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Fachbereichsarbeit
Gesundheitswesen

Hochschule Bremen

2014

Lucia F. ©

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ID# 39429







, Facharbeit im Seminarfach Gesundheit

„Präimplantationsdiagnostik

– Chancen und Risiken“

Fachlehrer/-in: Frau Schmahl,

Herr Ormandy

Schuljahr: 2013/2014









Präimplantationsdiagnostik -

Chancen und Risiken







Inhaltsverzeichnis




1 Einleitung 3

2 Was ist PID? Medizinische Grundlagen 4

2.1 In vitro-Fertilisation 4

2.2 Das Verfahren 5

2.3 Bisherige Erfolgsquoten 6

3 Chancen mit Hilfe der PID 7

4 Risiken der PID 7

5 Ethische Sicht 9

6 Rechtliche Lage in Deutschland 10

7 Eigene Stellungnahme 13



  1. Einleitung



Haben Sie schon Mal über einen Kinderwunsch nachgedacht? Stellen Sie sich vor, sie wären unfruchtbar oder besäßen eine Erbkrankheit innerhalb einer Familie. Sowas wünscht man keinem, aber inzwischen gibt es moderne Methoden, die solchen Vorfällen vorbeugen. Die effektivste (?) Art der genetischen Untersuchung nach Erbkrankheiten nennt sich PID.

Diese wird nicht nur zur Untersuchung, sondern auch um meistens Leben zu retten, verwendet.

  1. Was ist PID? Medizinische Grundlagen



    1. In vitro-Fertilisation



Um die Frage, was die Präimplantationsdiagnostik (PID) überhaupt ist, zu beantworten, muss man zunächst einmal den Begriff „In vitro-Fertilisation“ (IVF) erklären. Dieser lässt sich aus dem Lateinischen ableiten und bedeutet so viel wie „Befruchtung im Glas“. 1 Dadurch lässt sich der Vorgang schon erahnen: Er findet außerhalb des Körpers bzw. künstlich statt.

Außerdem ist die In vitro-Fertilisation die Voraussetzung für die Präimplantationsdiagnostik, dessen Verfahren im Weiteren erklärt wird.2

Mit Hilfe einer Hormonstimulation, welcher sich die Frau 12 bis 14 Tage unterzieht, reifen mehrere Eizellen pro Monatszyklus heran.3 Diese werden mittels einer dünnen Nadel bei Ultraschall kurz vor dem eigentlichen Eisprung aus dem Eierstock entnommen. Hier nach werden diese Eizellen mit einer Spermienspende, die entweder vom Partner oder einem Samenspender stammt, zusammen für etwa 20 Stunden bei 37° C in einem Reagenzglas im speziellen Brutschrank behalten.

Nach dieser Zeitspanne wird geprüft, ob eine Besamung bzw. Vereinigung von den Eizellen und Spermien stattgefunden hat. Dieser Vorgang nennt sich nun In vitro-Fertilisation.

Sobald diese Bedingung erfüllt ist, sollten sich ebenfalls zwei Vorkerne in der Eizelle befinden.4

In diesem Stadium werden höchstens drei Eizellen ausgesucht, mit denen „weitergearbeitet“ wird. Die restlichen werden entweder eingefroren und für mögliche weitere Befruchtungsversuche genutzt oder beseitigt.

Sobald die zwei Vorkerne verschmolzen sind und das 8-Zell-Stadium erreicht wurde, spricht man von einem Embryo.5

Mit Hilfe eines Katheters werden die Embryonen nun in die Gebärmutter eingeführt und zur Einnistung überlassen.6



    1. Das Verfahren



Zusammenhängend mit der IVF kann man die Embryonen vor der Übertragung in die Gebärmutter durch die Präimplantationsdiagnostik genetisch untersuchen.

Hierzu werden den Embryonen im 8-Zell-Stadium ein bis zwei Zellen durch Öffnen der Eizellenhaut zur Untersuchung nach Chromosomstörungen oder Merkmalen entnommen.7 Diese Entnahme hat für die Embryonen keine Folgen, da diese Zellen bei darauffolgenden Teilungen ersetzt werden.

Das Verfahren spiegelt sich ebenfalls im Namen wider: „prä“ bedeutet „vor“, „Implantation“ - „Einpflanzung“ und „Diagnostik“ – „Untersuchung“. 8

Die Durchführung dauert nur wenige Stunden, daher können anschließend die als gesund erachteten Embryonen in den Uterus der Frau eingeführt werden.

