutzungsquoten der Jugendlichen widerspiegeln.

Heranwachsende aus Brandenburg haben weniger Angebote an kommunalen Einrichtungen und kommerziellen Anbietern. Dies geht aus dem Vergleich von Brandenburg mit Nordrhein-Westfalen hervor. Die Nutzungsquoten bei den kommunalen Einrichtungen und den kommerziellen Anbietern der nordrheinwestfälischen Jugendlichen liegen deutlich über denen der brandenburgischen Jugendlichen.

Auch die Zahlen der Sportvereine sprechen für die These dieser Arbeit. So geben 55 % der Jungen und 41 % der Mädchen aus Nordrhein-Westfalen an, Mitglied in einem Sportverein zu sein, in Brandenburg sind es nur 36 % der Jungen und 20 % der Mädchen. Da die Wichtigkeit der Jugendlichen Sport zutreiben ähnlich groß ist, muss es an den historisch gewachsenen strukturellen Unterschieden zwischen den alten und den neuen Bundesländern liegen, wie auch Baur und Burrmann (2003) verdeutlichen.


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