Prüfungsfach: Sportpädagogik
Mögliche Punkte: 120
Hilfsmittel: keine
Prüfer: Mensing
CP: 4
1. Aufgabe (6 Punkte)
Vergleichen Sie traditionelle und moderne
Sportpädagogik!
Antwort:
tSP: - Institutionen: Schule, Verein
-
Adressaten: Kinder,
Jugendliche
- Ambibitionen: erziehen, unterrichten
mSP: - Institutionen: alle Personalbereiche und Altersklassen
-
Adressaten: alle
Personalbereiche und Altersklassen
- Ambibitionen: alle Personalbereiche und Altersklassen
2. Aufgabe (6 Punkte)
Erklären Sie, weshalb
das hohe Ziel der Sportpädagogik die Erziehung zur Persönlichkeit, nicht nur
durch Körperbildung, ist!
Antwort:
Sport
nur dann wertvoll, wenn er eine ganzheitliche Entwicklung zum Ziel
hat, und Menschen in ihrer ganzen Fülle fordert und fördert. Sinn kann
es nicht sein, unmündige Weltmeister hervorzubringen.
Einem
starken Körper muss/soll ein starker Geist gegenüberstehen.
Die
Sportpädagogik versucht, einen nachhaltigen Nutzen für den
einzel nen
und die Gesellschaft zu erreichen
3. Aufgabe (6 Punkte)
Nehmen Sie zum Begriff
des "Sportpädagogen" aus historischer Sicht Stellung!
Antwort:
1.
Altertum: - Olympische Spiele, zu Ehren der Götter und ihrer Stadt,
hohe Preise
2.
Mittelalter: - Ritterakademien mit Schwert, Lanze, zur Ehre der „frouwe“
3.
Klöster: - Ballspiele, wie „Jeu de paume“ etc.
4.
Bürgertum: - Spiele, wie Balgen, Stechen etc.
5.
Philanthropen: - erste „wahre“ Pädagogen
4. Aufgabe (8 Punkte)
Definieren Sie den Begriff
"Trend"! Welche Synonyme werden dafür gebraucht? Wer forscht in
diesem Bereich?
Antwort:
Definition: Grundrichtung (Tendenz) einer
Entwicklung zur Zukunft (Duden, 1991)
Synonyme: Mode, In-/Cool-Sein
Forschung: interdiszipliär (historisch,
soziologisch, pädagogisch,
psychisch, semiot., futur.)
durch Scanning und Monitoring
5. Aufgabe (4 Punkte)
Wie verläuft die Genese
eines Trends?
Antwort:
1.
Phase: Erfindung,
Experiment, Anpassung, Umwandlung,
Verbesserung
2.
Phase: wird
öffentlich oder in der „Szene“ präsentiert, Akzeptanz (in-out
3.
Phase: Medien,
Sponsoren, Style, Kompatibilität (jung/alt)
4.
Phase: Etablierung
(chic), Status
6.
Aufgabe (6 Punkte)
Beschreiben
Sie die soziologischen und pädagogischen Folgen
eines
Trends!
Antwort:
soziologisch:
-
eigenes Segment, neue Dimension durch Werbung
-
Kontrast durch Branchen-Fremde
-
Szene, Kult, In-Sein, Image, Habitus, neues Lebensgefühl, u.a. durch Musik
-
Protagonisten mit neuen Werten, Codes, Messages
pädagogisch
7. Aufgabe (6 Punkte)
Auf
welchen Feldern begegnen sich Sportpädagogik und
kommerzieller
Sport?
Antwort:
Sportpädagogik
und kommerzieller Sport begegnen sich in gewisser Weise in
fast allen Bereichen, da die Ausübung eines Sports in der
heutigen
Zeit als ganzheitlicher Prozess angesehen wird, und nicht nur als
körperliche Betätigung.
In
vielen Bereichen des Breitensport spielt die pädagogische
Komponente
jedoch eine noch bedeutendere Rolle, da hier die
Erziehung
zum und durch Sport hervorgehoben wird.
