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Mitschrift (Lernskript)

Quali­ta­tive und inter­pre­ta­tive Sozi­al­for­schung

13.204 Wörter / ~46 Seiten sternsternsternsternstern_0.2 Autor Viola W. im Feb. 2017
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Mitschrift
Soziologie

Universität, Schule

Georg-August-Universität Göttingen

Note, Lehrer, Jahr

1,7, Wille

Autor / Copyright
Viola W. ©
Metadaten
Preis 7.00
Format: pdf
Größe: 0.27 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.2
ID# 62511







1. Qualitative und interpretative Sozialforschung


1.1 Was ist qualitative Sozialforschung?


  • Sie beschäftigt sich mit der Verbindung zwischen sozialwissenschaftlichen Theorien und sozialer Wirklichkeit.


Sie ist sehr vielfältig und unterschiedlich. Es existiert kein einheitliches Verständnis im Gegensatz zur quantitativen Methode.

Grundlegend kann man zwischen zwei Sorten unterscheiden: Der einen, die sich der quantitativen Logik anschließt und daher numerische Verallgemeinerungen anstreben. Und der anderen, die sich der Logik der Sache bzw. des Einzelfalls verschreibt. Das bedeutet, dass Hypothesen sich im Prozess der Annäherung an den zu untersuchenden Gegenstand herausbilden. Man folgt einer Logikdes Entdeckens.


Verhältnis von Theorie und Empirie


  • Die quantitative Sozialforschung konzentriert sich in erster Linie auf die Überprüfung sozialwissenschaftlicher Theorien.


Überprüfungslogik


  • Die qualitative/ interpretative Sozialforschung konzentriert sich in erster Linie auf die Entdeckung sozialwissenschaftlicher Theorien.


Entdeckungslogik


Diese Konzentration auf die Logik der Sache bedeutet aber auch, dass Instrumente immer wieder angepasst und modifiziert werden müssen. Sie lassen sich nicht standardisieren. Das Vorgehen macht sich vom Gegenstand abhängig.


Die Interpretation beruht entweder auf dem häufigen Auftreten eines Phänomens und folgt einer Logik der Überprüfung oder auf der Rekonstruktion von Wirkungszusammenhängen und folgt der Logik der Entdeckung. Arten, kann man nach ihrem Grad der Offenheit einordnen und unterscheiden.

Dazu: Es existieren zwei verschiedene Paradigma unter denen Sozialforschung die Menschen betrachtet. Einmal das normative Paradigma, nachdem Menschen auf ein gemeinsames System von Symbolen reagieren und das interpretative Paradigma, nach dem der Mensch ein handelndes und erkennendes Wesen ist. Das Individuum erzeugt gemeinsam mit anderen die soziale Wirklichkeit.


Offenes Verfahren:

Den Befragten / Beobachteten wird großer Gestaltungsfreiraum gegeben, dadurch soll die Welt durch die Perspektive der Einzelnen betrachtet werden können.


Auswertung: Wie Individuen durch ihre Wissensbestände, implizite Wissensbestände und in Interaktion die soziale Welt erzeugen und Bedeutungen erzeugen bzw. bestehendes reproduzieren und Vorheriges tradieren.


Zu Beginn einer qualitativen Studie sollte die Forschungsfrage noch nicht eng umrissen sein. Am Beginn sollte eine vages Interesse an einem sozialen Phänomen stehen. Dennoch bestimmt dieses schon die Blickrichtung und so auch in Teilen den methodischen Zugang zum Feld. Schwerpunkte sich schon gewählt.

D.h.: Verschiedene Methoden drücken schon unterschiedliche Interessen der ForscherInnen am Gegenstand aus.:

Offenes Interview: Perspektive der Betroffenen


Gruppendiskussion: Interaktion ist beobachtbar, übereinstimmende Darstellungen bzw.marginale Darstellungen werden sichtbar


Gespräch zw. Verschiedenen Milieus oder Generationen: Auskunft überInteraktionsstrukturen bzw. Interaktionsschranken


Videoaufzeichnung von Alltagssituationen / teilnehmende Beobachtung: Beobachtungvon Interaktionsprozessen und der sozialen Wirklichkeit.


