Prävention
von sexuellem Missbrauch im Rahmen der Grundschule
Was ist sexueller Missbrauch an Kindern?
Es gibt noch keine einheitlich anerkannte
Definition von sexuellem Missbrauch je nach Missbrauchsdefinition
unterscheiden sich auch die Zahlen von Opfern und Tätern.
Eine Definition ist:
„Sexueller Missbrauch an Kindern ist jede
sexuelle Handlung, die an einem Kind entweder gegen den Willen des Kindes
vorgenommen wird oder der das Kind aufgrund körperlicher, psychischer,
kognitiver oder sprachlichen Unterlegenheit nicht wissentlich zustimmen kann.
Der Täter nutzt seine Macht- und Autoritätsperson aus, um seine Bedürfnisse auf
Kosten des Kindes zu befriedigen“
Zahlen:
Die meisten Täter sind Männer (ca. 96%),
aber es gibt auch Frauen (ca. 4%, höhere Dunkelziffer vermutet), die
Kinder sexuell missbrauchen
Nach Statistiken vom BKA sind im Jahr 2008
12052 Fälle von sexuellem Missbrauch an Kindern erfasst worden, wovon
82,1% der Fälle aufgeklärt wurden
Es wird eine sehr hohe Dunkelziffer
angenommen, bis zu 1 zu 20, also 50000- bis 300000 Fälle von sexuellem
Missbrauch von Kindern im Jahr
67.4% der Täter sind Erwachsene
In nur 6% der Fälle ist der Täter der böse
Fremde Mann. Die anderen Täter stammen aus de familiären Nahbereich oder
aus dem Verwandten und Bekanntenkreis
Mädchen und Jungen werden aller sozialen
Schichten werden missbraucht
Jedes 4te bis 5te Mädchen wird missbraucht,
jeder12-14Junge
Kinder zwischen 7 und 13 Jahren sind am
häufigsten Betroffenà Deshalb ist Missbrauchsprävention ein wichtiges Thema in der
Grundschule, welches besprochen werden muss
Prävention von sexuellem Missbrauch:
1968 erklärt die KMK Sexualerziehung zur
Pflichtaufgabe der Schulen, wobei die Eltern ein Mitspracherecht und ein
Recht auf rechtzeitige Information haben
Sexueller Missbrauch sollte ein Thema im
Rahmen der Sexualerziehung sein und erst nach umfangreicher
Sexualerziehung erfolgen, die Präventionsmaßnahmen müssen allerdings in
den Erziehungsalltag der Grundschule eingebunden werden.
Prävention wird in Primär- Sekundäre und
Tertiäre Prävention unterteilt. Primäre Prävention dient der frühzeitigen
und angemessenen vorbeugenden Erziehung, in Hinblick auf Täter und auf
Opferrolle, sekundäre Prävention dient dem frühzeitigen Aufdecken von
sexuellem Missbrauch, tertiäre Prävention bezieht sich auf die
therapeutische Begleitung der Kinder. Ich werde in meinem Referat die
Möglichkeiten der primären Prävention erläutern.
Die Grundlinien der Prävention sind, dass es
zum Erziehungsauftrag der Schule gehört, dass Prävention Spaß machen soll
und dass es sich zu einem Erziehungsziel entwickeln sollte
Die traditionelle Prävention war eine
Gebots- und Verbotsprävention, nämlich die Warnung vor dem bösen, fremden
Mann, die nur Unsicherheit, Verwirrung und Angst hervorgerufen hat und
nicht den belegten Tatsachen über Täter entspricht
Die moderne Prävention richtet sich auf die
Kompetenzstärkung zur Lebenshilfe und es werden eigene Ressourcen und
Kompetenzen aufgedeckt, die wirksam und kreativ in das eigene leben
integriert werden. Sie vermittelt das Gefühl, mehr Kontrolle über die
eigenen Lebensbedingungen zu erhalten
Themenbereichte der Prävention
Das Recht auf körperliche und sexuelle
Selbstbestimmung
Die Verletzung des Rechts beginnt dort, wo
gegen den Willen des Kindes über den Körper bestimmt wird
Die Kinder müssen ein positives Körpergefühl
entwickeln, denn erst das ermöglicht Gegenwehr, denn nur wenn die Kinder
stolz sind, haben sie Anlass ihn zu schützen
In der Schule müssen die Kinder ein
adäquates Vokabular für Genitalien entwickeln.
