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Arbeitsblätter
Deutsch

Universität, Schule

Pädagogische Hochschule Bern

Note, Lehrer, Jahr

Anlässich des Seminars Berufspraktik

Autor / Copyright
Julie M. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 2.08 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern
ID# 32884







Überblick: Diese schrift­liche Arbeit doku­men­tiert die Planung einer Lyrik­werk­statt, entwi­ckelt im Rahmen eines Semi­nars zu Unter­richts­kon­zep­ten. Die Autoren stellen ihre Erfah­rungen mit Werk­statt­un­ter­richt vor und erläu­tern die didak­ti­schen Prin­zi­pien hinter ihrer Werk­statt zum Thema Lyrik. Sie reflek­tieren über die Ziel­set­zun­gen, das Design und die Beur­tei­lung der Werk­statt­auf­träge. Die Theorie von Alois Niggli zum offenen Werk­statt­un­ter­richt wird zusam­men­ge­fasst, und es wird aufge­zeigt, wie Schüler durch diese Methode selbst­ständig lernen können. Lesen Sie weiter, um mehr über die inno­va­tive Heran­ge­hens­weise an Lyrik im Klas­sen­zimmer zu erfah­ren.
#Gedichte#Seminararbeit#Didaktik

Planung einer Lyrikwerkstatt

Schriftliche Arbeit zum Seminar „Unterrichtskonzepte und didaktische Prinzipien“
Modul „Unterrichten“

 

Inhaltsverzeichni

Einleitung. 3

Zusammenfassung „Werkstattunterricht“ von Alois Niggli 3

Didaktische Prinzipien. 5

Werkstatt – Grundtyp. 5

Zielsetzungen. 6

Beurteilung. 6

Rahmenbedingungen. 6

Design Erläuterung. 6

Erläuterung und Zielsetzungen der Werkstattaufträge. 7

Reflexion der Arbeit 11

Anhang. 12

Quellen. 45

 

Einleitung

In der Veranstaltung „Unterrichtskonzepte und didaktische Prinzipien“ haben wir die offene Unterrichtsform der Werkstattarbeit kennengelernt. Nachdem wir uns intensiv mit der Theorie des Werkstattunterrichts auseinander gesetzt haben, sind wir selbst aktiv geworden und haben ein eigenes Lernarrangement entwickelt. In der nachfolgenden Arbeit wird nun die Planung und Konstruktion unserer Werkstatt genau dokumentiert.

 

Als es um die Themenwahl ging, waren wir uns zuerst nicht einig, mit welchem Inhalt wir uns beschäftigen möchten. Wir interessierten uns für mehrere Themen, aber nicht alle waren gleich gut umzusetzen. So schwebte uns anfangs eine Werkstatt über ein Werk der deutschen Literatur und dessen geschichtlichen Hintergrund vor, doch bald merkten wir, dass dies ein zu offenes und unkonkretes Thema war. Deshalb entschlossen wir uns dann, eine Werkstatt zum Thema Lyrik zu entwickeln. Dies bot sich an, da wir beide Deutsch als Studienfach belegen und wir so die Werkstatt auch einmal in unserem eigenen Unterricht anwenden können. Ausserdem wurden bereits Erfahrungen mit Lyrik im Einführungspraktikum gemacht und daher war auch einiges an Material vorhanden. Die Schülerinnen und Schüler im Praktikum sprachen gut auf das Thema an, was uns zusätzlich in der Themenwahl bestärkte.

 

Uns geht es bei der Werkstatt primär darum, den Jugendlichen einen groben Einblick ins Themenfeld der Lyrik zu ermöglichen. Ein weiteres Anliegen ist uns, dass Schüler und Schülerinnen durch die Werkstatt erkennen, dass Lyrik nicht bloss veraltete und romantische Gedichtschreibung ist, sondern durchaus auch sehr modern daher kommen kann.  Zudem wollen wir ihnen die unterschiedlichen Facetten der Lyrik präsentieren. All dies sollen die Jugendlichen mit Hilfe der Werkstatt selbständig erforschen und  erkennen.

 

Bevor der Fokus auf unserer Werkstattplanung liegt, wird nachfolgend die Theorie von Alois Niggli zum offenen Werkstattunterricht kurz zusammengefasst.

Zusammenfassung „Werkstattunterricht“ von Alois Niggli

Werkstattunterricht (Stationenlernen)

Niggli, Alois: „Lernwerkstatt“, in: Lernarrangements erfolgreich planen, Aarau 2000, S.57-118.

Die Unterrichtsform der Werkstattarbeit besteht darin, dass Schülerinnen und Schülern diverse Arbeitsposten zu einem bestimmten Themenberiech weitgehend selbstständig erarbeiten. Die Lehrperson schafft dementsprechend ein vielfältiges Lernarrangement und bietet den Lernenden damit ein grosses Angebot an Lernaufgaben. Die Offenheit dieser Unterrichtsform und die damit verbundene Vielfalt an Problemstellungen lässt die optimale Möglichkeit zu, dass die Jugendlichen in beliebiger und individueller Reihenfolge ihren Lernweg selbst bestimmen können. Zudem bietet diese Form von Unterricht die Chance, dass die Schüler und Schülerinnen nicht nur einzeln, sondern auch zu zweit oder in Gruppen die gestellten Lernaufträge bearbeiten können und diese zum Teil dann auch selbst kontrollieren. Somit wird der Werkstattunterricht den Ansprüchen des problemorientierten Handelns, der Selbständigkeit und Selbsttätigkeit, der Individualisierung und Persönlichkeitsförderung sowie der Gruppenfähigkeit gerecht. Jedoch liegen keine aussagekräftigen Evaluationen zum Werkstattunterricht vor, an denen man sich orientieren könnte.

Eine Werkstatt lässt sich, je nach Aufträgen und Posten, zwei unterschiedlichen Grundtypen zuordnen. Der Grundtyp 1 beinhaltet die Übungswerkstatt und zeichnet sich durch das Einüben, Vertiefen, Durcharbeiten und Anwenden von Inhalten sowie der Kontrolle der Lernfortschritte aus. Der zweite Typ befasst sich mit Erfahrungs- und Informationswerkstätten. Hier steht das Erleben, Erfahren, Problemlösen, Wahrnehmen und Verstehen von bestimmten Phänomenen im Vordergrund.

Je nach Funktion steht die Werkstatt am Anfang, in der Mitte oder am Ende einer längeren Lernphase. Zudem kann mit Hilfe einer Werkstatt ein ganzer Themenbereich oder aber auch nur Anfang oder Ende einer Lernsequenz thematisiert werden.  Wichtig ist dabei, dass man die Dauer der Werkstattarbeit festlegt.

