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Unterrichtsplanung
Erziehungswissenschaf­t

Humboldt-Universität zu Berlin

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Fatima K. ©
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ID# 82687







Projekt: „Gestaltung eines Weblogs zur Begleitung und Reflexion von Lernprozessen im Unterricht“

  1. Phase: Analyse der Ausgangssituation

Ein Weblog ist eine tagebuchartig geführte, öffentlich zugängliche Webseite (Duden 2009, 1162, Stichwort Weblog). Das pädagogische Potenzial von Weblogs wird zunehmend in den Fachkreisen wahrgenommen. In der hier vorliegenden Hausarbeit wird die Produktion eines Weblogs im Kunstunterricht untersucht. Das übergeordnete Ziel, das Weblogs im Unterricht verfolgen, ist die Ausbildung von kritischen und medienkompetenten Schülern und Schülerinnen, die das Netz als Handlungsraum begreifen und ihre partizipatorischen Möglichkeiten dort nutzen, in dem sie den Weblog als gestaltbares Medium und als Raum für Reflexionen zum Geschehen in der Schule wahrnehmen, der Austausch fördert und die Gedanken voranbringt, die Schüler und Schülerinnen außerdem zum selbstständigen Arbeiten motiviert und den Unterricht über die Grenzen der Schule hinaus öffnet.

Eingrenzung des Themas:

Die Projektformulierung „Gestaltung eines Weblogs zur Begleitung und Reflexion von Lernprozessen im Unterricht“ erfordert zunächst eine Darstellung von Weblogs unter zwei Aspekten: 1. Der Weblog als gestaltbarer Unterrichtsgegenstand und 2. Der Weblog als Instrument, welches der Begleitung und Reflexion von Lernprozessen dient. Um zu verstehen, in welcher Weise ein Weblog für die Begleitung und Reflexion von Lernprozessen sinnvoll genutzt werden kann, ist es notwendig zuerst die Charakteristika von Weblogs zu beleuchten.

Darauf folgt die Betrachtung der Möglichkeiten und Chancen des instrumentellen Gebrauchs eines Weblogs.

Exkurs: Was ist ein Weblog?

Der Begriff „Weblog“ ist ein Kompositum aus „World Wide Web“ und „Logbuch“.

Innerhalb des letzten Jahrzehntes hat sich das WWW zu einem interaktiven Netzwerk gewandelt. Für die Herstellung eines eigenen Weblogs gibt es viele kostenlose und einfach zu bedienende Plattformen, die eine schnelle und unkomplizierte Publikation ermöglichen. Blogs haben sich nicht zuletzt wegen ihrer einfachen Anwendung sehr schnell als Publikationsmedien durchgesetzt und spielen heute auch bei der Informationsbeschaffung in fast allen Bereichen des Lebens eine wichtige Rolle.

Bloggen als Tätigkeit stellt ein neues Kommunikations- und Publikationsverfahren dar, bei dem meist sehr zeitnah und aus persönlicher Sicht über Erlebnisse, Erfahrungen und Ansichten berichtet wird. Die Autoren publizieren auf unterschiedlichsten Niveaus und mit verschiedenen Absichten. Jeder kann in Weblogs seine Meinung kundtun und somit am Ausbau des World Wide Web teilhaben.

Bloggen ist nicht ein einfaches Schreiben in einem Weblog, sondern vielmehr ein logisch verknüpfendes Schreiben und ein interaktiver, diskursiver Prozess. Bei einer komplexen, professionellen, fortgeschrittenen Form des Bloggens kann der Beitrag auch als Entwurf gesehen werden der dem Publikum präsentiert wird und im Austausch über die Kommentarfunktion im Weblog modifiziert und weiterentwickelt werden kann.

In diesem Sinne ist Bloggen als ein fortlaufender und offener Prozess zu verstehen der weniger dem regulären monologisierenden Schreiben, als einer Konversation entspricht. In Stichpunkten lassen sich folgende wesentliche Merkmale von Weblogs auflisten:

Wesentliche Aspekte der Publikation und Präsentation:

  • Jedes Weblog trägt einen Titel (wie Zeitschriften oder Buchtitel)

  • Posts (=Artikel) sind wie Tagebucheinträge mit Datum versehen

  • Liste der Einträge ist chronologisch rückwärts sortiert, das Aktuellste steht oben

  • Blogs sind daher in der Regel endlos

  • Posts sind meistens aus persönlicher Sichtweise verfasst

  • Posts können multimedial sein (Texte, Bilder, Videos oder Musik enthalten)

  • Weblogs sind prozesshaft und leicht aktualisierbar

Wesentliche Aspekte zur Vernetzung:

  • Posts werden mit Schlagwörtern und Kategorien versehen, die Ordnungssysteme bilden

  • Blogs enthalten Verlinkungen in Posts, wodurch sie im WWW vernetzt werden (Empfehlungen und Hinweise der Autoren)

- Leser können Kommentare hinterlassen (das ist erwünscht).