Jedoch werden die Föten mit nachgewiesenem Gendefekt vernichtet, was den Streitpunkt der gesamten Untersuchung darstellt. Auf diesen werde ich später zurückkommen.



    1. Bisherige Erfolgsquoten



Altersgruppe

Lebendgeburtenrate

20-29 Jahre

58%

30-34 Jahre

52%

35-39 Jahre

42%

40-44 Jahre

22%

(Geburtenrate nach einer In-vitro Fertilisation (nach Steward et al. 2011), Wischmann, T. (2012), Einführung Reproduktionsmedizin (S.92). München: UTB Reinhardt.)

Aus der Tabelle kann man ablesen, dass die Erfolgsrate, ein lebendes Kind auf die Welt zu bringen mit steigendem Alter, sinkt. Der ideale Zeitpunkt, eine erfolgreiche In-vitro Fertilisation zu vollbringen, liegt bei höchstens 29 Jahren mit 58%.

Jedoch darf man auch hier die anderen Faktoren nicht außer Acht lassen. Der Erfolg ist beispielsweise ebenfalls von der Anzahl der befruchteten Eizellen, aber auch der psychische Belastung abhängig. „So wurde bei einer Studie an einer israelischen Klinik beobachtet, dass sich der Prozentsatz erfolgreicher In-vitro-Fertilisationen mit dem Besuch von Clowndoktoren von 20 % auf 36 % steigerte“.9







  1. Chancen mit Hilfe der PID



Die Präimplantationsdiagnostik, die die Untersuchung der Embryonen auf Krankheiten bzw. Gendefekte einschließt, zieht viele Vorteile mit sich. Dabei würde man auch schon auf den ersten treffen: Die Vermeidung des Auftretens einer Erbkrankheit.

Wenn eine Erbkrankheit innerhalb der Familie vorliegt, kann auf die Präimplantationsdiagnostik zurückgegriffen werden. Sie ermittelt nicht nur eine Krankheit, sondern dient auch als Vorsichtsmaßnahme:

Falls die Familie schon einmal durch ein Familienmitglied das Leid der Krankheit widerfahren war und sich möglicherweise ein Trauma entwickelt hatte, bleibt es ihnen und ihrem Kind somit erspart.10

Außerdem kann durch die PID ein weiteres Geschwisterkind gezeugt werden, das als Spender für ein anderes, totkrankes und auf eine Spende angewiesenes Kind in Frage kommt.11 Auf diesen Weisen werden Leben gerettet beziehungsweise kein Kind mit einer tödlichen Krankheit auf die Welt gebracht.



  1. Risiken der PID



Da die Präimplantationsdiagnostik nur durchgeführt werden kann, wenn die In vitro-Fertilisation stattgefunden hat, muss man auch die Risiken dieser beachten.12

Zunächst einmal muss man die Erfolgschancen einer In vitro-Fertilisation und einer Embryo-Übertragung berücksichtigen, denn diese liegen gerademal zwischen 25 und 37 %13 und das auch nur, wenn eine optimale Vorbereitung (normaler Hormonhaushalt) gegeben ist.

Jedoch beruhen diese Statistiken nur auf den Behandlungen im Ausland, weil die PID erst seit 2011 in Deutschland zulässig ist und daher die Studien zu unsicher sind.14

Außerdem muss die Hormonbehandlung miteinbezogen werden. Auch bei dieser können Nebenwirkungen wie Zystenbildung in den Eierstöcken auftreten.15 Diese sind für die Patienten eine große körperliche Belastung.

Zusätzlich wird durch die Hormonbehandlung das Krebsrisiko der Eierstöcke (Ovarialkarzinom) zwei- bis sogar siebenfach erhöht.16

Ebenfalls gelten für die Behandlung dieselben Komplikationen wie für eine normale Schwangerschaft, beispielsweise Übelkeit oder Spannungsgefühle.17 Es besteht auch das Risiko, dass keine Einnistung der Embryonen in der Gebärmutter stattfindet18, was die seelische Belastung für die Patienten verstärkt.

