Qualiative Sozialforschung Prüfungsfragen SS2010
1.) Wie ist Erkenntnis nach Kant möglich?
A priori – vor jeder Erfahrung
A posteriori – Urteile aus Erfahrungen
v Der Mensch schreibt der Natur vor der Erfahrung Gesetzte vor (a priori). Der menschliche Verstand ist Gesetzgeber der Natur.
v Die Regelmäß9gkeit und Ordnung der Erscheinung, die wir Natur nennen ist eine von Menschen geschaffene anthropogene Ordnung.
v Der Mensch kann die Außenwelt nur symbolisch erfassen. Das Ding ist unerkennbar, es gibt nur die von unserem Wahrnehmungs- und Denkapparat, also vom Bewusstsein geformte Erscheinung. Diese Erscheinung nennen wir Realität.
Erkenntnis entspringt also aus zwei Grundquellen:
1.) Vorstellung = Rezeptivität der Eindrücke
2.) Anschauung = Sinnlichkeit
„Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind“ – Nur daraus, dass sie sich vereinigen kann Erkenntnis entstehen.
Der Verstand ist nach Kant also nicht als Teil der Welt zu sehen, sondern als ihr Ursprung. Denken – ist somit Erkenntnis durch Begriffe. Die Erkennbarkeit der Welt ist aber begrenzt, da sie an die Bedingungen des Verstandes gekoppelt sind.
Bsp. Pferd – Klasse = verschiedene logische Ebenen
Pferd = wahrnehmbar
Klasse = nicht wahrnehmbar
Erkenntnis erfolgt durch Begriffe = nicht unbewusst sondern schlussfolgernd.
2.) Beschreiben Sie den Methodologischen Hauptstrom?
Methodologischer Hauptstrom
Naturwissenschaftliche Forschungspostulate (Ursache – Wirkung, Methodenmonismus)
Ideal der Standardisierbarkeit, Reproduzierbarkeit und Messbarkeit
interpersonale Verbindlichkeit
bewertet die Methoden nach ihrer Tauglichkeit für Hypothesentest
Galileische Tradition: kausale Erklärungsmodelle, positivistische und kritisch rationalistische Theorien
allgemeingültige nomothetische Erklärungen mittels deterministischer oder probabilistischer Gesetze finden und quantitativ formulieren (z. B. Verhaltenstheorie)
Orientierung an naturwissenschaftlichen Forschungsmaximen führt zu Bruchstellen
Annahme: Einzelne Handlungen deduktiv aus der Kenntnis eines gemeinsamen Symbolsystems, d.h. eines kulturell geteilten Handlungsmusters, ableitbar und kontextunabhängig beschreiben (Beschränkung auf beobachtbares "Verhalten") Kolumbus
Streben nach Reputation und der Wunsch, sich vom "Verdacht der Spekulation" zu befreien
Einheitlichkeit von Theorie, Methodologie und Forschungspraxis eher Rationalisierung
Die radikale quantitative Auffassung: Objektivität der Sozialstruktur - Verständlichkeit des Gezeigten, Kontextabhängigkeit des Sinnes ist technischer Mangel
Es geht in der Regel um so genannte repräsentative Erhebungen. Große Stichproben
Verteilungsanalysen – Häufigkeitsanalysen
Beispiel: Alkoholismus: x % der 14 jährigen sind in einer Stadt von > 6000 EW alkoholabhängig innerhalb der Altersphase, innerhalb der Bevölkerung (soziale Schichten), innerhalb ge.....[Volltext lesen]
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Bitte Dokument downloaden. Soziales Handeln beruht auf einem Interpretationsprozess. Bedeutungszumessung, Relevanzabschätzung und Sinnverleihung sind Ausdrücke, die denselben Prozess beschreiben.
Sinnhafte Strukturierung des sozialen Handelns geschieht durch die Handelnden. Neben die Kategorien Ursache und Wirkung wird die Kategorie Sinnhaftigkeit für das Verständnis von sozialem Handeln wesentlich.
Intention: Gesellschaftliche Tatsachen über die Bedeutungszuschreibung der Handelnden erschließen, die „ . Methodik des Zugriffs zu gesellschaftlichen Tatsachen ." erfolgt " . über die Wirklichkeitskonzeption der Handelnden".
4.) Was sind Konstruktionen zweiten Grades und wann sind sie gültig?
In der Sozialwissenschaft interpretieren wir nicht nur Gegenstände (so wie die Naturwissenschaften). Wir müssen zudem damit umgehen, dass ein Teil unserer Gegenstände selbst aus Interpretationen besteht! Deshalb müssen wir auch diese Interpretationen analysieren! Die erfolgt durch die Konstruktionen zweiten Grades!
Konstruktion zweiten Grades:
v Analyse der Common Sense Konstruktionen der Forschenden und Erforschten (Common Sense Konstruktionen entstehen durch Interpretationen – Konstruktion 1.Grades)
v Sind sozialwissenschaftliche Konstruktionen
v Sind Konstruktionen über Common Sense Konstruktionen
v Schließen an die Common Sense Konstruktionen ersten Grades an
v Rekonstruieren Common Sense Konstruktionen ersten Grades
Die sozialwissenschaftlichen Konstruktionen sind Konstruktionen übe Common Sense Konstruktionen, also Konstruktionen zweiten Grades. Sie sind dann gültig, wenn sie den Konstruktionen ersten Grades adäquat sind, d.h. aus deren Rekonstruktion heraus entwickelt werden.