Projektwürdigkeit: Der Einsatz von Weblogs in der Bildung

Erfahrungen mit dem Einsatz von Weblogs in der Bildung: Medien im Allgemeinen und insbesondere das Medium WWW kommen im Unterricht vor allem als Informationsquellen zum Einsatz. Die Schüler und Schülerinnen sind demnach meist Medien- Rezipienten. Vergleichsweise selten findet in der Schule ein handlungsorientierter Umgang mit Medien statt, bei dem die Schüler selbst zu Medien- Produzenten werden.

Diese Rolle übernehmen in der Regel die Lehrpersonen. Auch die Weblog- Publikationen im Bildungsbereich zeichnen diesen Trend nach. Es gibt eine wachsende Menge deutschsprachiger bloggenden Lehrpersonen, die so ihre Ideen oder Probleme in Bezug auf pädagogische Fragestellungen, Unterricht und Schulen thematisieren und teilen. Die Anzahl der deutschen Weblogs, die von Schülern und Schülerinnen im Unterricht produziert werden, ist im Verhältnis dazu noch sehr gering.

Zumeist sind es Schüler und Schülerinnen der Oberstufe, die mit Weblogs arbeiten.

Möglichkeiten des Einsatzes von Weblogs in der Bildung: Weblogs können zu einer Bereicherung der Lernkultur beitragen, indem sie E-Learning ermöglichen. Ihr Einsatz kann der Förderung des Selbststudiums dienen oder die Präsenzlehre unterstützen. Insbesondere in der Fern- und Weiterbildung sind Weblogs hilfreiche und häufig genutzte Medien. Im Unterricht können zahlreiche Formen von Weblogs zum Einsatz kommen, wie beispielsweise Klassenblogs, die wie Tagebücher das Klassenleben dokumentieren oder Projektblogs zu bestimmten Themen, individuelle Schüler- Weblogs, die persönliche Interessenschwerpunkte behandeln, oder Schul- Weblogs, die den Schulalltag darstellen und die Schule nach außen präsentieren.

  • Die Publikation von Weblogs dient der Entwicklung von Medienkompetenz. „Die zunehmende Medialisierung der Gesellschaft macht es erforderlich, dass alle Individuen Wissen über die Zusammenhänge von Mediensystemen und Fähigkeiten zu deren interaktiven Nutzung erwerben“ (Pohl 2008, 181). Medienkompetenz gehört zu den Schlüsselqualifikationen der heutigen Gesellschaft und ist Bestandteil jeder Fachdisziplin.

    Medienpädagogik kann besonders durch aktive Medienproduktion gefördert werden.

  • Weblogs sind Lehr- und Lernmittel. Publizierte Inhalte werden Teil der weltweit verfügbaren Wissenssammlung im Internet. Rückmeldungen eines möglichen Publikums können die Schüler und Schülerinnen nicht nur motivieren, sondern auch neue, weiterführende Aspekte und Anforderungen in den Lernprozess einbringen.

  • Weblogs heben die räumliche Begrenzung des Klassenzimmers und die zeitliche Begrenzung des Unterrichts auf. Die multimedial und interaktiv aufbereitete Lernumgebung ermöglicht eine netzbasierte Kommunikation außerhalb des regulären Unterrichts. Dies entspricht den Strukturen der global gewordenen Arbeitswelt, in der zunehmend gemeinschaftlich und von unterschiedlichen Standorten aus an Inhalten gearbeitet wird.

  • Weblogs unterstützen unterschiedliche Lernstile und fördern dadurch einen demokratischen Unterricht. Alle Schüler und Schülerinnen können sich mit Beiträgen beteiligen, die gleichrangig nebeneinanderstehen. Weblogs erfordern und fördern somit Partizipation der Schüler.

