Überblick: Die Unterrichtsvorbereitung ermöglicht eine strukturierte und fundierte Auseinandersetzung mit Manfred Stubers Erzählung "Liebisch oder Der schönste Tag". Sie erleichtert Lehrkräften die Planung einer Deutschstunde für die 8. Jahrgangsstufe durch detaillierte didaktische und pädagogische Überlegungen, Ziele und Inhalte der Stunde sowie methodische Ansätze. Die Vorbereitung unterstützt das Verständnis der Schüler für literarische Texte und fördert ihre kritischen Bewertungsfähigkeiten.
Manfred Stubers Erzählung „Liebisch oder Der schönste Tag“ in der 8. Jahrgangsstufe
Inhalt
1 Thema der Stunde. 1
2 Didaktische Überlegungen. 1
2.1 Einbettung in den Fach- und Jahrgangsstufenlehrplan. 1
2.2 Einbettung in die Stundensequenz. 2
2.3 Sachanalyse. 2
3 Pädagogisch-psychologische Überlegungen. 3
3.1 Kurze Charakterisierung der Klasse. 3
3.2 Bedeutung der Inhalte für die Schülerinnen und Schüler4
4 Planung der Stunde. 4
4.1 Ziele und Inhalte der Unterrichtsstunde. 4
4.2 Didaktische Schwerpunkte. 4
4.3 Begründung der Unterrichtsverfahren und des Medieneinsatzes5
4.4 Überblick über den geplanten Stundenverlauf6
5 Literaturangaben. 7
6 Anlagen. 8
1 Thema der Stunde
Das Thema der vorliegenden Unterrichtsstunde lautet „Manfred Stubers Erzählung Liebisch oder Der schönste Tag in der 8. Jahrgangsstufe“. Da das Thema relativ offen gestellt ist, wird der Schwerpunkt der Stunde primär auf die inhaltliche und z. T. sprachliche Untersuchung der Erzählung gelegt. Auf andere Aspekte wie die Bestimmung der Textsorte, Liebisch oder der Schönste Tag als Kurzgeschichte, wird nicht eingegangen.
Bei der Bearbeitung des Textes steht insbesondere die grotesk und absurd erscheinende Handlungsweise des Protagonisten, der sich einen ganzen Tag in Warteschlangen anstellt, um Personen den Vortritt zu lassen, im Mittelpunkt. Die Charakteristik der Hauptperson, das Erschließen der Gründe für die Tat und auch die Bewertung der Handlung stehen dabei im Vordergrund.
2 Didaktische Überlegungen
2.1 Einbettung in den Fach- und Jahrgangsstufenlehrplan
Das Fach Deutsch wie auch die Unterrichtsstunde sollen „nicht nur Wissen und Können, sondern auch“[1] zur „Werteerziehung“ beitragen. Dies geschieht durch die „Auseinandersetzung mit wertbezogenen Fragen von Individuum [und] Gesellschaft […] in literarischen Texten […].“. Dadurch bestimmen das Fach Deutsch wie auch z. T die Stunde die Persönlichkeitsbildung der Jugendlichen mit.
Die Schüler sollen sich durch die Kurzgeschichte mit konträren Handlungsweisen auseinandersetzen und sind dadurch mit unterschiedlichen Werten und Moralvorstellungen konfrontiert. Einerseits werden egoistische Verhaltensweisen wie der Mord an einem Rentner, da er sich in einer Schlange vorgedrängelt hat, beleuchtet. Auf der anderen Seite steht Herr Liebisch.
Dieser handelt aus seiner Sicht altruistisch, weil er Menschen in Warteschlangen vorlässt. Gleichzeitig macht ihn dieses Handeln glücklich.
Zudem werden die Jungen und Mädchen dazu aufgefordert, Liebischs Tat zu bewerten und sich eigene zu überlegen. Dadurch wird „zu angemessenen Verhalten an[geleitet]“.
Im Jahrgangsstufenlehrplan ist des Weiteren das „sinn- und formgerecht[e]“ Vorlesen von fremden Texten vorgesehen. Diese Fähigkeit wird in der Unterrichtsstunde durch das Lesen der Kurgeschichte von den Jugendlichen gefördert.
