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Aufsatz
Geschichte / Historik

Kantonsschule Zug - KSZ

Note 5, Jahr 2012

Norbert G. ©
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ID# 31869







Nationalsozialismus
der Weg der Juden zum Sündenbock

In der Zwischenkriegszeit gab es das Phänomen der Massengesellschaft. Jeder konnte ins Kino gehen, jeder hörte Radio, jeder kannte den neuesten Schlager[1], Kaufhäuser waren für jeden zugänglich, Frauen entfalten sich selbst und fahren plötzlich Motorrad.

Bei all diesen Dingen kam es nicht mehr darauf an, wer man war. Sowohl der hochrangige Beamte als auch die Hausfrau, alle waren sie gleich vor den Kaufhäusern und Fortbewegungsmitteln.

Da die Massengesellschaft eine Anonymisierung und Gleichheit aller bewirkte, sah der Nationalsozialismus im Fortschritt und in der Massengesellschaft eine von den Juden ausgehende Gefahr.

Dabei ging Adolf Hitler in seinem Buch „Mein Kampf“ davon aus, dass dadurch die geplante Vermischung der „arischen Rasse“ mit der „jüdischen“ stattfindet („Dabei stellt er [Anm.: der Jude] sich persönlich immer als unendlich wissensdurstig hin, lobt jeden Fortschritt, am meisten freilich den, der zum Verderben der anderen führt; denn jedes Wissen und jede Entwicklung beurteilt er immer nur nach der Möglichkeit der Förderung seines Volkstums […] der Christ [Anm.: heiratet] die Jüdin.

Die Bastarde aber schlagen dennoch nach der jüdischen Seite aus. Besonders ein Teil des höheren Adels verkommt vollständig. Der Jude weiß das ganz genau und betreibt deshalb diese Art der „Entwaffnung“ der geistigen Führerschicht seiner rassischen Gegner planmäßig“)[2].

Angebliches Ziel der Juden dabei war, in einem immerwährenden Rassenkampf die „arische Rasse“ auszulöschen („wo er [Anm.: der Jude] auftritt, stirbt das Wirtsvolk nach kürzerer oder längerer Zeit ab.“)[3]. Man konnte den Juden somit nicht nur die Schuld für unbehagliche Entwicklungen geben, man konnte ihn regelrecht als Sündenbock verwenden.

So war es nicht sehr abwegig, dass die Juden auch für die Niederlage im Ersten Weltkrieg und deren Folgen verantwortlich gemacht werden konnten[4] und somit Deutschland in eine schlechte Lage brachten („Gerade unser Volk, das unter den tausend Augen des Friedensvertrages von Versailles entwaffnet dahinleben muß“)[5].

Der Jude wurde folglich überall als Sündenbock benutzt, so zum Beispiel auf einem Plakat mit der Aufschrift „Entartete Musik – Eine Abrechnung von Staatsrat Dr. H. S. Ziegler“, auf welchem ein dunkelhäutiger Mann auf einem Saxophon spielt und dabei einen Davidstern auf der Brust trägt.

Damit wurde gezeigt, dass auch bei der angeblich entarteten Musik der Jude Schuld ist und somit Musik von dunkelhäutigen schlecht ist, weil die Juden damit zu tun haben.[6]

Durch die Juden als Sündenbock konnte der modernen Massengesellschaft ein alternatives Gesellschaftsmodell gegenübergestellt werden. Ein Gesellschaftsmodell, in dem Geschlechter ganz klar getrennt sind, in dem fremde Kulturen und somit Konflikte keinen Platz haben, ein Gesellschaftsmodell, welches einen Weg aus der Unterlegenheit Deutschlands gegenüber den Alliierten kennt.

Doch weshalb waren die Juden ein Sündenbock? Es muss hierbei erwähnt werden, dass diese Idee keinesfalls neu war. Denn schon im Mittelalter wurden Juden in Europa diskriminiert und als minderwertig betrachtet. Dies zeige ich mit folgenden Punkten auf:

Viele Interpretierten dies so, dass folglich alle Juden sich gegen Jesus und somit gegen das Christentum stellten.[8] Im christlichen Europa war es somit nicht unvorstellbar, dass man sich von den Juden abgrenzte. Denn wie im Konzil zu Nicäa festgestellt wurde[9], war Jesus Gottes Sohn und somit alles und jeden übergeordnet.

Und wenn man den Glauben einer Mehrheit in Frage stellt, war es aus damaliger Sicht Gotteslästerung.

-          Im zwölften Jahrhundert begann die Kirche das Zinsgeschäft zu kritisieren. Zu dieser Zeit übernahmen immer mehr Juden (da diese meist Kaufleute waren) das Zinsgeschäft.