Gedenkt man mit einer Werkstatt zu arbeiten, so sollten bestimmte Rahmenbedingungen gegeben sein. Werkstätten beanspruchen sehr viel Zeit, deswegen ist es günstig eine Doppelstunde oder einen flexiblen Stundenplan zur Verfügung zu haben. Daneben brauchen Schülerinnen und Schüler auch genügen Platz und Fläche um konzentriert und ungestört arbeiten zu können. Nicht ausser Acht zu lassen sind auch mögliche finanzielle Belastungen.

Bei der Planung einer Werkstatt gilt es einige wichtige Faktoren zu berücksichtigen. Einer davon ist die Themenwahl. Nicht jedes Thema ist für den Werkstattunterricht geeignet. Deshalb müssen gezielte Überlegungen angestellt werden, inwieweit ein Themenbereich sinnvoll erscheint oder nicht. Des Weiteren sollten bei der Planung zu jedem Posten entsprechende Lernziele formuliert werden. Dies schafft Transparenz und Orientierung für die Lernenden. Die Aufträge sollten klar und deutlich sein, damit Schülerinnen und Schüler möglichst selbstständig arbeiten können. Bei der Planung des Werkstattunterrichts sollte auch über ein Konzept zur Beurteilung und Kontrolle der Lernenden nachgedacht werden. Hier gibt es nicht nur die Möglichkeit einer Lernkontrolle, sondern auch die einer Beurteilung eines Arbeitsjournals oder eines Werkstatt Portfolios.

Nach der Planung der Werkstatt ist es sehr wichtig, dass die Werkstatt den Lernenden in einer Einführungslektion sehr genau vorgestellt wird. Schüler und Schülerinnen sollen Hinweise zur Einteilung und Arbeitsweise des Werkstattunterrichts erhalten. Danach ist es sehr sinnvoll gewisse Arbeitsregeln festzuhalten.

Die Lernenden arbeiten im Werkstattunterricht zwar sehr selbstständig und frei, aber dennoch sollte die Lehrperson die Rolle als Begleiter, Begleiterin oder Berater, Beraterin einnehmen. Die Lehrperson sollte Zwischengespräche führen und allfällige Schwierigkeiten orten und besprechen. Zudem sollte sie den Lernenden individuelle Rückmeldungen zu deren Arbeitsweise geben.

Didaktische Prinzipien

Unsere Werkstatt orientiert sich vor allem an den folgenden didaktischen Prinzipien:

-        Gegenwartsbedeutung

-        Selbstständigkeit und Eigenverantwortung

-        Lernen durch Handeln am Gegenstand

-        Individualisierung

-        Freiräume geben

-         Lernen durch Meisterung von Situationen und Problemen.

Werkstatt – Grundtyp

Da wir den Schwerpunkt auf das Erfahren und Erforschen von unterschiedlichen Aspekten der Lyrik legen, ist die Werkstatt in erster Linie vom Typ Erfahrungswerkstatt (Vgl. Niggli, Kapitel 2). Jedoch werden an manchen Posten auch Übungen zu verschiedenen Themen angeboten, deshalb fliesst auch der Typ Übungswerkstatt ein.

Da wir das Thema von unterschiedlichen Seiten beleuchten wollen, kamen verschiedenste Ideen zu konkreten Posten zusammen. So zum Beispiel moderne Musik als Lyrik zu betrachten oder das „Totemügerli“ zu analysieren. Aber auch die kreative Seite der Schülerinnen und Schüler soll aktiviert werden, das, indem sie selbst versuchen, ein Gedicht zu verfassen. Daneben befassen sich einige Posten auch mit typischen Lyrik-Themen, wie den Reimarten oder den Rhythmen. Die Werkstatt ist so aufgebaut, dass es obligatorische sowie freiwillige Posten gibt.

 

Die Werkstatt kann im Unterricht unterschiedlich eingesetzt werden, so kann sie sowohl die Gesamtthematik abdecken, als auch „nur“ am Ende oder am Anfang einer längeren Lyrik-Behandlung stehen (hier müssten eventuell einige Posten überarbeitet oder durch andere ersetzt werden).

Zielsetzungen

Die Lernenden lernen, wie vielfältig Lyrik ist und kennen unterschiedliche Aspekte der Lyrik. Sie erweitern ihre Sozialkompetenzen (in Partnerarbeiten), Fachkompetenzen (in verschiedenen Bereichen des Themas Lyrik) und Selbstkompetenzen (an den verschiedenen Posten mit unterschiedlichen Anforderungen).

Beurteilung

In die Beurteilung fliesst erstens ein Arbeitspass mit ein, der von den Schüler und Schülerinnen während der Werkstattarbeit fortlaufend ausgefüllt wird. Das verschafft den Lernenden sowie der Lehrperson einen Überblick. Um ein „erfüllt“ zu erhalten, müssen alle obligatorischen Posten gelöst worden sein.  Zudem müssen Schülerinnen und Schüler zu jedem Posten eigene Notizen machen und diese in ihrem Lernjournal festhalten. Auch in diese Notizen hat die Lehrkraft Einsicht. Wenn ersichtlich wird, dass ungenügend gearbeitet wurde, kann der Schüler oder die Schülerin den Posten noch einmal gründlicher bearbeiten. Abschliessend gibt es eine Prüfung zu den obligatorischen Posten. Ausserdem tragen alle Schülerinnen und Schüler ein Gedicht vor (Posten 9), die mündliche Kompetenz wird also ebenfalls geprüft und fliesst in die Bewertung mit ein.

Rahmenbedingungen

Als Rahmenbedingungen sollten diverse Abklärungen getroffen werden. Erstens wird genügend Platz erfordert, so dass sich die Klasse verteilen kann, gut wäre ein zusätzliches Zimmer, wo sie ungestört arbeiten können, sowie eines, wo es etwas lauter sein darf. Die Posten (Auftragsblätter) werden im Klassenzimmer aufgelegt und dürfen von den Schülerinnen und Schülern an ihren Arbeitsort mitgenommen werden. Bei einigen Posten wird zusätzliches Material benötigt, wie z.B. ein CD-Player. Finanziell fällt nichts an, ausser man entschliesst sich, einen Ausflug zum Thema zu machen (z.B. an eine Poetry Slam Show).

Zeitlich gesehen rechnen wir damit, dass ein Schüler, eine Schülerin pro Doppellektion etwa drei Posten machen kann, die Werkstatt würde sich also über ungefähr vier Wochen hinziehen. Allerdings sind diese Zeitangaben bloss Schätzungen, man sollte deshalb unbedingt flexibel sein und das Programm dem Fortschritt der Klasse anpassen können.

