<
>
Download

Bericht
Erziehungswissenschaf­t

Universität Innsbruck

2018

Fritz G. ©
5.25

0.08 Mb
sternsternsternsternstern_0.2
ID# 80643







Umgang mit professionsspezifischen Herausforderungen des Berufsfelds Schule – Schulpraktikum I


Institut für LehrerInnenbildung und Schulforschung

Sommersemster 2018


Projekt Forschenden Lernens


Inhaltsverzeichnis

1Subjektive Theorien: 3

2Schülerportrait 1: 4

2.1Vignette 1: 4

2.2Vignette 2: 5

3Schülerportrait 2: 5

3.1Vignette 1: 6

3.2Vignette 2: 6

4Eigenes Verständnis von Lernen und die Herausforderungen beim Lehren 7

5Literaturverzeichnis 8


  1. Subjektive Theorien:


  • Team-Teaching bringt im Unterricht keinen Vorteil und ist sogar hinderlich.

Während meines Praktikums an der Privaten Neuen Praxismittelschule in Zams durfte ich einige Unterrichtseinheiten mit Team-Teaching beobachten. Ich war zuvor sehr skeptisch gegenüber dieser Unterrichtsmethode und hielt sie für schwachsinnig. Nach meiner Zeit an der NMS muss ich jedoch zugeben, dass das Team-Teaching enorme Vorteile im normalen Unterricht mit sich bringt.

Durch die Heterogenität, vor allem an den NMS, ist ein durchgehender Unterrichtsverlauf praktisch unmöglich. Die Schülerinnen in einer Klasse sind vom Level, aus schulischer Sicht, sehr weit auseinander. Dies macht ein einheitliches Unterrichtsniveau unmöglich. Was einem Schüler zu leicht fällt, fällt einem anderen viel zu schwer. Die Unterschiede sind einfach zu groß, um von nur einer Lehrperson zufriedenstellend bewältigt werden zu können.

Der Vorteil von team-Teaching macht sich bei der Bearbeitung von eigenständigen Übungsaufgaben bemerkbar. Wenn 26 Schülerinnen, mit sehr unterschiedlichen Levels, gleichzeitig versuchen Aufgaben zu lösen, tauchen überall verschiedene Probleme auf. Dadurch ist es für eine Lehrperson unmöglich, diesem Ansturm an Fragen und Problemen ordnungsgemäß Herr zu werden. Da ergibt es Sinn, eine solche Last auf zwei Lehrpersonen aufzuteilen.

Fairerweise muss man sagen, dass dies nur sinnvoll ist, wenn denn auch ein wirklich erfassbarer Unterschied zwischen den einzelnen Schülerinnen und Schülern bemerkbar ist. Team-Teaching an einer AHS wäre meiner Meinung nicht von Vorteil, da dort die Unterschiede wesentlich kleiner sind.


  • Inklusion, also die Einbindung von SPF-Kindern in den normalen Unterricht, ist eine Belastung sowohl für die Schülerinnen und Schüler, als auch für die unterrichtenden Lehrpersonen.


Mit der Inklusion werden SPF-Kinder, also Kinder mit sonderpädagogischen Förderbedarf, in den normalen Unterricht eingebunden. Dies ist auch an der NMS in Zams der Fall. Dort werden Kinder mit größerem sonderpädagogischen Förderbedarf, aber auch Kinder, von denen ich nie vermutet hätte, dass diese in die SPF-Kategorie fallen würden, unterrichtet. Meine Meinung ist bei diesem Thema sehr zwiegespalten.

Einerseits ist die Gleichstellung aller Kinder, egal ob diese eine „Störung“ haben oder nicht, eine tolle Sache und dies sollte eben auch in der Schule so sein. Jedem wird die gleiche Chance zuteil, seine schulische Karriere selbst in die Hand zu nehmen, jedoch stößt dies auch auf seine Grenzen. Wenn wirklich schwer behinderte Kinder in „normale“ Klassen eintreten, ist dies ohne Zweifel eine enorme Belastung für die Lehrpersonen, die Klasse und auch für die SPF-Kinder selbst.

In Zams hat die Inklusion teilweise recht gut, aber auch teilweise sehr schlecht funktioniert. Dabei waren SPF-Kinder, die dem Unterricht überhaupt nicht folgen konnten oder eine komplett andere Aufgabe bearbeiten mussten. Da stellt sich mir die Frage, ob es für diese Kinder nicht besser wäre, wenn sie von speziell ausgebildeten Lehrkräften unterrichtet werden würden.

Ein anderes Problem, was ich in der Inklusion sehe und gesehen habe, ist Mobbing. Jedem ist bewusst, dass Mobbing immer noch ein sehr großes Problem an den Schulen ist und dies wird sich so schnell auch nicht ändern. Wirft man nun ein SPF-Kind in eine Gruppe von „normalen“ Kindern, wird es wohl oder übel in einigen Fällen zu schwerem Mobbing und Ausgrenzung kommen.

