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Facharbeit im Seminarfach
Gesundheit
„Präimplantationsdiagnostik
– Chancen und
Risiken“
Fachlehrer/-in: Frau
Schmahl,
Herr Ormandy
Schuljahr: 2013/2014
Präimplantationsdiagnostik
-
Chancen
und Risiken
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung 3
2 Was
ist PID? Medizinische Grundlagen 4
2.1 In
vitro-Fertilisation 4
2.2 Das
Verfahren 5
2.3 Bisherige
Erfolgsquoten 6
3 Chancen
mit Hilfe der PID 7
4 Risiken
der PID 7
5 Ethische
Sicht 9
6 Rechtliche
Lage in Deutschland 10
7 Eigene
Stellungnahme 13
Einleitung
Haben Sie schon Mal über
einen Kinderwunsch nachgedacht? Stellen Sie sich vor, sie wären
unfruchtbar oder besäßen eine Erbkrankheit innerhalb einer Familie.
Sowas wünscht man keinem, aber inzwischen gibt es moderne Methoden,
die solchen Vorfällen vorbeugen. Die effektivste (?) Art der
genetischen Untersuchung nach Erbkrankheiten nennt sich PID.
Diese wird nicht nur zur
Untersuchung, sondern auch um meistens Leben zu retten, verwendet.
Was ist PID? Medizinische Grundlagen
In vitro-Fertilisation
Um die Frage, was die
Präimplantationsdiagnostik (PID) überhaupt ist, zu beantworten,
muss man zunächst einmal den Begriff „In vitro-Fertilisation“
(IVF) erklären. Dieser lässt sich aus dem Lateinischen ableiten und
bedeutet so viel wie „Befruchtung im Glas“. 1
Dadurch lässt sich der Vorgang schon erahnen: Er findet außerhalb
des Körpers bzw. künstlich statt.
Außerdem ist die In
vitro-Fertilisation die Voraussetzung für die
Präimplantationsdiagnostik, dessen Verfahren im Weiteren erklärt
wird.2
Mit Hilfe einer
Hormonstimulation, welcher sich die Frau 12 bis 14 Tage unterzieht,
reifen mehrere Eizellen pro Monatszyklus heran.3
Diese werden mittels einer dünnen Nadel bei Ultraschall kurz vor dem
eigentlichen Eisprung aus dem Eierstock entnommen. Hier nach werden
diese Eizellen mit einer Spermienspende, die entweder vom Partner
oder einem Samenspender stammt, zusammen für etwa 20 Stunden bei 37°
C in einem Reagenzglas im speziellen Brutschrank behalten.
Nach dieser Zeitspanne wird
geprüft, ob eine Besamung bzw. Vereinigung von den Eizellen und
Spermien stattgefunden hat. Dieser Vorgang nennt sich nun In
vitro-Fertilisation.
Sobald diese Bedingung erfüllt
ist, sollten sich ebenfalls zwei Vorkerne in der Eizelle befinden.4
In diesem Stadium werden
höchstens drei Eizellen ausgesucht, mit denen „weitergearbeitet“
wird. Die restlichen werden entweder eingefroren und für mögliche
weitere Befruchtungsversuche genutzt oder beseitigt.
Sobald die zwei Vorkerne
verschmolzen sind und das 8-Zell-Stadium erreicht wurde, spricht man
von einem Embryo.5
Mit Hilfe eines Katheters
werden die Embryonen nun in die Gebärmutter eingeführt und zur
Einnistung überlassen.6
Das Verfahren
Zusammenhängend mit der IVF
kann man die Embryonen vor der Übertragung in die Gebärmutter durch
die Präimplantationsdiagnostik genetisch untersuchen.
Hierzu werden den Embryonen im
8-Zell-Stadium ein bis zwei Zellen durch Öffnen der Eizellenhaut zur
Untersuchung nach Chromosomstörungen oder Merkmalen entnommen.7
Diese Entnahme hat für die Embryonen keine Folgen, da diese Zellen
bei darauffolgenden Teilungen ersetzt werden.
Das Verfahren spiegelt sich
ebenfalls im Namen wider: „prä“ bedeutet „vor“,
„Implantation“ - „Einpflanzung“ und „Diagnostik“ –
„Untersuchung“. 8
Die Durchführung dauert nur
wenige Stunden, daher können anschließend die als gesund erachteten
Embryonen in den Uterus der Frau eingeführt werden.
Jedoch werden die Föten mit
nachgewiesenem Gendefekt vernichtet, was den Streitpunkt der gesamten
Untersuchung darstellt. Auf diesen werde ich später zurückkommen.
Bisherige
Erfolgsquoten
Altersgruppe
|
Lebendgeburtenrate
|
20-29
Jahre
|
58%
|
30-34
Jahre
|
52%
|
35-39
Jahre
|
42%
|
40-44
Jahre
|
22%
|
(Geburtenrate nach einer
In-vitro Fertilisation (nach Steward et al. 2011), Wischmann, T.