Auch
im Bereich der Ernährung und Ernährungsberatung lassen sich verstärkt
pädagogische Einflüsse betrachten.
8. Aufgabe (6 Punkte)
Nehmen
Sie anhand eines praktischen Beispiels zur Doping-Prob- lematik
unter dem Leistungsaspekt Stellung!
Wettkampfverzerrung
Gesundheitsrisiken
langfristige
Folgen nicht absehbar
Imageverlust
des Sports
9. Aufgabe (7 Punkte)
Nennen
Sie die Grundsätze einer Gesundheitserziehung!
1. ganzheitliche
Zielsetzung
2.
spezifizierte Maßnahmenplanung
3.
qualifiziertes Lehrpersonal
4.
einheitliche Organisationsstruktur
5.
Gesundheitsvorsorge
6.
Information und Rückmeldung
7.
Qualitätssicherung und Evaluation
10.
Aufgabe (4 Punkte)
Definieren
Sie die Begriffe "Gesundheit" und "Wohlbefinden/Well- ness")!
Gesundheit
- ...ist Zustand des vollständigen körperlichen,
geistigen
und sozialen Wohlergehens, und nicht nur die
bloße Abwesenheit von Krankheit (objektiv)
Wohlbefinden
/Wellness
- ...ist ein subjektiver Zustand, bei dem sich
Körpererleben,
Sozialverhalten und Psyche in
Einklang
befinden
11. Aufgabe (5 Punkte)
Betrachten
Sie die Historie des Spiellbegriffes von Schiller bis Huizinga!
Entwicklung von
idealistisch bis analytisch genetisch
„Der Mensch ist nur da ganz
Mensch, wo er spielt“ (Schiller)
Guthsmuths:
-
Sport fuer koerperliche Ausbildung der Jugendlichen
-
Turnen und Gymnastik in Schulen als Wehrertuechtigung
Fröbel:
-
Familie und Staat sollen sportlich Erziehen
„Spiel
ist eine freiwillige Handlung oder Beschäftigung, die innerhalb gewisser
festgesetzter Grenzen von Zeit und Raum nach freiwillig an genommenen,
aber unbedingt bindenden Regeln verrichtet wird, ihr Ziel
in sich selber hat und begleitet wird von einem Gefühl der Span nung
und Freude und einem Bewusstsein des ‚Andersseins‘ als das ‚gewöhnliche
Leben‘.“ (Huizinga)
12. Aufgabe (8
Punkte)
Nehmen Sie zur
sportpädagogischen Bedeutung des Balles
Stellung!
... hat einen hohen
Aufforderungscharakter
- explorativ, symbolisch,
kommunikativ, agonal,
strategisch, regulativ, affirmativ
- Erfahrung/Umgang, „Besitz“,
Mannschaft, Kampf um den Ball, Trefferfolg, Handlungsrahmen, Erwartungshaltung
13. Aufgabe (6 Punkte)
Erläutern Sie den Satz:
"Der Lehrer hat sich im Sportunter- richt immer nach
dem Leistungsschwachen zu orientieren"!
- Lehrer muss individuelle Stärken
und Schwächen jedes
einzelnen berücksichtigen
- optimale Übungsauswahl, um alle zu fordern und
zu fördern
- Übungen vereinfachen oder erschweren
- ...
14. Aufgabe (6 Punkte)
Nehmen Sie zur Problematik
des Sports im Kindergarten
Stellung!
Problematik: Bewegungsmangel im Kindergarten.
Ansätze:
- Motivation Kinder - Vorprägung
-
Motivation
und Ausbildung Pädagogen
-
Anforderungsprofil
an die Betreuer ist nicht mehr auf Bewegung abgestimmt
-
Gruppengröße/Zusammenstellung
nicht optimal
- Geldliche und sachliche Mittel
15. Aufgabe (6 Punkte)
Welche Grundsätze haben Sie
als Leiter einer
Seniorensportgruppe zu
beachten?
- Gebrechen der Senioren müssen beachtet
werden.
- dementsprechende Übungsauswahl.
- Prävention > Leistung.
