Reform der Erziehung; Flitner - Kap.5,10,12
Reform der Erziehung
Impulse des 20. Jahrhunderts
von Andreas Flitner
Kapitel 5: Basisdemokratie oder pädagogische Insel? Sozialgebilde der Erziehung
· „Politik und Erziehung sind die selbe Sache; Politik ist die vernünftige Leitung der sozialen Angelegenheiten“ (Dewey)
· Erziehung spielt sich in sozialen Gebilden ab, die eine erzieherische und eine politische Qualität haben
· Stehen die Schulen mit ihrer sozialen Organisation nicht im Widerspruch zur Demokratie?
John Deweys Schule der Demokratie
· einer der bekanntesten Pädagogen der westlichen Welt
· Einfluss nur zögernd und spät in Gang gekommen; Gründe:
- Selbstbewusstsein der dt. philosophischen Tradition
- große Idealismen unserer Klassiker
- Ringen um eine gelebte Demokratie
- bekannteste Verteidiger der Deweyschen Erziehungslehre in D: Georg Kerschensteiner; war seinem amerikanischen Lehrmeister bei weitem nicht gewachsen
· Deweys Philosophieren und seine Schulpraxis sind von der Frage bestimmt, wie Demokratie von unten im Alltag realisiert und immer wieder neu aufgebaut werden kann
· Benjamin Franklins Begriff der Wahrheit: Wahrheit liegt vor mir, in dem was sich ergibt; es gibt nur werdende Wahrheit, eine werdende Welt ist ein nie abgeschlossener Prozess
· Schule als Ort der Einführung der jungen Generation in die Wahrheiten der Demokratie hat zentrale Rolle
· Demokratie ist nie als ein Besitz, eine vollendete und zu bewahrende Form des poltischen Lebens anzusehen
· akute Politikverhältnisse: Dewey sieht die amerikanische Demokratie als ein höchstgefährdetes, bedrohtes Gemeinwesen: Wirtschaftsliberalismus hat zu Ansammlung von Geld und Macht geführt, stellt Freiheit und damit Demokratie im Ganzen in Frage; Einsicht in die Gebrechlichkeit und Missbräuchlichkeit der Demokratie
· „Demokratie kann man nicht besitzen. Wir haben sie verloren, indem wir sie zu besitzen glaubten.“
· seine Hoffnung: Aufbau eines demokratischen Bewusstseins an der Basis der Lerngemeinschaften àsieht er als zentrale öffentliche Aufgabe eines Staatswesens an
· Behauptung: die traditionelle Schule stehe in ihrem Aufbau und ihrer Arbeitsweise im Widerspruch zur Demokratie
„Die Schule ist eher eine Gefahr. Sie ist aus vordemokratischen Zeiten, aus hierarchischen und autoritären Gesellschaftsformen, überliefert und hat diese Überlieferung auch in ihrer Arbeitsweise beibehalten. Die ältere Generation sagt der jungen, was sie lernen muss.“
· erst demokratisch, wenn alle teilhaben (an Zielen und Methoden); nicht autoritäre Belehrung, sondern praktizierte Gemeinschaft ist wichtig
· Lernende sollen ihr Lernen jederzeit verstehen; Mitwirkung an Bestimmung und Entwicklung, Freude am Lernen, Ziele müssen im Lernen gegenwärtig sein;
K werden als mündige wahrgenommen
· Mündigkeit widerspricht Frontalunterricht und „Abfragen“ der Schüler: einer hat das Sagen, der andere ist zum Gehorchen bestimmt
· Lehrer als Wissenden und Bevormunder will Dewey ersetzten durch einen Mitarbeiter, einem denkenden Vorarbeiter, schafft Lernumwelt, in der Kinder experimentierend die Realität und sich selbst entdecken und Kooperation lernen
Traditionspflege oder Selbsttätigkeit?
· Programm setzt voraus, dass Schule auf autoritäre Formen des Lehrens und Übens, auf Disziplinierungsmittel und Ausfragungen, Kontrollen, Noten,… verzichtet
· K sollen sich ständig als Lernende und Handelnde motiviert sehen
· Gibt es eine Garantie, dass K das wichtige und sinnvolle lernen? Kann man auf notwendige Inhalte verzichten? Werden K nicht schlecht ausgebildet, wenn dies nur auf ihren freiwilligen Mitwirkung und Interessen basiert?
