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Fachbereichsarbeit
Geschichte / Historik

Goethe Gymnasium Hamburg

2.5, Herr Weitz, 2013

Michael H. ©
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ID# 54191







Heilig – Geist – Gymnasium

Broicherstraße 103

52146 Würselen


Facharbeit im Leistungskurs Geschichte:

Rechtliche und soziale Aspekte der

Integration von Migranten.

Probleme und Perspektiven.


Vorgelegt von:

Datum der Abgabe: 7.03.2013

Jahrgangsstufe: Q1

Kurs: Geschichte LK 1

Kursleiter: OStR i.E.

Inhalt


  1. Einleitung

Am 1. Juli 2004 verabschiedete der Bundestag das lang umstrittene Zuwanderungsgesetz. Mit diesem Gesetz wurde ein neuer Weg in Bezug auf Zuwanderung manifestiert, der aber nicht nur die Sicherheitsfragen und eine geregelte Zuwanderung neu definiert, sondern auch die Integration von ethnischen Minderheiten regelt.

Für die vorliegende Facharbeit stelle ich mir nun die Frage, warum Integration für unsere Gesellschaft ein elementarer Bestandteil sein sollte und in welchen Bereichen Integration noch stärker durchgesetzt werden muss, damit sie gelingen kann.

Aufgrund der Tatsache, dass der Prozess der Integration jeweils von der jeweiligen Gruppierung- wie Asylbewerbern oder Aussiedlern- abhängt, wird in dieser Facharbeit nur auf die Integration von Arbeitsmigranten und ihren Familien eingegangen.

Zu Beginn wird in der Einführung verdeutlicht, was heutzutage unter dem Begriff „Integration“ zu verstehen ist. Dazu bietet es sich zum besseren Verständnis an, diesen Begriff, mit dem der „Assimilation“ in Kontrast zu setzen.

Anschließend gehe ich kurz auf die Situation der Zuwanderer und den politischen Diskurs der letzten Jahre ein, um dem Leser zu verdeutlichen, unter welchen Voraussetzungen Integration für Migranten Integration stattfindet.

Im Hauptteil wird zunächst die Förderung der deutschen Sprachkenntnisse als Grundvoraussetzung für eine mögliche Integration betrachtet. Der Aspekt der „Parallelgesellschaften“ als mögliche Integrationshemmung wird genauso beschrieben wie Integration durch Bildung und rechtliche Integration, bevor die Akzeptanz der Ausländer in der deutschen Gesellschaft beleuchtet wird.

Abschließend versuche ich einen Ausblick darüber zu geben, inwieweit das Zuwanderungsgesetz die Integration fördert. Zudem werden wichtige Faktoren, die die Integration beeinflussen noch mal kurz zusammengefasst.

Auf Grund der Breite dieser Thematik kann diese Facharbeit die Problematik und Bereiche der Integration nicht vollständig abdecken. Sie wird jedoch einen Einblick darüber geben, dass ein breites Zusammenspiel vieler Faktoren nötig ist, damit Integration gelingen kann.


  1. Grundlegendes zur Integration

    1. Die Politische Diskussion der letzten Jahre und die Situation der ausländischen Bevölkerung heute

Die massive Gastarbeiteranwerbung in den 60er Jahren war nicht auf eine dauerhafte Zuwanderung ausgelegt. Nach dem Anwerbestopp 1973, der aus der Ölkrise resultierte, glaubte die Regierung, die Gastarbeiter würden das Land ebenso schnell wieder verlassen, wie sie gekommen waren.

Tatsächlich aber entschlossen sich viele in Deutschland dauerhaft wohne zu wollen und ließen ihre Familien nachkommen. Auf Grund dessen und weiterer Ursachen, wie Flüchtlingsbewegungen aus dem ehemaligen Jugoslawien und den Migrationen von Ost- nach West nach dem Mauerfall, lebten im Jahr 2001 ungefähr 7,3 Millionen Ausländer in Deutschland. Dies entspricht fast 9% der deutschen Gesamtbevölkerung.