Schließlich sollen sich die Schüler mit Literatur auseinandersetzen. Dabei „vertiefen sie ihr Verständnis für das Zusammenwirken von Inhalt und [sprachlichen] Gestaltungsmitteln“. In der Stunde sollen die Mädchen und Jungen auf sprachliche Auffälligkeiten wie die Anhäufung von Verben oder die Gestaltung des Satzbaus eingehen und die Bedeutung der Sprache fü.....[Volltext lesen]
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Ebenfalls ist die Sprache z. T. alltäglich. Dies zeigt sich beispielsweise in umgangssprachlichen Formulierungen wie der erlebten Rede. So äußerst sich der Protagonist über sein Umwelt mit folgenden Gedanken: „Es war nicht auszuhalten.“ [Z. 4f.] oder „Was wusste der!“ [Z. 80f]. Zudem ist die Sprache kurz und knapp und vieles wird nur angedeutet. Die Aufgabe des Lesers ist es, diese sprachlichen Verknappungen zu deuten.
Dies wird beispielsweise bei der Beschreibung der Stadt verdeutlicht [vgl. Z. 8-16], die durch Hektik und Ungeduld gekennzeichnet ist. Um dies zu beschreiben, werden anschauliche und bildhafte Attribute wie „heuschreckenartig“ [Z. 10] oder eine Vielzahl an Verben der Fortbewegung (schubsen, zügeln, stoppen, ausschwirren, hasten, versickern, verharren [vgl. Z. 8-16]) gebraucht.
Die Unruhe wird wiederum durch die immer komplexer werdenden Satzgefüge innerhalb des Absatzes betont. Die Nebensätze weisen zunehmend mehr Details, wie das „[V]ersicker[n]“[Z. 12] der Fußgänger in den Nebenstraßen, auf.
Wie oben schon erwähnt, gibt die Kurzgeschichte keine Lösung vor. Im Mittelpunkt von Stubers Erzählung steht die grotesk erscheinende Tat, die gedeutet werden muss. Einerseits wird Liebisch von seinen Mitmenschen als Spinner abgestempelt. Anderseits ist es für die Hauptfigur der „glücklichste Tag“[Z. 114]. Liebisch glaubt fest daran, dass er der Menschheit etwas Gutes getan hat. Dies wiederum macht auch ihn glücklich.
Zudem wird der Leser durch den offenen Schluss und durch die groteske Handlung von Herrn Liebisch dazu angeregt, über die Geschichte und ihren Sinn zu reflektieren.
3 Pädagogisch-psychologische Überlegungen
3.1 Kurze Charakterisierung der Klasse
Insgesamt umfasst die Klasse 8b 27 Jugendliche, sechs Mädchen und 21 Buben, die lebhaft und aktiv sind. Die Lernenden besuchen den naturwissenschaftlichen Zweig des Riemenschneider-Gymnasiums. Die Mädchen und Jungen sind am Fach Deutsch interessiert und arbeiten gut im Unterricht mit. In der Klasse gibt es leistungsstarke Schüler wie Maura Sachs, Annika Füller, die Brüder Philipp und Frederik Alt-Steiner, die sich durch sehr gute Mitarbeit im Unterricht auszeichnen.
Auch Jun-Ho Kwon, Christoph Möltner und Joseph Gawlik beteiligen sich gut am Unterrichtsgeschehen. Guillermo Theisen, Florian Spielmann und Paul Benner fallen z. T. negativ auf, da sie sich leicht ablenken lassen. Niklas Alsheimer und Florian Beuschel sind leistungsstarke Schüler, lassen sich aber, wie die drei zuvor Genannten, leicht ablenken.
3.2 Bedeutung der Inhalte für die Schülerinnen und Schüler
Wie oben schon im Kapitel 2.1 erläutert, soll die Unterrichtsstunde zur Werteerziehung beitragen. Durch die Beschäftigung mit unterschiedlichen Handlungsweisen und Werten wird das prosoziale Verhalten der Schüler gefördert. Die Auseinandersetzung geschieht beispielsweise, indem die Jungen und Mädchen sich in die Perspektive Liebischs hineinversetzen und eigene Taten formulieren müssen.