Design Erläuterung

Bei der formalen Gestaltung der Posten ist darauf zu achten, dass es sowohl ein ansprechendes  als auch ein leicht verständliches und übersichtliches Design ist. Die Legende zu den Bildern wird am Anfang bei der Einführung in den Werkstattunterricht vorgestellt und aufgehängt, so dass jederzeit nachgeschaut werden kann.

Wir haben uns entschieden, die Posten simpel und schwarz-weiss zu gestalten mit einer „Symbol“-Spalte, in der steht, wie viel Zeit für den Posten benötigt wird, welchen Schwierigkeitsgrad er aufweist, ob er in Einzel- oder Partnerarbeit gelöst wird und welches Zusatzmaterial benötigt wird. Oben stehen die Nummer und der Titel des Postens, ausserdem ein Stern, wenn der Posten freiwillig ist. Zudem steht auf jedem Blatt der Auftrag, das Lernziel und welches Material benötigt wird. Auf einem zweiten Blatt sind die jeweiligen Gedichte, die zum Posten gehören.

Erläuterung und Zielsetzungen der Werkstattaufträge

Die einzelnen Posten sind alle sehr verschieden, sowohl was die Themen betrifft als auch auf Lernzielebene. Deshalb haben wir uns entschlossen, der Beschreibung der einzelnen Posten ein Kapitel zu widmen. Darin wird auch eine Einschätzung zum Schwierigkeitsgrad auf Lernzielebene nach Bloom (vgl. Skript 1, S.36/37) abgegeben. Für die Schüler und Schülerinnen sichtbar gibt es die drei Schwierigkeitsstufen Leicht, Mittel und Schwer.

Posten

Beschreibung

Lernziel + Schwierigkeitsgrad

1- Ist ein Lied auch ein Gedicht?

 

Der erste Posten befasst sich mit der Frage, ob moderne Musik auch Lyrik ist. Das didaktische Prinzip
„Gegenwartsbedeutung“ ist zentral. Der Auftrag ist freiwillig und wird in Partnerarbeit gelöst.

 

Leicht. Die SuS kennen das Lied „Das zweite Gesicht“ und den Künstler Peter Fox(Lernzielebene 1). Sie beantworten für sich die Frage, ob sie moderne Songs als Gedichte bezeichnen würden (LZE 6, kann allerdings nicht von der LP bewertet werden).

2 –Was macht ein Gedicht zu einem Gedicht?

 

Der zweite Posten setzt sich mit einer ähnlichen Fragestellung auseinander, nämlich „Was macht ein Gedicht zu einem Gedicht?“. Er ist ebenfalls freiwillig. Verschiedene, mehr oder weniger „typische“ Gedichte werden gelesen und die SuS finden so für sich heraus, was ein Gedicht ausmacht.

Mittel. Eine persönliche Definition, was ein Gedicht ist, wird aufgeschrieben (LZE 4).


 

3 – Haiku und Elfchen dichten

 

Hier kommt das Prinzip „Selbsttätigkeit“ zum Zug, die S/S lernen, was Elfchen und Haikus sind und dichten selber welche. Da es wichtig ist, dass die S/S nicht nur über Gedichte lesen, sondern auch selber solche verfassen, ist dieser Posten obligatorisch. Die Resultate werden aufgehängt.

Mittel. Die SuS wissen, was Haikus und Elfchen sind (LZE 1/2) und dichten selber welche (LZE 3).

4 - Reimarten

Auch dieser Posten ist obligatorisch. Hier lernen die S/S die verschiedenen Reimarten (Paarreim, Kreuzreim, Haufenreim, Umarmender Reim und Schweifreim) kennen und ordnen sie einem Beispielgedicht zu, es ist also ein Posten zum Werkstatttyp Information.

Mittel. Die SuS kennen die verschiedenen Reimarten und können ihnen Beispiele zuordnen (LZE 1-3).

5 - Gedichtinterpretation

Es geht darum, Gedichte zu interpretieren. Wichtig ist, dass die S/S nicht denken, es gäbe richtig und falsch, sondern dass sie sich getrauen, eigene Interpretationsansätze zu formulieren und diese zu begründen, das Prinzip „anspruchsvoller Unterricht: Analyse, Synthese und Beurteilung“ wird erfüllt.

Schwierig. Die SuS können ausgewählte Gedichte interpretieren und ihre Ansicht begründen (LZE 4/5).

6 - drei Epochen anhand von Beispielgedichten

Die Information steht im Vordergrund, drei literarische Epochen werden anhand von Beispielen vorgestellt. Einerseits ist es wichtig, den S/S aufzuzeigen, dass sich Gedichte im Laufe der Zeit stark verändert haben, andererseits wäre es zu viel verlangt, dass sie alle Epochen kennen müssen. Deshalb sollen sie über drei Epochen Bescheid wissen: das Mittelalter, die Romantik und die Gegenwart, dazu lesen sie je einen kurzen Theorietext. Sie erkennen selber an Beispielen, dass die Unterschiede markant sind.

Mittel. Die SuS kennen 3 literarische Epochen und je ein Beispielgedicht, sie benennen die Unterschiede (LZE 1-5).


 

7 - Rhythmus und Metrum

 

 

Die SuS lernen die drei grundlegende Metren (Beschränkung auf Trochäus, Jambus und Daktylus) der deutschen Sprache kennen und erläutern, inwiefern sie sich unterscheiden. Sie wenden danach ihr neu erlerntes Wissen an drei Beispielen an. Bei diesem Posten steht sicherlich der Werkstatt-Typ 1 im Vordergrund.

Mittel. Die SuS kennen die 3 Metren (LZE 1/2) und können sie einem Gedicht zuordnen (LZE 3).


8 - Ein Gedicht selbst verfassen

Hier dürfen die SuS selber produktiv werden und ein Gedicht verfassen (Tipps stehen zur Verfügung). Dieser Posten stellt hohe Anforderungen an die Lernenden und ist deshalb auch fakultativ. Die verfassten Gedichte werden dann im Klassenzimmer aufgehängt. Bei diesem Posten liegt der Schwerpunkt  im Bereich Erfahrungswerkstatt.

Mittel. Die SuS schreiben selber ein Gedicht (LZE 3-5).

9 - Ein Gedicht frei vortragen

Die SuS wählen ein Gedicht aus (dieses muss von der Lehrperson gut geheissen werden) und üben, es nicht einfach herunterzuleiern, sondern gut gestaltet und emotionsvoll zu präsentieren. Das Vortragen vor der ganzen Klasse ist sicherlich eine grosse Herausforderung für viele der SuS, derer sie sich stellen müssen. Der Posten ist obligatorisch und die Präsentation des Gedichts fliesst dann auch in die Gesamtbewertung mit ein. 