Mit den in der BRD lebenden Aussiedlern und Spätaussiedlern, sowie den bereits eingebürgerten Migranten, ergibt sich ein prozentualer Anteil von 12%, der nicht ursprünglich aus Deutschland stammt.1

Diese Zahlen verdeutlichen, warum es eine heftige politische Auseinandersetzung über die Frage der Zuwanderung und Integration dieser Menschen gab und gibt. Nach einer sehr aufgeheizten und emotionalen Debatte in den 90er Jahren über die Änderung des Asylrechts, die eine Reihe fremdenfeindlicher Gewalttaten mit sich zog, scheint sich nun ein Wandel in der Diskussion zu ergeben.

Entscheidende Einschnitte für eine veränderte Einstellung sind die Änderung des Staatsangehörigkeitsrechts zum 1.1.2000, sowie die erstmalige Aufhebung des Anwerbestopps. Seit 1973 sind durch eine Einführung der Green Card Menschen anderer Herkunft in Deutschland willkommen und man versucht auf mehreren Ebenen sie gerecht und gleichwertig zu behandeln.

Ein weiterer Einschnitt, der eine Änderung im Umgang mit Ausländerfragen manifestiert, ist das am 1.7.2004 vom Bundestag verabschiedete Zuwanderungsgesetz. In diesem Gesetz werden erstmals Regelungen über die Integration von Menschen ethnischer Herkunft getroffen. Inwieweit dieses Gesetz für die Menschen eine Integrationshilfe darstellt, wird im Verlauf dieser Arbeit noch zu klären sein.

    1. Begriffsdefinition von Integration und Assimilation

Der Begriff „Integration“ kommt aus dem lateinischen von „integratio“ und bedeutet „Erneuerung und Wiederherstellung“2. Politisch- soziologisch gesehen heißt Integration die „gesellschaftliche und politische Eingliederung von Personen oder Bevölkerungstruppen, die sich beispielsweise durch ihre ethnische Zugehörigkeit, Religion, Sprache etc. unterscheiden.“3 Der Begriff „Eingliederung“ wird in diesem Zusammenhang oft jedoch missverstanden oder überbewertet.

So wird heutzutage nicht mehr davon ausgegangen, dass Migranten sich in die Aufnahmegesellschaft untergehen. Dieses Verständnis von „Assimilation- die ein vollständiges Aufgehen der Migranten in die Mehrheitsgesellschaft impliziert“4- gilt heute sowohl in der Gesellschaft als auch bei den Parteien als überholte Vorstellung.

„Integration ist also kein Sammelbegriff für nur einseitige Anpassungsleistungen der Einwanderer an die Gesellschaft Im Aufnahmeland, sondern vielmehr auch ein eigendynamisches, gesellschaftliches Geschäft auf Gegenseitigkeit, dass beide Seiten verändert. Das setzt Integrationsbereitschaft auch bei der Aufnahmegesellschaft voraus.“5

Die Anpassungsleistungen der ethnischen Minderheiten sind jedoch weit größer als die der Mehrheitsgesellschaft. Die vier großen deutschen Parteien – CDU, FDP, SPD und die Grünen- sind sich in ihren Programmen zum Thema Integration einig, dass die Zugewanderten sich am Grundgesetz und der Rechtsordnung Deutschlands zu orientieren haben und das Erlernen der deutschen Sprache Grundvoraussetzung für Integration ist.

Im Bezug auf weitere Anpassungsleistungen gehen die Vorstellungen in den einzelnen Parteien jedoch weit auseinander, was eine der Ursachen für die lang andauernde Debatte um das Zuwanderungsgesetz ist.

Das Ziel der Integration ist die ökonomische, kulturelle, rechtliche und soziale Gleichberechtigung der Zuwanderer. Als übergeordnetes Ziel gilt die Identifikation mit der politischen Gemeinschaft, der Verfassung und der Rechtsordnung.6

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Integration als ein wechselseitiges Verhältnis von Aufnahmegesellschaft und Migranten verstanden wird, in dem beide Teile die Bereitschaft aufbringen müssen, tolerant und respektvoll miteinander umzugehen.