Da bei der In vitro-Fertilisation zwei bis drei Embryonen in den Uterus der Frau übertragen werden, kann es zu einer ungewollten Mehrlingsschwangerschaft kommen.19 Diese Bekanntgabe kann dann bei den werdenden Eltern Stress auslösen, welcher sich wiederum negativ auf die Schwangerschaft beziehungsweise den Embryo auswirkt.20

  1. Ethische Sicht



Um die ethischen Sichtweise über die Präimplantationsdiagnostik dar zu legen, muss man zunächst den Begriff der Ethik erläutern: Dieser bezieht sich auf das Individuum21, die moralische Lage dessen und die Begründbarkeit.22

Um zur Umstrittenheit der Präimplantationsdiagnostik zurückzukehren: Für jeden Menschen herrschen die Grundrechte wie die Menschenwürde - „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“23 Doch gilt diese auch für den Embryo?

Es muss deutlich gemacht werden, dass ein Embryo nicht in der Lage ist, über seine eigene Person zu bestimmen. Aber es besitzt das Potential, sich zu einem Menschen, der das Lebensrecht beansprucht, zu entfalten.24 Daher ist der moralische Status des Fötus eine sehr umstrittene Frage25, genauso wie der exakte Zeitpunkt des Lebensbeginns.26

Hierzu besagt das Embryonenschutzgesetz (ESchG), dass eine Eizelle 24 Stunden nach Befruchtung als „entwicklungsfähig“27 gilt.28

Als Beispiel für die Kritik an der embryonalen Stammzellenforschung habe ich eine Rede eines CDU/CSU-Vorsitzenden herausgesucht. Da diese Partei die christlichen Ansätze vertritt, belegt der Vorsitzende Dr. Stephan Eisel seine Argumente oft damit, dass der Mensch ein „Geschöpf Gottes“29. Daher dürfe man nicht die Würde dessen verletzen, sondern schützen und spricht sich damit gegen die Präimplantationsdiagnostik aus.30

Jedoch ist diese Untersuchung wie schon genannt auch eine Chance für die (werdenden) Eltern.31 Wie soll man nun zu der Präimplantationsdiagnostik stehen? Und was ist aus juristischer Sicht überhaupt akzeptabel? Diese Fragen behandelt mein nächstes Kapitel:

  1. Rechtliche Lage in Deutschland



Um einen kurzen Einblick in die rechtliche Lage zu vermitteln:

Seit dem 8. Dezember 2011 ist die Präimplantationsdiagnostik auch in Deutschland zulässig.32 Jedoch nur unter bestimmten Auflagen, zum Beispiel darf die Eizelle nicht willkürlich nach dem jeweiligen Geschlechtschromosom ausgewählt werden. Außer es besteht das Risiko einer Erbkrankheit, die vom Geschlecht abhängig ist.33 Es besteht nur das Bestreben, das Kind zu schützen.

Ergänzend ist es strafbar, mehr als drei Embryonen „à Diagnostik“ in den Uterus der Frau zu übertragen.34

Auf Grund der relativ neuen Erlaubnis der PID in Deutschland, führten viele Paare diese im Ausland durch, da größtenteils dergleichen erlaubt oder nicht reguliert ist:


Präimplantationsdiagnostik

Belgien

✔

Bulgarien

✔

Dänemark

✔

Finnland

✔

Frankreich

✔

Griechenland

✔

Großbritannien

✔

Irland

NR

Israel

✔

Italien

x

Kroatien

NR

Lettland

✔

Litauen

✔

Niederlande

✔

Norwegen

✔

Österreich

x

Polen

NR

Portugal

✔

Rumänien

✔

Russland

✔

Schweden

✔

Schweiz

x

Serbien

NR

Slowakei

NR

Slowenien

✔

Spanien

✔

Tschechien

✔

Türkei

✔

Ukraine

✔

Ungarn

✔

35






Legende:

✔ = erlaubt

X = verboten

NR = nicht reguliert





  1. Eigene Stellungnahme



Meiner Meinung nach ist die PID sinnvoll, sofern eine Erbkrankheit vorliegt. Wenn die Eltern des Kindes sich weitgehend mit dem Thema auseinander gesetzt haben und über die Risiken und den Ablauf informiert sind, unterstütze ich diese Auffassung.

Natürlich fühlen sich Behinderte benachteiligt, wenn alles dafür getan wird, um ein „gesundes“ Kind zu gebären. Jedoch wäre es leichter für die Eltern ein „ausgesuchtes“ und damit gesundes Kind zu bekommen als dem eigenen Nachkommen zu zusehen, wie es stirbt, falls eine tödliche Erbkrankheit vorliegt. Vor allem, wenn es diesen Vorfall schon einmal in der Familie gab.

Außerdem sehe ich die Idee, dass man mittels der PID Leben retten kann, wenn man ein „Spenderkind“ zeugt, auch als wesentlichen Fortschritt an.