Mittel. Die SuS können ein Gedicht auswendig und angemessen gestaltet vortragen (LZE 3-4).

10 - Dadaismus

Mit dem Dadaismus soll den S/S gezeigt werden, dass Kunst und Literatur nicht immer strikt an Regeln gebunden ist. Das soll sie auch ermutigen, selbst tätig zu werden. Zudem können sich die S/S mit dem Dadaismus vielleicht eher identifizieren als mit einer älteren Strömung/Epoche. Dieser obligatorische Posten soll den S/S auch die Möglichkeit geben, selbst Recherchen im Internet über diese Bewegung zu machen und sich so eigenständig mit literarischen Werken zu befassen.

Mittel. Die SuS kennen die Strömung des Dadaismus, analysieren „Die Karawane“ und suchen selbst einige Beispielgedichte (LZE 1-4).


 

11 - Totemügerli – ein berndeutsches Gedicht     

 

 

Dieser freiwillige Posten soll den Lernenden aufzeigen, wie man mit einfachen Wortkombinationen spielen kann und wie man mit Wörtern eine gewisse Atmosphäre herstellt. Zudem ist es wichtig ihnen aufzuzeigen, dass auch die berndeutsche Sprache in lyrischer Weise verwendet werden kann.
Die Geschichte von Franz Hohler lässt auch viel Platz für die Fantasie der S/S und kann auch zu interessanten Diskussionen führen. Spannend wird auch sein, was sich die Jugendlichen unter einem Totemügerli vorstellen und wie sie es beschreiben würden.

Mittel. Die SuS kennen die Geschichte „Totemügerli“ und stellen eigene Vermutungen über den Inhalt an (LZE 1-4).

12 - Poetry Slam

Hier geht es um eine moderne Bewegung des Gedichtvortragens, eine weitere Möglichkeit, aufzuzeigen, wie weit der Begriff Lyrik überhaupt gefasst werden kann. Die S/S lesen, was Poetry Slam überhaupt ist und hören sich ein bis zwei Beispiele an. Danach überlegen sie sich, was sie davon halten. Der Posten ist freiwillig und kann in Partnerarbeit gelöst werden. (Eine tolle weitere Option wäre, nach Möglichkeit einen live Poetry Slam zu besuchen mit der ganzen Klasse. Hier würden allerdings Kosten anfallen.)

Mittel. Die SuS wissen, was Poetry Slam ist (LZE 1/2) und formulieren ihre Meinung dazu (LZE 4-6, nicht bewertbar).

 


Reflexion der Arbeit

Diese Arbeit kann grob in zwei Teile gefasst werden: die konkrete Werkstatt und die Hintergründe und Überlegungen.

Die grösste Motivation für das sorgfältige Verfassen der Arbeit lag darin, dass am Schluss ein fertiges, im Unterricht anwendbares Produkt vorliegen würde, die Lyrik-Werkstatt. Deshalb war auch von Anfang an klar, dass wir nicht nur beispielhafte Aufgabenstellungen, bzw. Posten ausformulieren würden, sondern die gesamte Werkstatt fertigstellen wollten. Natürlich gab es dadurch noch mehr zu tun, allerdings lohnte sich der Aufwand.

Das sorgfältige Lesen der Theorien, das Verstehen der Hintergründe und die Überlegungen zur Planung der Werkstatt waren jedoch ebenso wichtig. Vielleicht liegt hier einer der Schwachpunkte, es fiel schon etwas schwerer, sich für den theoretischen Teil zu motivieren, wo dann schliesslich kein direkt anwendbares Produkt vorlag. Ausserdem unterschätzten wir das Ausmass und den Zeitaufwand hierfür ein wenig, was dazu führte, dass wir den Abgabetermin verschieben mussten.

Ursprünglich hatten wir nämlich geplant, die Arbeit noch vor den Sommerferien abzugeben und in den letzten Schulwochen noch mal „Gas zu geben“ mit Schreiben. Schliesslich jedoch mussten wir feststellen, dass sich einfach zu viele andere Arbeiten angehäuft hatten, um die Arbeit gewissenhaft zu verfassen. Also schien die Verschiebung der Abgabe die beste Lösung zu sein und wir schrieben nach den Ferien eifrig an beiden Teilen.

Je weiter wir mit der Arbeit fortgeschritten waren, umso mehr teilten wir jeweils die Arbeit auf. Zum Beispiel kümmerte sich X um die Zusammenfassung der Lektüre, während Y das Design der Posten ausarbeitete. Obwohl das Arbeiten zu zweit gut geklappt hat und wir uns immer einig wurden, wurde es zwischendurch auch unpraktisch, v.a. wenn man den Überblick etwas verloren hatte und nicht genau wusste, wie weit die andere mit ihrem Teil war, bzw. wie weit die ganze Arbeit, welches die aktuellste Version war. Die Basis für gute Zusammenarbeit ist das Vertrauen darauf, dass sich die andere Person ebenso bemüht um ein gutes Resultat wie man selbst. Ausserdem ist es wichtig, in Kontakt zu bleiben, am besten in Besprechungen, aber mindestens per E-Mail.

Als Fazit lässt sich sagen: Mit Anlauf kann man Hürden überwinden. Wir freuen uns schon darauf, wenn wir die Lyrikwerkstatt mit einer Schulklasse durchführen können.


Anhang

Legende Lyrikwerkstatt

 


                            

                          Partnerarbeit

 

   

                            Einzelarbeit

 

 


                  

       Schwierigkeitsstufe leicht

 

          

        Schwierigkeitsstufe mittel

 

        Schwierigkeitsstufe schwer

 

                                            

          Freiwilliger Posten

 

             Zeitaufwand

Arbeitspass

Arbeitspass von: .........................................................................

Posten

Lyrikwerkstatt

Erledigt am (Datum)

Fragen/Bemerkungen

Kontrolle

1: Ist ein Lied auch ein Gedicht?

 

 

 

2: Was macht ein Gedicht zu einem Gedicht?

 

 

 

3: Haiku + Elfchen dichten

 

 

 

4: Reimarten

 

 

 

5: Interpretation

 

 

 

6: Epochen

 

 

 

7: Rhythmus + Metrum

 

 

 

8: Selber dichten

 

 

 

9: Vortragen

 

 

 

10: Dadaismus

 

 

 

11: Totemügerli

 

 

 

12: Poetry Slam

 

 

 

 

 

Lyrikwerkstatt

Nachfolgend sind alle 12 Postenblätter unserer Lyrikwerkstatt aufgeführt. Anschliessend befinden sich im darauffolgenden Kapitel Ergänzungen und Arbeitsmaterialien (Gedichte, Theorieblätter etc.)zu den einzelnen Posten.