Diese Verlagerung kann zum Beispiel durch die Aufnahme von Zuwanderern weitestgehend aufgehoben werden. Weiterhin müssen aber auch in der Familien- und Arbeitspolitik Veränderungen durchgeführt werden.

Somit wird der Anteil der ausländischen Bevölkerung in den nächsten Jahren weiter ansteigen, so dass ein langfristiges Konzept für Integration unausweichlich ist. Der somit an Bedeutung zunehmende Teil der Gesellschaft darf nicht von jeder Mitsprache und dem gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen werden. Zudem besteht mittlerweile ein breiter Konsens, dass fehlgeschlagene oder fehlende Integration wesentlich teurer ist, als eine sinnvolle, dauerhafte Einbindung in die Gesellschaft.

Denn „Faktum (…) ist, dass unterbliebene oder fehlgeschlagene Integration sich in sozialer Bedürftigkeit und in der Konsequenz mitunter auch in Kriminalität, ja vielleicht sogar Ghettoisierung niederschlagen kann.“7

Gelungene Integration hingegen, beugt Konflikten zwischen Migranten und der Aufnahmegesellschaft vor und hilft Vorurteile abzubauen.

Die Auseinandersetzung mit anderen Kulturen und die Anerkennung kultureller Vielfalt, sowie „Die Kenntnis bezüglich der Sitten und Gebräuche der Fremden“8 wird auch weiterhin für die deutsche Gesellschaft auf Grund wachsender Globalisierung und dem erweiterten internationalen Arbeitsmarkt eine große, unumgängliche Bereicherung darstellen.

    1. Sprache als Grundvoraussetzung für Integration

Die „Kenntnisse der deutschen Sprache (sind) zentrale Bedingung(en) für die Integration der Migranten in Deutschland. Deshalb muss sich an Migranten die Erwartung richten, die deutsche Sprache zu erlernen.“9

Durch das am 1.1.2005 in Kraft getretene Zuwanderungsgesetz wurden erstmals Integrationskurse für Ausländer in ein Gesetz aufgenommen. Zwar gab es auch schon vor diesem Beschluss Sprachkurse für Ausländer; erst jetzt erhielten Migranten aber den Anspruch auf diese Förderung. Dieser 600 Stunden Kurs „umfasst Angebote, die Ausländer an die Sprache, die Rechtsschreibung, die Kultur und die Geschichte in Deutschland heranführen“10 sollen.

Im Rahmen des Möglichen sollen die Migranten einen Teil der Kosten für diesen Kurs übernehmen, die sonstigen Gelder werden vom Bund aufgebracht. Des Weiteren können jedes Jahr 50.000 bereits hier lebende Ausländer zu einem Integrationskurs verpflichtet werden. Bei Nichtteilnahme drohen Migranten der Verlust des Aufenthaltstitels oder die Kürzung von Sozialleistungen, sofern sie welche erhalten.11

So sind die Kinder beaufsichtigt und die Eltern können durch das Kennenlernen des Umfeldes Verfremdungsängste gegenüber dem deutschen Bildungssystem abbauen.

Sicher ist, dass die Integration durch derartige Kursangebote maßgeblich erleichtert wird. Durch das schnelle, situationsgerechte Erlernen der Sprache des Aufnahmelandes, finden sich Migranten besser in der ungewohnten Umgebung zurecht und können einfacher Kontakte zu Einheimischen aufnehmen, was wiederum die soziale Integration erleichtert.

Die Regierung hat zwar mit dem Anspruch auf Integrationskurse einen entscheidenden Schritt zu durchdachter Integration gemacht, jedoch reicht dies keineswegs aus. Man erlernt eine Sprache nur richtig, wenn man mit ihr immer wieder konfrontiert wird, was wiederum den vermehrten Umgang mit Einheimischen voraussetzt. Es wäre fatal, wenn die Regierung glaubt, mit Sprachkursen laufe Integration von alleine ab.

