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Zusammenfassung
Psychologie

Universität zu Köln

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Kristian N. ©
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ID# 77516







Parietallappen 30


  1. Temporallappen


    1. Anatomie des Temporallappens


Laterale Oberfläche des Temporallappens (von außen sichtbar):


  • Obere Abgrenzung: Sylvische Furche

  • BA41 (primärer auditorischer Cortex), BA42 (sekundärer auditorischer Cortex), BA22: für Hören verantwortlich (BA22 auch multimodal)

  • BA20, 21, 37 & 38 stellen das Ende des ventralen „Was“-Pfades der visuellen Objekterkennung dar

    • Was-Pfad (Funktion: Objekterkennung) zieht vom Okzipitallappen zum Temporallappen

  • Die drei wichtigsten an der lateralen Oberfläche des Temporallappens sichtbaren Gyri:

    • gyrus temporalis superior

    • gyrus temporalis medialis

    • gyrus temporalis inferior



Medialer temporaler Cortex (also innen gelegen):


  • In der medialen Ansicht sind gyrus parahippocampalis, gyurs fusiformis, uncus u.a. erkennbar


Subkortikale Areale:

  • A: Amygdala

  • H: Hippocampus

  • HG: gyrus hippocampalis

  • FG: gyrus fusiformis

  • STG: gyrus temporalis superior

  • MTG: gyrus temporalis medialis

  • ITG: gyrus temporalis inferior

  • Seitenansicht der linken Hemisphäre, in der die Position von Amygdala und Hippocampus angedeutet sind (beide liegen tief im Temporallappen)

  • Frontalschnitte durch die linke Hemisphäre (auf Höhe der gestrichelten Linien A bzw. B), in denen subkortikale Areale des Temporallappens zu sehen sind

      1. Temporale Konnektivität


  • Der Temporallappen besitzt ein weit verzweigtes internes Kommunikationsnetz. Die wichtigsten intrakortikalen Verbindungen sind (vier Typen):

  • A: Auditorische und visuelle Informationen kommen von den primären Regionen und gelangen zum temporären Pol
    .

  • B: Auditorische, visuelle und somatische Afferenzen ziehen zu den multimodalen Regionen des sulcus temporalis superior.

  • C: Auditorische und visuelle Infos erreichen die mediale temporale Region einschließlich der Amygdala und des Hippocampus.

  • D: Auditorische und visuelle Infos gelangen auch zu zwei präfrontalen Regionen, nämlich zur dorsolateralen Oberfläche und zur orbitalen Region.

    1. Anatomie und Funktion der Insula


Anatomie

  • Die Insula befindet sich unter dem Temporal- und Frontallappen


Funktion

  • Introception = die Wahrnehmung des Körperinneren

  • z.B. Herzklopfen bei mütterlicher Liebe, Magenprobleme bei Ekel, plötzliche Einfallsmomente

  • Insbesondere im anterioren Teil der Insula befinden sich die spindelförmigen „Van Economo Neuronen“. Sie existieren nur bei Tieren, die sich auch im Spiegel erkennen (Elefanten, Walen) und können daher als neuronale Entsprechung des „Bewusstseins des Selbst“ gedeutet werden.

    1. Die Hauptfunktionen des Temporallappens


  • (Der Temporallappen besitzt keine einheitlichen Funktion, da er sowohl den primären und sekundären auditorischen und visuellen Cortex, den limbischen Cortex als auch die Amygdala umfasst.)

  • Auditiv

    • BA41: Auditive Repräsentation

    • BA42 + superiorer Temporalkortex: Auditive, visuelle und somatosensorische Repräsentationen (also multimodal)

  • Visuelle Objekterkennung wie z.B. Gesichter

  • Semantische Bedeutungsinformationen

  • Affektive Bewertung von Gedächtnisinhalten

    • Amygdala und limbisches System

  • Gedächtnis: Langzeitspeicherung und Abruf von Informationen


      1. Auditorische Störungen


Unterscheidung von Tönen

  • Bei Läsionen von BA41/42 findet man drei auditorische Symptome

  • 1. Wenn zwei Klangereignisse mit unterschiedlicher Frequenz als zwei verschiedene Töne wahrgenommen werden müssen, dann brauchen

    • Gesunde: 43 ms Länge

    • Patienten mit Temporallappenläsion: 95 ms (länger bei größeren Läsionen)

  • 2. Pause zwischen zwei Schallereignissen, damit sie als unterschiedlich wahrgenommen werden, muss größer werden.