 



Ergänzungen zu den Posten

 

Gedicht zu Posten 1


Peter Fox: Das Zweite Gesicht

Die Stimme bebt und der Blick ist Eis
gleich geht jemand hier zu weit
die Zunge ist geladen und bereit
die Wörter von der Leine zu lassen, sich Feinde zu machen.

Die Pfeilspitzen voller Gift
der Feind wackelt, wenn du triffst
Du triumphierst, wenn er kippt
doch Morgen um diese Zeit, tut es dir Leid

Hahnenkampf um einen Haufen Mist
Jemanden opfern für einen lauen Witz
Eine Spinne tot, duschen, wenn du in der Wanne sitzt
Einem Dummen zeigen, dass du schlauer bist

Denn es steckt mit dir unter einer Haut
Und du weißt, es will raus ans Licht
Die Käfigtür geht langsam auf und da zeigt es sich
Das zweite Gesicht!

Ein Biest lebt in deinem Haus
du schließt es ein, es bricht aus
Das gleiche Spiel jeden Tag
Vom Laufstall bis ins Grab.

Ein Biest lebt in deinem Haus
du schließt es ein, es bricht aus
es kommt durch jede Tür
es wohnt bei Dir und bei mir.

Du willst nach vorn, die anderen wollen zurück
Du hast Visionen, doch sie kommen nicht mit
Jemand steht zwischen Dir und deinem Glück
Und es macht dich rasend, du kannst es nicht ertragen

Du guckst Dir zu und du hörst Dich reden
Du bist grad sensationell daneben
Versuchst vom Gas zu gehen, dein Fuß ist grad gelähmt
Du siehst die Wand und fährst dagegen

Du spielst falsch, um nicht zu verlieren
Dann feiern, als wär nichts passiert
Dein Gewissen ist betrunken
Die Frau deines Freundes kommt mit zu dir

Es steckt mit dir unter einer Haut
Und du weißt es will raus ans Licht
Die Käfigtür geht langsam auf und da zeigt es sich
das zweite Gesicht!

Ein Biest lebt in Deinem Haus
Du schließt es ein, es bricht aus
Das gleiche Spiel jeden Tag
Vom Laufstall bis ins Grab.

Ein Biest lebt in Deinem Haus
Du schließt es ein, es bricht aus
es kommt durch jede Tür
es wohnt bei Dir und bei mir.

Ein Biest lebt in Deinem Haus
Du schließt es ein, es bricht aus.



Gedichte zu Posten 2

·         Christian Morgenstern: Das ästhetische Wiesel


Ein Wiesel
sass auf einem Kiesel
inmitten Bachgeriesel.

Wisst ihr
weshalb?

Das Mondkalb
verriet es mir
im Stillen:


Das raffinierte Tier
tat's um des Reimes willen.


 

 

·         Büne Huber: Jänner

dr jännermorge chunnt wie samet u syde
uf fäderliechte füess zum fänschter y

u wenn i myni ouge zue tue gsehn i di no mau
mueterseeu allei vor offere schlöise schtah

je meh sech änderet
umso meh blybt sech glych

i ghör'di säge:
chumm mach ds beschte druus - i ha gar ke angeri wahl

mach's guet! ; - i mache was i wott
häb's schön! - i häbe gschyder nümm
u blyb so wie de bisch! - i bi scho morn nümm glych wie hüt

 

·         Matthias Claudius: Abendlied (1.Strofe)

Der Mond ist aufgegangen,
Die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar;
Der Wald steht schwarz und schweiget,
Und aus den Wiesen steiget
Der weiße Nebel wunderbar.

 

·         Horst Bienek: Worte (meine Fallschirme)

Worte

meine Fallschirme

mit euch

springe

ich
ab
wer euch richtig öffnet
schwebt

 

·         Nelly Sachs: Du (in der Nacht)


Du
in der Nacht
mit dem Verlernen der Welt Beschäftigte
von weit weit her
dein Finger die Eisgrotte bemalte
mit der singenden Landkarte eines verborgenen Meeres
das sammelte in der Muschel deines Ohres die Noten
Brücken-Bausteine
von Hier nach Dort
diese haargenaue Aufgabe
deren Lösung
den Sterbenden mitgegeben wird.


 


Theorie Haiku und Elfchen

 

Haiku

Haiku ist eine Gedichtform aus Japan, meistens beschreibt ein Haiku die Natur.

Sie sind nach bestimmten formalen Kriterien aufgebaut:

3 Zeilen; die erste Zeile hat 5 Silben, die zweite 7 und die dritte wieder 5.

 

 

Beispiel:

Nichts regt sich im Wald

Alles liegt still, starr und kalt

Kommt jetzt auch Schnee bald.

 

Elfchen

Diese Gedichtform heisst so, weil jedes Gedicht aus 11 Wörtern besteht. Ausserdem haben sie immer 5 Zeilen.

Die erste Zeile umfasst 1 Wort, die zweite 2, die dritte 3, die vierte 4 und die fünfte wieder 1.

 

Beispiel:

Dunkelheit

Übers Meer

Geht der Tag

Die Dämmerung sinkt herab

Nacht

 


Gedichte zu Posten 4

·         Ulf Heimann: Ich will’s endlich ehrlich sagen...

Ich will’s endlich ehrlich sagen,
mit fehlenden Mut, musste ich mich plagen.
Heute aber werde ich’s wagen,
sie um ihre Hand zu fragen.

Lässt sie mich in ihr Herz hinein,
oder lässt sie mich allein?
Sagt sie ja oder sagt sie nein.
Wie wird ihre Antwort sein?

Eine Antwort hat sie mir gegeben.
„Ja“, ich möchte mit dir leben.
Es war wie auf Wolken schweben.
So ist die Liebe – so ist sie eben.

  • Goethe: Erlkönig

  • Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
    Es ist der Vater mit seinem Kind.
    Er hat den Knaben wohl in dem Arm,
    Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm.

    Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? -
    Siehst Vater, du den Erlkönig nicht!
    Den Erlenkönig mit Kron’ und Schweif? -
    Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif. -

    „Du liebes Kind, komm geh’ mit mir!
    Gar schöne Spiele spiel‘ ich mit dir,
    Manch‘ bunte Blumen sind an dem Strand,
    Meine Mutter hat manch‘ gülden Gewand.“


    Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
    Was Erlenkönig mir leise verspricht? -
    Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind,
    In dürren Blättern säuselt der Wind. -

    „Willst feiner Knabe du mit mir geh’n?
    Meine Töchter sollen dich warten schön,
    Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn
    Und wiegen und tanzen und singen dich ein.“

    Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
    Erlkönigs Töchter am düsteren Ort? -
    Mein Sohn, mein Sohn, ich seh’ es genau:
    Es scheinen die alten Weiden so grau. -

    „Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt,
    Und bist du nicht willig, so brauch‘ ich Gewalt!“
    Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an,
    Erlkönig hat mir ein Leids getan. -

    Dem Vater grauset’s, er reitet geschwind,
    Er hält in den Armen das ächzende Kind,
    Erreicht den Hof mit Mühe und Not,
    In seinen Armen das Kind war tot.


