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Reflexion

Platons Politeia­: Tiefere Einblick­e ins Höhlengl­eichnis

935 Wörter / ~4½ Seiten sternsternsternsternstern_0.25 Autor Frank S. im Apr. 2012
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Reflexion
Philosophie

Universität, Schule

Pädagogische Hochschule Heidelberg - PH

Note, Lehrer, Jahr

2011

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Frank S. ©
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ID# 18520







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Reflexionspapier

Platons Höhlengleichnis

 

Das Höhlengleichnis Platons, welches aus dem 7. Buch seines Hauptwerkes Politeia stammt, stellt einen der bekanntesten Texte aus dem Bereich der antiken Philosophie dar. Platon entwickelt dieses Gleichnis im Rahmen eines Dialoges zwischen Sokrates und Glaukon und thematisiert darin im Schwerpunkt den Bildungsweg des Philosophen. Dieses Thema gelangt in drei wesentlichen Abschnitten zur Entfaltung. Zunächst erfolgt die Darstellung einer bestimmten Wahrnehmungskontextes, über den Gefangene verfügen, die in einer unterirdischen Höhle angekettet sind. Als nächstes wird die Entfesselung eines Gefangenen skizziert, der nun die Höhle verlässt, die Sonne erblicken kann und nun mit einer für ihn bisher fremden Realität konfrontiert wird, die jedoch auch mit einem neuen Wahrnehmungspotential verbunden ist. Schließlich werden Vermutungen angestellt, wie die Rückkehr des Gefangen in die Höhle zu seinen früheren Mitgefangenen erfolgen könnte und in welcher Art und Weise sie wohl auf die Schilderung seiner Erlebnisse reagieren würden (vgl. Köller 2004: 169). Die Ausgangssituation in der Höhle stellt sich jedenfalls derart dar, dass einige Menschen bereits von Kindheit an eine mittelhohe Mauer gefesselt  und so fixiert sind, dass sie lediglich eine sich vor ihnen befindende Wand erblicken können. Hinter der Mauer, an der die Gefangenen angekettet sind, brennt ein Feuer. Zwischen Mauer und Feuer werden nun allerlei Gegenstände so vorbeigetragen, dass das Feuer den Schatten der Gegenstände an die sich vor den Gefangenen befindliche Wand wirft.

„Was die Gefangenen faktisch sehen, ist nämlich weder die natürlich gegebene Welt noch die Schattenwelt von Originalen der natürlichen Welt, sondern nur die Schattenwelt von künstlich hergestellten Produkten mit Hilfe eines künstlichen Lichts, also die Abbildung einer Abbildung mit Hilfe eines artifiziellen Lichts. Die faktische Desorientierung wir außerdem noch dadurch gesteigert, dass die Träger der Artefakte zum Teil sprechen und zum Teil schweigen und das die Gefangenen das Echo dieser Reden fälschlicher Weise als Reden von einzelnen Schattenbildern verstehen.“ (Köller 2004: 170)

Diese Welt der Schatten stellt sich für die Gefangenen somit als die wirkliche Welt dar, weil sie nicht über die Kenntnis einer anderen Welt verfügen. Ihre Sinneswahrnehmungen sind nicht in der Lage, ihnen ein zutreffendes Bild der eigentlichen Wirklichkeit außerhalb der Höhle zu vermitteln. Sie nehmen die umher wirbelnden Schatten einfach und unreflektiert als das Wirkliche hin (vgl. Fink 1970: 46).  Die bisher geschilderte Problemlage wird sich allerdings zwangsläufig verschärfen, wenn man nun einen der Gefangenen befreit und ihn zunächst dazu zwingt, sich umzudrehen und hinter sich zu blicken.

„Die Befreiung ist kein Entschluss, kein Vorhaben, keine Einzeltat; man kann es paradox formulieren: sie wird erlitten“ (Fink 1970: 46).