  • 3. Notwendige zeitliche Trennung zweier Töne, die ausreicht, damit Personen in der Lage sind, die Reihenfolge der Töne zu bestimmen (Wurde der hohe oder der tiefe Ton zuerst dargeboten?)

    • Gesunde: 50-60 ms

    • Patienten mit Temporallappenlösion : bis 500 ms

  • Diese drei Beeinträchtigungen sind stärker bei Läsion des linken Temporallappens.


    Sprache

    • Ab fünf nicht-sprachlichen Lautsegmenten pro Sekunde werden diese nur noch als Summen wahrgenommen.

    • Bei Sprache funktioniert aber die Unterscheidung von bis zu 30 Segmenten pro Sekunden.

    • Kategorisierung von typischen Klangfolgen erfolgt bei Sprache also viel höher aufgelöst als bei anderen auditorischen Prozessen.

      • Sprache ist also so gut gelernt, dass sie in Chunks präsentiert ist. Daher können bis zu 30 Segmente pro Sekunden auseinander gehalten werden.

    • Top-Down-Prozesse und kontextuelle Erwartungshaltungen bestimmter Wörter könnten für diesen Wahrnehmungsvorteil von Sprache verantwortlich sein



    Berechnung der Grundfrequenz

    • Grundfrequenz (GF)

      • Z.B. kann man sich ein eingestrichenes C als Muster von Klangfrequenzen darstellen. Die niedrigste Komponente dieser Note bezeichnet man als die Grundfrequenz dieses Klangmusters. Bei einem eingestrichenen C liegt sie bei 264 Hz.

    • Obertöne sind Vielfache der GF (z.B. 2 x 264Hz = 528Hz) und sie reichen gesunden Personen aus, um die durch die Grundfrequenz determinierte Tonhöhe wahrzunehmen. Das auditorische System „berechnet“ die kleinste Frequenz, die sich nicht mehr teilen lässt.

    • Bei Temporallappenläsionen: Die Grundfrequenz eines Klangs kann nach Entfernung des rechten BA41 nicht mehr „berechnet“ werden.

    • Außerdem haben Personen mit einer rechten temporalen Läsion Probleme mit der Prosodie (Tonfall) oder Musikwahrnehmung.

        1. Visuelle Störungen: Tests


    • McGill Bildertest, z.B. mit Ölgemälde im Affenkäfig

      • Ungewöhnlicher Charakter des Bildes bleibt bei Läsion des rechten Temporallappens verborgen (semantischer Kontext fehlt)

    • Bei Läsionen im rechten Temporallappen: Probleme mit Gesichtserkennung

    • A) Welche Zeichnung unterscheidet sich von den Anderen?

    • B) Gottschaldt-Test: Obere Figur entdecken und nachzeichnen

    • C) Rey Osterrieth Complex Figur Test: Figur abzeichnen

    • D) Mooney Test der visuellen Geschlossenheit: Gesicht soll in Tintenkleksen wiedererkannt werden


    Repräsentation von Objekten

    • Mediotemporale Neuronen in spezifischen
      Säulen von Affen reagieren selektiv auf bestimmte Objekte

    • ABER: Objekt wird vermutlich nicht durch ein (Großmutter-)Neuron, sondern durch das Aktivitätsmuster vieler verschiedener Zellen in diesen Säulen repräsentiert.

    • Erfahrung verändert temporale Aktivitätsmuster:

      • Stärker gelernte Repräsentationen innervieren mehr Neuronen

    • Neuronen feuern bei Wahrnehmung und Erinnerung (Arbeitsgedächtnis?)



    Prosopagnosie

    • Die Unfähigkeit, Gesichter wiederzuerkennen

    • Selektive Störung, ganz spezifische Objekte, nämlich Gesichter, werden nicht wiedererkannt


  • Störungen der Auswahl auditorischer Reize

    • Dichotischer Hörtest: Unterschiedliche Wörter/ Töne werden beiden Ohren dargeboten

    • Test 1: Wörter werden beiden Ohren dargeboten

      • Mehr Wörter werden mit dem rechten Ohr wahrgenommen

    • Test 2: Töne werden beiden Ohren dargeboten

      • mehr Töne werden mit dem linken Ohr wahrgenommen

    • bei Patienten mit Temporallappenläsion ist die Ãœberlegenheit des jeweiligen Ohrs zwar in beiden Fällen noch vorhanden, aber

      • Läsionen im linken Temporallappen können die Gesamtzahl der wahrgenommenen Wörter reduzieren.