(2012),
Einführung Reproduktionsmedizin (S.92). München: UTB Reinhardt.)
Aus der Tabelle kann man
ablesen, dass die Erfolgsrate, ein lebendes Kind auf die Welt zu
bringen mit steigendem Alter, sinkt. Der ideale Zeitpunkt, eine
erfolgreiche In-vitro Fertilisation zu vollbringen, liegt bei
höchstens 29 Jahren mit 58%.
Jedoch darf man auch hier die
anderen Faktoren nicht außer Acht lassen. Der Erfolg ist
beispielsweise ebenfalls von der Anzahl der befruchteten Eizellen,
aber auch der psychische
Belastung abhängig. „So wurde bei einer Studie an einer
israelischen Klinik beobachtet, dass sich der Prozentsatz
erfolgreicher In-vitro-Fertilisationen mit dem Besuch von
Clowndoktoren
von 20 % auf 36 % steigerte“.9
Chancen mit Hilfe der PID
Die
Präimplantationsdiagnostik, die die Untersuchung der Embryonen auf
Krankheiten bzw. Gendefekte einschließt, zieht viele Vorteile mit
sich. Dabei würde man auch schon auf den ersten treffen: Die
Vermeidung des Auftretens einer Erbkrankheit.
Wenn eine Erbkrankheit
innerhalb der Familie vorliegt, kann auf die
Präimplantationsdiagnostik zurückgegriffen werden. Sie ermittelt
nicht nur eine Krankheit, sondern dient auch als Vorsichtsmaßnahme:
Falls die Familie schon einmal
durch ein Familienmitglied das Leid der Krankheit widerfahren war und
sich möglicherweise ein Trauma entwickelt hatte, bleibt es ihnen und
ihrem Kind somit erspart.10
Außerdem kann durch die PID
ein weiteres Geschwisterkind gezeugt werden, das als Spender für ein
anderes, totkrankes und auf eine Spende angewiesenes Kind in Frage
kommt.11
Auf diesen Weisen werden Leben gerettet beziehungsweise kein Kind mit
einer tödlichen Krankheit auf die Welt gebracht.
Risiken der PID
Da die
Präimplantationsdiagnostik nur durchgeführt werden kann, wenn die
In vitro-Fertilisation stattgefunden hat, muss man auch die Risiken
dieser beachten.12
Zunächst einmal muss man die
Erfolgschancen einer In vitro-Fertilisation und einer
Embryo-Übertragung berücksichtigen, denn diese liegen gerademal
zwischen 25 und
37 %13
und das auch nur, wenn eine optimale Vorbereitung (normaler
Hormonhaushalt) gegeben ist.
Jedoch beruhen diese
Statistiken nur auf den Behandlungen im Ausland, weil die PID erst
seit 2011 in Deutschland zulässig ist und daher die Studien zu
unsicher sind.14
Außerdem muss die
Hormonbehandlung miteinbezogen werden. Auch bei dieser können
Nebenwirkungen wie Zystenbildung in den Eierstöcken auftreten.15
Diese sind für die Patienten eine große körperliche Belastung.
Zusätzlich wird durch die
Hormonbehandlung das Krebsrisiko der Eierstöcke (Ovarialkarzinom)
zwei- bis sogar siebenfach erhöht.16
Ebenfalls gelten für die
Behandlung dieselben Komplikationen wie für eine normale
Schwangerschaft, beispielsweise Übelkeit oder Spannungsgefühle.17
Es besteht auch das Risiko, dass keine Einnistung der Embryonen in
der Gebärmutter stattfindet18,
was die seelische Belastung für die Patienten verstärkt.
Da bei der In
vitro-Fertilisation zwei bis drei Embryonen in den Uterus der Frau
übertragen werden, kann es zu einer ungewollten
Mehrlingsschwangerschaft kommen.19
Diese Bekanntgabe kann dann bei den werdenden Eltern Stress auslösen,
welcher sich wiederum negativ auf die Schwangerschaft beziehungsweise
den Embryo auswirkt.20
Ethische Sicht
Um die ethischen Sichtweise
über die Präimplantationsdiagnostik dar zu legen, muss man zunächst
den Begriff der Ethik erläutern: Dieser bezieht sich auf das
Individuum21,
die moralische Lage dessen und die Begründbarkeit.22
Um zur Umstrittenheit der
Präimplantationsdiagnostik zurückzukehren: Für jeden Menschen
herrschen die Grundrechte wie die Menschenwürde - „Die Würde des
Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist
Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“23
Doch gilt diese auch für den Embryo?