Den Kindern muss vermittelt werden, dass
ihnen der Körper ganz alleine gehört, dass sie bestimmen können, wer sie
wann, wie und wo anfasst und dass sie ein Recht haben, ihn zu beschützen
Das Recht auf eigene Gefühle, auf eigene
Intuition
Im Mittelpunkt dieses Punktes steht, dass
die Kinder das recht haben etwas als beängstigend, komisch, seltsam und so
weiter zu erleben, auch wenn Erwachsene sagen, dass sei Unsinn
Die Kinder sollen lernen, ihren Gefühlen zu
vertrauen und Erwachsene sollten diese Gefühle ernst nehmen
Hierbei müssen die Kinder lernen, ihre
Gefühle wahrzunehmen sie zu benennen und sie auszudrücken
Je feiner die Wahrnehmung, desto eher spüren
sie, wann ihnen eine Situation komisch vorkommt und sie entwickeln ein
Frühwarnsystem
Unterscheidung von guten und schlechten
Berührungen
Den Kindern vermitteln, dass sie selbst
bestimmen, wann eine Situation für sie angenehm und wann unangenehm ist
Die Schüler sollen den Unterschied zwischen
liebevollen, angenehmen, warmen und schönen Berührungen und unangenehmen,
schmerzhaften und komischen Berührungen unterscheiden lernen
Hierbei müssen sie fließende Übergänge
zwischen angenehmen und unangenehmen Berührungen kennen lernen (baut
darauf auf, dass die Täter erst Aufmerksamkeit du Zuwendung geben und es erst
später zu sexuellen Handlungen kommt) und NEIN sagen können
Das Recht auf Widerstand, Recht auf Nein
sagen, Recht auf Ungehorsam
Mädchen und Jungen haben das Recht nein zu
sagen, wenn sie berührt werden, ohne dass sie es wollen
Wenn Kinder im Erzieheralltag nicht die
Erfahrung machen können, dass es möglich ist, Nein zu sagen, ohne, dass
sie die Lieben und Zuwendung anderer verlieren, wird es ihnen schwer
fallen Nein zu sagen, wenn sie sexuell missbraucht werden
Auch Lehrkraft kann mit ihrem verhalten
vermitteln, dass sie das Nein der Kinder ernst nimmt, in dem sie die
Grenzen akzeptiert und achtet. Aber die Kinder müssen auch die Grenzen und
die Sachzwänge der Lehrkraft anerkennen.
Aber den Schülern vermitteln, dass ihr nein
manchmal übergangen wird und dass das nicht ihre Schuld ist. Den Kindern
vermitteln, das ihre kindliche Wehrlosigkeit verstanden wird
Die Unterscheidung in gute und schlechte
Geheimnisse
Vermitteln, dass Heimlichkeiten auch
Unheimlichkeiten werden können und dass es kein petzen ist, wenn
unheimliche Geheimnisse weiter erzählt werden
Kinder fällt es schwer ein gutes Geheimnis
für sich zu behalten; auf Geheimhaltungsdruck bei schlechten Geheimnissen
reagieren sie zum Beispiel mit körperlichen Symptomen wie Bauchschmerzen
Kinder ermutigen, bedrückende Geheimnisse
weiter zu sagen und sich Hilfe zu holen
Das Recht auf Hilfe und Unterstützung
Kind soll lernen, dass es bei bedrückenden
Problemen sinnvoll ist, sich Hilfe zu holen.
Lehrkraft kann auf sich als Vertrauensperson
aber auch auf andere Vertrauenspersonen hinweisen
Kinder sollen solange mit Personen sprechen,
bis sie Hilfe gefunden haben
Aber auch die Vermittlung von Adressen wie
dem Kinderschutzbund oder weiteren Anlaufstellen
Thema kann unproblematisch in den Unterricht
integriert werden, z.B. Hilfe holen bei den Hausaufgaben, wenn man den
Schlüssel vergessen hat.
Freundschaften von Kindern fördern, da diese
ein Schritt aus der Isolation sind
Das Wissen, dass auch Erwachsene Fehler machen
Vermitteln, dass Erwachsene kein Recht auf
Gewalt haben, dass einige Erwachsene den Kindern falsche Werte
vorschummeln und dass Erwachsene sie nicht stumm vor Angst machen dürfen
Erwachsene sollten zeigen, dass sie auch
Fehler machen und dem Kind recht geben können; Sie dürfen nicht
unantastbar sein
à Den Kindern vermitteln, dass der Täter und nicht das Opfer
verantwortlich für den sexuellen Missbrauch ist.
à Die Aufgabe der Schule ist es Präventionsarbeit zu leisten und nicht
möglichst viele Fälle von sexuellem Missbrauch aufzudecken
à es sollte eine Erziehungshaltung und keine einmalige Aktion sein
à Insgesamt sollte das Machtgefälle abgebaut werden, das
Selbstbewusstsein der Kinder gestärkt werden und die Eigenheiten und der Wille
der Kinder sollte ernst genommen werden
à Bewusst machen, dass Präventionsarbeit auch immer Aufdeckung von
sexuellem Missbrauch bedeuten kann
àDie Lehrkraft sollte die Eltern über ihre Erziehungsziele aufkläre und
die Eltern miteinbeziehen, sich allerdings auch bewusst machen, dass sie wenn
die Eltern das nicht wollen, keinen Einfluss auf die elterliche Erziehung hat.
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