      • Läsionen im rechten Temporallappen können die Gesamtzahl der wahrgenommenen Töne reduzieren.


    Störungen der Auswahl visueller Reize

    • Vorgehen: boten 2 unterschiedliche Reize simultan an, und zwar jeweils einen Reiz in jeder Gesichtshälfte

    • Läsion des linken Temporallappens beeinträchtigt die Erinnerung an visuelle Reize im rechten Gesichtsfeld

    • Läsion des rechten Temporallappens beeinträchtigt die Erinnerung an visuelle Reize in beiden Gesichtsfeldhälften

     Rechter Temporallappen ist wichtiger für Objekterkennung und selektive Aufmerksamkeit


        1. Semantische Störungen


    Störung der Kategorienbildung: Semantische Demenz

    • Listen wie „Hund, Auto, Bus, Apfel, Ratte, Zitrone, Katze, Lastwagen, Orange“ lernen normale Probanden mit den Kategorien Tiere, Fahrzeuge und Früchte besser

    • Bei Lobektomie (Entfernung) des linken Temporallappens
      ist die Wissensorganisation beeinträchtigt

    • Probleme bei der Kategorisierung
      (z.B. Zuordnung der Kategorie Tier zu Hund, Katze, Ratte)

    • Spezifische Läsionen können zum Verlust spezifischer Kategorien führen

    • Sollen die Patienten ein Bild mit Verzögerung aus dem Gedächtnis malen, dann können sie typische Eigenschaften einer Kategorie nicht mehr mit der Kategorie verknüpfen
      (z.B. Ente mit vier Beinen)


    Semantisches Wissen im temporalen Cortex

    • Zwei verschiedene Sichtweisen, wie Kategorien repräsentiert sind:

    • a) Sichtweise, dass Kategorien nur im Kortex repräsentiert sind. In der Abbildung sehen wir, wie bestimmte Informationen als Aktivierungen im Cortex repräsentiert werden.

    • b) Andere Sichtweise : Patterson et al. (2007) schlagen vor, dass spezifische Wissenskategorien nicht nur im Cortex repräsentiert sind.

      • Insbesondere Läsionen im anterioren Temporal-Pol bewirken, dass ein Patient ggf. noch angeben kann, dass ein Schaf ein Tier ist, aber nicht mehr welche Tiere dem ähnlich sind.


    Verwendung semantischer Kontextinformationen

    • z.B. kann Personen nicht situationsabhängig der korrekte Gesichtsausdruck zugeordnet werden

    • Personen, die stärker zu Halluzinationen neigen, geben häufiger an, ein stark vorhersehbares Wort statt dem tatsächlich präsentierten Rauschen gehört zu haben: „Before bedtime she always tells a [story].“

    • Mittels transkranieller Magnetstimulation kann man vorübergehend Läsionen erzeugen.

    • Derzeit laufen erste Experimente auditorische Halluzinationen mittels TMS-induzierter Läsionen in BA41/42 zu verringern.


        1. Auswirkung von temporalen Läsionen auf Affekt und Persönlichkeit


    • elektrische Reizung des anterioren & medialen Temporallappens führt zu Angstgefühlen

    • Temporallappen-Epilepsie: Psychoseähnliche Episoden

    • Temporallappen-Epilepsie: Ãœberbetonung von Nebensächlichkeiten, Temporallappenpersönlichkeit

    • Temporallappenpersönlichkeit zeichnet sich aus durch:

      • pedantische Sprache.

      • Egozentrik

      • Beharren auf persönlichen Problemen im Gespräch

      • paranoide Züge

      • Ãœberbeschäftigung mit Religion

      • Aggressive Ausbrüche

      • Stärkerer Zusammenhang bei Lobektomie des rechten Temporallappens (Lobektomie: operative Entfernung eines Lappens)


        1. Auswirkung von temporalen Läsionen auf das Gedächtnis


    • Bereits beim Nachzeichnen nach 10 Sekunden werden kritische Eigenschaften vergessen oder falsch erinnert


      1. Hippocampus als komplementäres Lernsystem zum (temporalen) Cortex


        1. Behandlungsmethode bei Epilepsie

    • um H.M. von einer Epilepsie zu heilen, wurden weite Teile des medialen Temporallappens inklusive des Hippocampus entfernt

    • Epilepsie geheilt

    • Keine Beeinträchtigung des impliziten Gedächtnisses

    • Schwere anterograde Amnesie expliziter Gedächtnisinhalte: Neubildung von Gedächtnis im medialen Temporallappen verortet?

