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Seminararbeit
Deutsch

Universität, Schule

Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Note, Lehrer, Jahr

1,7; 2012

Autor / Copyright
Anna-Lena S. ©
Metadaten
Preis 5.80
Format: pdf
Größe: 0.13 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern
ID# 69113







Hausarbeit Abgabedatum:

Universität Heidelberg
Germanistisches Seminar
Fachdidaktik: Didaktik und Methodik des Deutschunterrichts
(Rechtschreibung/Zeichensetzung)


Rechtschreibung aus historischer Sicht – Neuere Entwicklung der deutschen Rechtschreibung seit dem 18. Jahrhundert


Vorgelegt von:


Inhaltsverzeichnis


1. Einleitung S.1

2. Einfluss der Grammatiker im 18. Jahrhundert S.2

3. Reformversuche im 19. Jahrhundert S.4

4. Orthographische Konferenzen S.5

4.1. I. Orthographische Konferenz in Berlin 1876 S.5

4.2. II. Orthographische Konferenz in Berlin 1901 S.6

5. Entwicklung nach 1900 S.7

6. Fazit S.8

7. Literaturverzeichnis S.10

7.1. Literatur

7.2. Internetadressen


1. Einleitung

Obschon die eigentliche Geschichte der deutschen Rechtschreibung keinen großen Zeitraum einnimmt, da sie erst mit dem Aufkommen des Gedankenguts von Nationalstaaten, Schulbildung für breitere Bevölkerungskreise und besserer Infrastruktur ihren tatsächlichen Antrieb erhielt, so verdient ihre Entwicklung dennoch Aufmerksamkeit. Obwohl die Geschichte der amtlichen Rechtschreibung in diesem Jahr ihren 110. Geburtstag feiert, kann die historische Betrachtung unserer Rechtschreibung nicht erst im Jahre 1901 ansetzten.

Denn sowohl ihre unmittelbare Vorgeschichte, als auch die Entwicklungen seit dem 17. Jahrhundert sind in diesem Zusammenhang von großer Bedeutung, will man die neuere Entwicklung analysieren.

Der Begriff Orthographie ist von dem griechischen Wort orthographia abgeleitet und besteht aus orthos („richtig“) und graphein („schreiben“) und wurde im 15. Jahrhundert ins Deutsche übernommen. Die Graphie (Schreibung) stellt die formale Seite der geschriebenen Sprache dar und schließt verschiedene Regelungen, wie Groß- und Kleinschreibung, Interpunktion, Silbentrennung, Getrennt- und Zusammenschreibung, und das Graphemsystem, d.h. die verfügbaren Schriftzeichen auf der Ebene des Sprachsystems, ein.

Der Begriff Rechtschreibung, bestehend aus Recht und Schreibung, bedeutet demnach richtigschreiben. Doch wie ist dieses richtig definiert? Das richtige Schreiben ist das Ergebnis einer langen Entwicklung, die es in dieser Hausarbeit vor allem seit dem 18. Jahrhundert zu untersuchen gilt. Diese Rechtschreibung wurde durch institutionelle (z.B. mittelalterliche Schreibschulen, kaiserliche Kanzleien), gesellschaftliche (die deutsche Sprachgemeinschaft) und individuelle (z.B. Freyer, Gottsched, Adelung, Grimm, Raumer, Duden, u.a.) Entscheidungen geprägt.

Der Begriff Rechtschreibung bedeutet auch das Unterliegen einer verbindlichen Regelung, so dass die Schreibung rechtlich festgehalten und kodifiziert ist und somit die Norm darstellt. Zur Terminologie ist außerdem anzumerken, dass die Begriffe Rechtschreibung und Orthographie synonym verwendet werden.1

Bis zum 17. Jahrhundert kann man eine natürliche Entwicklung verzeichnen und ab dem 17. Jahrhundert setzte endgültig eine kritische Auseinandersetzung mit der deutschen Rechtschreibung ein. Die erste Hälfte dieses Jahrhundert war geprägt durch den 30-jähirigen Krieg, der alle Lebensbereiche erschütterte. Man wendete sich nun auf der schriftlichen Ebene immer mehr ab von der lateinischen hin .....[Volltext lesen]

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Die Basis für die spätere Entwicklung legte u.a. Fuchsberger, der die Großschreibung zur Hervorhebung zu nutzen gedachte. Denn das Hervorgehobene entspricht einem Substantiv. Außerdem hatten die Drucker zuvor noch einen größeren Einfluss als die Grammatiker und Orthographen, so dass diese ebenfalls zur Verbreitung von großgeschriebenen Substantiven beigetragen hatten.7

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts stellte der usus scribendi (Schreibgebrauch) ein wichtiges Kriterium dar, das die Debatten um die deutsche Rechtschreibung bestimmte. Da es noch immer keine verbindliche Norm gab, orientierte man sich am Sprachgebrauch und dem Geschriebenen, welches bereits vorhanden war. Daher kann die Anweisung zur Teutschen Orthographie von Freyer aus dem Jahr 1722 als Innovation bezeichnet werden.