- Motorik und Bewegung fördern durch Spiele mit/ohne
Zusatzgerät schaften.
-
Beweglichkeits-
und Leistungserhaltung
-
positives
Lebensgefühl/ Wohlbefinden
-
Gemeinschaftsgefühl
16. Aufgabe (4 Punkte)
Wo liegen Ihrer Meinung nach
die Ursachen für die
Mitgliederflucht in den
Vereinen und Verbänden?
-
demografischer
Wandel
-
Streben
nach Individualität
-
zeitliche
Unabhängigkeit außerhalb der Vereine
-
Fitnessstudios
bieten diese Unabhängigkeit (Konkurrenz zu Vereinen)
-
neue
Trends zu Beginn nicht in Vereinen und Verbänden organisiert
-
Image
der Vereine und Verbände (Regelungen, Satzungen, Beiträge)
17. Aufgabe (4 Punkte)
Was versteht man unter
Sportethik?
... Ideale und sittliche Ziele des
Sports, diese müssen zu einem Komplex/System gehören
18. Aufgabe (8 Punkte)
Nennen Sie die ethischen
Ziele der Erziehung zum Sport und durch den Sport!
Sport ist mit positiven
Eigenschaften verknüpft:
-
Persönlichkeitsbildung
-
Spieltrieb
ausleben
-
Wille
zur Leistung
-
Belastungswiderstände
erhöhen
-
Sinn
für Schönheit und Form
warum zum Sport:
-
Vorbildfunktion,
Leitbilder
19. Aufgabe (4 Punkte)
"Mens sana in corpore
sano". Interpretieren Sie diesen Satz!
Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper!
Nicht
nur, dass der Geist gesund ist bei einem im gleichen Stand befindlichen Körper,
auch der Leib, wenn schon etwas angekränkelt, kann durch ein frohes Gemüt,
durch einen festen Willen, durch einen klaren Kopf, kurzgesagt: durch die
nötige Einsicht verbessert, gepflegt und geheilt werden
20. Aufgabe (8 Punkte)
Die Olympischen Ideale und der
Profisport: Welche Lösungsmöglichkeiten sehen Sie?
Die
moderne Olympische Idee war für ihren Begründer Coubertin in erster Linie eine pädagogische
Idee. Das Wichtigste an ihr waren für ihn weniger sportliche Rekorde als erzieherische
Ziele. Nach seiner Auffassung muss der Olympismus pädagogisch orientiert sein,
weil ohne eine solche Orientierung auch die modernen Olympischen Spiele auf das
Niveau der Gladiatoren-Wettkämpfe in den Zirkusarenen Roms zurückfallen.
Dieser erzieherischen Ausrichtung des olympischen
Leitbilds liegen nach Coubertins Auffassung fünf Prinzipien zugrunde:
Erstens das Prinzip einer
harmonischen Ausbildung des Menschen: Sporttreiben soll dem Ideal einer
ganzheitlichen Erziehung folgen. "Muskeltraining" reicht nicht zur
Menschenbildung.
Zweitens das Ziel der Selbstvollendung,
Selbstgestaltung würden wir heute sagen: Sportliches Können ist als Ergebnis
der „Arbeit“ an sich selbst anzusehen.
Drittens das Ideal der Amateurgesinnung: Dabei
geht es zum einen um den Schutz des Sports insgesamt vor dem Geist der
"Gewinnsucht", und zum anderen geht es darum, den "Athleten von
Olympia" nicht in einen "Zirkusgladiator" zu verwandeln.
Viertens die Bindung an sportliche Grundsätze:
Das Gebot der Fairness und die Einhaltung sportlicher Regeln bedeuten zum
einen, ein nach Regeln geordnetes Sporttreiben überhaupt zu ermöglichen, und
zum anderen ungestüme Kräfte und Leidenschaften im Sport so zu kontrollieren,
daß sie nicht in „Barbarei“ enden.