Ich habe beobachtet, wie sich SPF-Kinder beinahe nahtlos eingliedern, aber auch, wie diese komplett ausgegrenzt werden können. Die Inklusion ist ein unglaublich schwieriger Balanceakt und bedarf noch einigen sehr guten Verbesserungen, um sie wirklich schultauglich zu machen. Alles in allem bin ich schon dafür, SPF-Kinder in den normalen Schulalltag aufzunehmen und nicht von einer Klasse zu trennen.

Jedoch ist es die Aufgabe der Lehrperson, diesem Kind bei der Integration in die Klasse zu helfen und Mobbing und Ausgrenzung zu verhindern. Ich kann abschließend sagen, dass Inklusion ein wichtiger Bestandteil von einer funktionierenden Schulkultur ist.


  1. Schülerportrait 1:


*Zur Anonymisierung sind alle Namen in den folgenden Portraits verändert.

Lisa besucht die vierte Klasse der NMS in Zams. Sie ist ein sehr begeistertes und lernwilliges Kind, dass seine Aufgaben stets zu lösen versucht, jedoch folgt sie dem Unterricht am Morgen nur sehr widerwillig. Sie sitzt in der ersten Reihe und hat eine Banknachbarin mit der sie sehr gut befreundet ist. Beim Sprechen ist ihre Gestik, bei einem für sie interessanten Thema, sehr ausgeprägt.

Wenn es jedoch zu den eigenständigen Übungen geht, sieht Lisa sehr oft zu ihrer Banknachbarin hinüber, wahrscheinlich um die Aufgaben zu vergleichen oder abzuschreiben. Ihre Banknachbarin Sophie stört dies nicht und diese lässt es auch immer zu. Lisa bittet die Lehrperson bei der Aufgabenbearbeitung nur sehr selten um Hilfe, jedoch fällt ihr fragender Blick sehr häufig auf.


    1. Vignette 1:


Es ist die zweite Stunde an einem Montagmorgen. Die Lehrperson beginnt in Geografie mit der Einführung in das Thema EU-Institutionen. Während der Einführung stützt sich Lisa mit ihrer Hand am Kopf ab und ist in eine sehr eingesunkene Sitzhaltung zusammengefallen. Ihr Interesse für das neue Thema hält sich in Grenzen. Mehrfach muss Lisa gähnen und sie spielt mit einem Stift herum.

Erst als der Lehrer das neue Thema in Verbindung mit Österreichs Bundeskanzler und seiner Aufgabe bringt beteiligt sich Lisa aktiv am Unterrichtsgeschehen. Ihre Sitzhaltung wird aufrecht und ihr Blick folgt nun fasziniert dem Lehrer. Wenn Lisa vom Lehrer etwas gefragt wird, spricht sie schnell und begeistert, ihre Gestik ist dabei sehr stark ausgeprägt. Die Einführung in das Thema dauert etwa 20 Minuten, während dieser Zeit zeigt Lisa 8-mal auf, wobei sie davon 3-mal drangenommen wird.


    1. Vignette 2:


Es ist die vierte Stunde und die Lehrperson wiederholt das Thema „EU-Institutionen“ in dem Fach Geografie. Lisa sitzt wieder zusammengesackt in ihrem Stuhl und schenkt der Wiederholung nur wenig Aufmerksamkeit. Ihr Blick ist dabei meistens auf ihr Heft gerichtet und sie sieht nur selten zur Lehrperson auf. Obwohl es die vierte Stunde ist, muss Lisa sehr oft gähnen.

Auch lacht sie nicht über die kleinen Scherze der Lehrperson, obwohl der Rest der Klasse sich darüber amüsiert. Die Lehrperson bringt die russischen „Matroschka“- Puppen als Beispiel für Russland, welches jetzt nun als neues Thema besprochen wird, weiß jedoch nicht, wie diese genau genannt werden und fragt daher die Klasse. Lisa reagiert sofort und beantwortet die Frage mit „Babuschka“.

Lisa lehnt sich nun wieder, eher sehr enttäuscht von ihrer falsch gegebenen Antwort, in ihrem Stuhl zurück. Ein paar Minuten später fragt die Lehrerin nach, ob mit Lisa alles in Ordnung sei und betont nochmals, dass sie ihre Antwort trotzdem sehr erstaunt hat. Nach dieser Interaktion arbeitet Lisa wieder begeistert mit. Bei der vorherigen Wiederholung zeigte Lisa nur 3-mal auf, in der restlichen Stunde dann über 10-mal.


  1. Schülerportrait 2:


Anna besucht die vierte Klasse der NMS in Zams und sitzt in der ersten Reihe alleine an einem Tisch. Das Mädchen kommt ursprünglich aus der Türkei und ist mit ihrer Familie vor ein paar Jahren nach Österreich gezogen, wie mir meine Betreuungslehrperson im Vorhinein berichtete. Sie ist eine sehr begeisterte und fleißige Schülerin, welche sehr oft aufzeigt und am Unterricht aktiv teilnehmen will.