     


  • Goethe: Der Musensohn

  • Durch Feld und Wald zu schweifen,

    Mein Liedchen wegzupfeifen,

    So geht's von Ort zu Ort!

    Und nach dem Takte reget,

    Und nach dem Maß beweget

    Sich alles an mir fort.

     

    Ich kann sie kaum erwarten,

    Die erste Blum' im Garten,

    Die erste Blüt' am Baum.

    Sie grüßen meine Lieder,

    Und kommt der Winter wieder,

    Sing ich noch jenen Traum.

     

    Ich sing' ihn in der Weite,

    Auf Eises Läng und Breite,

    Da blüht der Winter schön!

     

     

    Auch diese Blüte schwindet

    Und neue Freude findet

    Sich auf bebauten Höh'n.

     

    Denn wie ich bei der Linde

    Das junge Völkchen finde,

    Sogleich erreg' ich sie.

    Der stumpfe Bursche bläht sich,

    Das steife Mädchen dreht sich

    Nach meiner Melodie.

     

    Ihr gebt den Sohlen Flüge!

    Und treibt durch Tal und Hügel

    Den Liebling weit von Haus.

    Ihr lieben, holden Musen,

    Wann ruh' ich ihr am Busen

    Auch endlich wieder aus?


     

     

  • C.F. Meyer: Zwei Segel

  • Zwei Segel erhellend
    Die tiefblaue Bucht!
    Zwei Segel sich schwellend
    Zu ruhiger Flucht!
     

    Wie eins in den Winden
    Sich wölbt und bewegt,
    Wird auch das Empfinden
    Des andern erregt.
     

    Begehrt eins zu hasten,
    Das andre geht schnell,
    Verlangt eins zu rasten,
    Ruht auch sein Gesell.


     

     

  • Eichendorff: Deutschlands künftiger Retter

  • Kein Zauberwort kann mehr den Ausspruch mildern,
    Das sündengraue Alte ist gerichtet,
    Da Gott nun selbst die Weltgeschichte dichtet
    Und auf den Höhen zürnend Engel schildern:

    Die Babel bricht mit ihren Götzenbildern,
    Ein junger Held, der mit dem Schwerte schlichtet,
    Dass Stein auf Stein, ein Trümmerhauf, geschichtet,
    Die Welt vergeht in schauerndem Verwildern.

    Doch eins, das alle hastig übersehen,
    Das Kreuz, bleibt auf den Trümmern einsam stehen;
    Da sinkt ins Knie der Held, ein arbeitsmüder,

    Und vor dem Bild, das alle will versöhnen,
    Legt er dereinst die blutgen Waffen nieder
    Und weist den neuen Bau den freien Söhnen.



    Posten 4: Theorie Reimarten

    Gedichte reimen sich oft. Dabei gibt es verschiedene Reimformen, je nachdem welche Zeilenenden sich reimen. Die wichtigsten sind hier aufgelistet (die Buchstaben im Schema stehen für die sich reimenden Silben).

    Paarreim

    Die aufeinander folgenden Zeilenenden reimen sich. Schema aabb.

    Kreuzreim

    Die Zeile 1 reimt sich mit der Zeile 3, die Zeile 2 mit der Zeile 4... Schema abab.

    Umarmender Reim

    Die Zeile 1 reimt sich mit der Zeile 4, Zeilen 2 und 3 reimen sich. Schema abba.

    Schweifreim

    Zeile 1 reimt sich mit Zeile 2, Zeile 3 reimt sich mit Zeile 6, Zeile 4 und 5 reimen sich.

    Schema aab ccb.

    Haufenreim

    Alle 4 Zeilen reimen sich. Schema aaaa.


    Gedichte zu Posten 5

     

    Bertolt Brecht: Epitaph für M.

    Den Haien entrann ich

    Die Tiger erlegte ich

    Aufgefressen wurde ich

    Von den Wanzen.

     

     

    Mani Matter: Dene wo’s guet geit


    Dene wos guet geit
    Giengs besser
    Giengs dene besser
    Wos weniger guet geit
    Was aber nid geit
    Ohni dass's dene
    Weniger guet geit
    Wos guet geit
    Drum geit weni
    Für dass es dene
    Besser geit
    Wos weniger guet geit
    Und drum geits o
    Dene nid besser
    Wos guet geit


     

     


    Gedichte zu Posten 6

    ·        Unbekannt: Du bist mîn

    Dû bist mîn, ich bin dîn.
    des solt dû gewis sîn.
    dû bist beslozzen
    in mînem herzen,
    verlorn ist das sluzzelîn:
    dû muost ouch immêr darinne sîn.

     

    ·        Eichendorff: Waldgespräch


    „Es ist schon spät, es wird schon kalt,
    was reit'st du einsam durch den Wald?
    Der Wald ist lang, du bist allein,
    du schöne Braut! Ich führ' dich heim!“

    „Groß ist der Männer Trug und List,
    vor Schmerz mein Herz gebrochen ist,
    wohl irrt das Waldhorn her und hin,
    o flieh! Du weißt nicht, wer ich bin."

    So reich geschmückt ist Ross und Weib,
    so wunderschön der junge Leib,
    „Jetzt kenn' ich dich - Gott steh' mir bei!
    Du bist die Hexe Lorelei.“

    „Du kennst mich wohl - von hohem Stein
    schaut still mein Schloss tief in den Rhein.
    Es ist schon spät, es wird schon kalt,
    kommst nimmermehr aus diesem Wald!"


     

    ·        Nevfel A. Cumart: deine Augen

    stock und stein

    überquerte ich

    meine fusssohlen wie leder

     

    tiefe meere

    hinter mir

    voller tang meine haare

     

    in meinem bart raureif

    liess zurück

    gewaltige berge

     

    gelangt nicht

    in deine augen

     

     

     


    Theorie Epochen

    Im Mittelalter (ca. 750 bis 1500 n.Chr.) war der Minnesang (eine Art Liebeslied) die wichtigste Dichtung. Es wurde zum ersten Mal Deutsch statt nur Latein geschrieben, allerdings unterschied sich dieses alte Deutsch von dem heutigen, wie ihr am Beispielgedicht sehen könnt. Es war wichtig, dass sich die Verszeilen reimten. Ausserdem war der Stabreim häufig (das erste Wort der Zeile tritt mehrmals auf).