Diese Anweisung wird bis Mitte des Jahrhunderts viermal aufgelegt und ist in dieser Zeit das einflussreichste Schulbuch. Dieses Werk ist klar strukturiert und widmet sich umfangreich allen wichtigen Komplexen der Orthographie. Freyer argumentiert ebenfalls mit dem usus scribendi und begründet damit bspw. den Majuskelgebrauch. Als wichtige Leitlinie kommt die Aussprache hinzu, die FreyerPronuntiation nennt.8 Diese Forderung nach Lauttreue wird in dem schon zuvor geltenden Satz „Schreibe, wie du sprichst!“ zusammengefasst und wird später „phonetisches Prinzip“ (Lautprinzip) genannt.9 Das phonetische Prinzip stand für Freyer, Gottsched, Adelung u.a. an erster Stelle, gefolgt vom etymologischen Prinzip und als drittes bestimmendes Prinzip sah man den oben genannten usus scribendi an.

Weiterhin galt für Freyer und Gottsched das Prinzip der Analogie und nur Gottsched sprach sich explizit für das Prinzip der Homonymie aus.10 Diese leitenden Prinzipien hängen allerdings eng zusammen und bestimmten in Wechselwirkung den Prozess der sich herausbildenden Rechtschreibung. Im Verlauf der Vereinheitlichung ist besonders Adelung hervorzuheben, dessen orthographisches Hauptwerk noch 1835 aufgelegt wurde.

Sein Ziel war die Durchsetzung einer einheitlichen Schrift im gesamten deutschensprachigen Gebiet und er schrieb den Normfindungsstand seiner Zeit endgültig fest. Im Gegensatz zu Gottscheds absolutem Normanspruch, konnte Adelung ihn an praktischer Wirksamkeit übertreffen. Unsere heutige Rechtschreibung ist zu großem Teilen bereits von Adelung festgeschrieben.11


3. Reformversuche im 19. Jahrhundert

Die oben beschriebene phonetische und logische Schreibweise wurde im 19. Jahrhundert durch die Reformen von Jacob Grimm, der dem historischen Prinzip verpflichtet war, ergänzt. Eine grimmsche Forderung, die keine Umsetzung fand, war die Kleinschreibung von Substantiven. Ferner forderte er die Abschaffung des Dehnungs-h, wenn dieses etymologisch nicht begründbar war.

Daher sollte das Wort Mohn, das dem mittelhochdeutschen Wort mahen entspricht, weiterhin mit Dehnungs-h geschrieben werden, das Wort Lohn jedoch ohne Dehnungs-h, da es mittelhochdeutsch ebenfalls ohne h geschrieben wurde. Dagegen forderten Kritiker eine 1:1 Relation von Phonem und Graphem, so dass jedem Laut genau ein Schriftzeichen entspricht.12 Hier sei aber anzumerken, dass die deutsche Orthographie dieser 1:1 Zuordnung relativ nahe kommt, da im Deutschen nur wenig zusammengesetzte Grapheme existieren (ck, ch, sch).

Dies ist vor allem im Vergleich mit anderen Sprachen, wie dem Englischen oder Französischen, bemerkbar. Eine vermittelnde Position zwischen diesen beiden Forderungen nahm Rudolf von Raumer ein. Denn dieser sah vor, eine lautgetreue mit einer historisch begründeten S.....

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Obwohl seine Vorlage abgewiesen wurde, diente sie doch als Grundlage der Rechtschreibdiskussion.

Der Gymnasialdirektor Konrad Duden (1829-1911) hatte ebenfalls an der Konferenz teilgenommen und fasste 1880 die Ergebnisse im ersten Duden, das „Vollständige Orthographische Wörterbuch der deutschen Sprache. Nach den neuen preußischen und bayrischen Regeln“ zusammen.15 Mit diesem ersten Duden schuf er die Grundlage für die kommende einheitliche Rechtschreibung.