Des Weiteren ist Altruismus und prosoziales Verhalten im Leben der Jugendlichen bedeutend, da sie sich sich in einem Klassenverband befinden und damit aufeinander angewiesen sind. Das Miteinander funktioniert durch Kooperation und wird durch übermäßig egoistisches Verhalten gestört. Auch im Alltagsleben und späteren Berufsleben wird es notwendig sein, miteinander anstatt ge.....
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Anschließend sollen sich die Jungen und Mädchen Beispiele überlegen, in welchen Situationen Menschen anderen Menschen selbstlos helfen. Zu guter Letzt erarbeiten sich die Schüler selbst realisierbare Taten, von denen ein paar Ideen im Plenum vorgestellt werden. Als Hausaufgabe sollen diese umgesetzt und ein kurzer Bericht über die Durchführung und die erfahrenen Reaktionen geschrieben werden.
4.3 Begründung der Unterrichtsverfahren und des Medieneinsatzes
Der Unterricht lebt vom Unterrichtsgespräch und dem Arbeiten am Text. In den Erarbeitungsphasen wird jeweils eine andere Sozialform der Stillarbeit (Partner- oder Einzelarbeit) gewählt, um die Aufmerksamkeitsspanne der Schüler nicht zu überlasten. Die Ergebnisse werden im Unterrichtsgespräch besprochen. Auch das Vorstellen von einzelnen Schülerüberlegungen über gute Taten erfolgt im Plenum.
Als Einstieg ist ein Video ausgewählt worden, das die hektische und ungeduldige Stimmung einer Großstadt transportieren soll. Dies wird durch die schnelle Bilderfolge und Balkan-Polkamusik unterstrichen. Die Jugendlichen sollen damit zum Thema hingeführt werden und auf die Hektik und Ungeduld der Stadt, die auch am Anfang der Kurzgeschichte beschreiben wird, eingestimmt werden.
Der Arbeitsauftrag zum Film wird auf Folie gezeigt, da das Video parallel auf dem Beamer läuft.
Im Laufe der Stunde wird ein Tafelbild entwickelt. Dabei wird aus Zeitgründen die äußere Struktur des Tafelbildes vorgezeichnet. Es wird bewusst darauf verzichtet, den Overhead-Projektor zur Sicherung des Hefteintrages zu nutzen. Damit soll verhindert werden, dass durch das wiederholte an- und ausschalten des Lichtes eine unruhige Stimmung erzeugt wird.
Die Schüler erhalten am Anfang der Stunde zwei Arbeitsblätter. Auf dem ersten Arbeitsblatt ist die äußere Struktur des Tafelbildes bereits abgebildet, um Zeit einzusparen. Auf dem zweiten Blatt sind die Kurzgeschichte und die Arbeitsaufträge abgedruckt.
Die Kurzgeschichte wird in zwei Etappen gelesen. Bei der ersten Erarbeitung soll die Stadtbeschreibung aus Sicht Liebischs herausgearbeitet werden, deswegen stehen auch nur die ersten beiden Abschnitte der Geschichte (bis Z. 19) im Mittelpunkt. Anschließend wird der Rest der Kurzgeschichte laut vorgetragen.
4.4 Überblick über den geplanten Stundenverlauf
5 Literaturangaben
Pri.....
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Liebisch konnte es nicht fassen.
Es war nur eine kurze, fünfzeilige Meldung, doch ließen diese fünf Zeilen ihn an der Menschheit zweifeln. Es wurde berichtet von einem jungen Mann in Huntsville (Alabama). Er hatte einen ihm unbekannten Rentner erstochen, weil der sich in einer Warteschlange unauffällig nach vorne zu mogeln versucht hatte.
Liebisch hatte das feste Gefühl, man könne das nicht auf sich beruhen lassen. Weil ihm aber nichts einfiel, was er als Einzelner und so weit entfernt von Huntsville (Alabama) tun konnte, griff er nach Mantel und Schirm und schlenderte mit rücklings verschränkten Armen und gesenktem Kopf durch sein Viertel.
Er war gerade erst um die zweite Ecke gebogen, da stand er unvermittelt vor einer Warteschlange. An einer mobilen Imbissbude, in der man gegrillte Würstchen und Getränke in Dosen anbot, hatte sich eine Kette aus einem Dutzend Hungriger gebildet. Im anliegenden Rechnungsprüfungsamt der Stadt hatten sie offenbar Kaffeepause und so war es zu einer akuten Ballung von Würstchenkäufern gekommen.
