<
>
Download

Fachbereichsarbeit
Biowissenschaften

Windeck-Gymnasium Bühl

2-, 2017

Leonhard R. ©
5.80

0.10 Mb
sternsternsternsternstern_0.2
ID# 78424







Parkinson


Wie lange bleibt das Leben lebenswert?


Inhaltsverzeichnis


1. Allgemein

1.1 Geschichte

2. Morbus Parkinson

2.1 Ursachen

2.1.1 Funktionelle Ebene

2.1.2 Andere Ursachen

2.2 Symptome

2.2.1 Hauptsymptome

2.2.2 Fakultative Begleitsymptome

2.3 Diagnose

2.4 Behandlung

2.4.1 Medikamentöse Behandlung

2.4.2 Hirnstimulation

2.4.3 Andere Behandlungsmöglichkeiten

2.5 Persönliche Erfahrung mit Parkinson

3. Fazit


1. Allgemein


Die Parkinson-Krankheit ist eine neurodegenerative Alterserkrankung, also eine Erkrankung des Nervensystems, bei der ein großer Teil der Dopamin-produzierenden Zellen über längere Zeit hinweg nach und nach nicht mehr richtig funktionierten oder sogar absterben. Betroffen sind dabei vor allem Zellen, die den Botenstoff Dopamin produzieren, der für die Signalübertragung vom Gehirn an die Muskeln verantwortlich ist, was zu Bewegungsstörungen führt.

Die Parkinson-Krankheit ist auch unter Morbus-Parkinson (=Krankheit Parkinson), Idiopathisches Parkinson-Syndrom (kurz IPS) oder Umgangssprachlich Schüttelkrankheit bekannt.1


Die Krankheit tritt meist im Alter von 50 bis 79 auf, am häufigsten zwischen 58 und 62. Auch wenn es sehr selten, gibt es auch Betroffene im jüngeren Alter. So schätzt man, dass einer von 10.000 Menschen in Deutschland zwischen 40 und 44 Jahren an Parkinson erkrankt ist und etwa zwei Prozent der über 80 Jährigen, insgesamt sollen es etwa 300.000 sein, wobei Männer mehr als Frauen betroffen sind.23


1.1 Geschichte


Im Jahre 1817 beschrieb der englische Arzt und Apotheker James Parkinson in seiner Abhandlung „Über die Schüttellähmung“ zum ersten mal die Hauptsymptome der später nach ihm benannten Krankheit. Seitdem ist die Krankheit zwar immer noch unheilbar, jedoch hat sich die moderne Medizin soweit entwickelt, das betroffene Personen für viele Jahre ein beschwerdefreies Leben führen können.45


2. Morbus Parkinson (Die Parkinson-Krankheit)


2.1 Ursachen


2.1.1 Funktionelle Ebene


Parkinson ist eine Erkrankung des extrapyramidalen Systems (kurz EPS), welches für viele Bewegungssteuerungsvorgänge verantwortlich ist. Dabei sterben Nervenzellen in der pars compacta ab, das ist ein Bereich in der Substantia nigra (= schwarzer Kern), was wiederum ein Teil des Kernkomplexes im Mittelhirn ist. Diese Nervenzellen sind für die Herstellung von Dopamin im Körper verantwortlich.

Die ersten Symptome fallen erst auf, wenn bereits etwa 55-60% der dopaminproduzierenden Zellen abgestorben sind. Der Dopaminmangel führt zu einem Ungleichgewicht in der Funktion der Basalganglien. Der Botenstoff Glutamat ist hier im Überschuss vorhanden. Dieser sorgt dabei dafür, dass der Globus pallidus internus, das ist ein Kerngebiet im Gehirn, verhindert, dass der Thalamus die motorischen Prozesse der Hirnrinde aktiviert.