· Dagegen setzt Dewey: Lernen ist nichts wert, wenn K und J nicht wahrnehmen, was es mit ihnen zu tun hat. Das Gelernte unter Fremdbestimmung wird schnell wieder vergessen.
· Wichtige Inhalte und Probleme einer Gesellschaft erzeugen ihr Interesse bei der Jugend selbst. K nehmen sie selbst als wichtig wahr.
· Voraussetzung: Schule bleibt an den Ereignissen und Bedürfnissen der Gesellschaft orientiert.
· berühmte Projekte der Dewey- Schule: an Lösung gesellschaftlicher Aufgaben beteiligt
· „Umwelt voll interessanter Dinge, echter Probleme“ àdiese sollen das Lernen bestimmen, Lernmotivation
· daneben müssen Dinge (Techniken) geübt und wiederholt werden àSchüler begegnen der Notwendigkeit dieser Techniken in den Projekten
· Erziehungslehre Deweys sieht Kern der Demokratie nicht in der Regierungsform, in Wahl oder Parlament… sondern sucht ihn in den Gemeinschaften und Initiativen, in der Selbständigkeit und Mitwirkung des Bürgers, Kooperationsfähigkeit und Verantwortungsbereitschaft
· Idee der Erziehung als beständige Erneuerung der Erfahrung
· in den 1890er Jahre gründete Dewey seine Universitätsschule in Chicago; das Lernen wollte er hier nur auf dem Boden der Erfahrung aufbauen
Erfahrungslernen und Projekt
· Erfahrung gewinnen besteht aus einem aktiven und einem passiven Element, die in einer spezifischen Verbindung zueinander stehen
· aktiv ist der Zugriff auf die Welt, der Versuch des Lernenden die Welt zu befragen oder auf sie einzuwirken
· passiv ist das Erleben der Folge der Einwirkung
· Bsp: K hält Finger in eine Kerzenflamme
- durch den Vorgang allein gewinnt es keine Erfahrung; soll daraus ein eigentliches Lernen hervorgehen, muss aus der Aktivität eine Folgerung gezogen werden àDinge und Konstellationen müssen eine bestimmte Bedeutung bekommen
- Erfahrung, Tun und Erleiden werden durch einen Vorgang des Bewusstseins, Denkens und evtl. Suchens und Experimentierens miteinander verknüpft
· nicht alle Erfahrungen sind gleich lehrreich und hilfreich
· Erfahrungen bedürfen einer kritischen Reflexion, die erst erlernt werden muss
· seine Theorie des Lernens: welche Erfahrungen kann man wo am besten machen? Lernumgebungen für mögl. viele positiven Erfahrungen, soziale Erfahrungen anbahnen
· Laborschule: aus Projekten aufgebaut, die die Kinder selbst mitplanen und organisieren
· manche Projekte wurden berühmt: „Schüler machen Zeitung“ (ànicht durch Lektüre oder Belehrung zu lernen) oder „Schüler untersuchen die Qualität des Wassers“
· Können K heute noch etwas herausfinden, was nicht die Wissenschaft/ Administration längst schon weiß? àheute schwerer als damals, wenn sie nicht mit bloßen Illusionen/ Annahmen arbeiten will; aber es gibt Themen, die von Gesellschaft nicht oder nur wenig angefasst werden
· Michael Knoll (1991) hat aufs Neue deutlich gemacht, dass reformpädagogische Ideen und Praktiken als versuchte Antworten des Bildungswesens auf die Modernisierung der Gesellschaft zu verstehen sind.