        1. Geburt neuen Wissens: Neurogenese im erwachsenen Hippocampus


    • 1998 herausgefunden, dass im Dentante Gyrus (DG) des Hippocampus neue Neuronen von ihren „Ahnen“-Zellen „geboren“ werden

    • vorher dachte man, dass neue Neuronen nur im sehr jungen Alter entstehen


        1. Reaktivierung von Wissen:
          Optogenetische Stimulation von Hippocampus-Neuronen


    • Eine Gruppe von DG-Neuronen, die bei Präsentation von Kontext A (z.B. Küche) aktiv wurden, wird mit der Substanz channelrodopsin-2 gelabelt.

    • Diese Substanz hat die Eigenschaft, dass man die so markierten Neuronen über einen Lichtpuls reaktivieren kann.

    • Wenn man diese Neuronen während einer Furchtkonditionierung von Kontext B (z.B. Keller, Furcht vor Keller konditioniert) durch den Lichtpuls reaktiviert, dann wird auch Kontext A (Küche) mit dem Furchtreiz assoziiert.

    • Später löst auch Kontext A (Küche) eine konditionierte Furchtreaktion aus, obwohl dieser Kontext nie an einen Furchtreiz konditioniert wurde.


    • Stability-Plasticity-Dilemma:

    • Analysen mit neuronalen Netzwerkmodellen haben gezeigt,
      dass neuronale Netzwerkmodelle…

      • entweder schnell neues Wissen lernen können,
        Gelerntes dann aber nicht lange behalten

      • oder neues Wissen nur langsam lernen, aber Gelerntes dafür langfristig behalten

     Zwei neuronale Netzwerke
    (Complementary Learning Systems):

    • A) Hippocampus und medialer Temporallappen

      • Für Wissenseinspeicherung

      • neues Wissen schnell lernen (Sh), Gelerntes dann aber nicht lange behalten (hohe Zerfallrate D)

    • B) Cortex und insbesondere temporale Rindenfelder

      • neues Wissen nur langsam lernen (Sc), Gelerntes dann aber langfristig behalten (geringe Zerfallrate D)

        1. Episodische Gedächtnis-Funktionen des Hippocampus


    Verknüpfen kortikaler Langzeitgedächtnismuster

    • Kumaran et al. Postulieren, dass die DG-Neuronen des Hippocampus als conjunction-units fungieren

    • 1. Zwei bekannte Konzepte „Rotkehlchen“ und „Vogel“ sind bereits im kortikalen Langzeitgedächtnis gespeichert.

    • 2. Wenn wir dann zum ersten Mal die Verbindung der bereits bekannten Reize hören („Ein Rotkehlchen ist ein Vogel“), dann werden diese beiden Reize über ein conjunction unit im Hippocampus verknüpft.



    • Wiederaufruf von Wissen: Um neue Information zuverlässiger in das Langzeitgedächtnis einzuspeichern, wird ein solches Conjunction Unit reaktiviert.

    • Bei häufiger Wiederholung konsolidiert sich die Information im Langzeitgedächtnis.

    •  Die wiederholte Koaktivierung von Rotkehlchen und Vogel im Cortex führt zur Ausbildung synaptischer Langzeitverknüpfungen zwischen beiden mentalen Repräsentationen.


    Verknüpfen und Reaktivieren kortikaler Langzeitgedächtnismuster


    • Wenn wir den Gesang dieses Vogels häufiger hören, dann wird auch die auditive Repräsentation dieses Klanges mit dem Rotkehlchen verknüpft.

    • Die mentale Repräsentation eines Wortes wie „Rotkehlchen“ spiegelt sich dann in einem kortikalen Aktivierungsmuster wieder (Rotkehlchen und Vogel und Gesang)

    • Aber der Hippocampus tut mehr als das Wissen 1:1 zu überspielen – er organisiert und vereinfacht kortikale Langzeit-Wissensstrukturen durch 2 Prinzipen:

      • Muster-Ergänzung

      • Muster-Trennung

    • Muster-Ergänzung:

      • Wenn das Wort „Rotkehlchen“ als visuelle Information vom okzipitalen Cortex „reinkommt“, dann aktiviert sich „Vogel“ automatisch mit.