Dieser Kompromiss aus bayrischen und preußischen Regeln konnte ein großer Erfolg werden, da Konrad Duden wusste, dass er mit radikalen Forderungen keine Anerkennung erreichen würde, denn Regierung und Industrie, vor allem Bismarck als erster Reichskanzler selbst, standen gegen jede Reform. Der eher gemäßigte Kompromiss Dudens konnte weitgehend umgesetzt werden und so wurden um 1900 bereits 80 % aller Bücher und 60 % aller Zeitschriften im deutschen Sprachraum nach der neuen Schulorthographie gedruckt.16
Dennoch erlangte die erste Orthographische Konferenz noch keinen durschlagenden Erfolg.

Gründe für die noch ausbleibende, entscheidende Wirkung sind u.a. auch in der Abwesenheit von Bayern und Österreich zu sehen.

4.2. II. Orthographische Konferenz in Berlin 1901

An der zweiten Orthographischen Konferenz im Jahr 1901 nahmen vor allem Behörden teil und diesmal einigte man sich im gesamten deutschen Sprachraum, einschließlich der Schweiz und Österreich, auf ein amtliches Wörter- und Regelbuch. Aufgrund dessen sollte diese zweite Konferenz zwar bedeutender werden, war aber insgesamt dennoch eine eher „kleine Lösung“.17 Denndie grundsätzlichen Fragen zur Großschreibung, lautgetreuen Schreibung, Fremdwortschreibung, Silbentrennung etc. wurden nicht geregelt.

Dennoch wurden hier verbindliche Regeln festgelegt. Fortan wurde in allen deutschen Wörtern th durch einfaches t ersetzt, so dass bspw. aus thun tun wurde. Allerdings behielt man einerseits bei Wörtern griechischen Ursprungs, wie Theater, das th bei, andererseits wurde Thron weiterhin mit th geschrieben, was wohl auf Drängen des Kaisers geschah,18 woran der große Einfluss der Obrigkeit auf die Rechtschreibung erneut ersichtlich wird.

Des Weiteren wurde das c in geläufigen Fremdwörtern durch k oder z ersetzt, so z.B. Akkusativ oder Porzellan, aber Café oder Chef blieben in dieser Form erhalten. Die beschlossenen Regeln waren weniger radikal als die aus dem Jahr 1876. Demnach wird die sogenannte Heysesche ss-Schreibung abgelehnt und daraufhin in Österreich, wo seit 1879 ss nach kurzem Vokal ß ersetzt hatte, wieder abgeschafft.
Die zweite Orthographische Konferenz schuf die erste einheitliche Regelung im deutschen Sprachraum, deren Ergebnisse wiederum Konrad Duden 1902 im „Orthographischen Wörterbuch der deutschen Sprache“ zusammen.....

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Nach 1933 gab es erst einmal keine nennenswerten Reformvorschläge mehr und man behielt die Gültigkeit des amtlichen Regelwerks von 1901 bei. Auf die Zeit des Nationalsozialismus möchte ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen, es sei lediglich angemerkt, dass bis zur 13. Auflage des Dudens im Jahr 1947 immer wieder auf die amtliche Regelung von 1901 verwiesen wurde, anschließend gab es diese Information nicht mehr.

Der Duden-Verlag war zur offiziellen Instanz für die deutsche Rechtschreibung geworden. Ziel dieser Redaktion war nicht die Vereinfachung der Orthographie, sondern die Veränderungen in der Sprachgemeinschaft zu verzeichnen. Nach 1945 spaltete sich der Duden-Verlag schließlich auf (Mannheim und Leipzig) und beide arbeiten unabhängig voneinander. Im Jahr 1955 entschied die Konferenz der Kultusminister die amtliche Gültigkeit der jeweils neuesten Duden-Auflage und somit hatte sich nun endgültig ein privater Verlag das Monopol der Rechtschreibung gesichert und erst mit der Rechtschreibreform wurde dies juristisch wieder an die staatliche Seite zurückgegeben.21 Hier wurde also beschlossen, dass die Regelungen von 1901 und die folgenden Beschlüsse gültig sind, bei Zweifelsfällen sei in der jeweils neusten Duden-Auflage nachzusehen.

