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Seminararbeit
Deutsch

Universität Hildesheim

2010, Dr.F.Große

Esther T. ©

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ID# 6267







Seminar:          Kommunikationsformen neuer Medien

Datum:                        12.September 2010

 

Ausarbeitung des Referats

„Onlinepublishing und die Zukunft des Buches“

Der neue Leser und der neue Autor

 

Studiengang:    BA/GSKS

Fachsemester:  4

Inhaltsverzeichnis

 

1.      Einleitung

 

2.      Das Internet als Medium für Literatur

2.1 Arten von Literatur im Netz

2.2 Netzliteratur/Hyperfiction/ Hypertextliteratur

3.      Der neue Leser

3.1 Anforderungen an den neuen Leser

 

3.2 Neue Lese- und Lektürestrategien

 

4. Der neue Autor

 

4.1 Anforderungen an den neuen Autor

 

5.  Schlusswort

 

6.  Literatur- und Quellenverzeichnis

 

7.  Eidesstattliche Erklärung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. Einleitung

 

    „Mit dem Ausbau des Internets zu einem allgemein zugänglichen Informationsmedium ist es relativ einfach geworden, Texte in elektronischer Form über das Internet bereitzustellen, das heißt online zu publizieren“ (Dürr 2005, S. 132). Lesen und Schreiben finden daher heute häufig in einem medial vielfältigen Kontext statt. Doch die Meinungen über die Verbindung von Computertechnologie und Literatur gehen oft weit auseinander.  Einerseits gibt es Stimmen dafür, dass die neuen Kommunikationsmöglichkeiten zu einer Erneuerung der Literatur führen, andererseits macht sich auch die Sorge breit, dass die Computertechnologie das gedruckte Buch verdrängen könnte. Durch das Internet und die dadurch entstandene Multimedialität ist eine Verbindung von Literatur und Computertechnik entstanden, die sogenannte digitale Literatur, die als ein neues Genre verstanden werden kann. Dieses Genre bietet sowohl dem Leser als auch dem Autor von digitalisierten Texten unzählige neue Entfaltungsmöglichkeiten die sich stetig weiter entwickeln. Zu Beginn dieser Arbeit möchte ich zunächst einen groben Überblick über die Formen von Literatur im Netz verschaffen. Im besonderen Maße werde ich dabei auf die Netzliteratur mit ihren Unterarten Hyperfiction und Hypertext eingehen. Nachdem  ich diese Begriffe erläutert habe möchte ich mich einem weiteren wichtigen Punkt nähern, der für die Auseinandersetzung mit dem Thema Netzliteratur unumgänglich erscheint. Zu klären ist, welche Bedeutung, Herausforderung und vor allem welche Probleme diese neuen Textformen für den  Leser und den  Autor mit sich bringen.  Abschließend werde ich ein kurzes Resümee zu meiner Bearbeitung und dem Thema Literatur im Netz ziehen.

 

 

2. Das Internet als Medium für Literatur

   2.1 Arten von Literatur im Netz

 

    Das Internet bietet viele verschiedene Arten von Literatur, die sich zunächst grob zwischen „Literatur im Netz“ und „Netzliteratur“ unterscheiden lassen (vgl. Runkehl 2000, S.33). „Literatur im Netz“ wird auch als „Offline-Literatur“ oder „digitalisierte Literatur“ bezeichnet und meint Texte, die nicht nur im digitalisierten Raum existieren, sondern auch als Printversion. „Netzliteratur“ meint hingegen literarische Konzeptionen, die das Internet als Existenz- und Distributionsort nutzen (vgl. Wieczerza 2006). Kesper (1999) teilt dieses neue Genre der „Netzliteratur“ zudem in weitere Formen ein. Er unterscheidet zwischen Hypertextliteratur, Hyperfiction, digitale Literatur und Webfiction. Netzliteratur und seine Formen bietet unzählige neue Optionen und Chancen, welche sich mit der Computer- und Internettechnik entwickelt haben (vgl. Kepser 1999, S.285ff.). Eine weitere Differenzierung nimmt Runkehl (2010) vor, der ergänzend die Art  „Netz und Literatur“ aufführt, welche „eine Art Sammelbecken ist, worin sich alles versammelt, was nicht eindeutig einer der ersten Kategorien zugeordnet werden kann“ (Runkehl et al 1998, S.164).