Interviews → Interesse an Perspektiven.

teilnehmende Beobachtung → Rekonstruktion sozialer Wirklichkeit und interaktiven Bezügen. Diskursanalyse von Texten: Verhandlung des Gegenstandes in unterschiedlichen gesellschaftlichen Kreisen / Diskuren → Wie entsteht das Phänomen und wie wird darüber gesprochen?


All diese Verfahren greifen durchaus ineinander über, sind also komplementär verwendbar.


Kodieren der Groundes Theory: Strukturierung des Textmaterials anhand von allgemeinen Kategorien.


Rekonstruktives Verfahren: zeitliche Struktur und sequenzielle Gestalt ist wichtig, da durch ihre Analyse, das was „zwischen den Zeilen steht“ gelesen werden kann. Der latente Gehalt wird sichtbar. Das bedeutet die Analyse des Aufbaus des Textes und die Untersuchung jeder einzelnen Sequenz in ihrer Einbettung.


  1. Was kann interpretative Sozialforschung leisten?

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  • Erste ordentliche Professur für Sozio-logie ging 1919 an Franz Oppenheimer (1864 -1943) bis 1929 Lehrstuhl in Frankfurt, emigriert nach Palästina

  • Nachfolger von Oppenheimer:Karl Mannheim (1893-1947), der aufgrund seiner jüdischen Abstammung1933 aus dem Amt entlassen wurde; emigrierte nach England

  • Max Weber (1864 – 1920)Ab 1894 Professor für Nationalökonomie an der Universität Freiburg

  • Georg Simmel (1858 – 1918) Rufannahme an die Uni. Heidelberg aufgrund eines antisemitischen Gutachtens verhindert. Ab 1914 Lehrstuhl für Philosophie in Straßburg


Max Weber – Verstehende Soziologie


Soziologie soll heißen: eine Wissenschaft, welche soziales Handeln deutend verstehen und dadurch in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will. ”Handeln” solle dabei ein menschliches Verhalten (einerlei ob äußeres oder innerliches Tun, Unterlassen oder Dulden) heißen, wenn und insofern als der oder die Handelnden mit ihm einen subjektiven Sinn verbinden. ”Soziales” Handeln aber soll ein solches Handeln heißen, welchen seinem von dem oder den Handelnden gemeinten Sinn nach auf das Verhalten anderer bezogen wird und daran in seinem Ablauf orientiert ist.“ (1921: 3)


Max Weber in Wirtschaft und Gesellschaft (1921)


Das für die verstehende Soziologie spezifisch wichtige Handeln nun ist im speziellen ein Verhalten, welches


  1. dem subjektiv gemeinten Sinn des Handelnden nach auf das Verhalten anderer bezogen,

  2. durch dies seine sinnhafte Bezogenheit in seinem Verlauf mitbestimmt und also

  1. aus diesem (subjektiv) gemeinten Sinn heraus verständlich erklärbar ist." (1913/1973: 429)


Erstarken in der BRD in den 1970ern durch die „Arbeitsgruppe Bielefelder Soziologen“. Pioniere der Chicago School: Fokus auf Lösung sozialer Problemstellungen einer Großstadt. Mikrosoziologischer Ansatz.

In Deutschland: Max Weber (subjektiv gemeintes nachvollziehen und Handlungsabsicht verstehen und dadurch erklären → Verstehende Soziologie) und Georg Simmel (Gesellschaft existiert dort wo mehrere Individuen in Wechselwirkung treten) theoretische, makrosoziologische Fragestellungen. Vor der NS-Zeit existierte in Deutschland vorwiegend eine quantitative ausgerichtete Sozialforschung.

Ausnahmen waren nur in der Industriesoziologie und bei den Studien der Frankfurter Schule zu finden.