Durch die Festschreibung der Ausarbeitung eines Integrationsprogrammes im Bundesgesetzblatt, macht die Regierung deutlich, dass sie anerkennt, dass weitere Angebote von Nöten sind. Wie weit diese Integrationsprogramme gehen, ist jedoch noch nicht abzusehen. Da es sich zum größten Teil aber auf bereits bestehende Angebote bezieht, wird zu hoffen sein, dass dieses Angebot von Kommunen und Wohlfahrtsverbänden durch den Bund unterstützt und damit die Integrationsangebote verbessert werden.

    1. Soziale Integration am Beispiel des Schreckgespenstes „Parallelgesellschaft“

Das in der Öffentlichkeit verbreitete Merkmal für fehlgeschlagene Integration ist die sogenannten „Parallelgesellschaft“ oder auch „Ausländerviertel“, wie sie in vielen deutschen Großstädten, wie beispielsweise Berlin- Kreuzberg, zu finden ist.

Zunächst muss auf die rechtlichen Aspekte in diesem Zusammenhang verwiesen werden. Demnach steht jedem Menschen das Recht auf freie Wahl des Wohnortes und der Bewegung zu. Die Bildung von Ghettos kann also auf rechtlicher Grundlage nicht verboten werden.12 Doch woran liegt es, dass Migranten und ihre Kinder öfters zusammen in sozialen Brennpunkten leben?

Ein Grund dafür ist sicherlich, dass man sich bei der Ankunft in einem fremden Land erst mal orientieren muss und dies am einfachsten geht, wenn man mit Menschen zusammenlebt, die die gleiche Sprache sprechen und mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben.

Die schwache wirtschaftliche Lage vieler Ausländer verdeutlicht, warum sie verhältnismäßig oft in sozial schwächeren Gebieten wohnen. Zudem muss eine Diskriminierung von Ausländern bei der Wohnungssuche festgestellt werden, da Migranten für kleinere Wohnungen oft mehr bezahlen müssen als Deutsche.13

Das Phänomen, dass Menschen ähnlicher Herkunft, sozialen Status und Einkommens sich vermehrt in einem Stadtteil aufhalten, ist nicht nur für Ausländer und Migranten ein Spezifikum, sondern trifft genauso auf sozial schwache, deutsche Gruppen, wie auch auf gut Verdienende zu. In deutschen Großstädten gelten sogenannte „Ausländer-Ghettos“ jedoch als Kriminalitätspool und Abschattungspunkt vor der Gesellschaft des Aufnahmelandes.

Sind „Parallelgesellschaften“ nun wirklich integrationshemmend und wenn ja, was muss getan werden, um hier Verbesserungen durchzusetzen. Die Orientierung, die „Ausländerviertel“ Neuankommenden bieten können, kann sich für die zweite und dritte Generation als integrationshemmend erweisen. Kinder, die in solchen Vierteln aufwachsen, können aufgrund der Infrastruktur in diesen Gebieten leben ohne mit Deutschen und ihrer Kultur in Kontakt zu kommen.

Die Kinder sprechen fast nur ihre Heimatsprache, so dass ihnen das Erlernen der neuen Sprache besonders schwer fällt. Zudem behindert das Leben in diesen Vierteln die Aufstiegschancen.

Des Weiteren wird oftmals bemängelt, dass Migranten durch das abgeschottete Wohnen keine „gemeinsamen Werte“15 vermittelt bekommen, die „das Fundament des politischen und sozialen Zusammenhalts“16 sind. Zweifellos hemmt das Leben in separaten Vierteln den Umgang mit der Gesellschaft und macht es so nur schwer möglich, gemeinsame Erfahrungen zu machen und die Grundwerte der Aufnahmekultur zu vermitteln.