    -          Beispielgedicht: Unbekannt: Du bist mîn

    In der Romantik (1798 – 1835) war die Dichtung sehr zentral. Inhaltlich beschäftigte man sich mit Fantasie und Unwirklichkeit. Auch hier wurde Wert darauf gelegt, dass sich die Verszeilen reimten, es gab strenge formale Regeln, nach denen gedichtet wurde.

    -          Beispielgedicht: Eichendorff: Waldgespräch

    Heute ist man da viel freier. Ein Gedicht muss weder inhaltlich noch formal gewissen Regeln folgen. Einzig die Versform, die kurzen Zeilen, machen ein Gedicht als solches erkennbar. Allerdings gibt es auch heute noch viele Gedichte, die sich zum Beispiel reimen.

    -          Beispielgedicht: Nevfel A. Cumart: deine Augen

    Wichtig: die 3 Epochen wurden als Beispiele gewählt. Dazwischen gibt es noch einige andere Strömungen und Epochen in der Literatur und der Dichtung. Wichtig ist, dass die Dichtung einen Wandel durchlebt hat im Laufe der Zeit. Grundsätzlich ist man freier geworden, die Regeln wurden gelockert.

     


    Gedichte zu Posten 7

    ·         Karoline von Günderode: Die Klage 




    Wer die tiefste aller Wunden
    Hat in Geist und Sinn empfunden
    Bittrer Trennung Schmerz;
    Wer geliebt was er verlohren,
    Lassen muß was er erkohren,
    Das geliebte Herz,
     
    Der versteht in Lust die Thränen
    Und der Liebe ewig Sehnen
    Eins in Zwei zu sein,
    Eins im Andern sich zu finden,
    Daß der Zweiheit Gränzen schwinden
    Und des Daseins Pein.
     
    Wer so ganz in Herz und Sinnen
    Konnt' ein Wesen liebgewinnen
    O! den tröstet's nicht
    Daß für Freuden, die verlohren,
    Neue werden neu gebohren:
    Jene sind's doch nicht.
     
    Das geliebte, süße Leben,
    Dieses Nehmen und dies Geben,
    Wort und Sinn und Blick,
    Dieses Suchen und dies Finden,
    Dieses Denken und Empfinden
    Giebt kein Gott zurück.


     

    ·         Theodor Strom: Die Stadt

    Am grauen Strand, am grauen Meer
    und seitab liegt die Stadt;
    der Nebel drückt die Dächer schwer,
    und durch die Stille braust das Meer
    eintönig um die Stadt.

    Es rauscht kein Wald, es schlägt im Mai
    kein Vogel ohn' Unterlass;
    die Wandergans mit hartem Schrei
    nur fliegt in Herbstesnacht vorbei,
    am Strande weht das Gras.

    Doch hängt mein ganzes Herz an dir,
    du graue Stadt am Meer;
    der Jugend Zauber für und für
    ruht lächelnd doch auf dir, auf dir,
    du graue Stadt am Meer.

     

    ·         Conrad Ferdinand Meyer: Zwei Segel

     


    Zwei Segel erhellend
    Die tiefblaue Bucht!
    Zwei Segel sich schwellend
    Zu ruhiger Flucht!
     
    Wie eins in den Winden
    Sich wölbt und bewegt,
    Wird auch das Empfinden
    Des andern erregt.
     
    Begehrt eins zu hasten,
    Das andre geht schnell,
    Verlangt eins zu rasten,
    Ruht auch sein Gesell.

     

     

     


     

     


    Theorieblatt: Rhythmus und Metrum

    Rhythmus
    Wörter bestehen aus betonten und/oder unbetonten Silben. Wenn wir „Guten Tag!“ sagen, betonen wir die erste und die letzte Silbe, nicht etwa die mittlere: GUten TAG.
    Bei Gedichten sprechen wir von Hebungen (betonte Silben) und Senkungen (unbetonte Silben).
    Im folgenden Abzählreim wurden einmal bewusst alle betonten Silben unterstrichen:

    Ene mene miste,
    es rappelt in der Kiste,
    ene mene meck –
    und Du bist weg!

    Metrum
    In Gedichten ist die Verteilung der Betonungen (Hebung-Senkung) oft sehr regelmässig. Diese Regelmässigkeit der Betonungen wird in der Lyrik Metrum genannt.
    Bei vielen Gedichten zieht sich das Metrum einer Verszeile durch das ganze Gedicht und verleiht ihm so einen regelmässigen Rhythmus. 

    Die Metren sind bestimmt durch die regelmässige Abfolge von  betonter und unbetonter Silbe (x steht für eine Silbe):

    ·        Trochäus
    Folgt einer betonten Silbe eine unbetonte (Schema: x x), setzt sich das Metrum aus Trochäen zusammen.

    ·        Jambus
    Bei der umgekehrten Reihenfolge von der betonten und unbetonten Silben (Schema: x x) sprechen wir von Jamben.

    ·        Daktylus

    Bei dieser Metren-Form folgen nach einer betonten Silben zwei unbetonte (Schema: x x x). 

    Lösungen: Jambus – Die Stadt; Trochäus – Die eine Klage; Daktylus – Zwei Segel


    Posten 8: Tipps und Tricks zum Gedichteschreiben

    1. Zuerst brauchst du eine Idee oder etwas, was dich inspiriert. Inspiration kann jederzeit und ganz unerwartet kommen. Sie kommt oft von bestimmten Personen, Orten oder Gegenständen, die starke Gefühle wecken. Es kann eine abstrakte Idee oder eine Kleinigkeit, ein Moment sein, z.B. ein Blatt, das sich im Wind hin und her wendet.
    2. Brainstorming. Schreib alles auf, was dir in den Sinn kommt. Denk nicht zu viel darüber nach. Schreibe hemmungslos und lass deinen Gefühlen freien Lauf. Später kann man immer noch Sachen streichen.
    3. Denk über die Form nach und fange an, deine Gedanken zu organisieren. Soll sich das Gedicht reimen oder nicht? Soll es besonders aufgebaut sein? Hat die Form sogar etwas mit dem Inhalt zu tun?
    4. Denke an Rhythmus und Takt. Wie soll das Gedicht klingen, wenn man es laut liest?
    5. Beschreibe Bilder, damit sich der Leser etwas vorstellen kann, auch ungewöhnliche Verbindungen von Adjektiv und Nomen können grosse Wirkung erzielen (z.B. goldene Töne). Vielleicht willst du eine Alliteration ausprobieren (wenn aufeinander folgende Wörter denselben Anfangsbuchstaben haben, z.B. rote Rose). Diese Techniken beleben das Gedicht.

    Natürlich musst du dich nicht an diese Tipps halten, sondern darfst frei entscheiden und drauflos dichten.