Es muss deutlich gemacht
werden, dass ein Embryo nicht in der Lage ist, über seine eigene
Person zu bestimmen. Aber es besitzt das Potential, sich zu einem
Menschen, der das Lebensrecht beansprucht, zu entfalten.24
Daher ist der moralische Status des Fötus eine sehr umstrittene
Frage25,
genauso wie der exakte Zeitpunkt des Lebensbeginns.26
Hierzu besagt das
Embryonenschutzgesetz (ESchG), dass eine Eizelle 24 Stunden nach
Befruchtung als „entwicklungsfähig“27
gilt.28
Als Beispiel für die Kritik
an der embryonalen Stammzellenforschung habe ich eine Rede eines
CDU/CSU-Vorsitzenden herausgesucht. Da diese Partei die christlichen
Ansätze vertritt, belegt der Vorsitzende Dr.
Stephan Eisel
seine Argumente oft damit, dass der Mensch ein „Geschöpf Gottes“29.
Daher dürfe man nicht die Würde dessen
verletzen,
sondern schützen und spricht sich damit gegen die
Präimplantationsdiagnostik aus.30
Jedoch ist diese Untersuchung
wie schon genannt auch eine Chance für die (werdenden) Eltern.31
Wie soll man nun zu der Präimplantationsdiagnostik stehen? Und was
ist aus juristischer Sicht überhaupt akzeptabel?
Diese Fragen behandelt mein nächstes Kapitel:
Rechtliche Lage in Deutschland
Um einen kurzen Einblick in
die rechtliche Lage zu vermitteln:
Seit dem 8. Dezember 2011 ist
die Präimplantationsdiagnostik auch in Deutschland zulässig.32
Jedoch nur unter bestimmten Auflagen, zum Beispiel darf die Eizelle
nicht willkürlich nach dem jeweiligen Geschlechtschromosom
ausgewählt werden. Außer es besteht das Risiko einer Erbkrankheit,
die vom Geschlecht abhängig ist.33
Es besteht nur das Bestreben, das Kind zu schützen.
Ergänzend ist es strafbar,
mehr als drei Embryonen „à Diagnostik“ in den Uterus der Frau zu
übertragen.34
Auf Grund der relativ neuen
Erlaubnis der PID in Deutschland, führten viele Paare diese im
Ausland durch, da größtenteils dergleichen erlaubt oder nicht
reguliert ist:
|
Präimplantationsdiagnostik
|
Belgien
|
✔
|
Bulgarien
|
✔
|
Dänemark
|
✔
|
Finnland
|
✔
|
Frankreich
|
✔
|
Griechenland
|
✔
|
Großbritannien
|
✔
|
Irland
|
NR
|
Israel
|
✔
|
Italien
|
x
|
Kroatien
|
NR
|
Lettland
|
✔
|
Litauen
|
✔
|
Niederlande
|
✔
|
Norwegen
|
✔
|
Österreich
|
x
|
Polen
|
NR
|
Portugal
|
✔
|
Rumänien
|
✔
|
Russland
|
✔
|
Schweden
|
✔
|
Schweiz
|
x
|
Serbien
|
NR
|
Slowakei
|
NR
|
Slowenien
|
✔
|
Spanien
|
✔
|
Tschechien
|
✔
|
Türkei
|
✔
|
Ukraine
|
✔
|
Ungarn
|
✔
|
35
|
|
|
|
Legende:
✔ =
erlaubt
X
= verboten
NR
= nicht reguliert
Eigene Stellungnahme
Meiner Meinung nach ist die
PID sinnvoll, sofern eine Erbkrankheit vorliegt. Wenn die Eltern des
Kindes sich weitgehend mit dem Thema auseinander gesetzt haben und
über die Risiken und den Ablauf informiert sind, unterstütze ich
diese Auffassung.
Natürlich fühlen sich
Behinderte benachteiligt, wenn alles dafür getan wird, um ein
„gesundes“ Kind zu gebären. Jedoch wäre es leichter für die
Eltern ein „ausgesuchtes“ und damit gesundes Kind zu bekommen als
dem eigenen Nachkommen zu zusehen, wie es stirbt, falls eine tödliche
Erbkrankheit vorliegt. Vor allem, wenn es diesen Vorfall schon einmal
in der Familie gab.
Außerdem sehe ich die Idee,
dass man mittels der PID Leben retten kann, wenn man ein
„Spenderkind“ zeugt, auch als wesentlichen Fortschritt an.
Jedoch sollte das Verfahren
nicht angewandt werden, wenn es sich „nur“ um die Bestimmung des
Geschlechts handelt. Man sollte dem Zufall überlassen, ob man einen
Jungen oder ein Mädchen bekommt, außer es liegt wie erläutert,
eine geschlechtsspezifische Erbkrankheit vor.
Trotz dessen finde ich, dass
die positiven Folgen, die die PID mit sich zieht, überwiegen und
spreche mich damit für diese aus.
-
Anhang
Zellentnahme im 8-Zell-Stadium
Umfrage über die Meinung zur
PID