Zudem kann räumliche Nähe „dazu beitragen, kollektive Selbsthilfepotenziale besser zu nutzen und kollektive Interessen der Einwanderungsminderheiten gegenüber der Mehrheitsgesellschaft zu artikulieren.“17

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es keinen breiten Konsens über die Relevanz der Parallelgesellschaften für Integration gibt. Auf der einen Seite werden sie als reine Abschottung gegenüber der Gesellschaft gesehen, andererseits als ein wichtiger Bestandteil zur Eingliederung. Einigkeit besteht jedoch darin, dass Parallelgesellschaften integrationshemmend sind, wenn sie aus Furcht vor Konflikten mit der Mehrheitsgesellschaft entstehen.18

Für die Politik ergeben sich daraus einige Handlungsmöglichkeiten, um die Wohnsituation von Migranten zu verbessern.

Zum einen ist es notwendig, die Wohlfahrtsverbände in ihrem Bestreben Migranten eine erste Orientierung zu liefern, zu unterstützen und diese Möglichkeiten auszubauen, damit Migranten nicht automatisch auf das Selbsthilfesystem in den Ausländervierteln angewiesen sind, sondern sich auch anderweitig Orientierungshilfen holen können.

    1. Die Institution Schule als Integrationsindikator

Wie soeben erwähnt stellt die Einbindung der ethnischen Minderheiten in das deutsche Bildungssystem eine der wesentlichen Aspekte für eine gelungene Integration dar.

„Denn es ist unser gemeinsames Interesse, das alle Ausländer oder neu Eingebürgerte möglichst gute Bildungschancen haben. Bildung fördert Integration, Bildung eröffnet Chancen auf Arbeitsplätze, Bildung macht gesprächsfähig“,19

so der ehemalige Bundespräsident Johannes Rau in seiner „Berliner Rede“ im Mai 2000. Bereits zu dem Zeitpunkt bewies Johannes Rau Weitsicht: der hohe Fachkräftemangel wird heute fast täglich in den Medien thematisiert, genauso wie darüber berichtet wird, dass es immer weniger Jobs für un- oder angelernte Arbeiter gibt. Die hohe Arbeitslosigkeit, insbesondere Jugendarbeitslosigkeit bei Migranten wird sich nicht verringern, wenn die Bildungsabschlüsse nicht verbessert werden.20

Zu den individuellen Faktoren gehört beispielsweise der Aspekt, in welcher Generation die Schüler in Deutschland leben. Kinder, die hier geboren sind, wachsen oftmals zweisprachig auf und haben deshalb weniger Verständigungsschwierigkeiten in der Schule. Aber auch der Bildungsstand der Eltern spielt eine entscheidende Rolle in Bezug auf die Schulbildung der Kinder.

Da aber verhältnismäßig viele ausländische Familien wirtschaftlich schwächer gestellt sind, erlangen ihre Kinder im Gesamtvergleich schlechtere Abschlüsse. Betrachtet man jedoch den Bildungsstand von Migrantenkindern im Verhältnis zu deutschen mit ähnlichen Lebensbedingungen, so fällt das Bild zwar nicht ausgewogen, aber doch besser aus.21

Außerdem spielt es eine große Rolle, ob Eltern sich der Relevanz einer guten Schulbildung bewusst sind und ob sie in der Lage sind ihre Kinder dahingehend zu unterstützen22. Mütter und Väter, die nur schlecht deutsch sprechen, können ihren Kindern bei schulischen Defiziten nicht helfen und oft fehlen die finanziellen Mittel um sich anderweitig helfen zu lassen, wie beispielsweise durch Nachhilfestunden.

Weiterhin beeinträchtigen individuelle Faktoren von Seiten der Eltern deutscher Kinder, das gemeinsames Lernen. So haben viele einheimische Eltern Angst die Bildung ihrer Kinder leide unter dem niedrigen Sprachniveau und dem Bildungsstand ausländischer Kinder, so dass sie ihre Kinder von den Schulen nehmen und oft reine Ausländerklassen entstehen.