Das führt dann unter anderem zu den Hauptsymptomen Rigor und Tremor, die im weiteren Verlauf noch betrachtet werden. 6



2.1.2 Andere Ursachen


Die Ursachen für eine Erkrankung an Parkinson müssen aber nicht zwingend vom eigenen Körper ausgehen. So können in seltenen Fällen auch Vererbungen, Traumata (zum Beispiel bei Boxern) oder Infektionen Parkinson auslösen. Auch geht man davon aus, dass bestimmte Giftstoffe, sogenannte Neurotoxine, welche die Substantia nigra schädigen, Auslöser sein können. In Frankreich gilt Parkinson beispielsweise bei Bauern, die über 10 Jahre regelmäßig Pestiziden ausgesetzt waren, als Berufskrankheit.7 Aber auch bestimmte Lösungs- und Reinigungsmittel wurden als Auslöser eingestuft. 8


2.2 Symptome


Parkinson ist durch das Auftreten bestimmter Symptome, sogenannter Leitsymptome bzw Kardinalsymtome definiert. Die notwendigen Symptome sind entweder Akinese oder Bradykinese und mindestens eines der Leitsymptome Rigor, Tremor und posturale Instabilität. Sie können individuell und in unterschiedlicher Stärke auftreten.9


2.2.1 Hauptsymptome


Akinese bezeichnet eine hochgradige Bewegungsarmut bis hin zur absoluten Bewegungslosigkeit. Sie macht sich bei allen Bewegungen bemerkbar, sodass die Betroffenen oft ein sogenanntes Maskengesicht haben, ihr Gesichtsausdruck also keinerlei Mimik zeigt. Ein weiteres Merkmal, Mikrophonie genannt, ist auch das leise und undeutliche Sprechen.1011


Bradykinese zeichnet sich im Gegensatz zur Akinese nicht durch seltenere, sondern durch langsamere Bewegungen aus. Das zeigt sich unter anderem in der Geschicklichkeit der Hände, die vor allem bei schnellen Bewegungen stark nachlässt.12


Rigor oder auch Rigidität ist eine Muskelsteifheit aufgrund einer Anspannung der gesamten quergestreiften Muskulatur. Das führt oft zu starken Muskelschmerzen. Von außen lässt sich dieses Symptom beispielsweise durch eine leichte Beugung des Ellenbogengelenks oder Nackens erkennen. Auch die für Parkinson-Erkrankte oft typische gekrümmte Haltung, Kamptokormie genannt, lässt sich auf die Muskelsteifheit zurückführen.1314


Tremor ist das auffälligste Symptom der Parkinson-Krankheit. Es beschreibt ein relativ langsames Zittern, das durch abwechselnde Anspannung gegenseitiger Muskeln zustande kommt, welches sich aber bei Bewegung reduziert. Die dieses Symptom auch bei anderen Krankheiten auftreten kann, verleitet es leicht zu Fehldiagnosen.15



Je nach auftretenden Symptomen unterscheidet man zwischen drei verschiedenen Formen von Parkinson: Zum einen der akinetisch-rigide Typ, bei dem vor allem die Beweglichkeit eingeschränkt ist, dann der tremor-dominante Typ, mit vorherrschendem Zittern und zu guter Letzt der Äquivalenz-Typ, der eine ungefähr gleich ausgeprägte Bewegungsstörung und Zittern aufweist.1718


2.2.2 Fakultative Begleitsymptome


Neben den Leitsymptomen können auch verschiedene Begleitsymptome auftreten, die wie die Leitsymptome auch in Auftreten und Stärke variieren können, aber nicht unbedingt auftreten müssen. Nach medizinischer Definition lassen sie sich unter anderem in sensible Symptome, vegetative Störungen und psychische Veränderungen unterteilen.

Die sensiblen Symptome betreffen die körperliche Sensibilität. Dazu gehören etwa Schmerzen (besonders an den Gelenken und Muskeln), eine Einschränkung des Geruchssinns, Hyposimie genannt oder auch sogenannte Dysästesien. Letztere äußern sich sowohl in Einschränkungen, als auch in Überempfindungen bestimmter Reize.

Mögliche vegetative Störungen sind beispielsweise Blasenfunktionsstörungen, Margen-Darm-Probleme sowie Temperatur-Regulationsstörungen, wodurch die Erkrankten sehr Hitzeempfindlich werden.


2.3 Diagnose


Die Diagnose von Parkinson erfolgt hauptsächlich durch die auftretenden Symptome, weshalb frühe Diagnosen eher selten sind.

Als Diagnostikmethode wird eine klinisch-neurologische Untersuchung empfohlen bei welcher unter anderem die Bereiche Hirnnervenfunktion, Motorik, Reflexe, Sensibilität, Koordination getestet werden. Es sollte auch mindestens ein bildgebendes Verfahren angewendet werden wie z.B. die Kernspintomografie (kurz MRT). Dadurch sollen andere Ursachen der Symptome ausgeschlossen werden. Durch eine Hirnszintigrafie kann man indirekt die Verminderung bzw. den Verlust von dopaminproduzierenden Nervenzellen darstellen.