Größere Bedeutung für die Entwicklung qualitativer Methoden hatten die ProtagonistInnen der Chicago School (interdisziplinär und pragmatisch), der Verstehenden Soziologie in Dtl. & Österreich (wechselseitige Beeinflussung dieser Schulen)


Anfänge der Qualitativen Sozialforschung - Richtungweisend für qualitative Methoden in den USAChicago School of Sociology (Etablierung qualitativer Forschung zwischen 1920 -1950)


erster soziologischer Fachbereich 1892 gegründet:


  • von Albion Small(1854 – 1926)


  • William I. Thomas (1863 – 1947)


  • Robert Ezra Park (1984 – 1944)


  • George Herbert Mead (1863 - 1931)


Chic.....[Volltext lesen]

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Interpretative Soziologie -- nach dem Zweiten Weltkrieg

Phänomenologische Soziologie


    • Alfred Schütz (1899- 1959)


    • Thomas Luckmann(1927)


Interaktionismus


    • Erving Goffman(1922-1982)


    • Anselm Strauss(1916-1996)


    • Barney Glaser(1930)


  1. Grundannahmen und Prinzipien der interpretativen Sozialforschung Allgemeine Prinzipien interpretativer Sozialforschung


      • Prinzip der Kommunikation


      • Prinzip der Offenheit


Die interpretierte Sozialwelt als Gegenstandsbereich der Sozialwissenschaften


SozialwissenschaftlerInnen untersuchen eine bereits interpretierte Welt, die „eine besondere Sinn-und Relevanzstruktur für die in ihr lebenden, denkenden und handelnden Menschen [aufweist]“ (Schütz 1971: 6).


Grundannahmen:


  • Soziale Wirklichkeit wird in einem interaktiven Prozess hergestellt


  • Interaktion: „jede Art von wechselseitigen Beziehungen zwischen Personen oder Gruppen.“Peuckert 1986: 141

  • Menschen handeln in diesem interaktiven Prozess auf der Grundlage ihrer Deutungen der sozialen Wirklichkeit.


Die Definition der Situation nach William Isaac Thomas (1863-1947)und Dorothy Thomas (1899-1977)


  • Erst die Definition oder Deutung einer Situation bestimmt die Wirklichkeit der sozialen Situation. Der Mensch handelt entsprechend seiner Deutung der Situation.

  • Wenn eine Situation von den Menschen als wirklich definiert wird, so ist sie in ihren Konsequenzen wirklich.“


Thomas, W. J. & Thomas, D. (1928): The Child .....

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gewöhnlich stellen sie lediglich ganz richtig fest, was für sie die Situation sein sollte, und verhalten sich entsprechend.“ (Goffman 1977:9)

D.h. Menschen greifen auf ein System von Regeln/ Interpretationen zurück


Soziale Handlungssituationen beinhalten:


  • die subjektive Definition der Situation


allgemeine Regeln, die für solche Situationengelernt wurden


individuelle Erfahrungsaufschichtung mit solchenSituationen


  • Änderung/Ausgestaltung der Rahmung (framing)


gesamte Erhebungsprozess maßgeblich an zwei Prinzipien orientieren:


    • Prinzip der Kommunikation


    • Prinzip der Offenheit


  1. Die interpretative Sozialwelt


Allgemeine Prinzipien interpretativer Sozialforschung


  • Soziale Wirklichkeit wird in einem interaktiven Prozess hergestellt.


  • Menschen handeln in diesem interaktiven Prozess auf der Grundlage ihrer Deutungen der sozialen Wirklichkeit.

  • Die Deutungen der Situation werden im Verlauf des interaktiven Prozesses beständig modifiziert und kontextabhängig in Reaktion auf die Deutungen des jeweiligen Gegenübers gerahmt.


SozialwissenschaftlerInnen untersuchen eine Welt, die von ihren Bestandteilen, den Subjekten bereits interpretiert worden ist und der Sinn zugeschrieben wurde. Sie ist strukturiert durch die Subjekte. Gedankliche, von Menschen gemachte Dinge bestimmen ihr Handeln.