Die Aufklärungsarbeit von und in Schulen und Behörden, offene Ganztagsschulen, wie sie seit Jahren von den PISA- Studien gefordert werden, helfen die Defizite der Kinder zu reduzieren, so dass Schüler nicht mehr so sehr auf den Bildungsstand der Eltern angewiesen sind.

Im Bezug auf die Ängste der Eltern deutscher Kinder, muss noch gesagt werden, dass wir in einer sich immer weiter globalisierenden Welt leben, in der das Wissen und der Umgang mit anderen Kulturen zunehmend zu einer Qualifikation wird. Somit ist es sicherlich angebracht, Eltern über die Möglichkeiten, die das Lernen zwischen verschiedenen Kulturen bietet, zu informieren

Ein weiterer institutioneller Faktor, der die Schulbildung von Migrantenkindern beeinflusst, ist die Tatsache, dass es an der Ausbildung von Lehrern und auch Kindergartenerziehern, im Bezug auf den Umgang mit Kindern mit Migrationshintergrund, mangelt. In diesem Bereich haben verpflichtende Kurse im Rahmen des Pädagogikstudiums, z.B. zum Thema „Interkulturelle Pädagogik“ bereits zu einer Verbesserung der Situation beigetragen.

Zudem wird es durch die Förderung von Lehreraufenthalten im Ausland möglich, den Pädagogen eine andere Sichtweise der Situation der Migranten zu liefern, so dass sie Migrationsprobleme eher nachvollziehen und so auch besser auf die Schwierigkeiten der Eltern und Schüler eingehen können. Des Weiteren wurde der Vorschlag, verstärkt Erzieher oder Lehrer mit Migrationshintergrund zu beschäftigen umgesetzt.23

Das folgende Beispiel zeigt, wie aus einem engeren Miteinander von deutschen und ausländischen Kindern im schulischen Alltag, Vorteile für die Bildung dieser jungen Menschen entstehen können.

Als Vorreiteridee gilt hier das „bilinguale Konzept“. Es geht darum, Kinder deutscher Herkunft mit Migrantenkindern gemeinsam zu unterrichten, so dass jeweils die eine Kultur etwas von der anderen lernt.24 Das Erlernen einer Sprache ist einfacher, je jünger man ist. So könnte italienisch Lernen in der Grundschule einerseits einen Vorteil für italienische Kinder darstellen, die so ihren Muttersprachenunterricht erhalten und besonders die Schriftsprache besser erlernen.

Zum anderen hätten deutsche Kinder früh die Möglichkeit eine andere Sprache und auch eine andere Kultur kennenzulernen. Interkulturelle Kompetenzen gewinnen in einer globalisierten Welt an Bedeutung.

Denn „wer als Schüler jahrelang in der Sprache des anderen mit Mitschülern gelernt hat, hat einen intensiven Prozess interkulturellen Lernens erfahren, der ihn vor Vorurteilen auch anderen Gruppen gegenüber dauerhaft schützen wird.“25

Allerdings ist dieses Modellprojekt nur möglich in Gebieten in denen eine Nation neben der deutschen stark vertreten ist. Zudem verlangt die Umsetzung viel Engagement von Eltern und Lehrern. Weiterhin müssen neue Unterrichtsfächer an Universitäten angeboten und Materialien für diesen Unterricht erstellt werden.26

Es lässt sich sagen, dass sowohl Eltern als auch Lehrer, sowie die bildungspolitische Führung anerkennen müssen, dass Migrationsprobleme, aber damit auch neue Möglichkeiten, zunehmend Einzug in deutsche Schulen halten. Deshalb muss eine interkulturelle Lehrerausbildung weiterhin gefördert werden, das Schulsystem noch offener werden für Migranten und Kinder aus sozial schlechter gestellten Familien und sowohl bei deutschen als auch bei ausländischen Eltern muss Informationsarbeit über die Möglichkeit interkulturellen Lernens angeboten werden.


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