Mit der Durchführung einer MIBG-Szintigrafie des Herzens kann man zwischen Morbus Parkinson und der Krankheit Multisystematrophie abgrenzen. Da die Symptomatik der Parkinson Krankheit positiv durch L-Dopa beeinflussbar ist, kann man durch einen L-Dopa-Test die klinische Diagnose des idiopathischen Parkinson-Syndroms stützen, jedoch nicht beweisen, da man nur die Dopa-Sensitivität des Zielsymptomes nachweist.212223


Wie schon bereits erwähnt gibt es bis heute keine Möglichkeit die Ursache von Parkinson zu behandeln. Man kann die Degeneration der Nervenzellen also nicht verhindern oder gänzlich aufhalten. Man kann lediglich die Symptome von Parkinson behandeln, was zumindest den meisten Patienten in den ersten Jahren der Krankheit ein relativ uneingeschränktes Leben ermöglicht oder wenn die Krankheit schon weiter fortgeschritten ist, die Situation nicht verschlechtert.24


2.4.1 Medikamentöse Behandlung


Die Behandlung erfolgt hauptsächlich durch Stoffe die entweder zu einer Erhöhung des Dopaminspiegels im Gehirn führen oder das fehlende Dopamin ersetzten. Dabei ist L-Dopa, auch bekannt als Levodopa, das wichtigste und wirksamste Medikament. Jedoch ist es nur für drei bis fünf Jahre voll wirksam, bevor es zu Wirkungsschwankungen kommt. L-Dopa ist eine Vorstufe des Dopamins.

Ohne die Decarboxylaseblocker würde das L-Dopa schon zu großen Teilen außerhalb des Gehirns in Dopamin umgewandelt werden. Wie schon erwähnt ist L-Dopa das im Moment wirksamste Medikament, es wirkt jedoch nicht in Bezug auf das Fortschreiten der Krankheit. Dennoch soll es die Lebenserwartung steigern, da es andere Krankheitsbedingte Komplikationen vermeidet.25


2.4.2 Hirnstimulation


Die Behandlungsmöglichkeit durch tiefe Hirnstimulation gibt es seit Anfang der 1990er Jahre. Dabei wird dem Patienten ein Impulsgenerator, Umgangssprachlich ein Hirnschrittmacher, eingesetzt. Dieser sendet Impulse durch ein Kabel an den Ort der Krankheitsursache, an dem Elektroden eingesetzt werden,um Fehlimpulse zu unterdrücken. Dieses Verfahren wird verwendet, wenn eine medikamentöse Behandlung nicht hilft oder nur begrenzt einsetzbar ist.

Danach werden die Impulse individuell an die Symptome des Patienten angepasst, was sich über einige Wochen erstrecken kann.

Anschließend erhalten die Patienten ein Kontrollgerät, mit dem sie den Ladezustand der Batterie überprüfen, das Gerät bei Bedarf ausschalten können und teilweise auch die Stimulationseinstellungen in einem festgelegten Bereich ändern können. Ist die Batterie nach einigen Jahren leer, muss das gesamte Gerät ausgetauscht werden.26


2.4.3 Andere Behandlungsmöglichkeiten


Gentherapie:

Bei der Gentherapie wird über Enzyme versucht die Dopaminproduktion in den Basalganglien zu steigern, um die motorischen Symptome zu verbessern.27


Komplementäre Behandlungsverfahren:


Alternativmedizinische Behandlungsmethoden:

Ein Großteil der Parkinson-Erkrankten nimmt zusätzlich noch alternativmedizinische Therapien in Anspruch. Dazu gehören zum Beispiel Entspannungs- und Meditationsübungen, Yoga und Massagen. Manche Patienten nehmen auch Nahrungsergänzungsmittel, um Mangelzustände vorzubeugen.29


2.5 Persönliche Erfahrung mit Parkinson


Da mein Opa an Parkinson erkrankt ist, bin ich unweigerlich auch damit in Berührung gekommen und konnte einige Dinge beobachten. Da sich meine begrenzten Beobachtungen mit denen von meiner Oma übereinstimmen, sie jedoch den ganzen Verlauf beobachten konnte, möchte ich nun aus ihrer Sichtweise erzählen.