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Bitte Dokument downloaden. v Die Bedeutung dieser Dinge, Situationen wird konstruiert und entsteht in sozialer Interaktion.
v Die Bedeutungen werden in interpretativen Prozessen hergestellt und modifiziert.
6.) Was beschreibt das Thomas Theorem, nennen sie ein Beispiel
Definition der Situation (William Isaac Thomas 1863-1947)
Erst die Definition oder Deutung einer Situation bestimmt die Wirklichkeit der sozialen Situation. Der Mensch handelt entsprechend seiner Deutung der Situation.
Thomas-Theorem:
”Wenn eine Situation von den Menschen als wirklich definiert wird, so ist sie in ihren Konsequenzen wirklich.”
Bsp. Wenn viele Menschen in einem Ort dem (falschen) Gerücht folgen, dass die Bank ihres Ortes pleite sei und daraufhin alle zur Bank gehen um ihr gespartes Geld abzuheben, dann ist die Bank pleite, obwohl es sich anfangs nur um ein Gerücht handelte.
Die Definition der Situation ist nicht beliebig (materielle Ressourcen, andere Handelnde, Macht, Erwartungen, Nor.....
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8.) Beschreiben Sie die non-reaktive Forschungsmethode der Matrienthal-Untersuchung
I.) Non – reaktive Forschungsmethoden
Auswertung amtlicher Statistiken und Dokumente
§ Wahlstatistiken
§ Bevölkerungsstatistiken
§ Beschwerden bei der Industriellen Bezirkskommision
§ Katasterblätter
Dokumentenanalyse
§ Geschäftsbücher (Umsatzentwicklung)
§ Bücherausleihe
§ Zeitungsabonnenten (Entwicklung)
§ Mitgliederzahlen in Vereinen und Parteien (Entwicklung)
§ Tagebuch
Verdeckte Beobachtungen
§ Messung der Gehgeschwindigkeit
§ Gesprächsthemen und Beschäftigungen in Gaststätten und im Arbeiterheim
§ Informelle Gespräche
§ Pausenbrot (Gabelfrühstück)
9.) Beschreiben Sie die reaktiven Forschungsmethoden der Marienthal-Untersuchung
II.) Reaktive Forschungsmethoden
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Bitte Dokument downloaden. halbstrukturiertes Interview:
- mittlere Fallzahlen (bis zu 100)
- Sicherstellung, dass bestimmte Gebiete auch angesprochen werden
- Minimale Vergleichbarkeit
Offenes Interview:
- kleinere Mengen (20)
- geeignet für bedeutungs- und sinnorientierte Fragestellungen
- Probleme bei der Vergleichbarkeit
11.) Beschreiben Sie die Rollen im Interview und erklären Sie, warum sie wichtig sind
Rollen im Interview
Keine Warum-Fragen, sondern Wie-Fragen stellen. (Warum-Fragen fordern meist eine Rechtfertigung.)
Narrationen entfalten oft eine befreiende Kraft (Sichaussprechen; Man erzählt oft mehr, als man will.); keine Therapiesitzung (Sollte es dazu kommen, muss man als Pädagoge abbrechen.)
Klare Unterscheidung zur therapeutischen Situation über das Setting.
• Setting in der Supervision (Reflexion und Psychohygiene)
• Setting in der Schule (Subjektorientierung, Frontal- vs. Gruppenunterricht)
• Setting in der Psychotherapie (Arbeit an den inneren Landkarten .....
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Bitte Dokument downloaden. Nicht Teilnehmende: Laborbeobachtungen und Selbstbeobachtung
(A) Die teilnehmende Beobachtung
v Problemdefinition
v Kontaktaufnahme
v Feldeinstieg
v Etablierung und Aufrechterhaltung einer Feldrolle
v Erheben und Protokollieren der Daten
v Ausstieg aus dem Feld sowie Auswertung und Veröffentlichung
t Teilnehmende Beobachtung ist immer im Spiel, wenn ich in ein Feld hineingehe
t Teilnehmende Beobachtung ist abhängig vom Wissen der BeobachterInnen
t Kriterien der Beobachtungen müssen transparent sein
t Erstellen von Beobachtungsberichten
t Gezielte Fokussierung auf spezielle Ausschnitte des Geschehens
14.) Was besagt das ungelöste Basissatzproblem?
Es gibt keine reine Beobachtungssprache und keine reine Empirie in Form von theorielosem Datensammeln.
Bsp: Es gibt Beobachtungen, die theorieabhängig sind, die anderen aber nicht unbedingt auffallen müssen. Jede Theorie ist paradigmenabhängig, jedes Paradigma ist abhängig von kulturellen Praktiken. Immer, wenn ich über menschliches Handeln spreche bin ich mit diesem Problem konfrontiert. Theorie heißt Unterscheidungen treffen, wenn Zusammenhänge nicht für jeden evident sind, geht es um Versuche der Erklärung nach den .....
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