Jedoch sollte das Verfahren nicht angewandt werden, wenn es sich „nur“ um die Bestimmung des Geschlechts handelt. Man sollte dem Zufall überlassen, ob man einen Jungen oder ein Mädchen bekommt, außer es liegt wie erläutert, eine geschlechtsspezifische Erbkrankheit vor.



Trotz dessen finde ich, dass die positiven Folgen, die die PID mit sich zieht, überwiegen und spreche mich damit für diese aus.



Anhang



Zellentnahme im 8-Zell-Stadium



Umfrage über die Meinung zur PID





1  Vgl. Unbekannter Autor, In-vitro-Fertilisation. WWW: .

2  Vgl. Institut Mensch, Ethik und Wissenschaft: Präimplantationsdiagnostik – ein fragwürdiges Verfahren. WWW: , (Januar, 2003).

3  Vgl. Diekämper, J. (2011) Reproduziertes Leben (S.50). Bielefeld: transcript Verlag.

4  Vgl. Dr. Braun, J. (2011). Biologie Heute S II, (S.110/111). Braunschweig: Schroedel.

5  Vgl. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Der Ablauf einer In-vitro-Fertilisation. WWW: (06.09.2013).

6  Vgl. Dr. Braun, J. (2011). Biologie Heute S II. Braunschweig: Schroedel.

7  Vgl. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: „Präimplantationsdiagnostik“. WWW: , (07.06.2013).

8  Vgl. Bloeche, M. (2011) Vom Recht auf ein gesundes Kind (S.65). München: Irisiana Verlag.

9  Unbekannter Autor: In-vitro-Fertilisation. WWW: (17.02.2014)

10  Vgl. Bloeche,, M. (2011) Vom Recht auf ein gesundes Kind (S.75). München: Irisiana Verlag.

11  Vgl. Unbekannter Autor, Vorteile der Präimplantationsdiagnostik. WWW: .

12 Vgl. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Präimplantationsdiagnostik. WWW: , (07.06.2013).

13 Vgl. Prof. Zech, Risiken und Komplikationen. WWW: .

14  Vgl. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Präimplantationsdiagnostik. WWW: , (07.06.2013).

15  Vgl. Prof. Zech, Risiken und Komplikationen. WWW: .

16  Vgl. Wischmann, T. (2012), Einführung Reproduktionsmedizin. München: UTB Reinhardt.

17  Vgl. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Der Ablauf einer In-vitro-Fertilisation. WWW: (Stand: 06.09.2013).

18  Ebd.

19  Vgl. Diekämper, J. (2011) Reproduziertes Leben (S.51). Bielefeld: transcript Verlag.

20  Vgl. Neubauer, K. Risiko für Depressionen: Stress in der Schwangerschaft hinterlässt Spuren im Baby-Hirn. WWW: , (Stand: 18.10.2013).

21  Vgl. Gounalakis, G. (2006) Embryonenforschung und Menschenwürde (S.5). Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft.

22  Vgl. Unbekannter Autor, Ethik. WWW: (17.02.2014)

23  Bundeszentrale für politische Bildung (2011) Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland (Artikel 1 §1). Bonn: BPB.

24  Vgl. Gounalakis, G. (2006) Embryonenforschung und Menschenwürde (S.6). Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft

25  Vgl. Deutscher Ethikrat (2011) Präimplantationsdiagnostik Stellungnahme (S.40). Berlin. WWW:

26  Rolf, S. (2009). Zwischen Forschungsfreiheit und Menschenwürde (S.67). Hansisches Druck- und Verlagshaus GmbH: Frankfurt am Main.

27  Unbekannter Autor, Embryonenschutzgesetz. WWW: (21.01.2014)

28  Ebd.

29  Dr. Eisel, S. "NEIN" ZUR EMBRYONALEN STAMMZELLENFORSCHUNG. WWW:

30  Ebd.

31  Vgl. Kapitel 3

32  Vgl. Richter-Kuhlmann, Eva A. (2012). Präimplantationsdiagnostik in Deutschland: Zwangspause trotz Erlaubnis. WWW: .

33  Vgl. Bloeche,, M. (2011) Vom Recht auf ein gesundes Kind (S.82). München: Irisiana Verlag.

34  Vgl. Wischmann, T. (2012), Einführung Reproduktionsmedizin (S.119). München: UTB Reinhardt.

35  Vgl. Wischmann, T. (2012), Einführung Reproduktionsmedizin (S.124). München: UTB Reinhardt.


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