 

 

   2.2 Netzliteratur/Hyperfiction/ Hypertextliteratur

 

    Die Verwendung von Hypertexten ist grundlegend für die Netzliteratur. Hypertexte unterscheiden sich durch ihren formalen Aufbau und ihr Arrangement stark von linearen Texten. Hypertexte sind durch ihre besondere Machart multiple lesbar, was bedeutet, dass sie  inhaltlich wie formal meist auf viele Arten gelesen werden können. Da ein Hypertext aus vernetzten Computerdateien besteht, kann der Leser durch Links von einem Textauszug zu einem anderen springen und ermöglicht somit verschiedene Zugänge zu Informationen (vgl. Runkehl et al 1998, S.157f.). Zudem ist ein Hypertext multimedial und kann Filme, Bilder, Animationen und Simulationen, Tondateien et cetera enthalten. Da der vernetzte Text von jedem Leser anderes wahrgenommen werden kann weist er keine klassische Dreiteilung (Einleitung, Hauptteil, Schluss) auf. Es besteht kein endgültiges Ende des Textes, lediglich der Anfang ist noch bestimmbar, obwohl auch das unter Vorbehalt gesehen werden muss, da einige Texte den Leser bemächtigen, einen geeigneten Anfang selbst zu wählen (vgl. Suter 2001, S.5f.). Überträgt man  das Prinzip von Hypertexten nun „auf fiktionale, meist erzählende Texte, welche in Hypertext geschrieben sind und vorwiegend als Online-Lektüre am Bildschirm zur Verfügung stehen, […] spricht man von Hyperfiction“ ( Runkehl et al 1998, S.159). Hyperfiction ist „ein elektronischer Hypertext, der Text als Gewebe oder Textur versteht, an der ständig weiter geflochten wird. Einzelne Texteinheiten werden innerhalb und außerhalb eines Dokuments auf assoziative, nicht-sequenzielle Weise, d.h. in der Struktur eines Rhizoms oder Baums miteinander verbunden" (Suter 2001, S.5). Eine Hyperfiction kann demnach beliebig vom Ursprungsautor oder aber von weiteren Autoren zusammengestellt und durch Links erweitert werden. Für den Leser entstehen somit verschiedene Erzählstränge und er kann durch aktive Selektion der bereitgestellten Links seine eigene Abhandlung oder Informationsentnahme gestalten. Häufig wird jedoch gerade dieses diskutiert und problematisiert. So wird die vermeintliche Arbitrarität der gesetzten Links in den Fokus der Diskussion über Hyperfiction und Hypertexte gesetzt (vgl. Runkehl et al 1998, S.158f.). „Die Verweismöglichkeiten sind beliebig; und da oftmals Hypertexte auch über sich hinausweisen, könnte - im globalen Raum gedacht - ein Link auf ebenso beliebig verschiedene andere Textsegmente verweisen. Bezogen auf die „seriöse“ Informationssuche steht man hier dem Problem  des Elektizismus in gravierendster Form gegenüber […]“ (Runkehl et al 1998, S.159). Demnach treten dem Leser neue Herausforderungen beim lesen und rezipieren von Hypertexten entgegen, welche ich im folgenden Kapitel erläutern möchte.

 

3.  Der neue Leser

   3.1 Anforderungen an den neuen Leser

 

   Durch ihre komplexen Strukturen lassen sich Hypertexte und Hyperfictionen nicht wie gewöhnliche Printmedien lesen. „Die elementare Eigenheit dieser Texte, deren Links, stehen der konventionellen, also linearen Textlektüre […] konträr gegenüber“ (Runkehl et al 1998, S.159). Die nichtlineare Struktur der Hypertexte ermöglicht dem Leser das verfolgen mehrerer Textquellen, sowie das überspringen und filtern von Informationen, was dazu führt, dass unter mehreren Lesern verschiedene Lesearten deutlich werden. ,,Hypertexte legen es darauf an, den Lesefluß durch untereinander vernetzte Verweise [...] zu unterbrechen und den Leser in einen „Taumel der Möglichkeiten“ zu stürzen" (Runkehl et al 1998, S.160). Die Herausforderung des Lesers besteht nun darin, neue Strategien beim lesen und der damit verbundenen Informationsentnahme zu entwickeln, anzuwenden und auszuprobieren. Zudem stellt sich die Frage, was ein Leser noch können und wissen muss, um Netzliteratur sinnvoll zu nutzen und rezipieren zu können. Im folgenden möchte ich zwei Lektürestrategien vorstellen, die auf den Literaturwissenschaftler und Soziologen Markus Krajewski zurückgehen.