    Posten 10: Theorie Dadaismus

    Dadaismus
    Der Dadaismus, oder kurz Dada war eine künstlerische und literarische Bewegung, die 1916 in Zürich durch die Eröffnung des „Cabaret Voltaire“ entstand. Die Strömung des Dadaismus setzte sich sehr kritisch mit der damaligen Kultur auseinander und zeichnete sich vor allem durch Protest an der „normalen“ Kunst aus.
    Der Gründer Hugo Ball benannte die Bewegung nach dem Wort  “dada”, das zu Deutsch “Steckenpferd” heißt. Der außergewöhnliche Namen ist für diese Kunst- und Literatur-Bewegung sehr passend. Der Dadaismus wollte die vollkommene Antikunst sein. Die Dadaisten wollten mit ihrer Kunst und Literatur provozieren und wendeten sich somit dem scheinbar Sinnlosen zu. In der Literatur konzentrierten sie sich auf Satire, Laut- und Nonsens-Gedichte.

     

     

     

     

     

     

     


    Posten 12: Theorieblatt Poetry Slam

    Poetry Slam setzt sich zusammen aus poetry (englisch: „Dichtung“) und dem Verb slam (etwa: „zuschlagen, zuknallen; jemanden ins Gesicht schlagen“). Ein Poetry Slam ist eine Art Dichterwettstreit oder Dichterschlacht, ein literarischer Vortragswettbewerb, bei dem selbstgeschriebene Texte innerhalb einer bestimmten Zeit einem Publikum vorgetragen werden. Dabei sind alle literarischen Formen und Genres – beispielsweise Lyrik, Kurzprosa, Rap oder Comedy-Beiträge – erlaubt.

    Die Zuhörer küren anschließend den Sieger. Die Veranstaltungsform entstand 1986 in Chicago und verbreitete sich in den neunziger Jahren weltweit.

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     


    Lernkontrolle Lyrik         

                                                                                                          Name:..................................

    1.      Beschreibe die formalen Regeln für ein Haiku (3 P.)

    ....................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

     Verbinde die Gedichtzeilen mit der dazugehörenden Reimart (5 P.)

    Paarreim

    Ein reiner Reim ist sehr begehrt,
    doch den Gedanken rein zu haben,
    die edelste von allen Gaben,
    das ist mir alle Reime wert.

    Schweifreim

     

    auf den hohen Felsenklippen
    sitzen sieben Robbensippen
    die sich in die Rippen stippen
    bis sie von den Klippen kippen

    Umarmender Reim

     

    Ich geh' im Urwald für mich hin...
    Wie schön, dass ich im Urwald bin:
    man kann hier noch so lange wandern,
    ein Urbaum steht neben dem andern.

    Kreuzreim

     

    Ja, ich weiß, woher ich stamme,
    Ungesättigt gleich der Flamme
    Glühe und verzehr' ich mich.
    Licht wird alles, was ich fasse,
    Kohle alles, was ich lasse,
    Flamme bin ich sicherlich

    Haufenreim

     

    Wir schreiten auf und ab im reichen Flitter
    Des Buchenganges beinah bis zum Tore
    Und sehen außen in dem Feld vom Gitter
    Den Mandelbaum zum zweitenmal im Flore.

     


    2.      Um welchen Rhythmus handelt es sich bei folgendem Gedicht? Fertige ein Silbenschema an. (4 P.)

    Hat der alte Hexenmeister                           ................................................................
    Sich doch einmal wegbegeben!                    ................................................................
    Und nun sollen seine Geister                        ................................................................
    Auch nach meinem Willen leben.                 ................................................................

     

    Rhythmus:..........................................................

    3.      Nenne kurz die wichtigsten Merkmale des Dadaismus. (3 P.)

    ..............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

     

    Punkte:                  von 15     Note:

    Planungsübersicht Einführungslektion


     

     

     



    Quellen

    Zur Arbeit

  • Begleittexte 1+2 zum Proseminar
  • Zu den Posten

    1.       [das zweite Gesicht; stand 27.3.2010]

    2.       [jänner; stand 27.3.2010] [du; stand 08.10.10]

    [worte; stand 08.10.2010]

    [abendlied; stand 08.10.2010]

    [das ästhetische wiesel; stand 08.10.10]

    3.       Theorie zu Haiku + Elfchen z.B. aus Watzke (siehe unten)

    4.       [deutschlands künftiger retter; stand 08.10.10]

    [der musensohn; stand 27.3.2010] [erlkönig; stand 27.3.2010]

    [zwei segel; stand 23.6.2010] [ich wills endlich ehrlich sagen; stand 08.10.10]

    5.       [dene wos guet geit; stand 29.3.2010]

    [epitaph für m; stand 08.10.10]

    6.       [du bist min; stand 08.10.10]

    [waldgespräch; stand 08.10.10]

    „deine Augen“ aus Madsen (siehe unten)

    7.       [die eine klage; stand 08.10.10]

    [die stadt; stand 08.10.10] [zwei segel; stand 23.6.2010]

    Theorie aus Eicher /Wiemann, S.66,67 und Neuhaus, S.14,15 (siehe unten)

    8.         [tipps; stand 09.10.10]

    9.       X

    10.    [dadaismus; stand 09.10.10]

    [dadaismus; stand 09.10.10]

    [bild karawane; stand 09.10.10]

    11.    [totemügerli; stand 09.10.10] [audiodatei totemügerli; stand 09.10.10]

    12.    [poetry slam 1; stand 09.10.10]

    [poetry slam 2; stand 09.10.10]

    [bild poetry slam; stand 09.10.10]

    [theorie; stand 09.10.10]

    Bücher:

  • Heise, Ursula / Maier, Rudolf Nikolaus / Steinbach, Dietrich (1985): Gedichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. 1.Aufl. Stuttgart: Ernst Klett
  • Reber, Fritz / Bernet, Anna / Bläuenstein, Willy A. / Gloor, Arthur / Grossmann, Therese / Jakob, Rudolf / Wyss, Bernhard (1986): Mitten in einen Vers. Bern: Staatlicher Lehrmittelverlag
  • Madsen, Rainer (2008): Geschichte der deutschen Literatur in Beispielen. Paderborn: Schöningh Verlag
  • Eicher, Thomas / Wiemann, Volker (2001): Arbeitsbuch: Literaturwissenschaft. 3. Aufl. Paderborn: Schöningh Verlag
  • Neuhaus, Stefan (2009): Grundriss der Literaturwissenschaft. 3.Aufl. Tübingen: A. Francke Verlag
  • Watzke, Oswald (2008): Gedichte für die 9. und 10. Klasse. 2.Aufl. Donauwörth: Auer
  • Quellen & Links

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