Norway.today von Igor Bauersima. Eine Interpretation der Textstelle von Seite 18 bis Seite 19.
norway.today Seite 18-19
AUGUST Ich möchte mit dir kommen.
JULIE Moment. Ich hab 'ne Frage. Wenn du sie richtig beantwortest, überleg ich's mir.
AUGUST Ist das dein Ernst, jetzt?
JULIE Ich kenn dich doch nicht. Vielleicht bist du irgend so ein Perverser.
AUGUST Ja, smile.
JULIE Bist du so einer?
AUGUST Nein.
Smile.
JULIE Gut, wenn ihr da draußen mitraten wollt, könnt ihr das natürlich tun. Also, bereit? Vernunft. Was ist das?
AUGUST Was?
JULIE Ja.
AUGUST Ja?
JULIE Das ist die Frage. Lass dir Zeit.
AUGUST Vernunft? Was ist Vernunft? Vernunft ist krank. Weiß doch jeder.
JULIE Ist das alles?
AUGUST Weiß nicht.
JULIE Weiß sonst einer was? Keine Ahnung? Ja? Nein. Vernunft?
AUGUST Ja. Ich weiß nicht. Ist für jeden was anderes. Also, zum Beispiel finde ich es vernünftig, mich umzubringen, und ein anderer nicht. Da war doch dieser Philosoph, der hat sich also nicht umge bracht, zum Beispiel, aber der hat rausgefunden, dass wir Augen haben, um nicht zu sehen, und Ohren, um nicht zu hören.
Wie hieß der nochmal? Also der sagt, dass sich die Vernunft auf diese Augen, die nicht sehen, und diese Ohren, die nicht hören, verlässt. Und deshalb sei Vernunft ein unvernünftiges Konzept. Ist relativ weltberühmt. Das war ungefähr einer der Größten. Keine Ahnung . . . der hieß irgendwie . . .
JULIE Wenn du willst, nehm ich dich mit.
Interpretation - “norway.today” ist ein Drama, geschrieben von Igor Bauersima, welches im November 2000 im Schauspielhaus Düsseldorf Uraufgeführt wurde. Es handelt von zwei jungen Charakteren, Julie und August, die sich in einem Chatroom kennenlernen und dort beschließen sich gemeinsam das Leben zu nehmen.
Ich werde im folgenden die Textstelle von Seite 18 (Z. 10) bis Seite 19 (Z. 4) interpretieren, in der August und Julie sich darauf einigen zusammen Selbstmord begehen zu wollen, dabei werde ich mich speziell auf die Sprache, die Charaktere und die Stimmung konzentrieren.
Nun zuallererst zur Sprache: in diesem Abschnitt ist die Umgangssprache allgegenwärtig und wird demzufolge dauerhaft von beiden Charakteren verwendet. Der Leser kann sich dadurch sehr gut in die Situation der beiden Charaktere hineinversetzten und deren Gefühlslage verstehen.