  • Weblogs fördern die Strukturierung und Bildung von (Experten-)wissen. Die Veröffentlichung zu einem Thema erfordert Recherchen, die ebenso wie der Austausch über Kommentare zu den Artikeln eine Vertiefung des Wissens fördern. Darüber hinaus können Kompetenzen im Bereich der Organisation und argumentativen Strukturierung erworben werden.

  • Weblogs archivieren und dokumentieren Lernprozesse. Chronologische Arbeitsschritte können zurückverfolgt werden.

  • Mögliche Schwierigkeiten beim Einsatz des Weblogs in der Bildung: Das Erlernen der Handhabung, Anwendungsmöglichkeiten und Funktionen eines neuen Mediums braucht in der Regel viel zeit, kontinuierliche Übung und Praxis. Bei einem eiligen, instrumentellen Einsatz des Weblogs im Unterricht kann ein kompetenter, dem Medium gerechter Umgang nicht erreicht werden, denn das einfache Posten von Beiträgen ist noch kein Bloggen.

    Eine komplexe Form des Bloggens erfordert demnach eine schrittweise Heranführung, bei der die einfache Veröffentlichung von Posts als Einstieg fungieren kann.

    Zielrichtung: Begleitung und Reflexion von Lernprozessen mit dem Weblog

    1. Die Übertragung von (analogen) Lerngegenständen in den Weblog als anderes, digitales Medium bedingt eine genaue und somit reflektierte Auswahl.

    2. Die Darstellung in einem anderen Medium schafft Distanz und ermöglicht somit neue, geschärfte Blicke. Der Wechsel zwischen sinnlich-ästhetischen und digitalen Arbeitsweisen sensibilisiert darüber hinaus für die Qualitätsgewinne- und Verluste, die bei medialen Transformationen entstehen.

    3. Ein mögliches fremdes Publikum macht den Schülern und Schülerinnen die Notwendigkeit der genauen Darstellung von Arbeitsprozessen einsichtig und fördert die Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand.

    4. Durch den Austausch mit einem Publikum können neue Blickwinkel und Denkanstöße hervorgerufen werden. Dies kann auch durch den Vergleich und Austausch der Schüler und Schülerinnen untereinander geschehen, wenn sie gemeinsam in einem Gruppen- Weblog schreiben.

    In der digitalen Erzählweise verdeutlichen sich solche Denkstrukturen auch in verstärkter Verwendung von Kurzformeln und den daraus abgeleiteten Emoticons.

  • Im Weblog sind neue, andersartige Formen der Wissensstrukturierung möglich. „Als dynamische Aufzeichnungs- und Veröffentlichungsstrategie ist Bloggen eine selbstorganisierte, mediale Praxis, die nicht nur Ordnung produziert, sondern gleichermaßen die Wissensorganisation in ihrer Abfolge als webbasierte, dynamische Ordnung sichtbar macht. Diese Doppelstruktur der Ordnung als Konstruktion einerseits und Repräsentation anderseits macht Weblogs als produktionsbegleitende und analysierende Forschungswerkzeuge, sowie als potenziell künstlerische Form für die Kunstpädagogik interessant.

  • Die Archivierung von Lernprozessen im Weblog ermöglicht einen reflektierten Nachvollzug.

    Gestaltung des Weblogs

    Die Gestaltung eines Weblogs erfordert und fördert den Erwerb (medialer) Gestaltungskompetenzen. Dies sind produktive Kompetenzen.

    Voraussetzungen für die Arbeit mit dem Weblog

    Zielgruppe: Schüler und Schülerinnen der 6. Klasse, die einmal wöchentlich für zwei Stunden im Fach Bildende Kunst unterrichtet werden. Die Klasse besteht aus 22 Schülern, 10 Jungen und 12 Mädchen.

    Institutionelle Voraussetzungen

    Technische Ausstattung: Computer und Internetzugang müssen bei der Arbeit mit dem Weblog im Kunstunterricht für alle Schüler gewährleistet sein. Dies ist an der Schule, die für das Projekt gewählt wurde, durch einen gut ausgestatteten Computerraum mit 24 Rechnern, Laptops und Internetzugang im gesamtem Gebäude gegeben. Für die gemeinsame Weblog- Arbeit während des Unterrichts wird bevorzugt der Computerraum genutzt, da hier ein Beamer vorhanden ist, der das Erklären und Vorführen von Arbeitsschritten und eine gemeinsame Betrachtung des Weblogs erleichtert.