Fünftens die Friedensidee des Sports: Ein
zentraler Leitgedanke Coubertins handelt von der Notwendigkeit des Friedens
zwischen den Menschen und den Völkern. Dieser Friedensgedanke steht nicht im
Gegensatz zum sportlichen Leistungs- und Wettkampfprinzip; dieses Leistungs-
und Wettkampfprinzip steht vielmehr in seinem Dienst. Coubertin war dabei nicht
weltfremd. Damit sich die Menschen achten können, müssen sie sich zuerst
kennenlernen, schreibt er.
Der Sport von heute ist nicht mehr der, von dem Coubertin
ausgehen konnte. Seiner Realität entsprechen die traditionellen olympischen
Grundsätze nur noch zum Teil. Daß es Widersprüche gibt, ist nicht neu. Oft
diente und dient die Darstellung von hohen Werten der Bemäntelung von
Fehlentwicklungen oder auch der Durchsetzung handfester wirtschaftlicher und medialer
Interessen. Manche der dem Sport zugeschriebenen Werte erscheinen angesichts
seiner Wirklichkeit als Ausdruck von Doppelmoral.
Deshalb muss das olympische Leitbild, das Coubertin
entwarf, aber nicht falsch sein. Es gilt jedoch, es immer wieder zu prüfen,
dabei dem olympischen Sport eine neue Legitimation zu geben und Antworten auf
die Frage zu finden, was seine Zukunft sichern kann, also zu fragen, ob in ihm
alles gemacht werden darf, was gemacht werden kann: Der Körper geschädigt, die
Leistung manipuliert, das Geschäft über die Moral gestellt, der Erfolg über die
Fairneß.
Wenn aber die klassischen Werte und Grundsätze des
olympischen Sports nicht vollständig und unverändert übernommen werden können,
was heißt dann heute noch olympisch?
Olympisch sollte auch künftig als Erziehungsidee
verstanden werden, die auf Athletik und Können in Verbindung mit Klarheit der
Gedanken und Fairneß im Handeln zielt. Die sportlich-olympische Höchstleistung
ist ihre schönste Ausdrucksform. Aber das Prinzip, dem sie folgt, muss für alle
Leistungsstufen und Altersgruppen gelten.
Olympisch ist die Idee der Leistung und des Könnens. Aber
diese Idee sollte für mehr als nur für das Messbare und Bewertbare stehen,
nämlich für die Idee der Selbstgestaltung, für Sport als „Medium“ der
Selbsterprobung.
Olympisch ist wichtiger Ausdruck der Idee der Fairneß.
Fairneß ist das, was den Sport von bloßem Körpertraining und folgenlosem
Zeitvertreib unterscheiden soll. Die Einhaltung sportlicher Regeln bedeutet,
den Sport auf eine höhere Stufe zu stellen, und seine Zukunft hängt davon ab,
ob er sich von dieser Idee leiten lässt.
Olympisch ist auch die Idee des Friedens. Diese Idee löst
Konflikte nicht, aber sie ist ein Modell für den Umgang mit den Konflikten. Sie
setzt die Akzeptanz des kulturellen Andersseins, die Toleranz von
weltanschaulichen und religiösen Unterschieden voraus, und sie richtet sich
gegen jede Diskriminierung von Rasse, Geschlecht und Weltanschauung.
Olympischer Sport kann dafür ein Beispiel sein.
Vorausblickend nahm Coubertin mit seiner Auffassung ein
zentrales Problem unserer heutigen Welt vorweg: Wie kann es gelingen, für das
individuelle Leben und soziale Zusammenleben wichtige Werte im Erleben, Fühlen,
Handeln und in den Erfahrungen der Menschen verankern und ein Modell dafür öffentlich
und wenn möglich weltweit verbreiten. Für Coubertin hieß dieses Modell Sport
treiben auf der Grundlage der olympischen Prinzipien. Ein solches Leitbild ist
in unserer Welt offensichtlich notwendiger als je zuvor. Unter historischen,
politischen und pädagogischen Aspekten ist es also noch viel zu früh, sich von
den Olympischen Spielen und dem Leitbild, an dem sich der olympische Sport
orientieren sollte, zu verabschieden.