 

   3.2 Neue Lese- und Lektürestrategien

   

    Krajewsi (1997) unterscheidet die „ignorierende“ und die „zerfasernde“ Lektürestrategie (vgl. Runkehl et al 1998, S.160). Entscheidet sich ein Leser erst am Ende der Lektüre, das heißt während der Relektüre,  dafür einen Link zu verfolgen, so geht er ignorierend vor.  Der zerfasernde Leser hingegen nutzt den Texttyp als Hypertext und folgt den Verweisen bzw. den Links sofort. Beide Strategien haben jedoch ihre Tücken. Während der ignorierende Leser, der den Text zunächst als einen gewöhnlichen, linearen Text begreift, oft vergeblich nach Referenztexten sucht, an denen er sich orientieren kann, kämpft der zerfasernde Leser oft damit, „sich im Ozean der Texte zu verlieren […], da hier dem Leser Anlass gegeben wird, sich von einem hervorgehobenen Wort zum nächsten zu hangeln, zunehmend orientierungslos und Überblick verlierend an Reizüberflutung zu ertrinken“ ( Runkehl et al 1998, S.160). Ein weiteres Problem, was sich in beiden Lesestrategien zeigt ist die fehlende Chronologie des Gelesenen. Der gewohnte Lesefortschritt, welchen man von normalen Printmedien (Büchern) kennt, ist nicht mehr nachvollziehbar und kann somit nicht mehr als Orientierung dienen.  Der Leser muss sich demnach darauf einlassen, den Text nicht nur aus einer Perspektive zu rezipieren, vielmehr taucht er in die Rolle eines Datendetektivs ein, der auch die Beweggründe des jeweiligen Autors beim lesen in Betracht ziehen sollte. Er muss in der Lage sein, den wichtigen Stellen der Verlinkungen nachzugehen und den Anlass der Autoren für die Stellen der Verlinkung zu erkennen, die oft herausgerissen aus den Textinhalten sind. Der Leser von Hypertexten und Hyperfictionen sollte die Fähigkeit erlangen, „einen Perspektivenwechsel zwischen beiden Rollen zu vollziehen" (Wirth 1997, S.330). Durch die Linkwahl wird der Leser befähigt, seinen eigenen Text zu arrangieren und es entsteht eine mehrdimensionale kreative Interaktion zwischen Leser, Autor und Text (vgl. Runkehl et al 1998, S.161). Eine neue Art zu lesen wird demnach zwingend erforderlich. Das Lesen von Hypertexten und Hyperfictionen ist ein aktiver Prozess, da sich der Text erst durch die Auswahl der geeigneten Links zusammenfügt. Doch auch die Entwicklung der Fähigkeit, das Lesen von Strukturen, gilt es zu erlernen (vgl. Runkehl et al 1998, S.161)

 

4. Der neue Autor

   4.1 Anforderungen an den neuen Autor

 
    Nicht nur die Art des Lesens erfährt unter der immer mehr voranschreitenden Digitalisierung von Texten viele Veränderungen, auch die Autoren lassen sich nicht mit herkömmlichen Schriftstellern vergleichen. So stellt das Veröffentlichen von Texten im Internet und vor allem die Möglichkeit des Zu- und Eingriffs durch Dritte die Autoren vor neue Herausforderungen, die von technischem Vorwissen bis hin zur eigentlichen Textproduktion reichen. Kurz gesagt, auch hier werden ganz neue Schreiberfahrungen gemacht. Grundlegend ist zunächst, dass Hyperfictionen auch als Hypertexte produziert werden müssen. Dieses setzt beim Autor die Kenntnis über strukturelle Merkmale der Hypertexte voraus. Die Produktion solcher Texte ist wesentlich komplexer als das Schreiben von konventionellen Texten, da Hyperfictionen nicht nur eine, sondern mehrere Strukturen haben (vgl. Runkehl et al 1998, S.162). Der Autor muss sich“ Verzweigungen, Alternativen und parallele Handlungen überlegen“ […] und zudem entscheiden, „ wie viele Verbindungen notwendig sind und wo sie platziert werden sollen“ (Runkehl et al 1998, S.162). Es gilt jedoch zu beachten, dass d
er Autor beim Verfassen, bzw. Produzieren von Hypertexten keine Textkohärenz konstituiert, er verwischt sozusagen die Grenzen zwischen Relevantem und Irrelevantem. Der Autor hält lediglich seine Gedankengänge fest und präsentiert sie in der Struktur des Textes (vgl. Sandbothe 1997, S.73). Ein weiterer Aspekt ist die mögliche Zusammenarbeit von mehreren Autoren, die im einfachsten Fall dadurch realisiert wird, dass Textteile miteinander verknüpft, bzw. verlinkt werden. Diese Entfaltung des Textes kann jedoch zu einem negativen Spannungsverhältnis zwischen Leser und Autor führen. Die interne Kohärenz des Textes, welche von einem oder mehreren  Autoren evoziert wird ist für den Leser meist nur schwer erkennbar und kann zu einem unerwünschten Ergebnis bei der Informationssuche führen. Doch auch Leser und Autor können zusammen arbeiten, wobei der Leser die Rolle eines Co-Autors einnimmt. Die Rede ist von sogenannten Mitschreibprojekten, die in der Lektüre auch unter den Stichworten  „ Multi User Dungeons“ oder „Multi User Domains“  zu finden sind. Dabei findet sich der Leser selbst in der Rolle literarischen Schaffens wieder. Der Text verlangt die aktive Mitwirkung des Co-Autors, die über das Interpretieren von Handlung und deren Zusammenhänge hinausgehen und sogar das Rezensieren und Verbessern der Texte mit einschließen können (vgl. Suter 2001, S.12).