Der Gefangene wird zunächst kaum orientieren können. Seine gewohnte Welt wird völlig durcheinander geraten und ihn dazu zwingen, neue und ungewohnte Elemente in seine Wahrnehmung aufzunehmen. Seine Wahrnehmungssicherheit geht verloren, da er nicht mehr über seinen ursprünglichen starren Blickwinkel verfügt. Noch weiter zuspitzen wird sich die Situation, sofern der Gefangene außerdem gezwungen wird, die Höhle zu verlassen und in das das Licht der Sonne zu blicken und somit mit der realen, eigentlichen Welt konfrontiert wird. Nun erscheinen seine bisherigen Wahrnehmungen in der Höhle in einem ganz anderen Licht. Erst jetzt ist der Gefangene in der Lage, seine bisherigen defizitären Wahrnehmungen als solche zu erkennen und zwischen der Höhlenwelt und der eigentlichen Welt zu unterscheiden. Wenn er nun wieder in die Höhle zurückkehrt, wird es ihm wohl nicht mehr möglich sein, seine alten Perspektiven der Wahrnehmung einzunehmen, da er mittlerweile auch durch die Wahrnehmung der Welt außerhalb der Höhle geprägt ist. Darüber hinaus werden seine Mitgefangenen in der Höhle kaum Verständnis für seine neuen Eindrücke aufbringen können, sofern er sich dazu entschließen sollte, ihnen davon zu berichten. Sie werden nicht neugierig sein und seinen Schilderungen aufmerksam folgen, sondern werden ihn vielmehr für verrückt erklären oder gar versuchen, ihn ganz zum Schweigen zu bringen, indem sie ihn töten. Nun hat man also unter größten persönlichen Anstrengungen gelernt, richtig zu sehen und muss sich nun paradoxerweise den Vorwurf gefallen lassen, mit verdorbenen Augen in die Höhle zurückgekehrt zu sein (vgl. Köller 2004: 171). Aus Sicht der Mitgefangenen wird es sich keinesfalls lohnen, den Weg nach oben aus der Höhle heraus zu gehen.

„Es stellt sich also heraus, dass der Wissende unter den Bornierten in eine soziale Isolation gerät, weil er  allein schon durch seine bloße Existent und seine bloßen Erfahrungen die Selbstsicherheit der anderen Gefangenen stört bzw. die traditionell stabilisierten Wahrnehmungsperspektiven, die dieser Gruppe Zusammenhang verleihen“ (Köller 2004: 171).

Der Vorgang der Entfesselung kann als ein philosophischer Bildungsweg verstanden werden, der von den vorläufigen Wahrnehmungen als Sinneserfahrung zu einer Welt voller Begriffe und Ideen führt, die erst im Lichte der Sonne, die die Idee des Guten verkörpert, gedeutet werden können. Der Weg zurück in die Höhle birgt nicht unerhebliche Risiken, jedoch ist er von einer enormen Bedeutung.

„Jeder, der die Sonne erblickt hat, muss von ihr künden. Auch auf die Gefahr hin, ausgelacht und getötet zu werden, muss die Wahrheit allen Seins gegenüber dem Schein der Höhle wieder und wieder gelehrt werden“ (Blum/Rupp/Gawlina 1997: 19).

Vermutlich möchte Platon durch dieses Höhlengleichnis auch an Sokrates als seinen ehemaligen Lehrer erinnern und – durch mehr oder weniger deutliche Anspielungen - sein Leben und Werk rechtfertigen (vgl. Szelák 1985: 221). Sokrates war im Jahre 399 v. Chr. wegen Gotteslästerung und Verführung der Jugend zum Tode durch den Schirlingsbecher verurteilt worden.

 

 

 

 

Literaturverzeichnis

 

Blum, Wilhelm/Rupp, Michael/Gawlina, Manfred (1997): Politische Philosophen. München: Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, 3. erw. Aufl.

Fink, Eugen (1970): Metaphysik der Erziehung: Im Weltverständnis von Plato und Aristoteles. Frankfurt/Main: Vittorio Klostermann.

Köller, Wilhelm (2004): Perspektivität und Sprache: Zur Struktur von Objektivierungsformen in Bildern, im Denken und in der Sprache. Berlin: de Gruyter.

Szlezák, Thomas A. (1985): Platon und die Schriftlichkeit der Philosophie: Interpretationen zu den frühen und mittleren Dialogen. Berlin: de Gruyter.

 

 


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