    • Wenn an anderer Stelle „Vögel können fliegen“ als zweites conjunction unit entstanden ist und das neuronale Muster für Rotkehlchen um Vogel ergänzt wird (Muster-Ergänzung), dann wird auch Rotkehlchen um Vogel ergänzt:

    • Rotkehlchen ist ein Vogel und Vogel kann fliegen
       Rotkehlchen kann fliegen

  • Generalisierung:

    • Wenn man dann von einem anderen Namen weiß, dass er einem Vogel entspricht, dann kann man Eigenschaften generalisieren, dass Vögel fliegen können.

    • Rotkehlchen ist ein Vogel und Rotkehlchen kann fliegen

    & Amsel ist ein Vogel und Amsel kann fliegen

     Vögel können fliegen

      • Das Prinzip der Generalisierung ist ökonomisch. Wenn man alle Eigenschaften von Vögeln gespeichert hat, dann muss man sich nur noch „ist ein Vogel“ merken und kann dann viele allgemeine Informationen abrufen.

    • Muster-Trennung:

      • Doch nicht alle Vögel können fliegen.

      • Deshalb besteht eine zweite Funktion des Hippocampus darin, Unterschiede zwischen ähnlichen, aber unterschiedlichen kortikalen LZG-Aktivierungsmustern zu entdecken.

  • Beispiel: Die Verbindung von Pinguin zu Vogel bleibt erhalten, aber die Verbindung zum Fliegen wird gekappt.


      1. Zusammenfassung: Läsionen und neuropsychologische Tests


    Zusammenfassung: Läsionen


    Symptome

    Wahrscheinlichster Läsionsort

    Störung der auditorischen Wahrnehmung

    Area 21, 42, 22

    Störung bei der Selektion visueller und auditorischer Reizeingänge

    Area TE, STS

    Visuelle Wahrnehmungsstörungen

    Area TE, STS und Amygdala

    Auditorische Wahrnehmungsstörungen

    Area 41, 42, 22

    Beeinträchtigungen bei der Organisation und Kategorisierung von Materialien

    Area TE, STS

    Eingeschränkte Verwendung von Kontextinformation

    Area TE, 21, 38

    Störung des Sprachverständnisses

    Area 22 links

    Schlechtes Langzeitgedächtnis

    Area TE, TF, TH, 28

    Veränderung der Persönlichkeit und des Affekts

    Area TE und Amygdala

    Veränderungen der sexuellen Aktivität

    Amygdala und ?

    Zusammenfassung einiger neuropsychologischer Tests


    Funktion

    Test

    Fähigkeit zur auditorischen Informationsverarbeitung

    Dichotisch dargebotene Wörter und Melodien

    Fähigkeit zur visuellen Informationsverarbeitung

    McGill-Bildertest

    Verbales Gedächtnis

    Revidierter Wechsler-Intelligenztest: logische Geschichten und Paarassoziationen

    Nonverbales Gedächtnis

    Test komplexer Figuren nach Rey

    Sprache

    Token-Test

    1. Parietallappen


      1. Anatomie

        1. Zwei Hauptregionen

    • Der Parietallappen lässt sich in zwei funktionale Zonen einteilen:

    • 1. Anteriore Zone

      • mit dem gyrus postcentralis (BA 1, 2, 3)

      • für Somatosensorik verantwortlich

    • 2. Posteriore Zone

      • Mit den verbleibenden Arealen des Parietallappens:

      • Superiorer Teil: lobus parietalis superior (BA 5, 7)

      • Inferiorer Teil: gyrus supramarginalis (BA39), gyrus angularis (BA40)

      • Operculum (BA43)

    • Vergleich mit Regionen des Affengehirns:

      • Bei Affen wird anderes Bezeichnungssystem herangezogen (zytoarchitektonische Regionen)

      • Drei posteriore Areale (PE, PF, PG), die es sowohl beim Affen als auch beim Menschen gibt


        1. Somatosensorische Verknüpfungen


    • BA5 empfängt die meisten ihrer Afferenzen aus BA1,2,3 (liegen im primären somatosensorischen Cortex)

      • BA5 hat im Wesentlichen somatosensorische Funktion


        1. Parieto-temporo-occipitale Kreuzung


    • Die Region PG wird als parieto-temporo-occipitale Kreuzung bezeichnet

    • Grund: In dieser Region werden viele Afferenzen
      empfangen und viele Efferenzen ausgesendet.