· Projekte wurden lange als Übungs- und Wettbewerbsaufgaben eingeführt (zunächst in F); in ihnen wurde vorweggenommen, was in Berufen die Praxis einmal erfordern würde
· diese Ideen und Hochschulpraktiken hängen eng mit der Idee der Demokratisierung zusammen: alte amerikanische Unis: galten als politisch verbunden mit alten Herrschaftsstrukturen und konservativer Unbeweglichkeit; Hochschulen verstanden sich als Zentren der Modernisierung der Gesellschaft und des demokratischen Fortschritts
· Menschen sollen nicht lernen am Wissen der Vorfahren, sondern an der Lösung praktischer Probleme; jeder soll Zugang zur Praxis haben àist für neue öffentliche Hochschulen eine Grundlage ihres Bildungsverständnisses
· das Projekt als „ein Instrument der Erziehung zur Demokratie“
· die Reformpädagogik ist mit der Modernisierungskritik und dem Fortschrittsgedanken ein Ausdruck der Modernisierungsprobleme
· „Insel“ für die Jungend, eigene Erziehungsprovinz
· haben sich abgegrenzt von den dt. Landerziehungsheimen entwickelt
· Internatsschulen sind nicht neu; meist besonders intensive Weise des Lernens
· Landerziehungsheime entstammen neuen Antrieb: wollen neue Lebensweise für die Jugend und ihre Erzieher, Kinder und Erzieher leben zusammen, ein Leben fern von der Großstadt, Konsum und Industrie, Erziehung in der Nähe der Natur; gemeinsames Lernen, Arbeiten,… Jugendliche soll selbsttätig lernen, wissenschaftliches Lernen mit körperlichem Arbeiten verbunden
· Hermann Lietz war erster Gründer eines Landerziehungsheims
· Resonanz war groß; in kurzer Zeit weitere Gründungen; Abwanderungen und selbständige Neugründungen durch Mitarbeiter und Schüler
Freie Schulgemeinde Wickersdorf
· gegründet von Gustav Wyneken 1906
· Wickersdorf war ein Walddorf; v.a. Wald, dazugehörige Felder und Wiesen
· wirtschaftliche Lage ungünstig: Landknappheit und ungünstiges Klima für Gartenbau
· verwahrlostes Herrenhaus mit Stall und Scheune; Scheune wurde Schulhaus mit Wohnungen für ältere Schüler, Stall zu Küche und Speisesaal, Heuboden zu Schlafsaal
· Kolonisierungsstimmung: im Wald, fern der Zivilisation und dem Verkehr; Gründer fühlten sich wie Auswanderer aus der langweilig- zivilisierten Gesellschaft; fühlten sich abgestoßen durch das Zeitalter der Wissenschaft und Technik und die fortschreitende Mechanisierung
· Regierungsform sollte demokratisch sein: keine Vorrechte für Erwachsene und den Leiter àaber damit etwas anderes gemeint als Demokratie und Emanzipation: bündisches Verhältnis, Führung und Gefolgschaft; demokratische Form nur als Garantie der inneren und äußeren Freiheit;
àfast alle Demokratiemodelle im Erziehungswesen versuchen sich über die Tatsache hinwegzumogeln, dass nicht nur ein Alters-, sondern ein Macht- und Erfahrungsgefälle zwischen Kindern und Erwachsenen besteht und auch die programmatisch Antiautoritären (wie Alexander Neill in „Summerhill“) eine große persönliche Macht über die K ausgeübt haben
· Wyneken hat die Auffassung vom „Führertum“ ungeniert in Anspruch genommen àKritik
· Wynekens Pädagogische Provinz ist eine Gesellschaft für sich: fern der Öffentlichkeit àkeine Vielfalt der Einflüsse; Gefolgschaft und Abhängigkeit
· Mitarbeiter und Nachfolger Wynekens haben anderen Stil entwickelt; Gründer origineller Schulen, z.B. Martin Luserke: „Schule am Meer“ auf der Insel Juist
· Landerziehungsheime: meist gehoben- bürgerliche Population; Eltern können wegen Auslandstätigkeit, beruflicher Belastung, gescheiterter Ehen eine erziehende Familie nicht bieten àwird für das 20. Jhd. eine immer häufigere und typische Situation
· Erziehungsgemeinschaften aus privaten Initiativen und öffentlicher Hand suchen darauf Antworten zu finden
· eine Antwort: „Boys Town“, Gründung aus der Aufbruchszeit