Allerdings waren diese Zweifelsfälle nicht selten und vor allem die Silbentrennung bereitete Schwierigkeiten. Es gab weitere Reformbemühungen, die aber nicht umgesetzt wurden. Der Arbeitskreis für Rechtschreibung schlug 1959 Regeln vor, die auf eine „gemäßigte Kleinschreibung“ zielten, d.h. nur noch Satzanfänge, Eigennamen und Anredefürwörter sollten großgeschrieben werden.

Seit 1987 hatte das Institut für deutsche Sprache in Mannheim (IDS) den Auftrag, Reformvorschläge auszuarbeiten und nach der Wiedervereinigung gingen die Reformbemühungen dann auch wieder gemeinsam voran und bald wurde die Rechtschreibreform entwickelt.

6. Fazit

Die hier kurz skizierte Geschichte der deutschen Rechtschreibung soll trotz ihrer Knappheit verdeutlichen, wie sich unsere heutige Rechtschreibung historisch betrachtet entwickelte und welchen Hindernissen die Reformer und Nutzer der deutschen Sprachgemeinschaft ausgesetzt waren. Es soll eine Hilfe darstellen, manche – aus heutiger Sicht oft willkürlich scheinende – Regeln nachvollziehen zu können, da diese geschichtlich gewachsen sind.

Es ist ein Prozess, der durch Obrigkeit und Behörden, Verlage und Druckereien, Schriftsteller, Grammatiker und Lehrer geprägt wurde. Die Schulen erlitten in der Zeit, in welcher noch keine amtlich gültigen und verbindlichen Regeln vorlagen, die größten Schwierigkeiten. Noch heute ist die Schule und maßgeblich der Deutschunterricht der Ort der Orthographievermittlung und Lehrerinnen und Lehrer stehen vor der Aufgabe Rechtschreibung sinnvoll, praktisch, verständlich und anwendbar zu lehren.

Die Regeln und Prinzipien der deutschen Sprache bilden hierfür die Grundlage und Fachkräfte für den Deutschunterricht sollten sich auch mit deren historischer Entwicklung und Diskussion auseinandersetzten, um den heutigen Stand nachvollziehen und beurteilen zu können. Oftmals birgt die deutsche Sprache Fälle, die nicht eindeutig mit einer bestimmten Regel erläutert werden können, sondern als „Lernwörter.....

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Götze, Lutz, Rechtschreibung und Zeichensetzung der deutschen Sprache. Zur Geschichte der Rechtschreibung, in: Hermann, Ursula, Die neue deutsche Rechtschreibung, München 1996, S. 18-22.

Ossner, Jakob, Geschichte der Didaktik des Rechtschreibens, in: Bredel, Ursula u.a., Didaktik der deutschen Sprache. Ein Handbuch, 1.Teilband, München u.a. 20062, S.355-368.

Sauer, Wolfgang W., Der >>Duden<<. Geschichte und Aktualität eines >>Volkswörterbuchs<<, Stuttgart 1988.

Scheuringer, Hermann, Geschichte der deutschen Rechtschreibung. Ein Überblick. Mit einer Einführung zur Neuregelung ab 1998 (Schriften zur diachronen Sprachwissenschaft, 4), Wien 1996.

Schuster, Karl, Rechtschreibunterricht, in: Einführung in die Fachdidaktik Deutsch, Baltmannsweiler 200310, S.169-187.


7.2. Internetadressen

Geschichtlicher Abriß der Rechtschreibung, in: [28.08.2012]

Geschichte der Rechtschreibung, in: [28.08.2012]

1 Vgl. Scheuringer, Geschichte, S. 9f.

2  Vgl. Scheuringer, Geschichte, S. 34-36.

3  Vgl. Götze, Rechtschreibung, S. 18.

4 Freyer, Hieronymus, Anweisung zur Teutschen Orthographie, in: Garbe, Burckhard (Hrsg.), Die deutsche rechtschreibung und ihre reform. 1722-1974, Tübingen 1978, S. 1-13.

5 Gottsched, Johann Christoph, Grundlegung einer deutschen Sprachkunst, in: Garbe, Burckhard (Hrsg.), Die deutsche rechtschreibung und ihre reform. 1722-1974, Tübingen 1978, S. 14-26.

6  Zit.n.: Götze, Rechtschreibung, S. 18.

7  Vgl. Scheuringer, Geschichte, S. 30f.

8 Freyer, Anweisung, S. 1.

9  Vgl. Garbe, Einleitung.....

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Quellen & Links

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