Die Christen mieden immer mehr diesen Berufszweig, da sie der höchsten Autorität (der Kirche) nicht widersprechen wollten. Mit der Kreditaufnahme war immer auch ein Verschuldungspotenzial vorhanden. Und wenn einmal ein Christ verschuldet war, war die Schlussfolgerung nahe, dass dies nur die Schuld der Juden war, da diese Zinsen verlangten und es so immer schwerer wurde, das Darlehen zurückzuzahlen.

Viele Juden litten daraufhin an Enteignungen und wurden vertrieben.[10][11]

-          Im 16. Jahrhundert, zur Zeit der Reformation, veröffentlichte Martin Luther sein Pamphlet „Von den Juden und ihren Lügen“.

In diesem Schriftstück bezeichnet Luther die Juden als dem Teufel gleichgesetzten Feind („Darum wisse du, lieber Christ, und zweifle nicht daran, daß du nächst dem Teufel keinen bittereren, giftigeren, heftigeren Feind hast als einen rechten Juden“)[12]. Luther ruft in dem Pamphlet zu einer Aufhetzung gegen die Juden auf.

So sollen seiner Meinung nach alle Juden enteignet werden, schwere körperliche Arbeit verrichten und versklavt werden („[…] wir aber kriegen ihr Geld, damit sind wir ihre Herren, sie aber unsere Knechte.“)[13]. Auch zeigte er sich nicht abgeneigt, Gewalt gegen sie anzuwenden („Denn ein Wucherer [Anm.: ein Jude]ist ein Erzdieb und Landräuber, der am Galgen siebenmal höher als andere Diebe hängen sollte.“)[14].

Somit wurde das Zinsgeschäft (der Wucher) praktisch als Grundlage für die Hetze verwendet.[15]

Nicht nur im Mittelalter, auch im 20. Jahrhundert gab es eine sehr populäre Schrift, die sich gegen die Juden stellt, das „Protokolle der Weisen von Zion“. Diese Schrift enthält fiktive Reden von angeblichen jüdischen Weltführern, welche die Zerstörung der Weltordnung zum Ziel haben.[16] Obwohl dieses Pamphlet bereits mehrfach als Fälschung entlarvt wurde, wurde und wird es oft als Wahrheit angesehen.

Hitler nahm in seinem Buch „Mein Kampf“ Stellung dazu. Darin dementiert er die Fälschungsvorwürfe und bezeichnet sie als wahr („Sie [Anm.: die Protokolle der Weisen von Zion]  sollen auf einer Fälschung beruhen, stöhnt immer wieder die „Frankfurter Zeitung“ in die Welt hinaus: der beste Beweis dafür, daß sie echt sind.“)[17]. Über die Auswirkungen dieses Pamphlets kann nur Spekuliert werden.

Zum Schluss kann man sagen, dass diese Punkte dem Nationalsozialismus eine willkommene Grundlage für den Judenhass waren. Das Denken von Martin Luther und die Vorurteile gegen Juden spiegeln sich in Hitlers „Mein Kampf“ wider.

Wie bereits von mir erwähnt, waren all diese Darstellungen eine Alternative, eine Lösung aus den Problemen Deutschlands in der Zwischenkriegszeit. Den Leuten wurde ein Bild gezeigt, bei dem für alle Probleme ein Schuldiger gefunden werden konnte. Der Nationalsozialismus bediente sich hierbei an geschichtlichen Vorurteilen und falschen Interpretationen und kreierte somit einen ultimativen Sündenbock.

Folglich musste dieser damals (und trauriger weise zum Teil auch noch heute) für alles herhalten, was sich gegen Adolf Hitlers Ideologie stellte.

[2] Adolf Hitler, Mein Kampf, 851. – 855. Auflage, München 1943, S.346

[3] Adolf Hitler, Mein Kampf, S. 334

[4] Bild mit der Aufschrift: „Hinter den Feindmächten: der Jude“, aus moralischen Gründen nicht beigelegt

[5] Adolf Hitler, Mein Kampf, S. 368

[6] Annahme

[7] Die Bibel, Johannes 19,7: Nach Luthers Ãœbersetzung

[8] Annahme

[9] äa, zuletzt angeschaut am 22.04.2012

[10] zuletzt angeschaut am 22.04.2012

[11] Annahme

[12] Martin Luther, Von den Juden und ihren Lügen, Wittenberg 1543, eingescannt von „c0y0te“, S. 4f

[13] Martin Luther, Von den Juden und ihren Lügen, S. 6

[14] Martin Luther, Von den Juden und ihren Lügen, S. 6

[15] Annahme

[16] Antwort von „Nolti“, zuletzt angeschaut am 22.04.2012

[17] Adolf Hitler, Mein Kampf, S. 337

[18] Annahme

[19] Teil der 9/11-Verschwörung, wonach ein Gebäude, welches in der Nähe des WTC stand, abgerissen wurde und dann der Boden teuer verkauft werden sollte.


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