Auch schlug er im Schlaf des öfteren unkontrolliert um sich. Beim Sitzen war er mit der Zeit nach rechts gelehnt, er sagte es habe ihn regelrecht nach rechts gezogen. Durch einen Parkinson-Fall in der Familie meiner Oma hatte sie schon früher damit zu tun und befürchtete zu diesem Zeitpunkt bereits, das es sich bei meinem Opa um Parkinson handeln könnte. Ein Besuch beim Hausarzt im Mai 2014 zeigte, dass dieser die gleiche Vermutung hatte und er wurde wieder zu einem Neurologen mit Parkinson-verdacht überwiesen wo er aber erst im Oktober einen freien Termin bekam. Im Sommer wurde zunächst eine Kernspintomografie (kurz MRT) gemacht, die andere Ursachen der Symptome ausschloss. Dieses halbe Jahr bis zum Termin im Oktober war für alle Beteiligten und vor allem für meinen Opa besonders schlimm, da man beinahe wöchentlich eine Verschlechterung des Gesundheitszustands feststellen konnte. Nach einigen Untersuchungen bekam er im Oktober dann das Medikament Levodopa/Benserazid-CT verschrieben, welches fehlendes Dopamin ersetzen soll, was dann auch wirkte.

Folgende Symptome treten oder traten bereits bei ihm auf:

- alle Kardinalsymptome (Akinese, Bradykinese, Rigor, Tremor, posturale Stabilität)

- Verstopfung

- Bradyphrenie (=verlangsamte Denkabläufe)

- niedergedrückte Stimmung

- Schlafstörungen


Folgende Medikamente nimmt er ein:

- Levodopa/Benserazid-CT – Ersetzt den Mangel des Domanis

- Amantadin-neuraxpharm – Verhindert das Zittern

- beh Homocystein – senkt den Homocysteinspiegel

- Macrogol – gegen Verstopfung30


3. Fazit


Wie lange bleibt das Leben mit Parkinson noch Lebenswert? Um diese Frage zu beantworten müssen mehrere Punkte beachtet werden. Zunächst einmal spielt der Zeitpunkt der Entdeckung der Krankheit eine große Rolle. Denn je früher Parkinson diagnostiziert werden kann, desto eher können die Symptome behandelt werden. Bei meinem Opa beispielsweise war gut zu beobachten, wie die Krankheit zwischen Mai und Oktober, als er den Termin erst bekam, fortschritt.

Zum einen mit Familie und Freunden, die einen regelmäßig besuchen und sich kümmern. Jedes mal wenn ich meinen Opa besuche hebt sich seine Stimmung und er lächelt wieder, was mich persönlich auch glücklich macht. Zum anderen beispielsweise die Teilnahme an einer Parkinson-Selbsthilfegruppe. Dort kann man sich mit anderen Betroffenen austauschen und gemeinsam die Symptome der Krankheit bekämpfen.

Zu guter Letzt entscheidet auch die eigene Einstellung darüber, wie lange das Leben mit Parkinson lebenswert ist. Jeder Patient empfindet anders, hat andere Erwartungen an das Leben. Wenn man seinen Zustand akzeptiert und das beste daraus macht, dann kann das Leben bis zuletzt lebenswert sein. Um hier nochmals auf meinen Opa zurück zu kommen: Er lebt sein Leben so weit es geht weiter wie bisher.


1 (17.09.16)

2 (17.09.16)

3 (17.09.16)

4

5 (19.09.16)

6 (01.10.16)

7 (25.09.16)

8 (25.09.16)

9 (25.09.16)

10 (24.09.16)

11 (02.10.16)

12 (24.09.16)

13 (25.09.16)

14 (25.09.16)

15 (25.09.16)

16 (25.09.16)

17 (02.10.26)

18 (02.10.16)

19 (26.09.16)

20 (26.09.16)

21 (27.09.16)

22 (27.09.16)

23 (27.09.16)

24 (01.10.16)

25 (01.10.16)

26 (02.10.16)

27 (02.10.16)

28 (02.10.16)

29 (02.10.16)

30Gespräch mit meiner Oma (02.10.16)


| | | | |
Tausche dein Hausarbeiten