    1. Vignette 1:


Es ist die vierte Stunde und die Lehrperson beginnt das neue Thema „Der Binnenmarkt der EU“ in Geografie. Anna verfolgt die einleitenden Worte fasziniert und interessiert. Sie sitzt sehr aufrecht und leicht nach vorne gekippt auf ihrem Stuhl und schreibt alles mit was die Lehrerin sagt. Ihre Augen verfolgen jede Bewegung der Lehrperson. Die Lehrerin erklärt den Schülerinnen, was denn ein Binnenmarkt überhaupt sei.

Danach teilt sie einen Arbeitszettel aus, wo die Schülerinnen selbstständig im Buch Informationen zum Binnenmarkt herausfinden sollen. Anna hat ihr Buch vergessen und leiht sich das der Lehrerin aus. Man merkt ihr an, dass die Motivation, die auch zu Beginn der Stunde da war, immer noch da ist. Sie blättert im Buch herum, liest die verschiedenen Seiten, welche die Lehrperson vorgegeben hat, interessiert durch, macht sich während des Lesens ein paar Notizen und beantwortet die Fragen sehr ausführlich.

    1. Vignette 2:


Es ist die dritte Stunde und die Lehrerin beginnt mit der Wiederholung des Aufbaus einer Erörterung in Deutsch. Anna sieht der Lehrperson aufmerksam zu und ihr Blick folgt jeder Bewegung. Die Lehrerin befragt die Schülerinnen nach den drei Teilen einer Erörterung. Anna zeigt bei der Frage auf, und wird auch drangenommen. Sie beantwortet die Frage zum Teil richtig, weil sie ein Wort mit einem anderen verwechselt, bekommt aber daraufhin trotzdem ein Lob von der Lehrperson und man merkt ihr an, dass sie dieses Lob und diese Bestätigung sehr glücklich macht und auch zur weiteren Mitarbeit motiviert.

In dieser Unterrichtseinheit erledigt Anna alle Arbeitsaufträge als eine der schnellsten und dazu noch sehr genau und ausführlich. Bei der anschließenden Besprechung zeigt sie bei jeder Frage auf und wird auch zwei Mal drangenommen. Man merkt, dass Anna eine gewisse Anerkennung benötigt, um am Unterricht teilzunehmen. Die Lehrperson versucht dies so gut wie’s geht, kann sich aber natürlich nicht nur auf Anna konzentrieren, sondern auf die gesamte Klasse.


Die Herausforderungen, vor denen Lehrpersonen tagtäglich stehen, sind vielfältig und nur mit sehr viel Einsatz ordentlich zu bewältigen. Beim Lehren kommt es besonders darauf an, seine SuS mit den richtigen Methoden und Reaktionen eine optimale Lernumgebung zu schaffen. Denn wie in Esslinger Hinz & Sliwka (2011, S. 87) beschrieben, ist der Bildungserfolg in sehr hohem Maße davon abhängig, inwiefern Menschen in der Lage sind, ihr Lernen in Eigenverantwortung zu organisieren und zu verantworten.

Auch hängt Lernen von einer Vielzahl von verschiedenen psychischen Faktoren, z. B. der kognitiven- oder der emotionalen Komponente, ab. Im Buch wird beschrieben, dass die Schülerinnen und Schüler ein aktiver Teil im Lernprozess sind. Diese reagieren aktiv auf äußere Reize. Die aufgenommenen Informationen werden selektiert, interpretiert und verarbeitet. Alle gesammelten Informationen werden mit bereits gemachten Erfahrungen verglichen und auf dieser Basis interpretiert, um dann weiterverarbeitet zu werden.

Eine geeignete Methode für seine Schülerinnen und Schüler zu finden ist eine sehr heikle Sache. Diese soll sowohl in der Praxis Sinn ergeben, aber auch eine solide wissenschaftliche Basis aufweisen. Der ideale Unterricht liegt also zwischen Praxis und Theorie. Im Text von Knapp Damaris (2012, S. 14-17) werden Methoden zur Identifizierung der Lernprozesse und Lernergebnisse von Schülerinnen und Schüler dargestellt.

Dort wird auch die Unterstützung von Schülerinnen und Schüler als zentrale Aufgabe einer Lehrperson hingestellt. Knapp argumentiert, dass Arbeitsergebnisse und Testergebnisse nicht ausreichen, um ein Kind korrekt beurteilen zu können. Es spielen nämlich auch physiologische oder psychologische Aspekte eine entscheidende Rolle. Knapp gibt dabei einige Methoden zur richtigen Informationserfassung, z. B. die Diagnose oder das Lerngespräch, an.


  1. Literaturverzeichnis


Esslinger-Hinz, Ilona; Sliwka, Anne, Lerntheorien: Wie lernen Menschen?, Schulpädagogik, Basel 2011.


Knapp, Damaris (2012), Diagnose – Feedback – Lernbegleitung. Schülerinnen und Schüler fördern und begleiten. In: Lernende Schule, 15 (2012) 57, S. 14-18.



| | | | |
Tausche dein Hausarbeiten