    • Afferenzen:

      • Visuelle

      • Auditorische

      • Somatosensorische

      • Propriozeptive
        (Selbstwahrnehmung des Körpers)

      • Vestibulärer Gleichgewichtssinn

      • Cinguläre

    • Efferenzen

      • zum präfrontalen und dorsolateralen Cortex (BA46)

      • zu den frontalen Augenfeldern (BA8)

      1. Funktion des Parietallappens


    • Allgemein zwei Funktionen

      • Anterior: somatosensorische Wahrnehmung

      • Posterior: polymodale Integration sensorischer Informationen

        1. Funktion beim Lesen

    • Integration orthographischer, phonologischer und semantischer Informationen im linken inferioren parietalen Gyrus (IPG)


        1. Multimodale Integration im Raum

    • Repräsentation von Objekten im Raum

      • okzipitale Neuronen repräsentieren visuelle Eigenschaften

      • Parietale Neuronen kodieren Raumkoordinaten auf einer Art Karte

        • Raumkoordinaten auch dann erhalten, wenn man nicht mehr hinschaut  der posteriore Parietallappen „weiß“, dass neben Kuchen eine Tasse steht, auch wenn deren visuelle Eigenschaften noch im parafovealen Sichtfeld sind und daher noch nicht okzipital repräsentiert werden

    • z.B. Kuchenstück, das aus Mehl, Butter etc. besteht, sich weich anfühlt etc.

        1. Blicksteuerung

    • Stärkere posterior parietale Aktivierungen für weitere Sakkaden

    • Höhere Aktivierung für bedeutsame z.B. Belohnungsreize

    • Sakkade auf Kaffeetasse: BA8 aktiviert (frontale Augenfelder, motorische Steuerung der Augen)

    • Entscheidung zuzugreifen: BA46 aktiviert (dorsolateraler präfrontaler Cortex, an der Planung motorischer Handlungen beteiligt)


      1. Somatosensorische Symptome


    • Entstehen bei Läsionen im somatosensorischen Cortex (BA1,2,3) und in angrenzenden PE & PF-Arealen

    • Blindfühlen: kein Spüren von Berührungen, aber man weiß, wo man berührt wurde

    • Diagnostik z.B. auch Zwei-Punkt- Unterscheidung: Zwei Punkte auf der Haut werden berührt, der Abstand zwischen den zwei Punkten wird so lange verkleinert, bis sie nicht mehr als zwei verschiedene wahrgenommen werden.

    • Asterognosie:

      • die Unfähigkeit, Objekte durch Tasten zu erkennen

      • Diagnostik: Eine Form wird fünf Sekunden lang in die Hand gelegt und dann zu den anderen Formen zurückgelegt. Danach soll die Person diese Form unter den verschiedenen anderen Formen wiederfinden.

  • Simultanextinktion:

    • Einzelne Reize werden gut erkannt, aber wenn zwei taktile Reize gleichzeitig an verschiedenen Körperteilen gefühlt werden sollen, dann erfolgt die Extinktion (Auslöschung) einer der Reize.

        1. Asomatognosien


    • Asomatognosie = Verlust der Empfindung des eigenen Körpers oder des eigenen Körperzustands

    • Bei allen Formen der Asomatognosie Läsionen im Parietallappen als Urheber

    • Verschiedene Formen der Asomatognosie:

      • a) Anosognosie: Nicht-Gewahrwerden einer Krankheit

      • b) Anosodiaphorie: Verleugnen einer Krankheit

      • c) Schmerzasymbolie: Fehlen typischer Schmerzreaktionen (betrifft oft linkes Gesichtsfeld nach rechtsseitiger Läsion)

      • d) Autopagnosie: Unfähigkeit eigene Körperteile zu lokalisieren und zu benennen (eher nach links-parietalen Läsionen)


      1. Balint-Syndrom


    • v.a. nach bilateralen Läsionen in inferioren Teilen der posterioren Parietallappen

    • kann Objekte, Farben und Bilder erkennen und benennen,
      aber drei Symptome:

      • wenn sie aufgefordert werden, ein Objekt anzusehen, dann blicken sie 35-40° daneben


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