Sozialwissenschaft muss also herausfinden, wie diese Welt im Alltag konstruiert wird. Diese Konstruktion vollzieht sich in sozialer Interaktion, beruhend auf ihren Deutungen. Diese sind nicht beliebig, sondern beruhen auf internalisierten, in der Sozialisation erlernten Wissensbeständen. Im Alltagshandeln wird auf diese kollektiven Wissensbestände spontan, k.....

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2.2 Das Prinzip der Kommunikation


Die Auswertung muss die interaktive Rahmung und Modifikationen sichtbar machen. Daher Forschung muss sich kommunikativer Verfahren bedienen und Raum für alltägliche Prozesse lassen. (siehe Prinzip der Offenheit)

Datenerhebung ist eine kommunikative Leistung“ (Hoffmann-Riem)

Der Forschungsprozess vollzieht sich in den Reglements des Alltags. Alltagshandelne müssen ihre Definition der Forschungssituation deutlich machen können. (Das ist wichtig, da darin Erklärungen für das Verhalten z.B. in einem Interview liegen)


Das Prinzip der Kommunikation


Das Prinzip der Kommunikation besagt, dass der Forscher den Zugang zu bedeutungsstrukturierenden Daten im allgemeinen nur gewinnt, wenn er eine Kommunikationsbeziehung mit dem Forschungssubjekt eingeht und dabei das kommunikative Regelsystem des Forschungssubjekts in Geltung läßt” (Christa Hoffmann-Riem, S. 351)


Literatur: Christa Hoffmann-Riem (1980): Die Sozialforschung einer interpretativen Soziologie. In: KZfSS, 32 (2), S. 339-371


Fragen:


  • Was kann dazu führen, dass das kommunikative Regelsystem der Beforschten eingeschränkt wird?

  • Warum ist eine Einschränkung des kommunikativen Regelsystems der Beforschten problematisch?

  • Wie sollten wir als ForscherInnen mit den Beforschten kommunizieren, um das kommunikative Regelsystem nicht einzuschränken?


Datengewinnung als „kommunikative Leistung“ (Hoffmann-.....

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Entdeckungen von neuen Erklärungen nicht verhindern! Erhebungsverfahren nicht entlangdes eigenen Vorwissens strukturieren.


Das Prinzip der Offenheit bezeichnet zunächst eine Haltung der ForscherInnen.


Das Prinzip der Offenheit zielt ab auf:


  • die Modifikation des Forschungsplans


  • die Erhebungssituation


  • die Auswertungssituation


Die Möglichkeit zur Modifikation des Forschungsplans beinhaltet:


    • a) die Forschungsfrage kann sich im Verlauf des Forschungsprozesses verändern


    • b) die Erhebungsmethode(n) kann bzw. können sich im Verlauf des Forschungsprozesses verändern

    • c)die Hypothesenbildung erfolgt im Verlauf des Forschungsprozesses


    • d)die Entwicklung einer theoretischen Stichprobe erfolgt im Verlauf des Forschungsprozesses


  1. die Forschungsfrage kann sich im Verlauf des Forschungsprozesses verändern


„…steht zu Beginn des Forschungsprozesses eine offene und weite Fragestellung. Allerdings auch nicht so offen, daß sie das ganze Universum von Möglichkeiten einbezieht; und andererseits nicht so eingegrenzt und fokussiert, daß Entdeckungen und neue Erkenntnisse ausgeschlossen werden. .


Die Fragestellung beinhaltet keine Aussagen über die Zusammenhänge zwischen einer abhängigen und einer unabhängigen Variablen, wie es in quantitativen Studien üblich ist, denn wir testen nicht diese Art von Hypothesen. Die Fragestellung in einer Untersuchung mit der Grounded Theory ist eine Festlegung, die das Phänomen bestimmt, welches untersucht werden soll.“ (Strauss/Corbin 1996: 23)


b) die Erhebungsmethode(n) können sich im Verlauf des Forschung.....

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