  • Zeitliche Rahmenbedingung: Der Unterricht, in dem das Arbeitsvorhaben mit dem Weblog durchgeführt werden soll, findet montags in der 8. Und 9. Stunde statt. Der Zeitraum für dieses Projekt liegt zwischen den Osterferien und den Sommerferien. Zwei Termine des regulären Unterrichts werden auf Grund der Bundesjugendspiele und dem unterrichtsfreien Pfingstmontag nicht stattfinden.

    Es ist davon auszugehen, dass bei sommerlichen Temperaturen weitere Unterrichtsstunden wegen „Hitzefrei“ entfallen. Abhängig von dem Vorankommen bei der Arbeit mit dem Weblog werden diese Unterrichtsstunden in Absprache mit dem Lehrpersonal der Klasse verlegt, nachgeholt oder zusätzlich erteilt. Zu Beginn der Unterrichtsreihe wird ein „Projekttag“ über vier Schulstunden mit der gesamten Lerngruppe im Computerraum stattfinden, um die Grundlagen für die Arbeit mit dem Weblog zu erarbeiten.

    Didaktisch- Methodische Überlegungen und Entscheidungen zum Gesamtkonzept

    Intentionen der Unterrichtsgestaltung: Der Weblog soll nicht den Inhalt des Unterrichts bestimmen. Der Inhalt, also das Thema der Unterrichtsreihe, und dessen Inhalt wiederum sollen im Weblog transportiert werden. Die Arbeit mit dem Weblog erzwingt ein neues partizipatives Lernen, das nicht mehr lehrerzentriert ist. Es wird im Austausch mit der Außenwelt gelernt. Solche Prozesse lassen sich auf die Ziele festlegen, die vor der Erfahrung gesetzt werden.

    Um den Austausch mit der Sachwelt und unter den, am Diskurs Beteiligten zu berücksichtigen, muss die Planung ein ergebnisoffener Prozess sein.

    Nicht gemeint ist Ziellosigkeit! Sondern Distanz zum Handeln, Qualität und Potenziale erkennen, in der Auseinandersetzung mit anderen lernen. Auch bei der prozessorientierten Arbeit mit dem Weblog bestimmt die Partizipation der Schüler wesentlich die Möglichkeiten und den Verlauf der Unterrichtsreihe. Eine Planung für die Einheit wird zwar zu Beginn aufgestellt, ihr Verlauf soll jedoch den Wünschen und Fähigkeiten der Schüler angepasst werden können.

    Die Unterrichtsreihen werden daher flexibel und modifizierbar vorgeplant innerhalb des festen Rahmens, die das Thema und die Arbeitsmethode mit dem Weblog vorgeben. Diese Offenheit soll den Schülern und Schülerinnen auch eine Interessenverfolgung ermöglichen, denn Lernen wird durch Interesse unterstützt. Schließlich gewährleistet es, dass die Schüler und Schülerinnen mehr wissen wollen und sich freiwillig und über den Unterricht hinaus mit dem Lerngegenstand, der Lernmethode oder dem Fachwissen auseinandersetzen.

    1. Die Schüler sollen Freude an der Arbeit mit dem Weblog haben

    2. Flexible, individuelle Ziele und Potenziale der Schüler sollen verfolgt und ausgebaut werden können (Interessenverfolgung)

    3. Der Weblog soll nicht zentraler Gegenstand/ der Inhalt des Unterrichts sein.

    4. Durch die Arbeit mit dem Weblog soll eine Steigerung der Kompetenzen erreicht werden, die im Kompetenzraster formuliert werden. Der Schwerpunkt liegt auf dem Ausbau der Fähigkeiten zur verbalen Darstellung und Beurteilung von Prozessen und Arbeiten.

    1. Phase: Projektorganisation/ Aufgaben

    Als Praxisbeispiel nehmen wir die Gestaltung des Kunstunterrichts mit dem Thema „Pflanzen“.

    Diese Vorgabe bietet Spielraum in Bezug auf inhaltliche Schwerpunktsetzung und verschiedene Aufgaben, sowie in Hinsicht auf die Bearbeitung unterschiedlicher Aspekte im Weblog. Grundsätzlich soll die Arbeit mit dem Weblog und die jeweils zu bearbeitenden Aufgaben in der Unterrichtsreihe progressiv angelegt sein.


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