- Dorf für familienlose, verwahrlosungsbedrohte Jugendliche aller Rassen und Konfessionen
- 1917 in Nebraska von „Father Flanagan“ errichtet
- Dorf nur für Jungen
- nach und nach mit Werkstätten, landwirtschaftlichen Betrieb, Wäscherei und kleiner Fabrik
- Erwachsene als Helfer und Fachleute, nicht als Lenker
- später juristisch selbständige Dorfgemeinschaft
- jeder hat Verantwortung; wird persönlich gebraucht und angenommen
- Mitarbeit, Gemeinsinn, Mittun, Gebrauchtwerden
- Ideen nach dem 2. WK nach D und Ö gekommen: Entwicklung von Kinder- und Jugenddörfer
· auch in den jungen europäischen Demokratien entwickelten sich ähnliche Republiken im kleinen; z.B. Janusz Korczaks Jüdisches Waisenhaus in Warschau (gegr. 1919); Siegfried Bernfeld gründete 1919, von Wynekens Ideen angeregt, das „Kinderheim Baumgarten“ für eine repressionsfreie Erziehung und gemeindeartige Selbstbestimmung der K
· Kinderdörfer
- Unterricht, Freizeit, Feste, Wirtschaft, Kultur und Pflege wird v.a. von K bestimmt
- Verantwortung haben die K
- Waisenkinder, für die eine solche konsequente Selbstregierung entwickelt wird
- Einbindung und Zugehörigkeit statt Individualisierung und Selbständigkeitserziehung (hatte „Pädagogik vom Kinde aus“ im Auge)
· zweite Jhd.hälfte hat diese Formen weitergeführt; z.B. „Summerhill“, wurde erst in den 60ern richtig bekannt und zu Wallfahrtsort der antiautoritären Erzieher
· auch Entwicklung nicht so berühmter und weniger radikaler Bspe, z.B. Jugenddörfer oder therapeutische Jugendwohngruppen
· Es geht in Kinderrepubliken nicht nur um Befreiung und Verselbständigung, sondern v.a. um die Suche nach einer Lebensform und einer Kultur, die die Erfahrungen ihres bisherigen Lebens, das Scheitern der Erwachsenenwelt an diesen K nicht einfach wiederholt
· K brauchen zum Aufwachsen ein Stück „vormodernes“ Leben mit überschaubaren und verlässlichen Beziehungen; K müssen erfahren, dass sie ein wichtiger Teil des Geschehens sind
Zwei Modelle der Kinder- Demokratie
1. Erziehungsgemeinschaft als Teil der Demokratie (John Dewey)
- K sind in den Prozess der Hervorbringung von Kultur und Demokratie so einzubeziehen, dass sich das Gemeinwesen von Schule und Jugendarbeit ständig zu erneuern und entwickeln vermag
- Schule und Erziehung als Kern der Demokratie; entscheiden über demokratisches Gemeinwesen
- Schule als Herd öffentlicher Erneuerung des demokratischen Lebens
2. Erziehungsgemeinschaft als Insel, als Pädagogische Provinz (Idee der Landeserziehungsheime und der Kinderrepubliken)
- Meinung, dass das arbeitsrationalisierte und kommerzialisierte Leben (v.a. in den Städten) für das Aufwachsen der K nicht taugt
- brauchen Gegenwelt; Lern- und Schutzraum
- Familien gewähren solchen Schutzraum immer seltener àKinderdörfer, Inseln für eigenes Gemeinwesen von Jugendlichen mit hilfreichen Erwachsenen
- stückweit „Emigration“ aus Industriegesellschaft; Errichtung eigener Lernlandschaften und Erfahrungsräume
· beide Modelle enthalten wichtige Einsichten in die Bedingungen des heutigen Aufwachsen; trotzdem Spannung (der sozialen Wahrheiten, auch im 21. Jhd. )
Kapitel 10: Kindheit und Familie im Sog der Moderne
· Veränderung der Sicht auf das Kind geht durch alle Bereiche der Erziehung; auch in private Sphäre
· Veränderungen bekamen in den 60er und 70er Jahren einen enormen Schub; sind für die mittel-europäische Familien in ihrer heute vorherrschenden Form kennzeichnend
Veränderte Kindheit
· Verbesserung der Lebenslagen: Abschaffung der Kinderarbeit, Vermeidung epidemischer Kinderkrankheiten, Ächtung der Prügelstrafe, Schulpflicht, Anzahl der Kindergärten, Bemühen um Gleichberechtigung der Mädchen, Enttabuisierung des sexuellen Lebens,…