 

5. Schlusswort

 

    Der Umgang mit Medien, besonders der mit dem Medium Computer  ist unausweichlich in unserer gegenwärtigen Zeit. Wer nicht online ist ist out. Das Internet und der Umgang mit diesem vielfältigen Instrument kann im eigenen Alltag reflektiert werden und dadurch zur richtigen, bzw. angemessenen Anwendung gelangen. Der Nutzer muss jedoch die Kompetenz entwickeln, sich mit den neuen kommunikativen Möglichkeiten auseinandersetzen zu können. Das Internet ist die schnellste Informationsquelle schlechthin. Es bietet nicht nur neue Kommunikationsstrukturen wie Email, Sozial Network et cetera, auch bietet es einen raschen Zugriff auf literarische Texte, Rezensionen und Sekundärliteratur und erleichtert somit die Informations- und Materialbeschaffung ungemein. Ein großes Problem stellt jedoch häufig die Relevanz und Richtigkeit der Informationen dar. Oft sind die Texte nicht auf ihre Seriosität geprüft und die Inhalte ungenügend aufbereitet. Zudem muss der Leser neue Strategien entwickeln und anwenden, um sich im Datendschungel des Word Wide Web zurechtzufinden. Doch Übung macht den Meister und somit kann auch die Arbeit am Pc mit dem Medium Internet sehr bereichernd sein.



 

6.  Literatur- und Quellenverzeichnis

   

 

   Runkehl, Jens: Literatur im Netz und Netzliteratur. In: Der Deutschunterricht 1/2000. Friedrich , Seelze, 2000.

 

   Runkehl et al (Schlobinski; Siever): Sprache und Kommunikation im Internet. Überblick und Analysen. Westdeutscher Verlag, Opladen, 1998.

 

  Kepser, Matthis: Massenmedium Computer. Ein Handbuch für Theorie und Praxis des Deutschunterrichts. Punkt, Bad Krozingen, 1999.

 

   Suter, Beat: Hyperfiction - ein neues Genre. In: Der Deutschunterricht 2/2001. Friedrich, Seelze, 2001.

 

   Wirth, Uwe: Literatur im Internet. Oder: Wen kümmert′s, wer liest? In: Mythos Internet. Hrsg. v. Stefan Münker und Alexander Roesler. Suhrkamp, Frankfurt a.M., 1997.

 

   Sandbothe, Mike: Interaktivität - Hypertextualität - Transversalität. Eine medien-philosophische Analyse des Internet. In: Mythos Internet. Hrsg.v.: Stefan Münker und Alexander Roesler. Suhrkamp, Frankfurt a.M., 1997.

 

  Dürr, Michael: Onlinepublishing und die Zukunft des Buches. In: Linguistik.Impulse und Tendenzen. Websprache.net.Sprache und Kommunikation im Internet. Hrsg.v.: Siever/Schlobinski/Runkehl. de Gruyter, Berlin, 2005.

 

 Wieczerza, Joanna: Literatur im Netz=Netzliteratur? Erstpublikation 01.11.2006 unter: 10.09.2010

 

 

 


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