Blitzartig, es war wie eine höhere Eingebung, kam Liebisch auf die Idee.
Obgleich er gut gefrühstückt hatte, obwohl weder die rußig verbrannten Würstchen noch die erfahrungsgemäß stark unterkühlten Getränkedosen ihn ernsthaft reizen konnten, stellte er sich spontan als letztes Glied in die Schlange. Am Gezappel seiner Vorderleute, die fortwährend von einem Fuß auf den anderen umstiegen, die ihre Köpfe mal hierhin, mal dorthin wandten, die öfter als nötig ihre Münzen vorzählten und mit zwanghaft wiederholten Kontrollblicken die Lage am Grillrost sondierten - an all dem erkannte er sogleich die hier herrschende Ungeduld.
Liebisch w.....
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Und obgleich Liebisch keinen Benachrichtigungsschein über eine postlagernde Sendung erhalten hatte, stellte er sich entschlossen ans Ende der Reihe.
Wieder ließ er alle Neuankömmlinge, die sich, wie es üblich war, hinter ihm anstellten, an seiner Stelle aufrücken.
Als die Schlange sich aufgelöst hatte und nun eigentlich Liebisch an der Reihe gewesen wäre, seine postlagernde Sendung abzuholen, machte er sich wieder wortlos aus dem Staub. Der Postbeamte schüttelte die offene Hand vor seiner Stirn und blickte dem merkwürdigen Kunden nach, wie er die Türe öffnete und auf die Straße trat. Liebisch hörte nicht seine meckernde Frage: Hat denn die Klapsmühle heute Wandertag?
Liebisch fand an diesem Tag noch viele andere Warteschlangen. Eine war vor dem Fahrkartenschalter für Inlandsreisen am Hauptbahnhof, eine andere vor einer Lotterie-Annahmestelle am Portal des Einkaufszentrums. Weitere Schlangen entdeckte er auf dem Einwohnermeldeamt, Buchstabe S, an der Kasse des städtischen Hallenbads und vor der Auskunftei des Fremdenverkehrsamtes.
Als an diesem Tag die allgemeine Geschäftszeit zu Ende ging, hatte Liebisch für 237 Menschen seinen Platz in einer Warteschlange geräumt.
Es war der glücklichste Tag seines Lebens. Er ging nach Hause, saß die ganze Nacht hinter dem Vorhang und blickte auf die verlassene Straße. Niemand hätte nach einem solchen Tag schlafen können
.
Quelle: Matthiessen, Wilhelm et.al. (Hrsg): Deutschbuch Grundwissen. Berlin 2010. S.77f.
Arbeitsaufträge:
1.)Beschreibe, wie die Stadt aus der Perspektive Liebischs dargestellt wird. Beziehe bei deinen Überlegungen auch sprachliche Gestaltungsmittel wie Wortwahl und Satzbau ein.
2.)Fasse den Inhalt des Zeitungsartikels mit deinen eigenen Worten zusammen.
3.)Erkläre, wie und warum Herr Liebisch auf den Zeitungsartikel reagiert. Belege dies anhand von Textstellen.
4.)Bewerte Liebischs Handeln aus Sicht seiner Mitmenschen. Belege dies anhand von Textstellen.
AB „Schüler-Tafelbild“
Liebisch oder Der schönste Tag (Manfred Stuber)
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[1] [Stand: 14.12.2014].
[2] Vgl. [Stand: 13.11.2014].
[3] Marquardt, Doris: Die Kurzgeschichte. In: Fuchs, Herbert (Hrsg.). Klassische und moderne Kurzprosa. Varianten-kreativer Umgang-Interpretationsmethoden, S. 109-111:Dies ist eine „kurze epische Prosa-Zwischenform von Novelle, Skizze und Anekdote.
[4] Stuber 201.....
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Fall der Mauer Beurteilen sie, wie es zum Fall der Mauer kam und diskutieren sie die Frage, inwieweit der 3. Oktober und/oder der 9. November als Tag der deutschen Einheit geeignet sind. Als am 9.11.1989 die DDR die Grenzen zur BRD öffnete, war dies für fast alle eine große Überraschung. Nichtsdestotrotz…
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