· Änderung des sozialen Milieus, in dem K aufwachsen
- Familiengröße reicht nur noch selten über zwei Generationen hinaus
- immer mehr Mütter berufstätig oder streben baldige Rückkehr in Beruf an
- 1/3 aller Kinderfamilien haben nur ein K
- jede 3.Ehe ist von Scheidung bedroht
- immer mehr K wachsen mit nur einem Elternteil auf
- nichteheliche Gemeinschaften
· Situationsmerkmale von Erziehung, Umgebung und Klima, in dem K heute aufwachsen:
o K sind nicht mehr streng eingeführt in Existenzkampf und Arbeitsalltag der Eltern
o K sind nur noch selten Nutz- und Arbeitskinder
o Gehorsam ist nicht mehr Leitseil der Erziehung; auch nicht Autorität und Strenge
- Disziplin und Umgangsweisen werden stark durch den Zeittakt festgelegt
o Arbeitstakt und Terminkalender bestimmen Alltag
o nicht nur Zeitnot der Eltern, K haben heute auch viele Termine (Turnen, Malkurs, Flöten,…)
o hochorganisierte Tagesabläufe
- Auswirkungen des Fernsehens
o „Verschwinden der Kindheit“ (Postman 1982)… àgeistreiche Übertreibung
o Allgegenwart der Bilder- Medien àwas K dadurch gewinnen oder verlieren ist erst ansatzweise bekannt
o Informationsstand, Verarbeitung von Bildern und Nachrichten, Filterung der Geschehnisse, Art des Aufnehmens, Spannung, rascher Wechsel der Bilder
o „hopping“: jederzeit kann man aus einem Programm in ein anderes springen àGegenprogramm zur kontinuierlichen und geduldigen Lern- und Bildungsarbeit, zum Erzählen, Vorlesung, Miteinander spielen in der Familie
o Nahräume, selbsteroberte Gelände sind stark eingeschränkt; Räume, die K selbst nutzen und erkunden können, sind selten
o angelegte Spielplätze, aber meist längere Wege und nur in Begleitung der E zu erreichen
o oft Inseln, nur mit Verkehrsmitteln verbunden
o hohe Mobilität der Eltern (Blitzreisen, Kurzurlaube) bringen in den Bereich der Beziehungen eine Art „hopping“: kurze Fernbesuche statt Gemeinschaften und Nachbarschaften
- Binnenklima der Familie ist von hohen Erwartungen bestimmt
o Berufsmilieus, Arbeits- und Geschäftswelt, erlebte Politik werden oft unter Kälte und Entfremdung wahrgenommen ànahe Lebenswelt wird für viele M wichtig
o emotionale Beziehungen, Familie, Partnerschaft und Freunde werden herausgehoben
o K sind wichtiger Teil des „Partnerprojekts“
o heutiges Familienideal: Eltern nehmen stark am Leben ihrer K teil, sind offen für deren vielfältige Interessen
o Eltern sind Partner der K (im Konsum, bei Familieneinkäufen, bei der Zeitplanung,…)
· dies bezieht sich auf mittelständische Lebensverhältnisse; gelten nicht für K, die in Stress und Armut aufwachsen und aus anderem Kulturkreis kommen
· Wandel der Familiensituation ist begleitet von einer öffentlichen Auseinandersetzung über Erziehungsfragen und Ratgeberliteratur; spiegeln Offenheit und Verbreitung
· reformpädagogische Publizistik auch schon in der Aufbruchstimmung des frühen Jhdts ; waren aber nur schwache Vorläufer der publizistischen Erregung der 60er Jahre
· unerhörte Verbreitung (Elternbücher, z.B. von Benjamin Spock: Gesamtauflage von 45 Mio Exemplaren in 38 Sprachen „K nicht dressieren; braucht kein striktes Reglement“)
· Kultbuch der „modernen“ Erziehung im alten Europa wurde eine Auswahl Alexander S. Neills Berichten über seine Privatschule „Summerhill“; enormer publizistischer Erfolg; kultiviertes Bekenntnis zum freien K
· Neill: „Die Komplexe, Ängste und Frustration der Eltern werden ans eigene K weitergegeben.“
Das gehorsame K wird dressiert, das freie K darf eigene Entscheidungen treffen.
· Neill: ein K ist nicht frei, wenn es die Erwachsenen tyrannisiert; antiautoritäres Kind ist ein Missverständnis dessen, was er mit freiheitlicher Erziehung meint; K lebt tyrannische Willkür aus, die man nicht mit Freiheit verwechseln darf